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Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs Drucken E-Mail
Triumphaler Abschluss der Fantasy-Trilogie Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 24 Dezember 2011
 
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Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs
(The Lord of the Rings - The Return of the King, USA/NZ 2003)
 
Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs
Bewertung:
Studio/Verleih: New Line Cinema/Warner Bros.
Regie: Peter Jackson
Produzenten: U.a. Peter Jackson, Barrie M. Osborne, Tim Sanders, Fran Walsh, sowie Bob & Harvey Weinstein
Drehbuch: Fran Walsh, Philippa Boyens & Peter Jackson, nach dem Roman von J.R.R. Tolkien
Filmmusik: Howard Shore
Kamera: Andrew Lesnie
Schnitt: Jamie Selkirk
Genre: Fantasy
Kinostart Deutschland: 17. Dezember 2003
Kinostart USA: 17. Dezember 2003
Laufzeit: 201 bzw. 251 Minuten
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu Ray (SEE-Trilogie), Blu Ray (Kinofassung), DVD (SEE), DVD (Kinofassung), Soundtrack, Soundtrack (Complete Recordings), Romanvorlage
Mit: Elijah Wood, Ian McKellen, Sean Astin, Andy Serkis, Billy Boyd, Dominic Monaghan, Viggo Mortensen, Orlando Bloom, John Rhys-Davies, Hugo Weaving, Liv Tyler, Cate Blanchett, Bernard Hill, Miranda Otto, Karl Urban, John Noble, David Wenham, Sean Bean, Christopher Lee, Ian Holm u.a.


Kurzinhalt: Während sich Frodo, Sam und Gollum auf dem beschwerlichen Weg nach Cirith Ungol machen, kehren Gandalf, Aragorn und ihre Gefolgschaft wieder nach Rohan zurück. Nachdem der Sieg gegen Saruman gebührend gefeiert wurde, ist es an der Zeit, sich über das weitere Vorgehen Gedanken zu machen. Denn schon bald müssen die Gefährten erkennen, dass sie hier nur eine Schlacht gewonnen haben, nicht jedoch den Krieg. Um Gondor vor dem herannahenden Sturm zu warnen, reitet Gandalf gemeinsam mit Pippin nach Minas Tirith, der weißen Stadt. Doch deren Truchsess Denethor ist immer noch zu erschüttert vom Tod seines Sohnes Boromir, um etwas gegen die drohende Vernichtung seines Volkes zu unternehmen. Und auch Rohan kann trotz aller Bemühungen nicht so viele Kämpfer beisteuern, wie für eine erfolgreiche Verteidigung der weißen Stadt erforderlich wären. Nun liegt es an Aragorn, der seine Bestimmung akzeptieren muss, wenn das Volk der Menschen gegen die Übermacht aus Mordor noch eine Chance haben will. Währenddessen plant Gollum, Frodo in eine Falle zu locken, um endlich den Ring wieder an sich nehmen zu können. Als es ihm schließlich gelingt, einen Keil zwischen Frodo und Sam zu treiben, droht die Mission des Ringträgers zu scheitern…

Spoilerhinweis! Der erste Teil dieses Reviews ist noch spoilerfrei gehalten – nach dem entsprechenden Vermerk im Review sollten aber all jene, die den Film noch nicht gesehen haben, erst beim Fazit weiterlesen!

Review: ImageNach 2 Jahren des Hoffens und Wartens näherte sich die Trilogie nun ihren Ende zu: Am 17. Dezember 2003 startete "Die Rückkehr des Königs" weltweit in den Kinos, und so wie für mich war es wohl für viele Fans in erster Linie eine Zeit des Wehmuts und des Abschieds. Die "Herr der Ringe"-Trilogie war für mich mehr als nur Filme. Von der ersten Sichtung von "Die Gefährten" an ist Mittelerde zu einer zweiten Heimat für mich – und meine damalige Freundin – geworden. Nicht nur wurden immer wieder die DVD's eingelegt und die Filme, oder auch das zwar ausführliche, aber ungemein interessante Making Of auf den SEE-DVDs geschaut, auch die Soundtracks fanden sich regelmäßig im CD-Spieler wieder. Ein selbst kreiertes Hörspiel aus den DVD's sorgte dafür, dass uns die Filme auch bei längeren Autofahrten begleiteten. Zudem wurden zahlreiche "Herr der Ringe"-Puzzles fertig gestellt und einige der zur Trilogie erschienenen Brettspiele gespielt. Doch nun, mit der bevorstehenden Kinoveröffentlichung des letzten Teils der Trilogie, neigte sich dieses bis dato für mich einzigartige Kinophänomen dem Ende zu.

Es war eine Nacht, die ich mein Leben lang nicht vergessen werde, und die wie kaum etwas anderes Zeugnis über die Faszination dieser Trilogie Zeugnis ablegt. In selbst gemachten "Herr der Ringe" T-Shirts bekleidet (jene, die wir uns extra für die Mitternachtspremiere im Internet gekauft hatten, trafen leider erst am darauffolgenden Tag und damit zu spät ein, weshalb noch schnell PC, Drucker und Bügeleisen bemüht wurden) begaben wir uns am 16. Dezember 2003 in das Triple Feature, zu meinem nach wie vor längsten Kinobesuch aller Zeiten. Und es war einfach nur phantastisch und atemberaubend, und eine grandiose Erfahrung, mit all diesen anderen Fans diesen ganz besonderen Tag zu teilen. Einige erschienen kostümiert, andere in Fan-Shirts, und wieder andere auch ganz normal… vor allem aber erschienen sie zahlreich. Mein damaliges (und auch heute noch überwiegendes) Stammkinos verfügte damals wie heute über 12 Säle… und nicht nur waren stolze 10 davon für die Mitternachtspremiere reserviert, 6 davon waren ab 17:00 Uhr für das Triple Feature belegt. Ganz egal, welche Hypes es um Filme danach auch gegeben haben mag, aber… an so etwas kann ich mich weder davor noch danach erinnern. Als besonders faszinierend empfand ich auch, dass dieses Triple Feature sogar Neulinge begeistern konnte – saßen doch damals direkt neben mir zwei Leute, die ihren Gesprächen nach zuvor zwar von "Der Herr der Ringe" gehört, aber noch keinen der Filme gesehen hatten. Trotzdem das Geld für ein solches Event auszugeben und sich über 10 Stunden in ein Kino zu begeben, um sich die Filme in einem Stück anzusehen… mir fällt kein besseres Zeugnis darüber ein, welche Faszination damals von dieser Trilogie ausgegangen ist.

ImageDoch kommen wir nach dieser kurzen Einleitung zum Film selbst. Kurz gesagt: "Die Rückkehr des Königs" ist ohne Zweifel ein gelungener, würdiger und absolut befriedigender Abschluss für diese wohl bisher größte und beste Trilogie der Filmgeschichte. Ich kann mir wahrlich nicht vorstellen, dass jemand, der von den ersten beiden Teilen begeistert war, vom dritten enttäuscht ist – wenn es aus meiner Sicht auch ihm nicht ganz gelungen sein mag, an die Perfektion von "Die Gefährten" heranzukommen. Zu beachten ist auch, dass sich "Die Rückkehr des Königs" teilweise doch recht stark von den beiden Vorgängern unterscheidet; einerseits im Ton, andererseits auch in der Dramaturgie – vor allem aber auch in seiner Wirkung auf mich. Nach den ersten beiden Teilen wusste ich eigentlich immer sofort, wie sie mir gefallen haben, ich hatte schon sehr bald das Bedürfnis, sie wiederzusehen. Bei "Die Rückkehr des Königs" war dies anders: Hier offenbart sich dem Zuschauer eine derartige Tour de Force, dass es bei mir etwas gedauert hat, bis sich der Film gesetzt und ich mir eine Meinung gebildet hatte – wobei die Triple Feature-Erfahrung diesen Eindruck sicherlich noch verstärkt hat.

Die erste Stunde ist absolute Spitzenklasse, Kinounterhaltung vom Feinsten. Es gibt einerseits Humor und eine leichte Verschnaufpause (ein "Luftholen vor dem Sprunge", wie Gandalf es ausdrückt), andererseits unzählige gute und wichtige Charaktermomente, in denen sich die Figuren teilweise auch wieder etwas weiterentwickeln dürfen. Am meisten trifft dies auf Pippin zu; seine Szenen mit Gandalf sind großartig und gehören zum Besten, dass die Filmtrilogie an Dialogen zu bieten hat. Doch auch Aragorn entwickelt sich weiter: Er nimmt nun endlich seine Bestimmung an, lässt den Waldläufer hinter sich und schwingt sich zum König der Menschen auf. Nach der ersten Stunde wandelte sich der Eindruck dann leider ein wenig, als sich vor den Augen des Zuschauers ein Paradoxon offenbart: Die nachfolgenden 1-1/2 Stunden wirken zugleich ein wenig zu gehetzt, und zugleich aber auch etwas langatmig. Einerseits fehlen ein paar Momente und Szenen und drohen die Figuren gegenüber des Spektakels etwas zu sehr in den Hintergrund zu rücken, andererseits fehlt es dieser – so bombastisch sie auch ausgefallen mag – etwas an emotionalem Gewicht. Die Schlacht um Helms Klamm war jedenfalls, so gut die Belagerung von Minas Tirith grundsätzlich auch inszeniert gewesen sein mag, deutlich packender, und hatte mehr "Magie" zu bieten. Überhaupt hatte ich – zumindest beim ersten Teil der Schlacht – teilweise das Gefühl, ein unbeteiligter externer Beobachter zu sein, was im krassen Widerspruch zu den beiden vorangegangenen Filmen steht, wo die Devise von Peter Jackson doch stets "Mittendrin statt nur dabei" war. Was "Die Rückkehr des Königs", zumindest in den mittleren 1-1/2 Stunden, an Zauber fehlen mag, macht er allerdings dadurch wieder wett, dass er sich im Vergleich zum unmittelbaren Vorgänger eigentlich keine Schwäche erlaubt. Auch hält sich Peter Jackson diesmal wieder viel näher an die Buchvorlage. Es gibt nur wenige wirklich gravierende Änderungen, von denen ich die meisten sogar begrüße. Den Rest finde ich zwar überflüssig, wirklich stören tun sie mich aber auch nicht.

ImageSchließlich schreitet die Handlung voran, und es gibt einen Schlüsselmoment... nach dem macht "Die Rückkehr des Königs" alles richtig. Ab da ist alles wirklich perfekt und hat keine Probleme, mit den besten Momenten aus "Die Gefährten" mitzuhalten und sie oftmals sogar zu übertreffen. Es sind diese letzten 45 Minuten, welche die Meinung über den Film an sich, aber auch generell bezüglich der gesamten Trilogie, nachhaltig zum Positiven beeinflussen. Ich wage hier wirklich zu sagen, dass noch keine Filmtrilogie auf so wunderbare und passende Weise abgeschlossen wurde, wie "Der Herr der Ringe". In eben diesen letzten 45 Minuten gibt es 2 wirklich emotionale Szenen, bei denen selbst der hartgesottenste Herr der Ringe-Fan mit den Tränen kämpfen dürfte. Mit eben diesen beiden großartigen Szenen vermischt sich dann auch schon schön langsam der Eindruck, dass es jetzt bald vorbei sein wird, was die Melancholie, die Trauer und eben die emotionale Wirkung dieser Szenen nur noch verstärkt. Hinzu kommt noch das Bewusstsein, hier wirklich Teil von einem einzigartigen Erlebnis gewesen zu sein, dass sich in dieser Form wohl nicht so bald – wenn überhaupt – wiederholen wird. Denn gerade gestern beim Triple Feature ist mir erst so recht bewusst geworden, was für ein wirklich außergewöhnliches Phänomen "Der Herr der Ringe" eigentlich ist…

Abschließen möchte ich den spoilerfreien Teil meines Reviews mit den Worten von J. Michael Straczinsky, dem Schöpfer von Babylon 5, der zu "Die Rückkehr des Königs" folgendes bemerkt hat: "I remember sitting there, thinking there are some things one feels priviliged to have lived long enough to have seen." Wie wahr…


Achtung, ab hier beginnt die ausführliche Besprechung des Films inklusive Spoiler! Denjenigen, die den Film noch nicht gesehen haben, empfehle ich, zum Fazit zu springen!


ImageDer Anfang des Films ist gut, kommt jedoch ziemlich unerwartet. Ein recht fröhliches Musikthema und das Ring-Motiv im Walzertakt eröffnen den letzten Teil der "Herr der Ringe"-Trilogie. Das erste Bild, dass man nach Einblendung des bekannten Schriftzugs sieht, ist ebenfalls ziemlich ungewöhnlich: Ein Wurm! Für ein paar Sekunden wähnt man sich im falschen Film, bis endlich klar wird, dass wir hier Smeagol und Deagol beim Angeln zusehen. Endlich zeigt uns Peter Jackson also, wie der Ring der Macht gefunden wurde, und Smeagol zum schrecklichen Gollum mutiert ist! Der Beginn ist jedoch ein wenig enttäuschend, denn so ganz will Andy Serkis Performance als "guter" Smeagol irgendwie nicht überzeugen. Vor allem, als Deagol den Fisch an der Angel hat, wirkt Smeagol wie ein grenzdebiler Trottel. Zu so einer Figur eine "Bindung" aufzubauen und mit ihr mitzufühlen, fällt wahrlich schwer.

Das ändert sich, als Deagol durchs Wasser gezogen wird und auf den Ring trifft. Wieder ertönt das Musikthema des Rings, diesmal aber – von einer einzigen Geige dargebracht – so lieblich wie nie zuvor Ab da ist dieser Einblick in Smeagol’s Vergangenheit auch wirklich perfekt. Smeagol betrachtet den Ring, und schon verfällt er in seine recht komische Sprachweise, in der er sich selbst als "uns" bezeichnet. Nun wird auch schon der böse Einfluss des Rings deutlich, und Deagol wird schließlich von Smeagol erwürgt, um an den Ring zu kommen. Nun zeigt uns Peter Jackson dessen Verwandlung in Gollum, und diese Sequenz ist wirklich außerordentlich gut gelungen. Man hat wirklich Mitleid mit dieser armen Kreatur, die vom Ring dermaßen beeinflusst und missbraucht wird. Eine wirklich gelungene Szene – die jedoch an ihrem ursprünglichen Platz, nämlich während dem Gespräch zwischen Frodo und Gollum in "Die Zwei Türme" (als dieser ihn das erste Mal mit Smeagol anspricht; wenn man genau aufpasst, bemerkt man sogar, wie von einer Einstellung auf die andere das Licht deutlich heller wird), noch besser gewirkt hätte. Ein weiterer Fehler, den Peter Jackson beim Schneiden von "Die Zwei Türme" gemacht hat, offenbart sich nur wenige Minuten später, als in einem kurzen Dialog klar gemacht wird, dass Saruman's Macht gebrochen ist, und man sich demnach nicht mehr weiter um ihn kümmern muss. Hier offenbart sich das, was ich schon nach der Sichtung von "Die zwei Türme" vermutet hatte: Die letzte Konfrontation mit Saruman hätte er unbedingt noch ans Ende des Mittelteils der Trilogie stellen sollen, um sich nun voll und ganz auf Sauron konzentrieren zu können. So wird der Hauptbösewicht des letzten Films unzeremoniell aufs Abstellgleis geschoben – Saruman hätte sich nun wahrlich mehr und besseres verdient gehabt. Immerhin wurde dieser "Fehler" in der erweiterten Fassung ja wieder ausgemerzt, trotzdem ist mir angesichts der ohnehin schon knapp über drei Stunden liegenden Laufzeit unverständlich, warum Peter Jackson dies aus der Kinofassung herausgeschnitten hat. Auf die paar Minuten wär's auch nicht mehr angekommen…

ImageVon diesem Mangel abgesehen, hinterlässt der Einstieg rund um Gandalf, Aragorn und ihre Begleiter aber einen sehr guten Eindruck. Das Wiedersehen mit den schmausenden und pfeiferauchenden Hobbits ist absolut köstlich und sorgt für etwas Auflockerung, Freude und Spaß – ehe sich mit dem Palantîr sogleich wieder dunkle Gewitterwolken über das Geschehen legen. Vor allem die Szene, als Pippin der Versuchung nicht widerstehen kann und in den Palantîr sieht, bzw. als er danach mit Gandalf nach Gondor reitet, sind wirklich gelungen. Überhaupt macht der Film in diesen ersten 30-45 Minuten (fast) alles richtig, und hat einige wirklich wundervolle Momente zu bieten, z.B. Arwens Vision von ihrem Sohn, ihre Rückkehr nach Bruchtal und zu ihrem Vater, das Schmieden von Andúril; Gandalf’s Ritt durch Minas Tirith, der Empfang beim Truchsess, die Unterhaltung Pippin und Gandalfs über die bevorstehende Schlacht, die Leuchtfeuer Gondors, Gandalfs Vertreibung der Faramir und seine Truppen verfolgenden Nazgûl, und und und. Auch in der Handlung rund um Frodo, Sam und Gollum gibt es einige Highlights, wobei natürlich vor allem das neuerliche Zwiegespräch zwischen Gollum und Smeagol positiv hervorsticht.

Besonders hervorgehoben werden muss dann auch noch die absolut geniale Szene, in der Faramir, untermalt von Pippin’s traurigem Gesang, in den sicheren Tod reitet, während Denethor fröhlich schmatzend sein Festmahl genießt. Es ist diese Szene, die einem das Genie von Peter Jackson wieder einmal deutlich vor Augen führt. Der Schnitt, die Gestaltung dieser Szene, ist wirklich perfekt. Ein absoluter Gänsehautmoment, der umso besser wirkt und bewegender ist, da uns der eigentliche Kampf um Osgiliath nicht gezeigt wird. Das ist auch gar nicht nötig, dem Zuschauer ist völlig klar, dass Faramir mit seinen Männern ins Verderben reitet. Nach dieser großartigen Szene wird’s aber leider ein bisschen holprig. Zuerst erfährt der Zuschauer, dass Arwens Leben nun an das Schicksal des Ringes gebunden ist, und keiner, weder die Kenner des Romans noch die Buchunkundigen wissen damit so recht etwas anzufangen. Ich für meinen Teil habe es so interpretiert, dass Arwens Schicksal nun an das Schicksal Mittelerdes gebunden ist, und dieses sieht nun mal, falls der Ring nicht vernichtet wird, nicht gerade rosig aus. Insofern habe ich diesen möglichen Kritikpunkt für mich persönlich quasi ausgeräumt. Verstehen kann ich diese Änderung allerdings nicht, sie wirkt arg überflüssig, da sich mir deren Sinn und Zweck einfach nicht erschließen will. Ging es etwa darum, Aragorn einen Grund zu geben, sein Schicksal endlich zu akzeptieren? Wenn ja… nun, man sollte meinen, die Rettung Mittelerdes wäre dafür Motivation genug. Der wohl größte Kritikpunkt, den ich gegenüber "Die Rückkehr des Königs" vorzubringen habe, ist aber die Darstellung von Denethors Wahnsinn – wobei sich diese Kritik, wie ich auch gleich feststellen sollte, nicht auf John Noble's schauspielerische Leistung, sondern ausschließlich auf das Drehbuch bezieht.

ImageAls er auf Faramir’s Aussage, dass es ihm wohl lieber wäre wenn Boromir noch lebe und Faramir tot sei, eiskalt mit "Ja" antwortet, hat mir dies regelrecht einen Stich versetzt. Dieser Teil ist absolut perfekt gelungen. Jedoch die Wandlung, als der scheinbar tote Faramir zurückkehrt… die vermag mich leider nicht so recht zu überzeugen. Für mich hat das irgendwie so gewirkt: "Erobere mir Osgiliath zurück!" "Aber Pa, ich werd' draufgehen!" "Ja und? Du bist mir ohnehin nichtswert!" Der offenbar tote Faramir trifft ein: "Oh nein, was habe ich getan, ich habe unser Geschlecht ausgelöscht! *heul* Lieber gleich mich und Faramir anzünden!" Natürlich ist das sehr übertrieben ausgedrückt, aber ungefähr so plötzlich hat diese Wandlung für mich gewirkt. Selbst wenn ich Denethors verzweifelten Blick bedenke, als er die feindlichen Heerscharen vor den Toren Minas Tiriths entdeckt, oder auch seinen offensichtlichen Wahnsinn, den er bereits zuvor zur Schau stellt, war diese Wandlung für mich einfach nicht nachvollziehbar.

Viel schlimmer als die mangelnde Nachvollziehbarkeit dieser Entwicklung finde ich aber, wie diese umgesetzt wurde. So erscheint es mir doch recht seltsam, dass Pippin der Einzige ist, der erkennt, das Faramir noch lebt. Dass ihm der verzweifelte Denethor, der doch nun auf einmal so um seinen verlorenen Sohn trauert, nicht glauben will, könnte man ja noch mit seinem Wahnsinn begründen. Doch warum nur scheint keiner seiner "Bestattungshelfer" Pippin zu glauben, bzw. Faramir’s Überleben zu bemerken?!?! Und wenn wir schon dabei sind, muss natürlich auch Denethors arg theatralischer Abgang kritisiert werden. Diese Szene hat unter Fankreisen ja schnell den Spitznamen "Flaming Denethor" erhalten, und auch wenn ich mich mittlerweile damit abgefunden habe und es mich nicht mehr stört, aber… etwas überzogen war das schon. Vor allem, wenn man bedenkt, wie weit der in Flammen stehende Truchsess hier gerannt sein muss, um von der Krypta bis zum Rand der Erhebung zu gelangen. Respekt! Währenddessen tobt auch schon der erste Teil der Schlacht, die Belagerung Minas Tiriths, an der ich ebenfalls etwas Kritik üben muss: Denn wie ich es im spoilerfreien Teil des Reviews schon angedeutet habe, fühlt man sich diesmal irgendwie nicht wirklich in den Kampf involviert. Damit steht dieser im krassen Gegensatz zur Schlacht um Helms Klamm. Dort hat es Peter Jackson ja mit seinen immerwährenden Einblendungen, die uns die Frauen und Kinder in den Höhlen zeigen, wiederum ein wenig übertrieben. Doch was dort an Pathos und an verängstigten Kindern und ihren Frauen zu viel war, hätte bei der Belagerung von Minas Tirith der Spannung und der Dramatik gut getan. Denn egal ob nun ein paar Krieger Gondors von den Steinen der Katapulte erschlagen oder von Trollen zerstampft werden, es berührt einen einfach nicht. Hier rächt sich auch, dass sich Peter Jackson bei diesem Teil der Schlacht nicht wie bisher auf die Leute konzentrieren kann, die wir auch wirklich kennen, und deren Schicksal uns demnach auch am Herzen liegt. Und so lässt einen diese Schlacht leider doch etwas kalt, man ist nicht wirklich beteiligt und fühlt sich, wie zuvor bereits erwähnt, eher als unbeteiligter Beobachter.

ImageEin Lichtblick in diesem fehlerbehafteten Mittelteil ist erneut das Gespräch zwischen Pippin und Gandalf. Wundervoll, wie hier Hoffnung vermittelt wird, und wie Gandalf wieder einmal seine Wertschätzung für die Hobbits zeigen kann. Es ist auch diese Szene, die klar macht, dass seine oftmals gemeinen Kommentare gegenüber Pippin nie so wirklich ernst gemeint waren, und er auch für den "närrischen Tuk" durchaus einen Platz in seinem Herzen hat. Eine der besten Szenen des gesamten Films (noch dazu mit dem angedeuteten "Into the West" kongenial untermalt), der sich jedoch schon bald viele weitere großartige Szenen hinzugesellen werden. So zum Beispiel das Erscheinen der Rohirrim. Theoden's flammende Rede (die mit Abstand beste des Films) und ihr letzter Ritt in Richtung Orks beschert der Trilogie einen weiteren ganz großen magischen, Gänsehaut erzeugenden Moment, und ab diesem Zeitpunkt bessert sich auch der Gesamteindruck der Schlacht wieder deutlich. Vor allem, wenn Theoden fällt und Eowyn sich dem Nazgul in den Weg stellt, bin ich endlich wieder Teil des Geschehens und fiebere mit. Wenn sie dem Hexenkönig schließlich das Schwert ins Gesicht rammt, konnte ich mir ein (leises) "Ja!" inklusive geballter Faust nicht verkneifen.

Theoden's Tod ist dann ebenfalls sehr berührend inszeniert. Wie er seine Tochter tröstet, die letzten Worte, die sie wechseln… absolut perfekt. In der Zwischenzeit hat Frodo Sam in einer sehr dramatischen Szene nach Hause geschickt, nachdem es Gollum erfolgreich gelungen ist, Zwietracht zwischen den beiden zu säen. Eine der Änderungen, die Tolkien Puristen nicht gefallen hat; mich persönlich hat sie jedoch nicht gestört; im Gegenteil, wurde dadurch die Dramatik doch noch einmal deutlich erhöht. Besonders spannend wird es dann, als sich Frodo in Kranka's Lauer begibt – sicherlich eine der atmosphärisch dichtesten Szenen der kompletten Trilogie. Man atmet regelrecht auf, als es ihm schließlich gelingt, ihr zu entkommen. Auch die kurze Szene danach, als Smeagol noch ein letztes Mal für wenige Sekunden die Oberhand gewinnt und hinter Gollum’s Schatten hervortritt, ist großartig. Als schließlich dann Kankra über Frodo erscheint, und man das drohende Unheil bereits erahnen kann, steigt die Spannung dramatisch an, und als sie ihn schließlich mit ihrem Stachel erwischt, krampft man regelrecht zusammen. Leider kostet Peter Jackson diesen Moment etwas zu sehr aus, und so gab es bei Frodo’s verzerrtem Gesicht (die Einstellung erinnert übrigens sehr an die Szene aus Die Gefährten, als der Troll ihn mit seiner Lanze erwischt) doch auch einiges Gelächter im Publikum. Und selbst wenn man an dieser Szene (völlig zu Recht) nichts Amüsantes erkennen kann, so kommt einem diese Einstellung doch ein wenig zu lang vor. Absolut gelungen und über jeden Zweifel erhaben ist dann aber der Auftritt von "Samweis, dem Beherzten". Wenn Sam sich gegen Kankra stellt (was Film-Fans doch ein wenig an "Aliens" erinnern dürfte), konnte ich einen Jubelschrei nur schwer unterdrücken.

ImageAuch Frodo’s Befreiung aus den Fängen der Orks erschien mir nicht übertrieben (zumindest nicht mehr als so manch andere Heldentat in dieser Trilogie) – immerhin hatte sich bis dahin die Mehrheit der Orks ohnehin bereits gegenseitig niedergemetzelt. Kurz darauf wird uns ein weiteres Mal klar gemacht, wie gefährlich der Ring ist, schafft es Sam doch nur mit einiger Überwindung, ihn wieder an Frodo zurückzugeben. Mir gefällt diese Umsetzung jedenfalls um einiges besser als im Roman, wo Sam sich den Ring aufsetzt, was die ständigen Warnungen von Gandalf, ihn ja nicht zu benutzen, ad absurdum führt. Im Film hätte das so jedenfalls nicht funktioniert, da der Ring dort eine viel stärkere und bedrohlichere Präsenz hatte. Ihn von Sam so nah an Sauron's Auge aufsetzen zu lassen, ohne dass dieser etwas davon bemerkt, hätten dem Film enorm an Spannung geraubt, da es keinen Grund mehr gegeben hätte, warum Frodo ihn nicht erneut hätte aufsetzen können, wenn sie in eine gefährliche Lage geraten. Und auch dass es Sam sichtlich schwer fällt, den Ring zurückzugeben (im Gegensatz zum Roman), unterstreicht dessen Wirkung, und die Bürde, die er darstellt.

In etwa zur gleichen Zeit wendet sich auch auf dem Pelennor alles zum Guten, als Aragorn, Legolas und Gimli mit dem Heer Untoter eintreffen. Im Gegensatz zu vielen gefiel mir (wie schon bei "Die Zwei Türme") Legolas Stunt sehr gut. Ist ja mittlerweile auch irgendwie schon eine Art Running Gag und Kult geworden, dass Legolas sich mit seinen akrobatischen Aktionen von Film zu Film steigert (nur schade, dass er außer in dieser Szene eigentlich im ganzen Film nicht viel zu tun hat). Und vor allem Gimli’s Kommentar, nachdem Legolas den Olifanten zur Strecke gebracht hat, ist einfach zu köstlich, als dass ich dieser Szene ihren "over the top"-Charakter groß vorwerfen könnte. Der von mir im ersten Teil meines Reviews angesprochene Schlüsselmoment, ab dem "Die Rückkehr des Königs" wirklich alles richtig macht, und "Die Gefährten" in allen Belangen sogar noch übertrifft, bezieht sich auf die Szene, in der Aragorn mit seiner Streitmacht Minas Tirith verlässt. Von da an ist wirklich jede einzelne Szene, jede einzelne Einstellung absolut perfekt. Was mich dabei besonders erstaunt hat… im Review zu "Die Gefährten" habe ich ja angemerkt, dass ich den großen "Fehler" gemacht habe, mir die Romane kurz bevor der erste Film ins Kino kam, zum ersten Mal in meinem Leben durchzulesen. Wenn man die Handlung bereits kennt, leidet natürlich die Spannung darunter. Aber als Frodo und Sam die Schicksalsklüfte erreichen… obwohl ich schon genau wusste, was passieren würde, und dass sie letztendlich Erfolg haben werden, fing ab diesem Zeitpunkt mein Herz an, schneller und fester zu schlagen; ich wurde nervös und richtig angespannt. Hier hat es Peter Jackson doch tatsächlich geschafft, dass ich obwohl ich das Buch schon kenne, wie ein "Neuling" der Materie mitgefiebert und mitgezittert habe. Das allein ist schon ein großes Kompliment, und sagt viel über die Leistung aller Beteiligten an diesem Film im Allgemeinen und diesen Szenen im Besonderen aus.

ImageWie gesagt, in den letzten 45 Minuten ist eigentlich perfekt; nichtsdestotrotz möchte ich einige wirklich absolut großartige Momente besonders hervorheben (und ja, die Liste ist recht lang): Aragorn’s Rede vor dem schwarzen Tor, Sam trägt Frodo (der "Magic Moment" dieses Films überhaupt, wenn ihr mich fragt), "Wie wäre es Seite an Seite mit einem Freund?", Die Armee Gondor’s stürzt sich "für Frodo" in die Schlacht, Frodo kann dem Ring nicht widerstehen, Gollum fällt in die Feuer des Schicksalsberges, "Wehe, wenn du los lässt…" (ja ich weiß, diese Szene ist ein einziges Klischee, aber sie ist so wundervoll umgesetzt, dass ich sie nicht missen möchte), Sam und Frodo unterhalten sich "am Ende aller Dinge", Die Adler retten Frodo und Sam, "Nein, meine Freunde, ihr verneigt euch vor niemandem" (der Tränendrücker schlechthin… obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, nicht schwach zu werden, hatte ich bei dieser Szene wirklich ordentlich mit den Tränen zu kämpfen), die Szene im grünen Drachen (dazu später noch mehr), Frodo’s Abschied (Tränendrücker Nr. 2) inklusive dessen Hoffnung und Trost spendendes Lächeln, und Sam's "Ich bin zu Hause", mit dem Peter Jackson die Filmtrilogie genauso ausklingen lässt, wie dies J.R.R. Tolkien in seinen Romanen tat.

Wie man wohl merkt, kann ich dem oftmals vorgebrachten Argument, das Ende sei zu lang gestreckt, nichts abgewinnen. Natürlich, als Ende eines 3-stündigen Films mag fast eine halbe Stunde zu viel des Guten erscheinen. Doch das ist es ja nicht! Dies ist nicht einfach das Ende eines einzigen Films. Es ist vielmehr das Ende eines 10-stündigen Epos, und als solches von der Länge her absolut notwendig, passend und angebracht. Nach so einem Filmerlebnis braucht man einfach Zeit, um sich von den Figuren angemessen zu verabschieden. Und so bin ich mit dem Ende fast vorbehaltlos zufrieden. Fast! Denn auch wenn jetzt einige den Kopf schütteln werden: Mir war das Ende fast noch ein wenig zu kurz! So hat leider eine Erklärung dafür gefehlt, warum Faramir und Eowyn bei der Krönung Aragorns gar so freudestrahlend nebeneinander stehen, und auch Legolas und Gimli hätten sich einen Abschied wahrlich verdient. Ein weiterer oftmals dargebrachter Kritikpunkt, dem ich nicht zustimmen kann, betrifft den Wegfall der Schleifung des Auenlandes. Nicht falsch verstehen, die entsprechenden Stellen gefallen mir im Buch grundsätzlich sehr gut. Es zeigt noch einmal deutlich, wofür die Gefährten auf ihre beschwerliche Reise aufgebrochen sind, und führt uns vor Augen, dass ein solcher Schrecken selbst in die friedlichsten Orte Einzug erlangt. Aber mal ga nz abgesehen, dass diese Handlung nach dem Showdown rund um Sauron und dessen Vernichtung einfach nicht mehr ind en Film gepasst hätte, kann ich auch dem hier gewählten Zugang viel abgewinnen. Denn dadurch, dass niemand im Auenland etwas von den Heldentaten von Frodo, Sam, Merry und Pippin mitbekommen hat, erhält die Handlung neben einer feinen Ironie auch eine gewisse Bitterkeit. Dies wird vor allem auch bei ihrem gemeinsamen Anstoßen im grünen Drachen deutlich – ein Moment, der zudem veranschaulicht, dass sie nach all ihren Erfahrungen – und ihrem Wissen, wie nah das Auenland daran war, zerstört zu werden – ihre "Unschuld" und Unbeschwertheit verloren haben, und nun nach all ihren Erlebnissen irgendwie das Gefühl haben, nicht mehr so recht dazu zu gehören. Auch das, und die darin mitschwingende Tragik, gefällt mir ungemein gut.

ImageJedenfalls sind die letzten 45 Minuten von "Die Rückkehr des Königs" wohl das Beste, das ich in meinem bisherigen Leben im Kino oder vor dem Fernsehschirm sehen durfte. Gerade, wenn man diesen großartigen Abschluss einer einzigartigen Trilogie so wie ich im Zuge des Triple Features das erste Mal sieht, steigert sich die emotionale Kraft des Endes enorm. Sicher ist es auch schon so traurig genug, wenn man nach zwei Jahren von diesen liebgewonnenen Figuren Abschied nehmen muss. Aber wenn man erst Stunden zuvor wieder Zeuge dieses einzigartigen Filmereignisses werden durfte, wenn einem all die magischen Momente wieder vor Augen geführt wurden, wenn einem die Charaktere erst recht wieder ans Herz gewachsen sind… dann fällt der Abschied gleich doppelt und dreifach schwer. Insofern bin ich dankbar, dass ich mich dazu entschlossen habe, ins Triple Feature zu gehen, denn ich bin mir sicher: So einen phantastischen, spannenden, mitreißenden und emotionalen Kinobesuch werde ich wohl nie wieder erleben. Dies war ein wahrhaft einzigartiges Erlebnis, für das ich ewig dankbar sein werde.

Nach dieser ausführlichen Betrachtung der Handlung noch ein paar Worte zu den anderen Aspekten des Films. Auch bei "Die Rückkehr des Königs" sind Ausstattung, Designs, Masken, Sets sowie die Spezialeffekte einfach nur beeindruckend, und stellen für mich selbst acht Jahre später noch die Referenz dar. Vor allem Gollum ist wieder einmal einfach nur umwerfend; selbst in solchen Momenten, wo er sich in Großaufnahme und direkt neben einer "echten" Person – wie Frodo – befindet, offenbart er seine CGI-Herkunft nie, sondern wirkt so real und glaubwürdig wie alles andere um ihn herum. Was das Design betrifft, fallen vor allem Minas Morgul und – selbstverständlich – Minas Tirith positiv auf. Das einzige, was vielleicht vor allem zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig ist, ist der "Scheinwerfer" von Sauron's Auge. Ich kann verstehen, wenn dies den einen oder anderen stört; auch auf mich hat es zu Beginn ein wenig seltsam gewirkt. Aber… habt ihr einen besseren Vorschlag, wie man das filmisch hätte umsetzen können, so dass uns allen bewusst ist, wohin Sauron seinen Blick gerade richtet? In einem Roman ist es ja verhältnismäßig leicht. Dort schreibt man einfach "das Auge sieht hierhin, das Auge sieht dahin" – doch wie soll man dies visuell umsetzen, wenn nicht so? Zumindest mir fiele dafür jedenfalls keine bessere Lösung ein. Die schauspielerischen Leistungen befinden sich ebenfalls auf dem – hohen – Niveau der Vorgänger, wobei das ohnehin schon große Ensemble hier noch einmal durch einen Neuzugang verstärkt wird. Wie weiter oben schon erwähnt: Was auch immer ich für Probleme mit der Darstellung von Denethor's Wahnsinn haben mag, sie haben nichts mit John Noble (und alles mit dem Drehbuch) zu tun. Und der Rest ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben…

ImageDer Soundtrack von Howard Shore ist auch wieder einmal einfach nur phantastisch, und stellt für mich – aufgrund der Art und Weise, wie kongenial er vor allem die dramatischen Höhepunkte des Films vertont – sogar seine Arbeit an den beiden Vorgängern noch einmal knapp in den Schatten. Es fällt mir schwer, aus seinem Werk bestimmte Melodien und Kompositionen hervorzuheben, aber neben den kurzen Einsätzen von "Into the West" sowie der triumphalen Interpretation des Beginns von "In Dreams" beim "Ihr verneigt euch vor niemanden" sticht für mich vor allem auch immer die von einer Flöte vorgetragene Melodie an den Hängen des Schicksalsberges hervor, als Frodo und Sam an die Heimat zurückdenken. Zuletzt muss auch noch Peter Jacksons Inszenierung Tribut gezollt werden. Er schmückt auch den letzten Teil seiner phänomenalen Fantasy-Trilogie mit unzähligen imposanten Bildern und denkwürdigen Einstellungen und Kamerafahrten. Zudem findet er erneut für jede Szene genau den richtigen Ton, und wechselt virtuos von amüsant über spannend, packend und hochdramatisch bis hin zu traurig-berührend. Jedenfalls hat sich "Die Rückkehr des Königs" sowohl den großen Erfolg im Kino als auch jeden einzelnen der Academy Awards redlich verdient.

Abschließend möchte ich mich auch hier wieder mit der erweiterten Fassung des Films auseinandersetzen. Während ich jene von "Die Gefährten" durchaus schätze und sie bei "Die zwei Türme" sogar als die deutlich bessere, einzig wahre Version des Films betrachte stehe ich jener von "Die Rückkehr des Königs" doch etwas zwiespältig gegenüber. Auf der einen Seite gibt es zwei absolut essentielle Szenen, die Peter Jackson meines Erachtens nie hätte aus der Kinofassung herausschneiden dürfen. Dies ist einerseits, wie zuvor schon erwähnt, die Konfrontation zwischen Saruman und Gandalf bzw. seinen Begleitern. Hier mag der Film zwar von der Vorlage abweichen, mir gefällt diese Änderung aber angesichts der Tatsache, dass die Schleifung des Auenlandes ebenfalls weggelassen wurde (und auch dieser Änderungen stehe ich ja durchaus positiv gegenüber), war es wichtig, auch für diesen Bösewicht einen gelungenen, würdigen und runden Abschluss zu bieten. Wie Peter Jackson diese Szene weglassen konnte, werde ich jedenfalls nie verstehen – auch wenn sie wie schon mehrfach erwähnt eigentlich an das Ende von "Die zwei Türme" gehört hätte. Fast noch unverständlicher ist mir hingegen, dass auch die Konfrontation zwischen Gandalf und dem Hexenkönig geschnitten wurde. Diese dauert nicht einmal eine Minute… und darauf ist es angekommen? Wirklich? Zumal sich hier in der Kinofassung das Problem ergibt, dass mit dem "Ich werde ihn zermalmen!" des Hexenkönigs eine Erwartungshaltung aufgebaut wird, der nie ein "pay-off" folgt. Hier merkt man doch deutlich, dass dies wohl eine der letzten Szenen war, die herausgeschnitten wurden – wobei man dann eben genau genommen auch den Kommentar vom Hexenkönig hätte herausnehmen müssen. Jedenfalls sind diese beiden Ergänzungen absolut essentiell für die Dramaturgie der Trilogie, und jene Momente, die mir bei einer Sichtung der Kinofassung immer besonders abgehen.

ImageWas ebenfalls noch sehr wichtig gewesen wäre (wenn es auch nicht mehr ganz die Bedeutung dieser beiden Szenen besitzt), sind die Häuser der Heilung – und hierbei natürlich insbesondere alles rund um Eowyn und Faramir, wodurch auch für diese beiden Figuren ein schöner Abschluss geboten wird. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere Szenen und kurze Momente, die ich sehr schätze, und in der Kinofassung doch ein wenig vermisse. So erhalten alle Figuren hier den einen oder anderen gelungenen Charaktermoment, lässt man der Handlung etwas mehr Zeit zum Atmen, und verleiht dem Film durch die zusätzlichen Momente noch mehr Epik, bzw. lässt ihn nochmal größer erscheinen. Leider aber gibt es hier – als einzige der "Extended Editions" – auch ein paar Dinge, die mich in der erweiterten Fassung des Films stören. Die meisten Änderungen davon betreffen die zweite Hälfte des Films, weshalb ich schon des öfteren darüber nachgedacht habe, nach der ersten Scheibe statt der 2. DVD/Blu Ray die Kinofassung einzulegen, und dort weiterzuschauen (wenn nur die Gandalf – Hexenkönig-Szene nicht eben auf genau dieser zweiten Disc wäre).

Mein erster Kritikpunkt betrifft den neuen Schnitt der Schlacht auf den Pelennor-Feldern. Die komplette Dramaturgie aus der Kinofassung wurde hier praktisch über den Haufen geworfen. Alles läuft nun etwas anders und damit ungewohnt ab. Generell empfand ich die Kinofassung hier als spannender und auch dramaturgisch und narrativ gelungener. Denn während diese so geschnitten ist, dass es an jedem einzelnen Ort des Schlachtfelds den wir genauer beleuchten nicht gerade rosig aussieht, und durch die Ankunft von Aragorn und der Armee der Untoten die Wende kommt, und sich daraufhin kleiner Triumph auf kleiner Triumph reiht, ist es in der erweiterten Fassung ein auf und ab, wie bei einer Achterbahn. Mal gibt es für die Helden einen Sieg, dann wieder einen Rückschlag, usw. Dadurch wirkt die Schlacht auf mich irgendwie ein wenig zerfahren. Bis auf jenen Moment, als Frodo und Sam ihre Rüstungen ablegen, hätte ich auch keine weiteren Ergänzungen nach jenem Moment gebraucht, als Aragorn und sein Heer Minas Tirith verlassen. Bei der Kinofassung war dies ja wie gesagt der Wendepunkt – ab da war dort alles perfekt, und verströmte dadurch, dass sich danach kein einziges Gramm Fett mehr finden ließ, sondern alles wichtig, packend und relevant war, eine enorme, unvergleichliche Intensität. Die zusätzlich hinzugekommenen Szenen der erweiterten Fassung lösen diesen Eindruck zumindest teilweise wieder auf. Momente wie jener, als Frodo und Sam in eine Ork-Patrouille geraten, mögen zwar aus dem Roman übernommen sein und dort die Spannung erhöht haben, aber gerade auch in der erweiterten Fassung, welche ohnehin die wenigsten als erste sehen werden, halte ich sie für verfehlt – da man zu diesem Zeitpunkt eben schon weiß, was passiert und wie es ausgeht, und demnach auch, dass es den beiden gelingen wird, wieder zu entkommen. Es bringt daher kein einziges zusätzliches Gramm an Spannung, beraubt das Finale aber durch diese doch recht lange, narrative Sackgasse um einiges an Intensität.

ImageEine Ergänzung, die ich richtiggehend hasse, ist Gollums "Smeagol hat gelogen". Ja, es ist nur ein kurzer Moment, nur wenige Sekunden, und dennoch wird mir hier vieles von dem, was Gollum so ausgezeichnet hat – wie seine innere Zerrissenheit – durch diesen einen einzigen Satz ansatzweise ruiniert. Aus einer tragischen Figur wird ein reiner, schlichter, eindimensionaler Bösewicht. Wozu war das gut? Damit wir mit Gollum nicht zu viel Mitleid haben, wenn er kurz darauf in die Feuer des Schicksalsberges fällt, und stattdessen den Triumph der Szene uneingeschränkt genießen können? Vielleicht will ich aber mit ihm mitfühlen und ihn in jenem Moment, wo er genau das hat was er immer ersehnt hat, nur um im selben Augenblick alles zu verliehen, mit ihm mitfühlen? Zumal dieser Satz auch im krassen Widerspruch zur bisherigen Darstellung der Figur steht, und zu allem, was davor passiert ist, einfach nicht passen will.

Am meisten stört mich jedoch der Auftritt von Saurons Mund. Bitte versteht mich nicht falsch: Sein Design ist absolut atemberaubend, mit dem riesigen Lächeln, und ich liebe ja den Moment, als Aragorn ihm unvermittelt den Kopf abschlägt, und Gimli dies mit einem trockenen "Damit sind die Verhandlungen wohl abgeschlossenen" kommentiert. Ich hätte allerdings lieber darauf verzichtet, statt mit der sich daraus ergebenden Änderung der Bedeutung von Aragorns "für Frodo" leben zu müssen. Was mir in der Kinofassung an diesem Entschluss, sich trotz ihrer Übermacht gegen die Truppen Saurons zu stellen so gefällt (auch wenn mir das zugegebenermaßen erst durch die Änderung in der erweiterten Fassung so richtig bewusst geworden ist), ist die Tatsache, dass es sich um einen Akt der Hoffnung handelt. Aragorn und seine Begleiter vertrauen darauf, dass sich irgendwo in Mordor gerade zwei Hobbits auf ihrem beschwerlichen Weg zum Schicksalsberg machen. Sie greifen nicht an, um Sauron zu besiegen, sondern ihn abzulenken, um damit Frodo und Sam einen erfolgreichen Abschluss ihrer beschwerlichen Mission zu ermöglichen. In der Extended Edition verändert sich die Bedeutung dieser Szene aber. Dadurch, dass sie durch das Kettenhemd annehmen müssen, dass Frodo gefangen genommen wurde und alles verloren ist, wird aus einem Akt der Hoffnung allerdings etwas viel gewöhnlicheres, nämlich ein simpler, schierer Akt der Verzweiflung – was nun mal längst nicht so originell und beeindruckend ist. Dadurch geht der "Rückkehr des Königs" etwas, dass ihn in der Kinofassung ausgezeichnet und von anderen Filmen abgehoben hat, und damit für mich auch eine wesentliche Stärke dieses Moments, leider verloren. Was dann für mich auch der Hauptgrund ist, warum ich die erweiterte Fassung von "Die Rückkehr des Königs" nicht ganz so ins Herz schließen konnte, wie jene seiner Vorgänger.

Fazit: ImageIn meinem unmittelbar nach dem Triple Feature verfassten Review gab ich damals folgende Gedanken und Gefühle zum Abschluss der "Herr der Ringe"-Trilogie zu Protokoll: "Wenn schließlich die Worte "The End" über die Leinwand flimmern, ist man nicht nur aufgrund der emotionalen Szenen davor tief betroffen, sondern auch, weil einem bewusst wird, dass diese Geschichte nun wirklich zu Ende erzählt wurde. Es wird keine Fortsetzung geben. Wir werden mit unseren Helden keine neuen Abenteuer bestreiten. Das war's. Es ist vorbei. Es heißt jetzt wirklich, ein für alle Mal von dieser Welt, die uns in den letzten zwei Jahren beschäftigt, die uns fasziniert, verzaubert und wohl einige von uns auch auf die eine oder andere Art verändert hat, Abschied zu nehmen, in dem Bewusstsein, dass uns zu unseren Lebzeiten wohl kaum ein Film mehr so faszinieren und berühren wird, wie es diese großartige Trilogie geschafft hat. Und so bleibt uns allen in dieser Stunde des Abschieds nichts anderes, als jedem Einzelnen, der auf die eine oder andere Art an diesem Filmprojekt beteiligt war, aus tiefstem Herzen für die zehn Stunden absolut beeindruckender, einzigartiger und bewegender Unterhaltung zu danken."

Nun, mittlerweile wissen wir natürlich, dass diese Prognose etwas zu düster war. Und ihr könnt mir glauben: Ich freue mich schon riesig darauf, in knapp einem Jahr endlich wieder nach Mittelerde zurückzukehren, und Bilbo Beutlin auf seine Reise "hin und wieder zurück" zu begleiten. Zugleich ist mir aber auch bewusst, dass es ihm schon allein aufgrund der Handlung und des deutlich unbeschwerteren, vergnüglicheren Tons sowie der weniger epischen Geschichte nicht gelingen wird, eine ähnliche Dramatik zu entfalten. Es wird bestimmt (oder hoffentlich) ein tolles Abenteuer, aber ich bin (noch) skeptisch, dass es dem Hobbit gelingen wird, mich ähnlich zu begeistern und emotional zu berühren. Eben deshalb glaube ich, dass die "Herr der Ringe"-Trilogie etwas ganz Besonderes ist, dessen unvergleichliche Intensität auch für die anstehenden Prequels unerreichbar bleiben wird. "Die Rückkehr des Königs" erweist sich hierbei, trotz kleinerer Schwächen, als würdiger Abschluss – vor allem (auch wenn einige essentielle Szenen fehlen mögen), in der Kinofassung, während mich an der Extended Edition doch das eine oder andere stört. In beiden Fassungen ist das Finale der "Herr der Ringe"-Trilogie aber eine unvergleichliche, beeindruckende und ungemein bewegende Tour de Force, und ein Geschenk an alle Fans – egal ob der Filme oder der literarischen Vorlage. In ihrer Intensität, der emotionalen Wirkung, ihrer Inspiration, der Kreativität und sowie ihrer Faszination ist die "Herr der Ringe"-Trilogie für mich jedenfalls absolut einzigartig und unübertroffen.

Wertung:10 von 10 Punkten (Extended Edition: 9,5/10)


Christian Siegel
(Bilder © Warner Bros.)


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Weiterführende Links:
Advents-Special 2011
Review zu "Der Herr der Ringe - Die Gefährten"
Review zu "Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs"







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