Originaltitel: The Menagerie, Part 2 Produktionsnummer: 1x16 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 24.11.1966 Erstausstrahlung D: 23.11.1987 Drehbuch: Gene Roddenberry Regie: Marc Daniels & Robert Butler (Material aus "Der Käfig") Hauptdarsteller: William Shatner als Captain James T. Kirk, Leonard Nimoy als Mr. Spock, DeForest Kelley als Dr. Leonard McCoy, James Doohan als Scotty, George Takei als Hikaru Sulu, Nichelle Nichols als Lt. Uhura Gastdarsteller: Jeffrey Hunter als Christopher Pike, Susan Oliver als Vina, Malachi Throne als José I. Mendez, M. Leigh Hudec aka Majel Barrett als Nummer Eins, Peter Duryea als José Tyler, John Hoyt als Philip Boyce, John Hoyt als Garison, Sean Kennedy als der verletzte Pike, Hagan Beggs als Hansen, Julie Parrish als Miss Piper
Kurzinhalt:
Nachdem er Captain Pike von der Raumbasis 11 entführt und die U.S.S. Enterprise auf einen unveränderlichen Kurs zum Planeten Talos IV gesetzt hat – mit dem jeglicher Kontakt strengstens verboten ist – muss sich Spock vor einem an Bord der Enterprise einberufenen Militärgericht verantworten. Im Zuge der Verhandlungen rekapituliert man anhand von Aufzeichnungen die erste Mission zum Planeten unter dem Kommando von Captain Christopher Pike, an der auch Spock beteiligt war. Pike wurde von den Talosianern gefangen genommen und in einen Käfig aus Fels und Glas gesperrt, wo er auf eine Menschenfrau namens Vina traf. Mit der Zeit wird dem versammelten Gremium nicht nur die Motivation der Talosianer für ihr Handeln offenbart, sondern auch Spocks Beweggründe, den nach einem Unfall schwer verletzten und an einen Rollstuhl gefesselten Pike zum Planeten zu bringen…
Denkwürdige Zitate:"I want to talk to you. This regrettable tendency you've been showing lately towards flagrant emotionalism…"
"I see no reason to insult me, sir. I believe I've been completely logical about the whole affair"
(Kirk und Spock nach der Verhandlung.)
"Captain Pike has an illusion, and you have reality. May you find your way as pleasant."
(Die letzten Worte des talosianischen Wächters an Kirk.)
Review:
Der Einstieg ist ziemlich irritierend, und offenbart eine der schlampigsten Auflösungen eines – schlampigen – Cliffhangers, die ich je gesehen habe. Hat am Ende des ersten Teils der Commodore die Verhandlung abgebrochen, und Spock Captain Kirk angefleht, er müsse Mendez davon überzeugen, ihn seine Aussage fortführen zu lassen, steigen wir hier nun direkt in die Fortführung der Anhörung ein. Mal ganz abgesehen davon, dass Spocks Bitte angesichts der Auflösung am Ende, dass es sich beim Commodore die ganze Zeit um ein Trugbild der Talosianer gehandelt hat, nicht den geringsten Sinn ergibt, hat man es sich hier viel zu einfach gemacht. Wie generell die Auflösung rund um Mendez und die Tatsache, dass dieser immer noch auf der Raumbasis verweilt, jedoch dieselbe Aufzeichnung gesehen hat und die Order, die jeglichen Kontakt zum Planeten verbietet, kurzzeitig aussetzt, wie eine viel zu bequeme Deus Ex Machina wirkt. Hier macht man es sich doch deutlich zu leicht. Zudem sind die Aufzeichnungen – gerade auch die Unterbrechung und die Fortführung des letzten Teils erst, nachdem man den Planeten erreicht hat – nach rein dramaturgischen Gesichtspunkten platziert; Logik lässt sich darin jedenfalls keine erkennen.
Auch von diesen Kritikpunkten abgesehen gelingt es dem 2. Teil von "Talos IV – Tabu" nicht ganz, den leicht positiven Gesamteindruck des ersten Teils zu bestätigen. Natürlich ist die Geschichte rund um Pike und seine Erlebnisse auf Talos IV grundsätzlich noch interessant, faszinierend, und kann gefallen – gerade auch, wenn man "Der Käfig" noch nicht gesehen hat. Jedoch: Eine ähnliche Wirkung wie im ursprünglichen, abgelehnten, Pilotfilm kann die Handlung hier leider nicht erzielen. Der Grund hierfür sind die ständigen Unterbrechungen durch die Rahmenhandlung an Bord der Enterprise, welche den Erzählfluss stark beeinträchtigen. Es kommt einfach kaum bzw. deutlich weniger Spannung auf, als wenn die Handlung ohne diese Unterbrechungen erzählt wird. Zudem baut man dadurch, dass es sich "nur" um Aufzeichnungen handelt, und durch die zusätzliche Handlungsebene, Distanz auf. Auch dies ist ein wesentlicher Grund, warum die Handlung rund um Pike hier nicht ähnlich zu packen vermag wie in der ursprünglichen Schnittfassung von "Der Käfig". Negativ fällt zudem die ständige Kommentierung und Erklärung während des Kriegsgerichts auf. Einer der Gründe, warum die Studioverantwortlichen "Der Käfig" damals abgelehnt hatten war ja bekanntlich, dass sie die hier erzählte Geschichte für zu anspruchsvoll hielten. Wohl um nicht erneut mit derselben Kritik konfrontiert zu werden, wird hier nun stattdessen praktisch jedes kleinste Details erschöpfend analysiert und kommentiert – damit auch wirklich jeder kapiert, was hier vor sich geht. Dieses mangelnde Vertrauen in die Intelligenz der Zuschauer finde ich schon etwas bedauerlich.
Zudem sind mir durch diese deutlich distanziertere Betrachtungsweise, die Tatsache, dass ich durch die Unterbrechungen nicht so in der Handlung "drin" war wie bei "Der Käfig", sowie durch die ständigen Kommentierungen, die den Zuschauer dazu einladen, die Handlung rund um Talos IV zu sezieren und bis ins kleinste Detail logisch zu hinterfragen, zwei Kritikpunkte aufgefallen, die ich – mea culpa! – bei meiner Sichtung von "Der Käfig" noch übersehen hatte. So wirkt es schon etwas seltsam, dass die Talosianer – deren Physiologie und Statur sich von den Menschen soooo stark dann auch wieder nicht zu unterscheiden scheinen – bei der Rekonstruktion von Vina einen gar so schlechten Job gemacht haben. Ich meine, wenn das ein Planet voller Notre Dame-Glöckner wäre, ok, aber so? Viel schwerer wiegt aber die Tatsache, dass bei genauerer Betrachtung ihre Motivation zur Gefangennahe von Pike keinen rechten Sinn ergibt. Begründet wird dies damit, dass er gemeinsam mit Vina den Planeten neu bevölkern soll – doch die echte Vina scheint schon viel zu alt dafür zu sein, um noch Kinder bekommen zu können.
Einige mögen einwenden, dass dies ja Außerirdische mit uns unbekannten technologischen Fähigkeiten sind. Aber wenn es ihnen schon so schwer fällt, Vina nach dem Unfall wieder richtig "zusammenzusetzen", fällt es mir schwer, ihnen zuzutrauen, ihre Fruchtbarkeit länger zu erhalten. Hier hat man es bei der großen, überraschenden Wendung rund um Vina am Ende zugunsten des Schockeffektes doch ein wenig übertrieben, auf Kosten der Logik. Kompletter Reinfall ist "Talos IV – Tabu, Teil 2" trotz der genannten Schwächen aber dennoch keiner. Denn selbst in dieser etwas zerstückelten, suboptimal erzählten Form weiß die Geschichte rund um Pike – von dem auch hier wieder unangenehm auffallenden Kampf gegen das Barbaren-Alien einmal abgesehen – grundsätzlich noch zu gefallen. Auch das abschließende Gespräch zwischen Kirk und Spock, wo sich letzterer erneut dem Vorwurf stellen muss, nicht logisch, sondern menschlich-emotional agiert zu haben, weiß zu gefallen. Vor allem aber: Das Ende – in dem das ursprüngliche Ende aus "Der Käfig" perfekt umgeschnitten wurde, um zu suggerieren, der zurückgekehrte Pike und Vina wären nun in ihrer Illusion wieder vereint (bei "Der Käfig" war dieser Pike ein Trugbild, und ein Geschenk der Talosianer für Vina) – sorgt für einen versöhnlichen, angemessenen und sogar ansatzweise berührenden Abschluss; nicht nur für die Doppelfolge, sondern auch für Pikes Geschichte. Gemeinsam mit dem wundervollen Kommentar des Wächters der Talosianer – siehe Zitat zur Folge – sorgt dies für ein versöhnliches Ende einer nur bedingt überzeugenden Episode.
Fazit:
Beim zweiten Teil von "Talos IV – Tabu" rückt die Handlung aus dem ursprünglichen Pilotfilm "Der Käfig" noch stärker in den Mittelpunkt, als wir alle damaligen Ereignisse ab der Gefangennahme von Captain Christopher Pike erleben. Leider kann die entsprechende Geschichte in der hier vorgetragenen, immer wieder unterbrochenen Form, bei weitem keine ähnliche Spannung aufbauen, wie in der ursprünglichen Schnittfassung. Darüber hinaus störte ich mir vor allem an der immer wieder eingestreuten, erklärenden Kommentierung dieser Rahmenhandlung, wo man meines Erachtens den Zuschauern doch etwas zu wenig zutraut, was ihre Intelligenz und ihr Auffassungsvermögen betrifft. Das größte Problem ist aber, wie konstruiert und teilweise richtiggehend unlogisch vieles innerhalb dieser Rahmenhandlung wirkt. Angefangen von der allereinzigsten Todesstrafe in der ganzen Sternenflotte nur für den Kontakt mit diesem Planeten, über die viel zu übertriebenen Cliffhanger pünktlich zur Werbepause, bis hin zur bequemen Deus Ex Machina-Auflösung am Ende, nach denen die überdramatisierten Cliffhanger erst recht noch einmal um einiges unangenehmer auffallen – werden diese doch keineswegs adäquat zu der von ihnen aufgebauten Erwartungshaltung aufgelöst. Der Kern der Geschichte ist nach wie vor gelungen, und vor allem das versöhnliche Ende vermag für einige der Schwächen zu entschädigen – aber eben leider bei weitem nicht für alle.