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Iron Sky Drucken E-Mail
Science Fiction-Farce der "Star Wreck"-Macher Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 05 April 2012
 
Iron Sky - SPECiAL

Iron Sky
(Iron Sky, FIN/D/AUS 2012)
 
Iron Sky
Bewertung:
Studio/Verleih: Blind Spot Pictures/polyband
Regie: Timo Vuorensola
Produzenten: U.a. Oliver Damian, Tero Kaukomaa und Samuli Torssonen
Drehbuch: Michael Kalesniko & Johanna Sinisalo, nach einer Idee von Jarmo Puskala
Filmmusik: Laibach
Kamera: Mika Orasmaa
Schnitt: Suresh Ayyar
Genre: Science Fiction/Komödie
Kinostart Deutschland: 05. April 2012
Kinostart Finnland: 04. April 2012
Laufzeit: 93 Minuten
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Soundtrack
Mit: Julia Dietze, Götz Otto, Christopher Kirby, Udo Kier, Tilo Prückner, Peta Sergeant, Stephanie Paul u.a.


Kurzinhalt: James Washington traut seinen Augen nicht - Nazis auf dem Mond!Im Jahr 2018 schickt die Präsidentin der USA zu Werbezwecken eine Mission auf den Mond. Diese soll zum ersten Mal die dunkle Seite des Erdtrabanten besuchen. Doch kurz nach der Landung entdecken die Astronauten eine geheime Basis der Nazis. Diese haben sich kurz vor Kriegsende mit Reichsflugmaschinen auf die dunkle Seite des Mondes begeben und dort eine Basis errichtet. Seither baut man Kriegsschiffe, und arbeitet an der ultimativen Waffe: Dem Schlachtkreuzer "Götterdämmerung". In der Tasche des amerikanischen Astronauten findet man schließlich genau jenes Stück Technologie, dass zur Fertigstellung des Schiffes noch gefehlt hat: Ein Smartphone, das über genug Rechenleistung verfügt um als Steuercomputer der Götterdämmerung zu agieren. Doch der Akku ist schon bald leer. Daraufhin beschließt Obersturmführer Klaus Adler, zur Erde aufzubrechen, um mehr dieser Wundergeräte zu besorgen. Begleitet wird er vom gefangen genommenen afroamerikanischen Astronauten, James Washington, sowie seiner Verlobten Renate Richter. Dieser kommen nach ihrer Ankunft auf der Erde zunehmend Zweifel zur Ideologie des Nationalsozialismus, sowie der bevorstehenden Invasion. Doch wie soll sie allein die Pläne der Mond-Nazis aufhalten?

Review: Ein Film über Nazis, die sich kurz vor dem Ende des 2. Weltkriegs auf der dunklen Seite des Mondes verschanzt haben, und nun ihre Invasion der Erde beginnen?!?! Als das nächste Filmprojekt der vormaligen Macher der Fanparodie "Star Wreck: In the Pirkinning" angekündigt wurde, haben sich wohl die meisten – meine Wenigkeit eingeschlossen (siehe Platz 61 meiner Kinovorschau 2012) – ein SF-B-Movie-Trashfest erwartet. Ein Anspruch, dem "Iron Sky" nicht gerecht wird – und überraschenderweise auch gar nicht gerecht werden will. Natürlich gibt es ein paar trashige Elemente, und stehen Humor und Satire im Vordergrund, dennoch wird den ganzen Film über deutlich, dass sich Regisseur Timo Vuorensola und sein Team nicht damit begnügen wollen, nur trashig-oberflächliche Unterhaltung zu bieten. Vielmehr treten sie an, um mit Hollywood-Blockbustern und SF-Komödien im Allgemeinen zu konkurrieren, und erzählen eine trotz aller satirisch-humoristischer Elemente ansatzweise ernsthafte Geschichte mit einem Hauch von Tiefgang. Und auch wenn sie im Endeffekt nicht all das erreichen mögen, was sie sich scheinbar vorgenommen haben, hat mich dieser höhere Anspruch an sie selbst – und an ihren Film – positiv überrascht; finde ich dies doch deutlich mutiger, als sich hinzustellen und absichtlich einen auf trashig getrimmten Film zu drehen. Nichtsdestotrotz soll dies als Wort der Warnung an alle Kinobesucher dienen – insbesondere natürlich jene, die das Filmprojekt schon länger verfolgen und wohl ganz andere Erwartungen an "Iron Sky" hegen – und damit einer allfälligen Enttäuschung vorbeugen.

Götz Otto als Klaus Adler, 'Comic-Nazi' mit Führer-AmbitionenViel wichtiger, als ob "Iron Sky" nun Trash bietet oder nicht, sollte aber ohnehin die Frage sein: Ist er denn unterhaltsam? Dies würde ich mit einem "überwiegend ja" beantworten – denn wie schon beim Quasi-Vorgänger "Star Wreck: In the Pirkinning" traf der Humor nicht immer meinen Geschmack. Erneut waren es vor allem die etwas albernen Gags, die bei mir nicht so recht zünden konnten. Zugleich gab es aber auch wieder einiges, das ich höchst amüsant fand. Da der Humor sehr breit gestreut ist – mal eher plump, dann wieder satirischer – dürfte wohl folgender Grundsatz gelten: An "Iron Sky" dürfte jeder etwas, aber wohl niemand alles lustig finden. Ich mochte vor allem die gelegentlich eingestreuten Anspielungen auf Filmklassiker, einige amüsante Dialoge, sowie die satirischen Elemente – insbesondere rund um die US-Regierung. Wobei zugegebenermaßen auch diesen nicht das Prädikat "subtil" verliehen werden kann, sondern überwiegend mit dem Holzhammer agiert wird. Köstlich fand ich das meiste davon trotzdem.

Wo man sich im Vergleich zur Persiflage "In the Pirkinning" mächtig gesteigert hat, ist bei den Figuren. Dort mokierte ich ja noch die übertrieben-dusselige Darstellung der handelnden Personen, was es mir schwer bis unmöglich machte, zu ihnen eine Bindung aufzubauen. Zwar sind auch die Charaktere in "Iron Sky" überwiegend eindimensional und karikativ überzeichnet, dennoch findet sich die eine oder andere Bezugsperson – allen voran Astronaut James Washington sowie die geläuterte Renate Richter. Dadurch kommt im Lauf der Handlung, trotz des immer dominierenden Humors, doch einiges an Spannung auf. Was "Iron Sky" ebenfalls auszeichnet, ist der zumindest ansatzweise vorhandene Tiefgang, und dass man es trotz aller amüsanter Momente nicht gänzlich an Ernsthaftigkeit vermissen lässt – und damit der Handlung jeglicher Dramatik beraubt. Vor allem in der satirischen Überzeichnung schwingt einiges an lohnenswerter Gesellschaftskritik, allen voran gegenüber Politikern, mit. Vor allem bei der Darstellung der Präsidentin der USA (sie wird zwar nie namentlich genannt, soll aber eindeutig Sarah Palin darstellen) wird dies überdeutlich. "Iron Sky" betritt hier zwar sicher nicht Neuland, bewegt sich aber dennoch in lobenswerten Gefilden. Vor allem auch das Ende sorgt – trotz allen vorangehenden Humors – für einen nachdenklichen Ausklang. Jedenfalls fühlte ich mich teilweise an Quentin Tarantinos Meisterwerk "Inglourious Basterds" erinnert. Bevor eine falsche Erwartungshaltung aufkommt: Er kann sich natürlich keineswegs mit dessen Klasse messen, und ist zu keinem Zeitpunkt so genial und/oder packend, aber vom Ton her, wie er bei der Erzählung einer Geschichte über Nazis humoristisches mit satirischem mit ernsthaftem vermischt, zeigen sich meines Erachtens durchaus Ähnlichkeiten.

Julia Dietze als Renate Richter Im Gegensatz zu "In the Pirkinning" arbeitete man bei "Iron Sky" mit professionellen Schauspielern – was sich definitiv bezahlt macht. Götz Otto spielt seinen "Comic-Nazi" voller Inbrunst und Überzeugung, jedoch ohne in Overaction zu verfallen. Auch diese Zurückhaltung, die bei anderen in der Besetzung ebenfalls bemerkbar ist, dürfte für den überwiegend nicht-trashigen Ton des Films mitverantwortlich sein. Stephanie Paul mag nicht als die beste Palin-Nachahmerin in die Geschichte eingehen, füllt ihre Rolle aber ebenfalls gut aus. Noch besser gefiel mir allerdings Peta Sergeant als ihre rachsüchtige Beraterin. Christopher Kirby leidet darunter, dass er als James Washington leider verhältnismäßig wenig zu tun bekommt, und Udo Kier verleiht dem Film in den wenigen Szenen, in denen er zu sehen ist, eine ungewöhnliche (aber positive) Mischung aus Adel und eben jenem trashigen Charme, auf den man bei "Iron Sky" überwiegend verzichtet hat. Sein Wolfgang Kortzfleisch ist jedenfalls eines der Highlights des Films. Am Positivsten ist mir aber Julia Dietze, von der ich bisher weder etwas gesehen noch gehört hatte, in Erinnerung geblieben. Zugegeben, dies liegt sicherlich zu einem nicht unwesentlichen Teil daran, dass sie über die mit Abstand interessanteste Rolle verfügt, und als einzige Figur des Ensembles eine Wandlung durchmacht. Eben diese wurde von ihr aber auch wirklich glänzend gespielt.

Wie schon bei "Star Wreck: In the Pirkinning" sind aber die wirklich tollen Spezialeffekte der möglicherweise hervorstechendste positive Aspekt des Films. Die Weltraumszenen sehen absolut phantastisch aus und müssen sich meines Erachtens nicht vor der Konkurrenz aus Hollywood verstecken. Zudem ist die Länge der Raumschlacht aus meiner Sicht optimal gewählt. Nicht so ausufernd lang (und mit der Zeit doch etwas ermüdend) wie beim Quasi-Vorgänger, aber auch nicht so kurz, dass man sich nach all der Vorbereitungsarbeit und der Zeit, die auf diesen Konflikt am Ende hingearbeitet wird, veräppelt fühlen würde. Die digitalen Hintergründe können schon etwas weniger überzeugen. Zwar sehen sie ebenfalls sehr gut aus, können ihre CGI-Herkunft aber dennoch oftmals nicht ganz verbergen – vor allem, wenn sich im Hintergrund etwas bewegt. Als wirklich störend empfand ich dies jedoch nie. Der einzige Aspekt, wo man "Iron Sky" meines Erachtens das geringe Budget anmerkt, ist in jenen Momenten, wo man sich bei vergleichbaren Hollywood-Produktionen eine Massenszene erwarten würde. Beispielhaft sei die Panik in New York erwähnt, als die Reichsflugscheiben der Nazis dann schließlich die Erde angreifen. Hier kann man nicht ganz mit der – selbstgewählten – Konkurrenz aus Hollywood mithalten. Da ich dies aber ohnehin von ihm nicht erwartet hatte, tat es zumindest meinem Filmgenuss keinen Abbruch. Abschließend muss noch dem Soundtrack der slowenischen Musikgruppe Laibach positiv hervorgehoben werden. Ihr Stil erweist sich als absolut perfekt, um den visuellen Ton des Films auch akustisch zu unterstützen, wobei vor allem ihre Interpretation der amerikanischen Bundeshymne hervorsticht. Ihre Arbeit ist wieder einmal ein Beweis dafür, dass ein toller Soundtrack einen guten Film noch besser machen kann.

Fazit: Die Spezialeffekte sind wieder einmal imposant"Iron Sky" macht Spaß, ist aber sicherlich nicht das trashig-inhaltsleere Hirnabschalt-Spektakel, dass sich viele nicht nur erwartet, sondern erhofft haben – ein Aspekt, am dem sich die Geister wohl scheiden dürften. Grundsätzlich konnte mir die Entscheidung, mehr liefern zu wollen als ein reines sinn- und hirnloses B-Movie, ja sehr gut gefallen, und empfand es auch als durchaus mutig. Der Nachteil daran ist wiederum, dass "Iron Sky" eben nicht Gags am laufenden Band liefert, und zudem versucht in einer Liga mitzumischen, bei der nicht alle Aspekte der Produktion mithalten können. Positiv überrascht hat mich, dass "Iron Sky" trotz aller satirischer Elemente und des Teils albernen Humors doch auch eine Geschichte mit zumindest einem Hauch von Tiefgang erzählt, die vor allem gegen Ende hin ein wenig zum Nachdenken anregen soll.

Der Humor präsentierte sich mir ähnlich durchwachsen wie beim Quasi-Vorgänger. Einiges ist absolut köstlich und zum Brüllen, während bei mir vor allem die klamaukigeren Einlagen eher flach fielen und teilweise auch etwas fehl am Platz wirkten. Dadurch ist "Iron Sky" wieder einer jener Filme, wo jeder etwas, aber wohl niemand alles lustig finden wird. Bei den satirischen Elementen muss sich der Film zudem den Vorwurf gefallen lassen, oftmals mit dem Holzhammer zu agieren und dadurch zu plakativ zu werden. Dennoch liegt mir nichts ferner, als "Iron Sky" schlecht reden zu wollen. Die Effekte sind – vor allem angesichts des niedrigen Budgets – sensationell und müssen sich vor allem in den Weltraumszenen nicht vor der Konkurrenz aus Hollywood verstecken. Die schauspielerischen Leistungen sind allesamt gelungen, wobei für mich vor allem Julia Dietze – nicht zuletzt dank der komplexesten und damit wohl dankbarsten Rolle – hervorstach. Die Figuren sind zwar nach wie vor überzeichnet, aber dennoch besser getroffen und zugänglicher als noch bei "Star Wreck: In the Beginning". Er ist durchwegs qualitativ hochwertig produziert und inszeniert, die Handlung durchaus wendungsreich, verfügt über einen gelungenen Soundtrack, und vor allem: Er ist unterhaltsam. Einige der Szenen und Momente sind absolut köstlich; und zum Drüberstreuen gibt es eben auch ein bisschen etwas zum Nachdenken. Zugegeben, zwischendurch mögen sich kleinere Längen einschleichen, und "Iron Sky" funktioniert wohl als Sammlung gelungener Einzelszenen besser denn als koheränter Film. Doch die gelungenen, amüsanten Momente folgten für mich immer in ausreichend kurzen Abständen, um mich durchgängig gut unterhalten zu fühlen. Für Fans des Genres kann demnach aus meiner Sicht durchaus eine sanfte Empfehlung für einen Kinobesuch ausgesprochen werden.

Wertung:6 von 10 Punkten


Christian Siegel
(Bilder © 2012 polyband Medien GmbH)


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Weiterführende Links:
"Iron Sky" - SPECiAL
Review zu "Star Wreck: In the Pirkinning"
Review zu "Inglorious Basterds"






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