Mit: Daniel Radcliffe, Ciarán Hinds, Janet McTeer, Sophie Stuckey, Shaun Dooley, Roger Allman, Liz White u.a.
Kurzinhalt:
Der junge Vater und Notar Arthur Kipps soll sich in dem verschlafenen Dorf Crythin Grifford um den Nachlass einer vor Kurzem verstorbenen alten Witwe kümmern. Diese lebte allein und zurückgezogen auf einer kleinen Insel im Watt vor der Küste des Dorfes. Schon bei seiner Ankunft wird ihm von den Bewohnern nahegelegt, sie möglichst bald wieder zu verlassen. Nichtsdestotrotz macht sich Arthur daran, in dem Haus der Witwe ihre Papiere zu sichten. Doch schon bald merkt er, dass etwas nicht stimmt, denn obwohl er allein im Haus sein müsste, hört er seltsame Geräusche und glaubt, eine Frau in einem schwarzen Kleid zu sehen…
Review:
Zunächst erst einmal das Wichtigste vorweg: Wer sich seit langer Zeit mal wieder so richtig im Kino gruseln möchte, der kommt um "Die Frau in Schwarz" nicht herum. Wer wie ich als bekennender Gruselfilm-Fan ständig auf der Suche nach guten Filmen dieses Genres ist, wurde in den letzten Jahren nur allzu oft enttäuscht. Entweder zelebrierten diese sogenannten Horrorfilme lediglich das möglichst ungewöhnliche Ableben ihrer Protagonisten, oder hangelten sich von einem Klischee zum nächsten, sodass man bereits nach fünf Minuten wusste, wie der restliche Film aussehen wird. Letzteren Kritikpunkt muss sich auch "Die Frau in Schwarz" vorhalten lassen. Regisseur James Watkins hat hier die gängigen Einzelmotive des "Haunted House"-Horrors genommen, und in seiner Verfilmung des Romans von Susan Hill aneinandergesetzt, wobei wirklich nichts fehlt.
Schemenhaft vorbeihuschende Gestalten, Nebelschwaden, blass weiße Kindergesichter, merkwürdige Geräusche oder Aufnahmen aus der Sicht der vermeintlich bösen Entität, all das ist mit von der Partie. Doch so altbekannt und ausgelutscht sich das Ganze anhört, so gut wurde es hier eingesetzt. Der Film saugt den Zuschauer bereits bei der ersten Szene ein und spuckt ihn erst am Ende wieder aus. Mir fällt kein Gruselfilm der letzten Jahre ein, der die Spannung und beklemmende Atmosphäre auf einem dermaßen hohen Niveau über die gesamte Länge gehalten hätte wie "Die Frau in Schwarz". Dabei setzt der Regisseur weniger auf plumpe Schockeffekte, sondern baut sehr schnell eine unterschwellige Bedrohung auf, die nicht zuletzt durch die stimmige Bildsprache gefördert wird. So weiß man in dem Moment, in dem Arthur das Anwesen der Witwe das erste Mal zu Gesicht bekommt, dass dort ganz ganz fiese Dinge passieren werden. So bedrohlich sah ein Haus auf einem kleinen Hügel selten aus.
Dass die Rolle des Arthur Kipps mit Daniel "Harry Potter" Radcliff besetzt wurde, führt leider nicht dazu, dass der Film besser werden geworden wäre. Zu frisch sind immer noch die Assoziationen an ihn als auserwählter Zauberschüler, die er hier auch nicht durch sein durchschnittliches Spiel auf der Leinwand vergessen machen kann. Die Rolle des von Trauer zerfressenen Vaters, der seine Ehefrau bei der Geburt des Kindes verloren hat, nimmt man ihm zwar noch irgendwie ab – durch seine frühere Filmrolle hatte er schließlich genug Gelegenheit, ein leidendes Gesicht einzuüben – trotzdem macht er den Eindruck, als sei er einfach noch zu jung um diesen Charakter wirklich ausfüllen zu können. Hier hätte ein anderes Gesicht gut getan. Zur Story bleibt zu sagen, dass es sich um eine klassische Geistergeschichte im England des späten 19. Jahrhunderts handelt, die zwar keine wirklichen Überraschungen birgt, dafür aber über 95 Minuten extrem dicht erzählt wird, wobei wieder mal das Ende nicht recht gefallen will, es sei denn man steht auf eine Wagenladung Kitsch.
Fazit:
Wer sich auch nur im Entferntesten vorstellen kann, von Gruselfilmen unterhalten zu werden, der sollte nachschauen, in welchem Kino in der Nähe "Die Frau in Schwarz" läuft. Selten habe ich es erlebt, dass mich ein Film dermaßen gefesselt hat. Und dass das Konzept aufgeht, hat man zumindest an mir sehr gut beobachten können, denn obwohl ich mich durchaus als gruselfilmerprobt bezeichnen würde, gab es eine Szene, in der ich es schlicht nicht ertragen habe, mir das Geschehen auf der Leinwand anzugucken. Und das will was heißen.