Mit: Helge Schneider, Andreas Kunze, Peter Berling, Peter Thoms, Werner Abrolat, Ludwig Haas, Ludger Pistor, Charlie Weiss u.a.
Kurzinhalt:
Um von seiner Mutter seine Schmutzwäsche waschen zu lassen, kehrt Doc Snyder nach über 30 Jahren in seine Heimatstadt Texas zurück. Während eines Überfalls auf eine Postkutsche kommt ihm jedoch sein Wäschesack abhanden, und zudem wird er fortan von dem auf Rache sinnenden Nasenmann verfolgt. Als er erfährt, dass sein Bruder Hank ausgerechnet am Muttertag gehängt werden soll, befreit er ihn aus dem Gefängnis. Gemeinsam überfallen sie eine Bank, wobei Hank vom Sheriff erschossen wird. Um den gelungenen Banküberfall zu begießen, braut Doc Snyder aus den alten Latschen seiner Mutter Whiskey. Nach dessen Verköstigung segnet sie allerdings das Zeitliche. Nun hält Doc Snyder nichts mehr in Texas, nur noch der Showdown mit dem Nasenmann steht bevor. Dabei erhält er die Hilfe vom lieben Gott und Kommissar 00 Schneider, der aus einer anderen Zeit angereist ist.
Review:
Es fällt schwer, Helge Schneiders ersten Kinofilm eindeutig zu kategorisieren. "Texas - Doc Snyder hält die Welt in Atem" spielt in einem skurril-verzerrten Wilden Westen, der sich schließlich als Naturschutzgebiet im Sauerland entpuppt. Der standesgemäße Saloon wird als schlichte Bretterkulisse enttarnt, das Wohnhaus von Ma Snyder ist mit schlichten Küchenmöbeln der (deutschen) 1970er ausgestattet. Doc Snyder liest seinem Pferd aus dem "Wendy"-Magazin vor, zuvor gibt er im Wald ein E-Gitarren-Solo zum Besten. Dann wären da noch Kommissar 00 Schneider und dessen Assistent, die aus der Zeit der "Twilight Zone" angereist sind, um das Geschehen zu beobachten. Der liebe Gott erscheint schließlich in Texas und überlässt dem Doc seinen Koffer, mit dem dieser dann ein Erdbeben erzeugt.
Einen solchen Unfug mit herkömmlichen Begriffen wie Westernparodie, Satire oder Komödie zu beschreiben, ist ein Ding der Unmöglichkeit. "Texas - Doc Snyder hält die Welt in Atem" ist Helge Schneider pur. Die ersten Testvorführungen seines "Westerns" verliefen katastrophal, weswegen er das gesamte (drehbuchbasierte) Konzept umwarf und aus "Texas" sein eigenes Projekt machte. Die Handlung wurde gestrichen, die Rollen neu besetzt und die Regie gewechselt. Helge machte im zweiten Anlauf alles selbst, um so einen unverwechselbaren Film entstehen zu lassen, der genau das sein sollte, was er, aber auch seine Fans erwarteten. Was dabei herauskommt, wenn man Helge nach Drehbuch agieren lässt, zeigt beispielsweise die Hitler-Parodie "Mein Führer", die 2007 verdientermaßen an den Kinokassen floppte, aber das nur am Rande. Helge ist immer dann am besten, wenn er improvisiert. Und so ist "Texas" ebenso gut wie manches Bühnenprogramm dieses Künstlers.
Die schrulligen Gags, die absurden Pointen und die aberwitzigen Details - All das ist typisch Helge. Ihm zur Seite steht ein illustres Ensemble, teils bestehend aus Freunden und Bekannten, teils aber auch aus professionellen Darstellern. Sie alle fügen sich nahtlos in Helges Welt ein, sie alle lassen Helges Vision von diesem Wilden Westen wahr werden. So nimmt man beispielsweise sogar Andreas Kunze die Rolle als Docs Mutter vorbehaltlos ab. Auch Peter Thomas überzeugt als eloquenter Nasenmann, der Doc stets auf den Fersen ist, aber immer wieder aufs Neue ausgetrickst wird. Und natürlich sei auf die außerordentliche Leistung von Parkplatzwächter Helmut Körschgen hingewiesen, der unter den ansonsten grotesken Figuren den wohl authentischsten Charakter - nämlich sich selbst - mimt.
Trotz aller Lachsalven ist "Texas" auf seine Dauer von knapp 90 Minuten irgendwann ermüdend. Es gibt keinen roten Handlungsfaden, dem man folgen könnte, manche Figuren wie zum Beispiel der Bürgermeister tauchen aus dem Nichts auf und verschwinden auch ebenso schnell wieder. So sehr ich Helges Humor schätze, muss ich dem Film dieses ankreiden: Er ist zu langatmig und insbesondere im letzten Drittel zu irritierend, weil zu keinem Zeitpunkt erkennbar ist, wohin "Texas" führen soll bzw. ob es überhaupt vorangeht. Zwar bleibt sich Helge jederzeit treu, doch hier verlangt er seinem Publikum eindeutig zuviel ab.
Fazit:
"Texas" lebt von der laienhaft anmutenden Improvisation, die Helge Schneider jedoch zu einer Disziplin ausarbeitet. So ergeben sich kuriose Gags, groteske Charaktere sowie irre Details, die konkret und unverkennbar als Helge Schneider zu identifizieren sind. Sein Humor ist freilich individuell, und daher dürfte "Texas" - wie eigentlich alles - reine Geschmackssache sein, wobei Fans jedoch voll und ganz auf ihre Kosten kommen. Allerdings ist die Laufzeit ein Problem: Um die 90 Minuten einigermaßen zu füllen, bringt Helge immer wieder Figuren und Handlungsbruchstücke ein, die irgendwann zu abstrus werden und den Zuschauer eher ratlos machen, wodurch der Spaßfaktor doch getrübt wird.