Mit: Kate Beckinsale, Scott Speedman, Tony Curran, Derek Jacobi, Steven Mackintosh, Shane Brolly, Michael Sheen, Bill Nighy u.a.
Kurzinhalt:
Nach der Ermordung des Vampir-Fürsten Viktor sind Selene und der Vampir-Lycaner-Hybrid Michael auf der Flucht. In der Festung der Vampire wird unterdessen der Letzte der Ältesten des Ordens, Marcus, aus seinem Schlaf erweckt, um die Vampire anzuführen. Bei ihm handelt es sich um den Ur-Vampir – jenen Menschen, der von einer Fledermaus gebissen wurde und sich daraufhin in einen unsterblichen Blutsauger verwandelt hat. Sein Zwillingsbruder Michael wiederum ist der Ursprung der Lycaner und Werwölfe – wurde dieser doch einst von einem Wolf gebissen. Die ersten Werwölfe waren Bestien, die nie wieder in ihre menschliche Form zurückkehren konnten. Die Vampire von einst versuchten verzweifelt, die Seuche einzudämmen – und schließlich gelang es ihnen, Michael gefangen zu nehmen und in einen eisernen Sarg zu sperren. Den Schlüssel zu diesem Gefängnis trägt unbewusst Selene bei sich, die ihn dem toten Lucian abgenommen hat – weshalb Marcus nun Jagd auf Michael und sie macht, möchte er seinen Bruder doch unbedingt befreien. Gelingt ihm dies, droht der Menschheit – und den Vampiren – die Vernichtung…
Review:
"Underworld: Evolution" knüpft nahtlos an den Vorgänger an – ein Stilmittel, dass ich bei Fortsetzungen grundsätzlich sehr gerne sehe, und sich auch hier wieder als große Stärke erweist. Positiv fällt auch die kürzere Laufzeit und die damit einhergehende deutlich straffer und flotter erzählte Handlung auf – wenn sich diese auch leider im Gegenzug was Wendungen und Komplexität betrifft mit dem Vorgänger nicht messen kann. Der höhere Unterhaltungswert, dadurch dass die Längen aus "Underworld" bei dieser "Evolution" vermieden werden, machen dies aus meiner Sicht aber durchaus wieder wett. Auch die Actionszenen sind diesmal nicht mehr ganz so ausgedehnt und daher unterhaltsamer (wenn auch nicht wirklich spannender). Besser gefallen konnte mir auch die optische Gestaltung. Zwar behält Len Wiseman die den Vorgänger dominierende Farbpalette überwiegend bei, und präsentiert einen erneut sehr düsteren, in Blautönen gehaltenen Film, jedoch wird die daraus entstehende visuelle Eintönigkeit in einigen Einstellungen durchbrochen, was ihn optisch abwechslungsreicher und damit interessanter macht.
Zu den Highlights des Films zählten für mich die Sexszene (kritische Stimmen mögen bemängeln, dass es aufgrund der Positionierung seines Unterleibs teilweise so aussieht, als würde Michael Serene's Bauchnabel penetrieren; aber angesichts der Tatsache, wie spärlich in den 0er-Jahren – vor allem in Popcorn-Filmen – erotische Einlagen gesät waren, kann ich vor allem angesichts der ansonsten sehr gelungenen Inszenierung wohlwollend darüber hinwegsehen), (Achtung, Spoiler!) Anton Corvinus Tod (Spoiler Ende) sowie der wieder gelungen in Szene gesetzte Showdown – wenn auch etwas negativ auffällt, dass sich das Setting desselben fast 1:1 mit jenem aus dem Vorgänger zu decken scheint (erneut wird in alten Steinruinen voller Wasser gekämpft). Womit wir auch schon den Bogen zu den Schwächen des Films geschlagen hätten. Neben der bereits erwähnten weniger komplexen und damit interessanten Handlung fallen vor allem die sehr blassen und austauschbaren Bösewichte auf. Mit Bill Nighy als Viktor und Michael Sheen als Lucian konnte "Underworld" zwei phantastische Kaliber auffahren, die ihre jeweiligen Figuren voller Inbrunst verkörpert und damit zumindest bei mir einen (äußerst positiven) Eindruck hinterlassen haben. Das einzig interessante an Marcus sind hingegen seine Fledermaus-Flügel, die vor allem wenn er jemanden damit festhält sehr gut in Szene gesetzt werden (und sehr überzeugend umgesetzt sind). Charakterlich bleibt er hingegen so blass, wie sein im weiteren Verlauf des Films befreiter Zwillingsbruder beharrt ist.
Auch der Besuch beim Verfasser der Vampir-Chronik kann nur bedingt überzeugen. Es ist die einzige Stelle, wo der Film das Tempo merklich reduziert und fast zum Stillstand gelangt. Angesichts der Tatsache, wie schnell sich in dieser "Unterwelt" Informationen austauschen lassen, mit dem Saugen von Blut, eine suboptimale Umsetzung. Zudem wirken die hier kurzzeitig präsentierten nackten Tatsachen sehr aufgesetzt, und wollen nicht wirklich in diese Welt – und zum Rest des Films – passen. Der letzte große Kritikpunkt betrifft dann das Ende, welches praktisch 1:1 aus "Terminator 2 – Tag der Abrechnung" geklaut wurde, und den Cineasten von Welt damit unweigerlich an einen deutlich besseren Film (ebenfalls mit einer toughen Action-Heroine) erinnert. Die restlichen Aspekte des Films – Inszenierung, Soundtrack, Ausstattung, schauspielerische Leistungen – bewegen sich überwiegend auf dem Niveau des Vorgängers, wobei vor allem Kate Beckinsale in hautengem Latex wieder einmal das Herz (?) eines jeden heterosexuellen Mannes im Sturm erobern dürfte…
Fazit:
"Underworld: Evolution" hält im Wesentlichen das Niveau des Vorgängers. Die geradlinigere Handlung sowie die weniger beeindruckenden Bösewichte werden durch eine deutlich straffere Erzählweise – und dem damit einhergehenden höherem Tempo – sowie der visuell abwechslungsreicheren Gestaltung kompensiert. Darüber hinaus wissen wie schon beim Vorgänger vor allem einzelne, von Len Wiseman perfekt eingefangene Höhepunkte, sowie eine wieder einmal – nicht nur optisch – überzeugende Kate Beckinsale als sexy Vampir-Kriegerin zu gefallen. Das von einem deutlich besseren Film abgekupferte Ende sorgt zwar kurzzeitig für einen fahlen Nachgeschmack, im Endeffekt erleidet "Underworld: Evolution" dann aber ohnehin ein ähnliches Schicksal wie sein Vorgänger: Er bietet bei der Erstsichtung zwar durchaus unterhaltsames Popcorn-Kino, dürfte aber nur den wenigsten darüber hinaus noch länger in Erinnerung bleiben.