Mit: Kate Beckinsale, Scott Speedman, Michael Sheen, Bill Nighy, Shane Brolly, Sophia Myles, Kevin Grevioux, Zita Görög u.a.
Kurzinhalt:
Seit Jahrhunderten herrscht ein Krieg zwischen Vampiren und Lycanern. Seit knapp 600 Jahren, als es Kraven gelang, den Anführer der Lycaner Lucian zu ermorden, wähnen sich die Vampire zwar in Sicherheit, doch immer noch macht ihre Kampf-Elitetruppe, Todeshändler genannt, Jagd auf alle Werwölfe und Lycaner, um die Bedrohung ein für allemal auszuschalten. Bei einem Einsatz wird Selene, eine der Kriegerinnen, darauf aufmerksam, dass die Lycaner offenbar versucht haben einen gewöhnlichen Menschen zu entführen – doch aus welchem Grund? Bei ihren Nachforschungen stößt sie nicht nur auf ein Komplott innerhalb der Führung der Vampire, sondern beginnt sich zudem, in Michael zu verlieben. Doch dieser wurde von einem Lycaner gebissen und wird sich beim nächsten Vollmond in einen von ihnen – und damit einen von Selene's eingeschworenen Feinden – verwandeln…
Review:
Das Konzept von Underworld, den ewigen Konflikt zwischen Vampiren und Werwölfen in die Gegenwart zu bringen und mit modernen Waffen ausfechten zu lassen, hat ja grundsätzlich etwas für sich. Und auch wenn das Ergebnis sicherlich kein schlechter Film ist – da wäre mehr drin gewesen. Mein Hauptproblem mit "Underworld" ist, wie wenig spannend er ausgefallen ist, bzw. die zu lange Laufzeit, die dazu führt dass sich manche Szenen und Entwicklungen einfach zu sehr ziehen. Vor allem im ersten Drittel kam bei mir immer wieder mal Langeweile auf – teilweise sogar, und das ist für einen vermeintlichen Actionkracher immer ein Problem, in den vereinzelt etwas zu ausgedehnten Actionszenen. Auch dem sehr speziellen Look des Films stehe ich etwas zwiespältig eggenüber. Einerseits verschafft die fast ständige Dunkelheit sowie der starke Einsatz von Blau der hier geschaffenen "Unterwelt" eine ganz eigene Identität, die den Film sich von anderer Popcorn-Unterhaltung visuell unterscheiden lässt – andererseits hatte ich mich an diesem Look recht schnell satt gesehen und hätte mir etwas mehr optische Auflockerung und Abwechslung gewünscht. Denn mit der Zeit sah "Underworld" doch etwas eintönig aus, was ebenfalls dem Unterhaltungswert nicht zuträglich war.
Die Action ist von Len Wiseman grundsätzlich grundsolide inszeniert. Im Gegensatz zu vielen anderen Actionregisseuren verzichtet er auf zu hektische Schnitte und starke Zooms. Was ihm besonders gut gelingt ist, einzelne Highlights und coole Momente hervorzuheben und beeindruckend in Szene zu setzen – wie z.B. Selene's letzte Aktion beim Showdown. Hier setzt er auch oft auf Zeitlupen, um die entsprechenden Momente ausreichend zu zelebrieren. Leider aber ist die Action zwischen diesen Höhepunkten relativ einfallslos und wenig packend, weshalb bei einigen der ausgedehnteren Kämpfen – wie zuvor schon erwähnt – bei mir leider zwischendurch doch auch ein wenig Langeweile aufkam. Eine der Stärken des Films ist hingegen – zumindest überwiegend – das angenehm wendungsreiche Drehbuch. Wie zuvor schon erwähnt nimmt man sich zwar meines Erachtens vor allem im ersten Drittel etwas zu viel Zeit dafür, diese (Unter-)Welt vorzustellen, was Tempo, Spannung und Unterhaltungswert merklich in den Keller rutschen lässt, aber die Figuren sind für reines, anspruchsloses Popcorn-Kino überraschend gut ausgearbeitet und überzeugen neben ihren nachvollziehbaren Motivationen vor allem mit ihrer Zwielichtigkeit. Glaubt man zu Beginn, genau zu wissen, wer die Guten und die Bösen sind, werden unsere entsprechenden Erwartungen im Verlauf des Films ein aufs andere Mal auf den Kopf gestellt, als einige Offenbarungen die Figuren in einem neuen Licht erscheinen lassen. Problematisch ist hingegen, dass just Selene und Michael zu den uninteressantesten Figuren zu zählen sind, und auch ihre Romanze nicht wirklich überzeugend in Szene gesetzt wurde. Zumindest ich konnte jedenfalls die großen Gefühle, die sich binnen kürzester Zeit zwischen den beiden angeblich entwickeln sollen, nicht wirklich nachvollziehen.
Kate Beckinsale stand zwar bereits seit Anfang der 90er regelmäßig vor der Kamera, vor "Underworld" war ihr größter und bekanntester Auftritt aber wohl ihre Nebenrolle in "Pearl Harbor". Erst Selene, welche ihr erlaubte ihren sexy Körper in hautengem Latex vorzuführen, verschaffte ihr den Durchbruch, und das – nicht nur aufgrund ihrer praktisch über die gesamte Laufzeit zur Schau gestellten optischen Vorzügen – nicht zu Unrecht. Jedenfalls vermag sie es nicht nur als Vampir-Kriegerin, sondern auch in den stilleren Momenten, zu überzeugen. Scott Speedsman blieb hingegen für mich eher blass, wobei das Drehbuch ihm auch nicht gerade dabei half, seinem Michael Profil zu verleihen. Die besten Leistungen kommen aber eindeutig von zwei gestandenen Schauspielern, welche die Besetzung von "Underworld" veredeln: Bill Nighy als Vampir-König Viktor, und Michael Sheen als Anführer der Lykaner, Lucian. Beide scheuen nicht davor zurück, ihre "larger than life"-Charaktere mit überzogener Theatralik darzubringen, und "die Kulisse zu kauen", wie man auf Englisch so schön sagt. Jedenfalls ist es in erster Linie den beiden zu verdanken, dass sich "Underworld" trotz seiner Schwächen denkbar knapp in die Durchschnittlichkeit retten kann.
Fazit:
Nichts an "Underworld" ist richtig schlecht, aber leider auch nur sehr wenig wirklich gut. Der optische Stil weiß vor allem zu Beginn zu gefallen, nutzt sich jedoch auch recht schnell ab, weshalb ich mir nach einiger Zeit doch etwas visuelle Abwechslung gewünscht hätte. Len Wiseman setzt vor allem die Höhepunkte, insbesondere bei den Kämpfen, sehr gut in Szene, davon abgesehen ist die Action aber nichts Besonderes und doch auch etwas repetitiv. Einige der Figuren, insbesondere Victor und Lucian, sind für einen anspruchslosen Popcorn-Film schon fast überraschend komplex und gut ausgearbeitet, dafür weiß jedoch Selene leider doch nur eher optisch zu beeindrucken, während ihre Gefühle zu Michael nie so recht überzeugend zur Geltung kommen. Und letzterer ist leider ohnehin die uninteressanteste Figur des Ensembles. Am Drehbuch wiederum wissen einige Wendungen sowie die dahinter stehende Mythologie durchaus zu gefallen, doch gerade auch im ersten Drittel fehlt es den Ereignissen an Tempo und Spannung, weshalb sich zwischendurch das eine oder andere Mal Langeweile einschleicht. Und auch die schauspielerischen Leistungen reichen von sehr gut (Michael Sheen und Bill Nighy) über gelungen (Kate Beckinsale) bis hin zu unauffällig (Scott Speedman). Alles in allem also ein eher durchwachsener Popcorn-Streifen, der zwar einmalig angemessen unterhält, zumindest für mich aber nicht genug bereit hält, um eine Zweitsichtung zu rechtfertigen.