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Der dunkle Kristall Drucken E-Mail
Fantasy aus der Puppenschmiede von Jim Henson Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 18 Dezember 2011
 
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Der dunkle Kristall
(The Dark Crystal, USA/UK 1982)
 
Der dunkle Kristall
Bewertung:
Studio/Verleih: Jim Henson Productions/Universal Pictures
Regie: Jim Henson & Frank Oz
Produzenten: U.a. Jim Henson & Gary Kurtz
Drehbuch: Jim Henson & David Odell
Filmmusik: Trevor Jones
Kamera: Oswald Morris
Schnitt: Ralph Kemplen
Genre: Fantasy
Kinostart Deutschland: 25. März 1983
Kinostart USA: 17. Dezember 1982
Laufzeit: 93 Minuten
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Trailer: YouTube (Englisch)
Kaufen: Blu Ray, DVD
Mit: Stephen Garlick, Lisa Maxwell, Billie Whitelaw, Perdy Edwards, Barry Dennen, Jim Henson, Frank Oz u.a. (Originalbesetzung)


Kurzinhalt: Vor tausend Jahren wurde auf dem Planeten Thra der große, lebensspendende Kristall beschädigt – mit weitreichenden Folgen. Als ein Teil von ihm abgesplittert ist, versank das Land in Finsternis, und die Schreckensherrschaft der Geier-artigen Skeksis begann. Die ehrwürdigen Echsen-ähnlichen Mystics wurden hingegen aus dem Palast vertrieben. All ihre Hoffnung liegt auf einer Prophezeiung, nach der wenn sich die drei Sonnen des Planeten in einer Linie befinden, ein Gelfling den Splitter wieder in den Kristall einsetzen und damit diesen und das Land heilen, und die Schreckensherrschaft der Skeksis beenden wird. Doch auch die Skeksis sind mit dieser Prophezeiung vertraut. Erbarmungslos lassen sie alle Gelflings vom Planeten tilgen – glauben sie zumindest. Denn den Mystics ist es gelungen, Jen als kleinen Jungen vor ihren Schergen zu retten und aufzuziehen – und auf seine Bestimmung vorzubereiten. Nach dem Tod seines Meisters zieht Jen los, um den Splitter zu suchen und die Prophezeiung zu erfüllen. Eine Reise voller Wunder und Gefahren, im Zuge derer er nicht nur auf die Schergen der Skeksis treffen, sondern auch auf unerwartete Verbündete treffen wird…

Review: ImageFür "Der dunkle Kristall" taten sich der legendäre Jim Henson sowie "Yoda" Frank Oz zusammen, um eine neue, originelle, von Jim Henson selbst erdachte (und gemeinsam mit Drehbuchautor David Odell aufs Papier gebrachte) Fantasy-Saga zu erzählen – mit Puppen, natürlich. Das Ergebnis ist ein inhaltlich zufriedenstellendes und optisch stellenweise wirklich beeindruckendes Abenteuer für die ganze Familie. Was dabei u.a. auch besonders gefallen kann, ist die Tatsache, dass "Der dunkle Kristall" zur sonst oftmals doch sehr weichgespülten, verharmlosten Familienunterhaltung angenehm düster ausgefallen ist. Nicht nur sind die Kreaturen – für Kinder – durchaus unheimlich umgesetzt, es gibt auch einige erschreckende Szenen, wie z.B. als einem niedlichen kleinen Geschöpf der "Lebenssaft" ausgesaugt wird, um damit den König der Skeksis zu verjüngen. Durch solche Momente wird einiges an Spannung aufgebaut, gelingt es doch dadurch die Illusion aufrecht zu erhalten, dass bei diesem Abenteuer niemand sicher ist.

Was mir ebenfalls sehr gut gefällt, ist die Handlung. Einerseits wartet diese mit einer gefälligen Aussage darüber auf, wie die Trennung eines Volkes die gesamte Welt zu vernichten vermag; wobei dies angenehm subtil und nie zu aufdringlich vermittelt wird. Andererseits gefällt mir, wie geschickt man mit der großen Offenbarung des Films umgeht. Angesichts der Parallelität der Ereignisse zu Beginn kann man es schon erahnen, durch weitere Hinweise – unter anderem auch im genauen Text der Prophezeiung wird es aber jeder früher oder später selbst herausfinden, anstatt es vom Film vorgekaut zu bekommen. Hier vor allem Kindern ein Erfolgserlebnis zu gönnen, wenn sie das große Geheimnis des Films entschlüsselt haben, wertet ihn für mich ungemein auf. Auch die Figuren sind wundervoll umgesetzt. Die Mystics wirken sehr ehrwürdig, und verbreiten eine angenehm pazifistische Message – sie sind untereinander mit sich selbst und der Welt im Frieden. Die Skeksis sind das genaue Gegenteil, und führen sowohl gegen die Welt als auch untereinander Krieg. Abscheuliche, degenerierte Kreaturen, die sehr gute Antagonisten abgeben, wobei es uns Henson und Oz auch gelegentlich erlauben, über sie zu lachen. Der Held der Geschichte, Jen, stellt mit seinem Mut und seiner guten Seele ein erstrebenswertes Vorbild für Kinder dar, und bekommt mit Kira eine zauberhafte, liebevolle Freundin zur Seite gestellt. Darüber hinaus hinterlassen vor allem ihr pelzig-süßes "Haustier" sowie die abgedrehte Aughra. "Der dunkle Kristall" verfügt auch über einige wundervolle, denkwürdige Szenen, wobei vor allem jener Moment, in dem Jen und Kira ihre Erinnerungen teilen, meisterlich inszeniert wurde. Auch das Design der Puppen, bzw. der gesamten Welt, kann begeistern, und sorgt für einige beeindruckende Bilder. Visuell ist "Der dunkle Kristall" jedenfalls ein faszinierendes, bestechendes und vor allem natürlich phantastisches Erlebnis.

ImageEs gibt jedoch auch ein paar Schwächen, die für mich einer höheren Wertung im Weg stehen. So merkt man trotz aller düsterer Elemente halt doch recht deutlich, dass sich dieser Fantasy-Film eher an die Kinder, als ihre Eltern, richtet. Zwar bleibt er dank der flott erzählten und gefälligen Handlung auch für Erwachsene unterhaltsam, dennoch gibt es auch einige Filme, denen dieser Spagat, alle Altersschichten gleichermaßen anzusprechen, noch besser gelungen ist. Das kritische erwachsene Auge kommt zudem nicht umhin, trotz aller beeindruckender Puppen-Arbeit von Jim Henson und Frank Oz stellenweise zu bemerken, dass die Mimik der Puppen doch etwas eingeschränkt ist, und die Bewegungen auch nicht immer ganz flüssig ablaufen. Dies fällt umso stärker auf, als das für die Weitwinkelaufnahmen auf kleinwüchsige Schauspieler (u.a. Kiran Shan, das "Frodo"-Double aus "Der Herr der Ringe") zurückgegriffen wurde – was den Kontrast zwischen den Bewegungsabläufen echter, lebender Wesen und der Puppen noch einmal um einiges deutlicher macht, als dies nötig gewesen wäre.

Mein größter Kritikpunkt ist allerdings, wie man am Ende nach einer – unnötig düsteren – Entwicklung dann unbedingt wieder einen Rückzieher machen musste. So etwas hasse ich bei Filmen einfach. Einerseits ist mir dies angesichts der Tatsache, dass er ja auch Kinder gut unterhalten und nicht erschrecken/verängstigen/betrüben soll, ja verständlich. Andererseits war es mir eben genau deshalb auch sehr vorhersehbar, weshalb ich keine Sekunde daran geglaubt habe, dass der Film wirklich so düster Enden wird. Zudem war es doch ziemlich ungeschickt umgesetzt. Vor allem aber wäre es gar nicht notwendig gewesen, es überhaupt so weit kommen lassen, und bei zwei liebgewonnenen Figuren doch recht deutlich ihren Tod anzudeuten, nur um sie dann erst recht wieder zurückzuholen. (Achtung, Spoiler!) Warum Kira nicht einfach "nur" verletzen, und sie dann durch die von ihr zuvor abgegebene Lebensenergie wieder heilen, als sie in Jen's Armen sterben zu lassen und dann durch eine wenig überzeugende Deus Ex Machina wieder zurückzuholen? (Spoiler Ende) Das wäre für mich genauso spannend, aber zugleich um einiges logischer und runder gewesen, als jener Zugang, für den man sich letztendlich entschieden hat. Und nennt mich einen herzlosen Bastard, aber das gar so strahlende Happy End durch den Tod von zumindest einer der beiden Figuren ein wenig zu trüben, hätte ich gegenüber dieser zuckersüßen Friede-Freude-Eierkuchen Variante dann doch vorgezogen. Noch besser wäre aber aus meiner Sicht gewesen, auf diesen billigen dramaturgischen Taschenspielertrick ganz einfach zu verzichten – der Showdown war nämlich auch ohne diese übertriebene Dramatik schon spannend genug, und hätte auf mich ohne dieses Stilmittel einen deutlich gelungeneren Eindruck gemacht. So hinterlässt das Ende doch einen leicht bitteren Nachgeschmack.

Fazit: Image"Der dunkle Kristall" ist ein phantastisches Fantasy-Abenteuer, das sowohl optisch als auch inhaltlich überwiegend überzeugen kann. Vor allem aufgrund der Umsetzung mit Puppen mag er sich zwar in erster Linie an Kinder richten, vermag aber durchaus auch Erwachsene, gut zu unterhalten. Am besten haben mir das phantasievolle Design der Puppen und der Welt gefallen. Generell kann die Inszenierung von Jim Henson und Frank Oz mit einigen optisch imposanten Bildern und denkwürdigen Momenten aufwarten. Die Handlung birgt nicht nur eine wertvolle, jedoch sehr subtil umgesetzte und nie aufdringliche, Message, sondern gefällt vor allem mit der Art und Weise, wie die zentrale Offenbarung des Films gehandhabt wird. Lediglich die teilweise leider doch etwas eingeschränkte Mimik der Puppen, die nicht immer ganz flüssigen Bewegungsabläufe – die vor allem durch den gelegentlichen Einsatz von Schauspielern offensichtlich werden – vor allem aber eine unnötig üble Wendung, (Achtung, Spoiler!) die dann ohnehin durch das doch eher billige Stilmittel einer Deus Ex Machina wieder rückgängig gemacht wird (Spoiler Ende), trübten den Gesamteindruck für mich nicht unwesentlich. Für Kinder darf man aber auf die unten angegebene Wertung noch locker ein bis zwei Punkte draufschlagen.

Wertung:6 von 10 Punkten


Christian Siegel
(Bilder © Universal Pictures)


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