Klappentext: Bei einem unerwarteten Angriff auf die Enterprise findet das Leben eines der ersten Sternenflottenpioniere ein tragisches Ende, und Captain Jonathan Archer, der legendäre Kommandant des ersten Warp-fünf-Schiffes der Erde, verliert einen engen Freund.
Über zweihundertfünfzig Jahre später werden Akten freigegeben, die die Wahrheit über diesen schicksalhaften Tag endlich ans Licht bringen könnten. Zwei alte Freunde treffen sich, um den Tatsachen auf den Grund zu gehen und zu erfahren, was wirklich geschah.
Was sie schließlich herausfinden, lässt die bisher bekannten historischen Aufzeichnungen in ganz neuem Licht erscheinen und offenbart schockierende Erkenntnisse über die Jahre vor dem irdisch-Romulanischen Krieg.
Kurzinhalt:
Jake Sisko erhält überraschenden Besuch von seinem alten Ferengi-Freund Nog. Dieser ist vor kurzem über geheimnisvolle Aufzeichnungen gestolpert, die angeblich von Chris "Trip" Tucker geschrieben wurden. Doch was darin erzählt wird, weicht teilweise stark von den bisher anerkannten historischen Erzählungen ab – so soll Trip nicht, wie bisher angenommen, beim Überfall von Piraten auf die Enterprise gestorben sein. Vielmehr soll es sich dabei um ein Ablenkungsmanöver gehandelt haben, um sein Verschwinden zu vertuschen. Denn Trip wurde von einer geheimen Abteilung innerhalb der Sternenflotte - Sektion 31 – rekrutiert, um sich als Spion in den romulanischen Raum zu begeben, und zu verhindern, dass die Romulaner vor dem drohenden Krieg einen möglicherweise kriegsentscheidenden technologischen Vorsprung gegenüber der Sternenflotte gewinnen…
Review:
Wie in meinem Review zum Vorgänger, "Das höchste Maß an Hingabe", schon festgehalten, kenne ich bisher die 4. Staffel von "Enterprise" noch nicht – dennoch ist natürlich selbst zu mir Trip's aufsehenerregender Tod im Serienfinale "Dies sind die Abenteuer" bereits vorgedrungen. Beim Vorgänger habe ich mir zugegebenermaßen noch nicht viel bei seinem Auftritt gedacht – da es sich bei der letzten Enterprise-Folge ohnehin – auch dies wusste ich schon – "nur" um eine Holodeck-Aufzeichnung von Riker gehandelt hat, nahm ich an, dass damit Trip's Tod ohnehin ausreichend relativiert sei. Eben dieses Schlupfloch haben nun auch Michael A. Martin und Andy Mangels genutzt, um Trip wieder von den Toten zurückzuholen. Leider ist dies zugleich aber der fast einzige Sinn und Zweck dieses Romans, der sich viel zu sehr darauf konzentriert, Trip's nun-doch-Überleben zu erklären, und zu wenig darum bemüht ist, eine spannende und unterhaltsame Geschichte zu erzählen. Fast wirkt es so, als würden die Autoren sich gezwungen sehen, sich für diese Entscheidung zu rechtfertigen – damit wirkt "Was Menschen Gutes tun" leider mehr wie ein 480 Seiten langes Plädoyer in eigener Sache, denn ein spannender, interessanter Star Trek-Roman.
Aus meiner Sicht hätte es – vor allem angesichts der Offenbarung des Staffelfinales rund um die Holodeck-Simulation – eine deutlich schnellere Richtigstellung der Ereignisse auch getan. Zumal man als Fan von SF-Franchises spätestens seit Boba Fetts Rückkehr im "Expanded Universe" gewohnt ist, dass sich Romanautoren nicht unbedingt immer dazu gezwungen sehen, Ereignisse aus der Vorlage 1:1 und ohne jegliche Anpassung zu übernehmen (was ich insofern nicht weiter tragisch finde, als dass sich umgekehrt ja die Film- und Fernsehproduzenten für gewöhnlich nicht im Geringsten an das in den Romanen geschriebene Wort gebunden sehen – warum sollten sie also im umgekehrten Fall dazu gezwungen sein/werden, sich sklavisch an die Vorlage zu halten?). Als besonders unnötig und teilweise richtiggehend nervig empfand ich dabei die Rahmenhandlung rund um Jake und Nog, als Jake ständig seine Verwunderung darüber kund tun darf, wie dies doch von den bisher bekannten Aufzeichnungen abweicht und dem Leser die Arbeit abnimmt, selbst die Lücken zu füllen bzw. die Ereignisse neu zu interpretieren. Auch hier hat man teilweise das Gefühl, Mangels und Martin fühlten sich gezwungen, sich für ihren Bruch im Kanon quasi zu entschuldigen – was mir vor allem angesichts der Tatsache, wie wenig Wert auf diesen innerhalb der "Enterprise"-Serie gelegt wurde, überflüssig erscheint. Man muss ja nicht gnädiger sein als der Papst…
Von diesen Kritikpunkten abgesehen ist "Was Menschen Gutes tun" aber grundsätzlich ein guter Roman. Die innerhalb all dieser Rechtfertigungen und umständlicher Erklärungen versteckte Geschichte findet genau die richtige Mischung aus Charakterorientierung – wobei natürlich in erster Linie Trip im Mittelpunkt steht; vor allem seine Beziehung zu T'Pol wird genauer beleuchtet – und einer spannenden Spionage-Handlung rund um seinen ersten Einsatz. Etwas irritierend hingegen – gerade auch angesichts der Tatsache, wie sich die Autoren sonst bemüht haben, ihre Änderung des Kanons zu rechtfertigen – empfand ich den Umstand, dass nicht nur Trip bzw. Sektion 31, sondern auch Archer die äußere Ähnlichkeit zu den Vulkaniern bekannt wird. Man sollte meinen, angesichts dessen wäre die entsprechende Offenbarung aus "Spock unter Verdacht" keine große Überraschung mehr. Gerade auch, weil dies einer der wenigen Aspekte war wo sich die Serienproduzenten darauf geachtet haben, die Kontinuität halbwegs zu wahren, finde ich diesen Bruch besonders bedauerlich. Nichtsdestotrotz ergibt sich mit Trips Arbeit für Sektion 31 und dem bevorstehenden romulanischen Krieg eine interessante Ausgangssituation für die Fortsetzung der "Enterprise"-Reihe.
Fazit:
"Was Menschen Gutes tun" konzentrierte sich für meinen Geschmack etwas zu sehr darauf, die bisher bekannte "Star Trek"-Geschichte umzuscheiben. Teilweise schienen sich Michael A. Martin und Andy Mangels für mich schon fast bei ihren Lesern entschuldigen und rechtfertigen zu wollen. Vor allem die Rahmenhandlung rund um Jake und Nog war entbehrlich und zehrte an meinen Nerven. Wenn sie aber endlich mal nicht damit beschäftigt waren, ihre Änderungen an der Star Trek-Historie zu erklären, sondern sich darauf konzentrierten, eine spannende und interessante Geschichte zu erzählen, vermochte "Was Menschen Gutes tun" durchaus gut zu unterhalten. Schade nur, dass dies vergleichsweise selten der Fall war. Nachdem diese Geschichtsrevision nun abgeschlossen ist, hoffe und rechne ich aber damit, dass die weiteren Abenteuer des (ersten) Raumschiffs Enterprise um einiges besser unterhalten werden können, und blicke den weiteren Romanen der Reihe dementsprechend mit optimistisch-freudiger Erwartung entgegen.
Christian Siegel
Bewertung: 2.5/5 Punkten
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