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Kirk unter Anklage Drucken E-Mail
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Originaltitel: Court Martial
Produktionsnummer: 1x14
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 02.02.1967
Erstausstrahlung D: 10.06.1972
Drehbuch: Don M. Mankiewicz & Steven W. Carabatsos
Regie: Marc Daniels
Hauptdarsteller: William Shatner als Captain James T. Kirk, Leonard Nimoy als Mr. Spock, DeForest Kelley als Dr. Leonard McCoy, James Doohan als Scotty, George Takei als Hikaru Sulu, Nichelle Nichols als Lt. Uhura
Gastdarsteller: Percy Rodriguez als Commodore Stone, Elisha Cook als Samuel T. Cogley, Joan Marshall als Lt. Areel Shaw, Alice Rawlings als Jame Finney, Richard Webb als Benjamin Finney

Kurzinhalt: Die U.S.S. Enterprise ist in einen Ionensturm geraten und dabei beschädigt worden. Zudem hat man während der Krise ein Besatzungsmitglied verloren, das sich vor dem Sturm in einer Gondel außerhalb des Schiffes befand. Man fliegt zur Raumbasis 11, um Reparaturen vorzunehmen, und Captain Kirk meldet sich zur Nachbesprechung bei Commodore Stone. Dieser überrascht Kirk mit dem Vorwurf, er habe fahrlässig gehandelt. Denn laut den Computeraufzeichnungen der Enterprise wurde, entgegen dem Standardprotokoll, die Gondel abgesprengt, noch bevor der rote Alarm ausgelöst und somit das sich darin befindliche Besatzungsmitglied, Lt. Benjamin Finney, rechtzeitig gewarnt wurde, um die Gondel verlassen und zum Schiff zurückkehren zu können. Kirk ist sich hingegen sicher, sich korrekt verhalten und den roten Alarm vor Abwurf der Gondel ausgelöst zu haben. Commodore Stone ersucht ihn, seinen Fehler einzugestehen, damit die Angelegenheit ohne großen Wirbel abgeschlossen werden kann. Kirk würde zwar sein Kommando verlieren und hinter einen Schreibtisch versetzt werden, bliebe aber strafrechtlich von weiteren Konsequenzen verschont. Als dieser ablehnt, wird ein Kriegsgericht einberufen, und Captain Kirk des Mordes an Benjamin Finney angeklagt…

Denkwürdige Zitate: "All of my old friends look like doctors. All of his look like you."
(McCoy, etwas neidisch, zu Kirks alter Freundin Lt. Shaw.)

"I speak of rights. A machine has none. A man must!"
(Was Data nur da zu sagen würde?)


Review: Image"Kirk unter Anklage" ist die erste von (gefühlten) unzähligen Star Trek-Episoden, in denen ein Besatzungsmitglied – meist wegen Mordes – vor Gericht steht. Und angesichts der unterdurchschnittlichen Qualität fragt man sich schon, warum wir so viele (zumeist nicht viel bessere) Nachahmer erleben "durften". Ein konstanter Schwachpunkt dieser Folgen, welcher auch bei "Kirk unter Anklage" bereits ersichtlich ist, ist die Tatsache, dass man unseren Helden die Tat, derer sie angeklagt werden, einfach nicht zutraut. Im Gegensatz zu Gerichtssendungen, die sich auf die Anwälte konzentrieren, und bei den jeweiligen Gaststar-Mandanten somit eine gewisse Unsicherheit gegeben ist, ergibt sich im vorliegenden Fall jedwede Spannung – so vorhanden – nur mehr aus der Frage, wie der Freispruch für unseren unschuldigen Helden von statten gehen wird – aber nicht, ob, bzw. ob er diesen überhaupt verdient. Im Falle von "Kirk unter Anklage" muss jedoch auch festgestellt werden, dass dies noch das geringste Problem dieser Folge ist. Mitte der 60er mag man bei solchen Gerichtsdramen vielleicht noch nicht so versiert gewesen sein – wobei auch damals schon Perry Mason jahrelang auf den Fernsehschirmen für die Rechte Unschuldiger eingestanden ist – aber heutzutage fallen zahlreiche Ungereimtheiten im Ablauf der Verhandlung auf.

Wie kann es sein, dass Kirks Verteidiger von der kompromittierenden Videoaufzeichnung nichts wusste? Hätte ihm diese nicht zuvor übergeben werden, bzw. er alle Beweismittel, die gegen seinen Mandanten vorliegen, anfordern und sichten müssen? Sollte Kirks alte Freundin nicht aufgrund des Interessenkonflikts den Fall abgeben? Auch dass sich Kirk nicht einfach nur wegen fahrlässiger Tötung, sondern überhaupt gleich Mord, verantworten muss, ist schwer zu schlucken. Das Motiv, das man ihm andichten will, klang zumindest für meine Ohren nicht sehr überzeugend. Zugleich wurde durch den großen Hass, den Finney auf Kirk empfand, die Auflösung am Ende viel zu offensichtlich. So offensichtlich, dass man sich schon fragen muss, wie es sein kann, dass weder Kirk noch Spock noch sonst jemand diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Hier wirken unsere Helden nicht gerade sonderlich clever – andererseits war dies wohl notwendig, um a) dem Anspruch eines Perry Mason-Verschnitts im All gerecht zu werden, und b) um Cogley überhaupt etwas zu tun zu geben! Auch darüber hinaus strotzt "Kirk unter Anklage" nur so vor logischen Schwächen. So will mir die ganze Geschichte rund um die Gondel nicht wirklich einleuchten – warum holt man ihn nicht schon viel früher herein, und warum muss diese im Falle eines roten Alarms abgekoppelt werden? Deutlich schwerer wiegt aber noch die Tatsache, dass nur drei Leute an Bord der Enterprise den Computer so manipuliert haben könnten, dass er im Zeugenstand quasi falsch aussagt, nämlich Spock, Kirk, und eben Finney. Ernsthaft? Was ist mit dem guten Maschinenkünstler Scotty? Gut, ok, seine Expertise ist die Hard- und nicht die Software, aber trotzdem… soll ich tatsächlich glauben, dass die Enterprise bis auf zwei Leute aus dem Kommandostab und einem Spezialisten keine andere Person mehr an Bord hat, die über entsprechende Computerkenntnisse verfügt? Bin ich der Einzige, der dies für fahrlässig hält? Unfälle können immerhin schnell passieren, und in einer Krisensituation haben Kirk und Spock wohl besseres zu tun, als den Computer zu programmieren…

ImageGegen Ende wird es dann auch noch unfreiwillig komisch. Nicht nur, dass die ganze Idee rund um den Herzschlag etwas überdramatisch wirkt und wenig überzeugen kann – man sollte meinen, ein so fortschrittliches Schiff verfügt über interne Sensoren, z.B. auch um Eindringlinge aufzuspüren – aber vor allem der von McCoy verwendete Soundabsorber, der sich doch etwas zu offensichtlich als simples Mikrofon entlarvt, sieht ziemlich lächerlich aus. Auf ähnlich offensichtlichem "Bügeleisen"-Niveau agierte "Star Trek" sonst eigentlich nie. Schließlich fällt beim Showdown am Ende auch wieder einmal der Einsatz von Stuntleuten viel zu deutlich auf. Ebenfalls nicht immer gelungen sind die schauspielerischen Leistungen. Während ich die leicht überzogene Darstellung von Finneys Wahnsinn angesichts der damals vorherrschenden, noch eher theatralischen, Inszenierung noch verzeihen kann, erweist sich leider insbesondere Alice Rawlings als große Schwachstelle im Ensemble. Und auch, dass hier erneut Soundtrack-Recycling betrieben wurde, und die verwendeten Stücke nicht immer 100%ig zum Geschehen passen, fällt leider etwas negativ auf.

Das letzte große Problem von "Kirk unter Anklage" ist dann schließlich, dass es der Folge praktisch zur Gänze an echten Science Fiction-Themen mangelt. Wo andere durchwachsene Episoden wenigstens noch mit einer faszinierenden Grundidee überzeugen und damit halbwegs für ihre Fehler zu entschädigen vermochten, präsentiert man uns hier nichts weiter als einen Perry Mason-Verschnitt, nur halt im Weltall. Selbst wenn man sie als Charakterfolge kategorisieren will, ist "Kirk unter Anklage" kein Highlight – dafür sind die Einblicke in Kirks Persönlichkeit viel zu sporadisch und bleiben zu oberflächlich. Zudem erfahren wir von bzw. über ihn nichts neues, sondern erleben ihn nur erneut als zwar souveränen, aber nichtsdestotrotz von Zeit zu Zeit auch immer wieder von Selbstzweifeln geplagten, Captain. Das Einzige, was ansatzweise in die Richtung Science Fiction geht, ist der Luddit Cogley und sein Plädoyer gegen Maschinen und für die Menschheit, wo erneut technologiekritische (oder zumindest -warnende) Töne angeschlagen werden. Generell ist Cogley eine gut ausgearbeitete und angenehm schrullige Figur – angesichts seiner Abscheu vor Computern (nicht zuletzt offenbart er sich passenderweise als Bücherwurm) war er für Kirk wohl der optimale Verteidiger, da er der Idee gegenüber, dass sich der Bordcomputer der Enterprise irrt, aufgeschlossen war. Auch die Darstellung der Figur durch Elisha Cook weiß zu gefallen. Weitere Stärken der Episode sind die schönen Außenaufnahmen der Raumbasis, der amüsante Abschluss auf der Brücke der Enterprise, sowie die Tatsache, dass die Episode trotz akuter Spannungsarmut sowie der enorm vorhersehbaren Handlung noch ansatzweise unterhaltsam blieb. Alles in allem eine eher magere Ausbeute, die "Kirk unter Anklage" zu einer der schwächeren Episoden der klassischen "Star Trek"-Serie macht.

Fazit: ImageIm Gegensatz zu vielen anderen Episoden der Original-Serie, die in der Ausführung vielleicht ebenfalls nicht gänzlich überzeugen konnten, aber wenigstens über eine interessante und faszinierende Grundidee verfügten, ist "Kirk unter Anklage" ein simples und noch dazu viel zu vorhersehbares Gerichtsdrama, dass mehr an "Perry Mason" denn an "Star Trek" erinnert. Zahlreiche logische Schwächen, ein überkonstruiertes Drehbuch, die nur teilweise überzeugenden schauspielerischen Leistungen sowie der wieder einmal viel zu offensichtliche Einsatz von Stuntdoubles beim finalen Kampf im Maschinenraum sind nur die größten Kritikpunkte, die ich gegenüber "Kirk unter Anklage" anprangern muss. Bis auf das computer-kritische Plädoyer von Kirks Verteidiger sowie den Einblicken in Kirks Charakter – wobei jedoch nur das bisher bereits bekannte Bild verstärkt wird, statt uns neue Seiten zu zeigen – hat "Kirk unter Anklage" dem geneigten Star Trek- und/oder Science Fiction-Fan leider nichts zu bieten. Um fast 45 Minuten gute Star Trek-Unterhaltung bieten zu können, ist dies jedoch – vor allem angesichts der zahlreichen und teils eklatanten Schwächen – eindeutig zu wenig.

Wertung: 1.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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