Mit: Georgie Henley, Skandar Keynes, Ben Barnes, Will Poulter, Laura Brent, Tilda Swinton u.a.
Kurzinhalt:
Ein Jahr nach ihrem letzten Abenteuer in Narnia kehren Lucy und Edmund ein weiteres Mal in dieses phantastische Reich zurück. Als Portal dient ihnen diesmal ein Bild im Haus ihres Neffen Eustace - der ebenfalls unfreiwillig mit ihnen in die magische Welt von Narnia hineingezogen wird. Dort gibt es für Ludy und Edmund ein Wiedersehen mit Kaspian, sowie mit dem immer noch abenteuerlustigen Mäuserich Reepicheep. Doch die beiden wurden aus einem ganz bestimmten Grund zurückgebracht. An Bord des Schiffes "Morgenröte" begeben sie sich auf eine abenteuerliche und gefahrvolle Reise zu einer mysteriösen Insel, von der die möglicherweise größte Bedrohung ausgeht, der sich Narnia bisher gegenübersah. Denn von dort aus überzieht ein giftig-grüner Nebel die Lande, und ruft zahlreiche Bewohner zu sich. Es ist an Kaspian, Lucy, Edmund, Reepicheep und auch Eustace, sich dieser Bedrohung in den Weg zu stellen und die bereits vom Nebel gefangenen Bewohner Narnia's zu befreien. Doch der Nebel ist tückisch - kennt er doch sowohl all ihre Ängst, als auch ihre verborgensten Wünsche und Träume…
Review:
Nachdem das Einspielergebnis von "Prinz Kaspian" im Vergleich zur ersten Narnia-Chronik um etwa die Hälfte eingebrochen ist (bei zugleich höherem Budget), beschloss man bei Walt Disney, die Notbremse zu ziehen und keine weiteren Filme aus C.S. Lewis Fantasy-Reihe auf die Leinwand zu bringen. Die Produktionsfirma Walden Media wollte sich damit jedoch nicht so einfach abfinden, und machte sich daraufhin auf die Suche nach einem neuen Partner und Filmverleih. 20th Century Fox, die mit "Eragon – Das Vermächtnis des Drachenreiter" selbst einen veritablen (und hochverdienten) Flop zu verzeichnen hatten, erklärten sich dazu bereit, einzuspringen – jedoch mit einem Haken. Denn bei der dritten cinematographischen Erzählung aus den Narnia-Chroniken würde man mit einem deutlich geringeren Budget von $ 155 Mio. auskommen müssen. Etwas, dass man bei "Die Reise auf der Morgenröte" leider an allen Ecken und Enden "zu spüren bekommt".
Das beginnt schon bei der hier erzählten Handlung, die längst nicht mehr so episch daherkommt wie bei den beiden Vorgängern. So muss man diesmal nicht nur auf eine große Schlacht am Ende verzichten – was jedoch genau genommen sogar dabei hilft, die ständigen "Herr der Ringe"-Vergleiche zu "verhindern" und dem Film einen eigenständigeren Charakter zu verleihen – auch die Anzahl an Figuren ist überschaubar. Zumal diesmal bis auf ihren Neffen Eustace kaum wichtige neue Figuren hinzukommen – und dieser erwies sich für mich als eine der größten Schwächen des Films. Ich habe selten einen nervigeren Charakter erlebt – bereits nach seinem ersten Auftritt hätte ich ihn am liebsten schon über die Planke gehen lassen, und danach wurde es in jeder Szene schlimmer. Auch seine spätere Läuterung hin zum großen Helden der Geschichte hat für mich einfach nicht funktioniert. Doch auch davon abgesehen ist die Handlung kein Highlight. Nicht nur wirkt diese sehr episodenhaft und etwas zerfahren – ein klarer narrativer rahmen wollte sich für mich nicht wirklich erkennen lassen – sie wird zudem durch das Fehlen eines nachvollziehbaren, bedrohlichen Antagonisten behindert. Dieser grüne Nebel hat jedenfalls für mich als großer Bösewicht, den es zu besiegen gilt, überhaupt nicht funktioniert. Und gibt es eigentlich irgendeinen Filmfan, der bei der "denkt an nichts!"-Szene nicht unweigerlich an "Ghostbusters" und den Marshmallow-Mann denken musste?! Zu all diesen Schwachpunkten gesellen sich dann doch logische Schwächen, wie z.B. die Frage, warum in Narnia diesmal während eines Jahres in der Realität nur drei Jahre vergangen sind, und nicht wieder 1.300, wie noch bei Narnia 2. Falls es dafür irgendeine logische und nachvollziehbare Erklärung innerhalb der Handlung gibt, verabsäumen es die Drehbuchautoren, uns daran teilhaben zu lassen. Hier machte man es sich jedenfalls aus meiner Sicht viel zu leicht – zumal sich ja auch keiner der Protagonisten darüber zu wundern scheint.
Auch der kleine Alphamännchen-Konflikt zwischen Prinz (oder mittlerweile König?) Kaspian und Edmund hat für mich nicht wirklich funktioniert, und wirkte viel zu verkrampft und konstruiert. Was im Vergleich zu den Vorgängern ebenfalls auffällt, sind die weniger opulente Ausstattung, der längst nicht so gelungene Soundtrack (so sehr David Arnold auch versuchen mag, sich an Henry Gregson-Williams zu orientieren), sowie die nicht immer gelungenen Spezialeffekte, . Da waren die Vorgänger, trotz ihres höheren Alters, teilweise besser getrickst. Lediglich Aslan konnte wieder einmal rundum überzeugen. Leider fallen auch die schauspielerischen Leistungen im Vergleich zu den ersten beiden Teilen der Reihe etwas ab. Andrew Adamson ist es gelungen, wirklich gute Performances aus diesen (damals noch) Kindern rauszuholen, und obwohl Georgie Henley und Skandar Keynes nun älter sind und auch schon den einen oder anderen Film gedreht haben, konnten meines Erachtens beide nicht mehr ganz an ihre früheren Leistungen anknüpfen. Neuling Will Poulter scheitert leider am – für seine Figur wenig schmeichelhaften – Drehbuch, und Ben Barnes bekommt nicht wirklich etwas zu tun.
Die mit Abstand größte Schwäche von "Die Reise auf der Morgenröte" ist für mich aber die Inszenierung durch Michael Apted. Sämtliche visuelle Magie der Vorgänger ist verflogen; der dritte Narnia-Film sieht ungemein billig produziert aus, eher wie eine TV-Serie (wobei man aus dem Fernsehen dank hochwertig inszenierten Serien wie "Lost" mittlerweile auch schon deutlich besseres gewöhnt ist), oder ein Film des SciFi-Channels. Dieser Eindruck entsteht einerseits durch die Bildausschnitte, die Apted hier wählt – greift er doch sehr oft auf starke Nahaufnahmen zurück, was der Optik ein eingeschränktes, reduziertes Gefühl gibt – und dürfte andererseits auf die Kameras zurückzuführen sein, die hier verwendet wurden. Im Gegensatz zu den ersten beiden Narnia-Filmen wurde hier offenbar nicht mehr auf Film, sondern digital gedreht. Nun gab es durchaus schon einige Filme, die ebenfalls mit Digitalkameras gedreht wurden und dennoch dieses "Film"-Gefühl hatten – "Die Reise auf der Morgenröte" weckte hingegen unliebsame Erinnerungen an Michael Mann's "Public Enemies". Dieser wollte so, wie er die Kameras eingesetzt hat, ja ein möglichst realistisches Gefühl für die Bilder erzeugen – sie sollten mehr wie TV-liveaufnahmen denn ein Kinofilm aussehen. Ich weiß nicht, ob Michael Apted dies ebenfalls im Sinn hatte, oder er es einfach nur nicht besser wusste, wie auch immer… diese billige, an TV Doku-Soaps gemahnende Inszenierung ist für einen phantastischen Film wie "Die Reise auf der Morgenröte" jedenfalls der völlig falsche Zugang. Gerade solche Filme schreien danach, die Magie nicht nur zu zeigen, sondern sie auch auf der Leinwand spüren zu lassen. Ähnliches habe ich beim dritten Narnia-Film völlig vermisst.
Schließlich taten die Jungs und Mädels von 20th Century Fox Michael Apted auch damit keinen Gefallen, den Film statt im 2.35:1-Format, mit dem er im Kino zu sehen war, im eingeschränkteren 1.78:1 (bzw. 16:9)-Format auf die Blu Ray gepresst hat. Egal ob dabei nun mehr oder weniger vom gedrehten Material zu sehen ist, meines Wissens hat Apted seien Bildkomposition auf das Kinoformat ausgelegt – welches sich zudem für solche epische Fantasy-Geschichten ohnehin besser eignet als ein schlichtes 16:9-Bild. Ich weiß, dass es auch unter Filmregisseuren nach wie vor Verfechter für 16:9 gibt (Hallo, James Cameron!), aber gerade auch, wenn man sich so wie ich alle drei Teiler der Narnia-Trilogie an einem Stück anschaut, fällt dieser Bruch im Bildseitenverhältnis stark auf, und verstärkt den optisch billigeren und "eingeschränkten", kleineren Eindruck dieser Fortsetzung. Geholfen hat man dem Film damit jedenfalls meines Erachtens nicht…
Mit dem letzten großen Kritikpunkt bin ich etwas vorsichtig, aus zwei Gründen. 1.) kann ich nicht 100%ig ausschließen, dass es irgendetwas mit meiner Blu Ray-Player bzw. Fernseher-Konfiguration zu tun hatte; auch wenn dieser Mangel bisher bei keinen anderen Blu Ray aufgetreten ist. Andererseits könnte ich es mir nicht erklären, warum dies nur mir negativ auffallen sollte – nun mal ehrlich, das muss doch mehr Leute stören? Damit wären wir bei 2.) Unter der Voraussetzung, dass dies nicht nur bei mir auftritt, muss ich angesichts des mangelnden Aufschreis davon ausgehen, dass es der Mehrheit der Filmkonsumenten – leider! – nicht weiter negativ auffällt, weshalb es gut möglich ist, dass es auch euch nicht stören wird. Mir persönlich hat es einen ohnehin schon schwachen Film dann aber endgültig verdorben. Die Rede ist vom "Motion Blur"-Effekt, der bei mir den ganzen Film über aufgetreten ist. Keine Ahnung, woher der kommt; vielleicht wurde mit höherer Framezahl gedreht, oder es liegt an den verwendeten Kameras… aber dadurch verlor "Die Reise auf der Morgenröte" auch noch den letzten Anstrich an Magie. Ich möchte hier keinen filmwissenschaftlichen Vortrag abhalten, aber nur ganz kurz, damit ihr versteht was ich meine: Die Rede ist von schnellen, besonders flüssigen Bewegungsabläufen. Einige TV-Hersteller versuchen uns das in letzter Zeit als neuesten Schrei zu verkaufen, sei es als "TrueMotion" oder ähnlichen schnuckeligen Namen. Für mich als Filmfan sind derartige Funktionen ein absoluter Graus, und das erste, was bei einem neuen Fernseher deaktiviert wird. Hierdurch werden die zwar die Bewegungen flüssiger, was sich vor allem bei Sportübertragungen lohnen kann – aber für Filme und Serien ist dies Gift. Warum? Zumindest mir geht es so, dass ich derartige schnelle Bewegungsabläufe mit Live-Fernsehen in Verbindung bringe, mit TV-Shows etc., aber nicht mit "dramatischen Präsentationen". Grund hierfür ist, dass mit Live-Kameras seit jeher mit höherer Framezahl gedreht wird als bei Filmen und Serien (da diese normalerweise mit Videokameras gedreht wurden, Filme und Serien aber zumeist auf Film).
Mit anderen Worten: Auf mein geschultes Auge wirken solche schnellen Bewegungsläufe, bzw. der oben genannte "Motion Blur"-Effekt, billig, da ich ihn automatisch mit TV-Shows und –Sendungen in Verbindung bringe. Dadurch wird für mich die Illusion eines Films völlig zerstört. Nun weiß ich, dass es viele Leute gibt, die sich ihre Filme und Serien ganz bewusst mit diesem Feature ansehen, und denen das gefällt, oder – was für mich fast noch schlimmer ist – gar nicht auffällt. Ich finde es einfach nur grauenhaft. Und bei "Die Reise auf der Morgenröte" hatte ich – obwohl derartige Effekte von meinem Fernseher über das HDMI-Kabel automatisch deaktiviert werden – genau diese schnellen Bewegungsabläufe. Etwas, an dass ich mich die ganze Laufzeit hinweg nicht gewöhnen konnte, und mich immens gestört hat. Aufgrund dieser Inszenierung konnte ich einfach nie so recht in das Geschehen und die Geschichte eintauchen.
Bei aller Kritik will ich jedoch auch die wenigen vorhandenen positiven Aspekte nicht verschweigen. So schlicht und episodenhaft die Handlung auch gewesen sein mag, mit ihrer eher auf ein Abenteuer bzw. eine Aufgabe zugeschnittene Handlung, denn eine große Schlacht auf die im Endeffekt alles hinausläuft, bedient man eine andere Art der Fantasy, welche von den "Narnia"-Filmen bisher eher vernachlässigt wurde. Auch gab es zwischendurch die eine oder andere gelungene Szene, wie die sich öffnende Tür mitten in der Landschaft, bzw. generell alles, was sich im Haus der Zaubersprüche zugetragen hat. Meine absolute Lieblingsszene war dann jene im Spiegel, als Aslan Lucy danach warnt, dass sie sich quasi "weggewünscht" hat, und man eine gerade auch für Kinder und junge Erwachsene wichtige Message vermittelt. Auf der Insel hat man etwas später mit "If it is a distraction for you I can change form" und dem darauffolgenden protestierenden "No!" von Kaspian und Edmund (sowie Lucy's missbilligendem Blick) den einzigen wirklich gelungenen Gag des Films zu bieten. Und am Ende präsentiert man uns mit dem Meer aus Blumen zumindest noch zum Abschluss ein beeindruckendes, imposantes und denkwürdigendes Bild. Generell waren die letzten Minuten, gerade auch im Vergleich zum Film zuvor, erstaunlich gut getrickst, wobei vor allem Aslan wieder einmal überzeugen konnte. Auch die Entscheidung von Reepicheep fand ich gelungen umgesetzt. Einzig die wieder einmal überdeutliche christliche Symbolik ("In eurer Welt kennt ihr mich unter einem anderen Namen" – hätte Aslan dann nicht eigentlich eher ein Fisch denn ein Löwe sein müssen?!?!) hat mit den Abschluss annähernd verdorben, wie auch die gefährliche Drohung, Eustace könnte bei einer allfälligen Fortsetzung zurückkehren. Angesichts des nicht wirklich berauschenden Einspielergebnisses dürfte sich dies aber ohnehin erledigt haben, und es tut mir leid, aber… nach "Die Reise auf der Morgenröte" fällt es mir schwer, darüber allzu traurig zu sein. Wie heißt es doch so schön: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende…
Fazit:
Schon die Handlung des Films war nicht unbedingt ein Highlight, da sehr episodenhaft, mit wenig überzeugendem Bösewicht, vor allem aber einem grauenhaften Eustace, den ich zu den nervtötendsten Filmfiguren aller Zeiten zählen muss. Auch sonst befindet sich kein Aspekt dieser Filmproduktion auf Augenhöhe mit den Vorgängern, weder der Soundtrack, noch die Ausstattung, noch die schauspielerischen Leistungen. Der mit Abstand größte Kritikpunkt ist für mich jedoch die Inszenierung, die der "Reise auf der Morgenröte" ein ungemein billiges Aussehen verleiht, durch das er gegenüber den Vorgängern enorm abfällt und nicht mal ansatzweise deren visuell zeitweise bestechende Qualität erreichen kann. Die starke Konzentration auf Nahaufnahmen der Protagonisten, vor allem aber der fast konstant auftretende, für mich ungemein irritierende "Motion Blur"-Effekt, ließen den Film für mich mehr wie eine billige Doku-Soap denn ein episches Fantasy-Märchen aussehen, und haben der "Reise auf der Morgenröte" für mich leider sämtlicher Magie beraubt. Alles in allem wurde mir hier dank Michael Apdets inadäquater Inszenierung eine ohnehin schon – im Vergleich zu den Vorgängern – eher schlichte, aber durchaus noch gefällige Fantasy-Abenteuergeschichte völlig verdorben.
vielen Dank für Deine - wie immer ausführliche - Rezension der 'Reise auf der Morgenröte'. Ich kann Dir versichern - Du bist nicht allein ! Auch mir ist dieser "Motion Blur"-Effekt unangenehm aufgefallen, auch ich kam mir dabei unwahrscheinlich einsam und isoliert vor (vielleicht liegt es doch an mir..., vielleicht sind dies die ersten Anzeichen einer extrem seltenen, schweren Augenkrankheit ...). Als Ausweg versuchte ich den immens störenden Effekt auf meinen neuen 23-Zoll PVA Monitor zu schieben ('Die Reise auf der Morgenröte' war praktisch die erste Blu-Ray die ich auf einem derartigen Monitor ansah) - hätte ich mir doch besser einen üblichen reaktionsschnelleren TN-Monitor mit schlechterem Schwarzwert, schlechteren Farben und schlechterem Blickwinkel gönnen sollen ?
All diese unangenehmen Fragestellungen haben sich jetzt mit Deiner Rezension ins Nichts aufgelöst ! Nochmals vielen Dank dafür !
Zuerst einmal: Passender Name, angesichts des Reviews, dass am 22. Dezember online gegangen ist! (Ich hoffe du siehst mir die Kritik an einem Film der dir offenbar sehr am Herzen liegt nach ). Jedenfalls vielen Dank für die Rückmeldung - ich begann nämlich ebenfalls schon an mir zu zweifeln. Jedenfalls sehr schade, ohne diesen störenden Effekt und generell mit einer besseren, "magischeren" Inszenierung hätte das ein nett erzähltes Fantasy-Abenteuer sein müssen. Zumindest weiß ich jetzt, dass ich nicht der einzige war, den das gestört hat .