Mit: Nigel Terry, Nicol Williamson, Helen Mirren, Cherie Lunghi, Nicholas Clay, Paul Geoffrey, Robert Addie, Gabriel Byrne, Katrine Boorman, Liam Neeson, Patrick Stewart u.a.
Kurzinhalt:
Der Zauberer Merlin gibt Uther das Schwert der Macht, Excalibur, damit dieser die Länder Englands einen und als König in eine glorreiche und friedliche Zukunft führen kann. Doch all dies ist ihm noch nicht genug – verzehrt er sich doch nach der Frau seines größten Widersachers, mit dem er soeben erst einen unruhigen Frieden geschlossen hat. Merlin hilft ihm mittels eines Zaubers dabei, sich in das Schloss schleichen und in der Gestalt seines Gegners dessen Frau lieben zu können – verlangt jedoch neun Monate später einen Preis dafür: Artus, das Kind aus dieser Zusammenkunft. Auf der Flucht vor seinen Feinden und voller Wut auf Merlin rammt Uther Excalibur in einen Stein, aus dem es nur der rechtmäßige Erbe wieder herausziehen kann. Wem dies gelingt, soll demnach der neue König von England sein. Ungefähr 18 Jahre später zieht Artus als Knappe eines Ritters durch das Land. Mehr aus Zufall zieht er Excalibur aus dem Stein – und erfüllt somit unbewusst seine Bestimmung. Merlin hilft ihm dabei, diese zu erkennen und zu einem würdigen und gerechten König heranzuwachsen. Es gelingt ihm, England unter seinem Banner zu vereinen und eine Schar ihm treu ergebener Ritter an seiner Tafelrunde um sich zu scharen. Zudem findet er in Guenevere auch eine würdige Königin. Doch der Frieden währt nicht lange: Im Hintergrund arbeitet die Hexe Morgana – Artus Halbschwester – daran, ihn vom Thron zu stoßen. Und auch innerhalb der Mauern Camelots wird er schon bald mit einem schrecklichen Verrat konfrontiert, der das Königreich ins Chaos stürzen wird…
Review:
"Excalibur" war als Kind/junger Erwachsener – natürlich in der geschnittenen Fernsehfassung, was meiner Begeisterung jedoch keinen Abbruch tat – einer meiner Lieblingsfilme. Und auch wenn ich mittlerweile einige Fehler und Schwächen erkenne, die mir damals noch nicht aufgefallen sind, übt er trotz allem nach wie vor eine Faszination auf mich aus, die weit über reine Nostalgie hinausgeht. "Excalibur" ist ein ganz großer, beeindruckender, imposanter Film mit unheimlich vielen tollen Momenten und Szenen, die in Erinnerung bleiben. Als Grundlage diente ihm dabei Thomas Malory's Erzählung "Le Morte D'Arthur", eine der bekanntesten und populärsten Erzählungen der mehrere tausend Jahre alten Artus-Sage, die alles umfasst, was man mit diesem Begriff verbindet: Merlin, das mächtige Schwert Excalibur, die Tafelrunde, die Affäre zwischen Lancelot und Guenevere, Artus Konflikt mit Mordred und dessen Mutter Morgan La Fey, die Herrin des Sees, Parzival und sie Suche nach dem Gral, usw. Erfreulich ist bei "Excalibur" unter anderem, dass John Boorman einige der gewagteren Aspekte der Erzählung, wie die Hintergründe von Artus Zeugung, nicht verharmlost, und auch mit Blut, Gewalt und nackter Haut nicht spart, sondern definitiv die Erwachsenen-Version der Sage auf die Leinwand bringt.
Seine Inszenierung erweist sich dabei als eine der größten Stärken des Films. Bildgewaltig, stellenweise episch, setzt er vor allem die Höhepunkte der Erzählung sehr eindrucksvoll um, so dass diese noch lange in Erinnerung bleiben. Stellenweise mag man zwar merken, dass gegen Ende hin das Budget langsam aber sicher etwas knapp zu werden drohte – so ist die abschließende Schlacht zwischen Artus und Mordreds Truppen sicherlich nicht einmal ansatzweise so episch, wie Boorman dies wohl eigentlich gewollt hatte, und wird angesichts der wenigen Hanseln, die sich hier gegenüberstehen vor allem jene enttäuschen, die sich zum Finale eine große Schlacht erwartet und erhofft hatte) – zumindest ich konnte darüber aber wohlwollend hinwegsehen. Der Soundtrack von Terry Jones weiß ebenfalls zu gefallen, den größten Eindruck hinterlassen aber sicherlich jene Stellen, wo man auf bereits bekannte klassische Kompositionen zurückgreift – wobei man nach der Sichtung des Films wohl vor allem "Carmina Burana" unweigerlich mit "Excalibur" verbindet. Die Schauspieler machen ebenfalls einen überwiegend überzeugenden Eindruck. Vor allem Nicol Williamson als Merlin sticht für mich dabei mit seiner herrlich überzogenen-theatralischen – was zur sagenhaften Erzählung eben wie die Faust aufs Auge passt – immer wieder positiv hervor, wobei ihm die wunderbare Helen Mirren als Morgan La Fay in nichts nachsteht. Die beiden geben ein wunderbares "Gespann" ab, das für einige der besten Momente des Films sorgt. "Artus "Nigel Terry fand ich zu Beginn etwas zu naiv-rehäugig, nachdem er dann aber mal König wurde steigert er sich deutlich, und vor allem den gebrochenen Artus gegen Ende des Films spielt er perfekt und sehr bewegend. In Nebenrollen fallen dann vor allem noch bekannte Gesichter wie Gabriel Byrne, Liam Neeson und Patrick Stewart auf.
Das Beste an "Excalibur" sind für mich ganz klar einzelne Momente, die sich mir regelrecht ins Gedächtnis gebrannt haben und mich nach wie vor begeistern können. Es gibt einfach so viele grandiose, denkwürdige Szenen. Arthurs Zeugung, mit dem lodernden Feuer im Hintergrund, oder davor schon der Nebel, den Merlin heraufbeschwört. Wie Arthur Excalibur aus dem Stein befreit. Die nachfolgende Schlacht an der Burg von Leondegrance, die wohl auch schon das Highlight darstellt, was die Action im Film betrifft. Das erste Aufeinandertreffen mit Lancelot, und ihren Kampf. Der Triumph, alle Länder Englands vereint zu haben, und Merlins Ansprache. Die Tafelrunde. Wie Artus Lancelot und Guenevere eng umschlungen beieinanderliegend entdeckt. Die Konfrontationen zwischen Merlin und Morgan La Fey. Wie Parzival den Gral zuletzt doch noch entdeckt. Der Aufbruch zur letzten Schlacht. Vor allem aber dann die letzten Minuten: Die Konfrontation zwischen Artus und Mordred, wie er Parzival befiehlt, Excalibur ins Meer zu werfen, die Hand, die sich daraus hervorhebt – einfach nur grandios.
Die einzig größere Schwäche des Films besteht in dessen Dramaturgie. Boorman versucht hier, eine fast 600 Seiten lange Erzählung, die noch dazu auf eine deutlich komplexere und von vielen verschiedenen Schriftstellern interpretierte und angereicherte Sage basiert, in einen etwas mehr als zweistündigen Film zu komprimieren, und ist damit leider nur bedingt erfolgreich. Denn so gelungen die großen Höhepunkte auch sein mögen, so wollen sie leider kein kohärentes, stimmiges und überzeugendes Ganzes ergeben. Aufgrund der eingeschränkten Laufzeit bliebt ihm zwar gerade genug Zeit, um die Höhepunkte zu erzählen und würdig umzusetzen, doch es fehlt der verbindende narrative Rahmen, und damit der Kontext, der diesen einzelnen Momenten das notwendige dramaturgische Gewicht verleihen würde. Dadurch hängen diese einzelnen Momente und Szenen leider etwas zusammenhanglos in der Luft, wie Perlen ohne Schnur. Exemplarisch sei das Liebesdreieck zwischen Artus, Guenevere und Lancelot erwähnt. Wir sehen, wie Artus Guenevere zum ersten Mal trifft und kurz mit ihr tanzt – das nächste Mal, wenn wir sie gemeinsam sehen, findet bereits die Hochzeit statt. Ähnlich verläuft es mit Artus und Lancelot: Ihre erset Konfrontation wird ausführlich geschildert, und man sieht, wie Lancelot Guenevere beim ersten Anblick verfällt – und beim nächsten Mal wenn wir ihn sehen kehrt er nach Camelot zurück, um die Ehre seiner Angebeteten zu verteidigen. Hier fehlen einfach Szenen, die uns sowohl die tiefempfundene Liebe, die Artus für seine Gemahlin empfindet, wie auch die enge Freundschaft zwischen ihm und seinem treuen Ritter Lancelot, nachvollziehbar macht – und dann eben auch seine Enttäuschung und Wut ob ihres Verrats nachempfinden zu können. Auf der anderen Seite sind die einzelnen Szenen, so genial sie teilweise auch sind, stellenweise auch etwas zu lang geraten. Und vor allem die Suche nach dem Gral, die sich nicht so recht in den Rest der Erzählung eingliedern lassen will, bringt "Excalibur" kurzzeitig förmlich zum Stillstand. Hier etwas zu kürzen und dafür noch ein paar füllende, erklärende und charakterorientierte Szenen einzubauen, bzw. generell die Laufzeit noch ein wenig zu erhöhen um sich nicht nur auf die Highlights konzentrieren zu müssen, hätten dem Film aus meiner Sicht gut getan.
Fazit:
Wo "Excalibur" brilliert, ist in der Inszenierung von Einzelszenen. John Boorman's epische Erzählung der Artus-Sage zaubert unzählige imposante, beeindruckende und denkwürdige Momente auf die Leinwand, die man so schnell nicht vergessen wird. Neben seinem Gespür für eindrucksvolle Bilder offenbart sich vor allem auch der Soundtrack – insbesondere der Einsatz von klassischen Stücken wie "Carmina Burana" – als große Stärke. Auch die SchauspielerInnen wissen überwiegend zu gefallen. Positiv auch, dass Boorman hier keine weichgespülte Version der Artus-Sage auf die Leinwand bringt, sondern "Excalibur" mit Blut, Gewalt und nackten Tatsachen anreichert, die deutlich machen, dass diese Verfilmung in erster Linie für Erwachsene gedacht ist. Worin er jedoch leider scheitert ist, diese gefälligen und teils grandiosen Einzelszenen und –momente zu einem stimmigen, kohärenten dramaturgischen Ganzen zu verbinden. John Boorman zeigt uns hier quasi ein "Best Of" der Artus-Sage, doch es fehlt ein narrativer Rahmen, um den einzelnen Momenten das notwendige Gewicht zu verleihen und die Entwicklungen - emotional - nachvollziehbar zu machen. Der daraus entstehende, etwas zerfahrene Eindruck steht der Epik, den "Excalibur" in anderen Bereichen verströmt, diametral entgegen, und unterminiert die Wirkung des Films. Doch selbst mit dieser Schwäche bleibt "Excalibur" die mit Abstand bisher beste filmische Erzählung der Artus-Sage, die insbesondere für alle Fans des Fantasy-Genres zur cineastischen Grundausbildung zählen sollte.