Kurzinhalt:
Eine amerikanische Kleinstadt im Bundesstaat Mississippi Anfang der 60er Jahre: Nach ihrem College-Abschluss kehrt die junge Reporterin Skeeter in ihre Heimatstadt zurück – und beschließt, gegen alle Widerstände in einem Buch jene afro-amerikanische Frauen zu interviewen und zu portraitieren, die als Hausmädchen die Kinder ihrer weißen Hausherren aufziehen. Noch mehr Mut müssen jedoch jene Frauen beweisen, die aus ihrem teils schweren Leben erzählen – denn diese riskieren mehr als einfach nur ihren Job…
Review:
Es wäre ein leichtes gewesen, als diesem Stoff ein schwermütiges, todernstes Rassendrama und Sittenbild der Südstaaten der USA Anfang der 60er zu machen. Und auch wenn Tate Taylor mit seinem Drehbuch und seiner Inszenierung dem ersten Hintergrund der Geschichte zweifelsohne gerecht wird und zahlreiche berührende Szenen auf die Leinwand bringt, so durchzieht "The Help" – was ihn von vielen ähnlichen Vertretern angenehm unterscheidet – doch auch eine feine humoristische Klinge, die ihn trotz aller dramatischer und ernster Elemente auch sehr unterhaltsam, und teilweise sogar richtiggehend amüsant, werden lässt. Eben dieser Humor trägt dann auch einen Großteil dazu bei, dass die mehr als zwei Stunden überwiegend wie im Flug vergehen, und ich mich durchgehend gut unterhalten fühlte. Teilweise ist es wirklich erschreckend, wenn einem hier wieder einmal die Zustände in Amerika vor gerade mal 50 Jahren (nicht einmal ein durchschnittliches Lebensalter) vor Augen geführt werden – wobei vieles, was den Protagonisten in "The Help" wiederfährt, ja noch vergleichsweise am harmloseren Spektrum der damaligen Unterdrückung angesiedelt ist.
Der noch verhältnismäßig unerfahrene Regisseur Tate Taylor inszeniert "The Help" zwar nicht unbedingt mit besonders viel Raffinesse, aber durchaus mit sicherer Hand, und fängt vor allem immer genau den richtigen Ton ein. Wirklich beachtlich sind an "The Help" aber, neben der eigentlichen Geschichte, die schauspielerischen Leistungen – die ja auch mit insgesamt drei Oscar-Nominierungen belohnt wurden. Am deutlichsten bleibt dabei wohl Octavia Spencer mit einer sehr abwechslungsreichen, zwischen Komik und Tragik wechselnden Performance in Erinnerung, die zudem einige der denkwürdigsten Szenen geschenkt bekommt. Viola Davis zeigt eine ungemein herzergreifende Performance, und Jessica Chastain erweist sich – wie in vielen Filmen des vorangegangenen Jahres – als wertvolle Stütze innerhalb der Besetzung. Vergessen hat die Academy hingegen auf die wieder einmal glänzende Emma Stone, die in "The Help" beweist, dass sie nicht nur Komödien, sondern auch Dramen und ernsthafte Filme, auf ihren noch jungen Schultern tragen kann, sowie Bryce Dallas Howard, die sich – stellvertretend für die damals vorherrschende Gesellschaft – bedenken- und furchtlos auf eine sehr antipathische Rolle stürzt. Eben dies stellt dann jedoch in gewisser Weise auch schon meinen einzigen markanten Kritikpunkt an "The Help" dar. Im Bestreben, den Film so aussagekräftig wie möglich zu machen, lässt Tate Taylor die Grenze zwischen Gut und Böse doch einen Hauch zu eindeutig verlaufen. Gerade auch bei der großen Antagonistin des Films hätte ich mich über eine Szene gefreut, welche zumindest ansatzweise versucht hätte, uns ihren Standpunkt zu erläutern und Gründe für ihr Denken und Handeln darzulegen. Dem angenehm hohen Unterhaltungswert sowie der Bedeutsamkeit, sich diese noch nicht so lang zurückliegenden Zustände wieder einmal in Erinnerung zu rufen, tut dies jedoch meines Erachtens kaum einen Abbruch.
Fazit:
"The Help" widmet sich einem schwierigen, jedoch wichtigen Thema neben der angemessenen Ernsthaftigkeit auch mit einer erfrischenden (und angenehmen) Dosis Humor, welche ihn trotz aller tragisch-ernster Untertöte sehr unterhaltsam und stellenweise auch höchst amüsant werden lässt. Getragen wird der Film dabei in erster Linie von seinem hochkarätigen Ensemble, aus dem vor allem Viola Davis, Octavia Spencer, Emma Stone, Jessica Chastain sowie Bryce Dallas Howard – in einer für sie ungewöhnlich unsympathischen Rolle – hervorstechen. Der Ton des Films gestaltet sich sehr abwechslungsreich: Mal angemessen rührselig, dann wieder humorvoll, aber immer unterhaltsam. Einzig ein etwas differenzierteres Bild der hier portraitieren Figuren hätte ich mir stellenweise gewünscht. Davon abgesehen ist "The Help" ein sehr gutes, und nach wie vor wichtiges und relevantes, Drama über Rassentrennung, und wie der Mut Einzelner dabei helfen kann, die Gesellschaft zum Besseren zu wenden.