Klappentext: Es gibt eine Bar, die sich "Captain's Table" nennt. Dort können sich diejenigen, die mächtige Schiffe jedweder Form und Ära kommandiert haben, treffen, um sich zu entspannen und ein oder zwei Drinks mit anderen ihres Schlags zu genießen. Manchmal kann es zu einer Schlägerei kommen, aber das bleibt alles mehr oder weniger in der Familie. Wichtig ist nur, dass die erste Runde Drinks immer mit einer Geschichte bezahlt wird… selbst im thalonianischem Raum.
Vor sechs Jahren, lange bevor er das Kommando über das Raumschiff U.S.S. Excalibur übernahm, diente ein junger Sternenflottenoffizier namens Mackenzie Calhoun als Erster Offizier an Bord der U.S.S. Grissom. Dann geschah eine Katastrophe, und Calhoun nahm die Schuld dafür auf sich. Ein Militärgerichtsverfahren führte dazu, dass er den Dienst in der Sternenflotte wütend quittierte… so schien es zumindest. Nun endlich offenbart Captain Calhoun die wahre Geschichte hinter der größten Tragödie seines Lebens.
Kurzinhalt:
Bereits als junger Mann, als er auf Xenex noch für die Unabhängigkeit seines Volkes kämpfte, stolperte Mackenzie Calhoun eines Tages unverhofft in eine Bar namens Captain's Table, in der sich die verschiedensten Gestalten trafen. Nun, während seiner Mission im (ehemals) thallonianischen Raum, trifft er auf dem Holodeck erneut auf dieses mysteriöse Etablissement. Als er eintritt, weist ihn der Barmann darauf hin, dass er noch eine offene Rechnung zu begleichen hat – in Form einer Geschichte. Und so kommt es, dass Captain Calhoun die Hintergründe jener tragischen Ereignisse offenbart, die sich vor einigen Jahren auf der U.S.S. Grissom abgespielt haben, und zu seinem Austritt aus der Sternenflotte führten…
Review:
Obwohl ich den englischen Omnibus schon lange bei mir zu Hause im Regal stehen habe, bin ich bislang nicht dazu gekommen, mir die "Captain's Table"-Romane durchzulesen. "Gebranntes Kind" war demnach meine erste Erfahrung mit der Reihe – und hat mich gleich zu Beginn ein wenig vor den Kopf gestoßen. Von den bisherigen Beschreibungen und dem Titel her hatte ich es bisher eigentlich so verstanden, dass es irgendwo innerhalb der Föderation eine Bar mit dem Namen "Captain's Table" gibt, in der sich Sternenflotten-Captains zusammenfinden und von ihren Missionen erzählen. Daher war ich auf den sehr übernatürlichen Aspekt der "Captain's Table"-Reihe absolut nicht gefasst – offenbart sich diese Bar doch als mystischer Ort, der an verschiedenster Stelle und zu verschiedensten Zeiten immer wieder mal auftaucht, und an dem Kapitäne unterschiedlichster Epochen und Herkunft aufeinandertreffen. Für "Star Trek" erschien mir dieses Konzept ungewohnt unwissenschaftlich und sehr phantastisch. Hier drohte mich "Gebranntes Kind" doch recht früh zu verlieren. Nachdem ich den ersten Schock aber überwunden hatte, zog mich die packende, dramatische und vor allem grandios erzählte Geschichte aber nach und nach in ihren Bann.
Dadurch, dass die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt wird, bekommen wir einen noch besseren Einblick in Calhouns Gedanken- und Gefühlswelt. Die Ereignisse auf der U.S.S. Grissom sind zudem sehr gut beschrieben. Selbst vor dem großen Konflikt wissen die Dialoge und Empfindungen zwischen den Crewmitgliedern untereinander zu gefallen. Im Gegensatz zu seinen letzten beiden "New Frontier"-Romanen, wo er meines Erachtens einen zu großen Schwerpunkt auf Sex und Beziehungsgeschichten gelegt hat (wohl um sich unbedingt und krampfhaft vom üblichen "Star Trek" zu unterscheiden), ist es hier einerseits wohldosiert, und andererseits deutlich nachvollziehbarer und nicht mehr so hanebüchen beschrieben. Man hat hier wirklich das Gefühl, über echte Menschen zu lesen, und nicht "nur" Romanfiguren, mitsamt allen damit einhergehenden Klischees. Herzstück sind dann natürlich die Ereignisse rund um den Angriff auf die Dufaux, als der Captain der U.S.S. Grissom seinen – verständlichen – Rachegelüsten freien Lauf lässt. Hier lief es mir das eine oder andere mal kalt den Rücken herunter. Sehr dramatisch und teilweise auch bewegend. Die größte Stärke ist aber auch hier wieder Peter David's Schreibstil, der meines Erachtens in der Erzählperspektive noch einmal um einiges besser zum Vorschein kommt, als sonst schon: Unheimlich gewitzt, mit pointierten Dialogen, und sehr wortgewandt, ist es schlicht und ergreifend ein Vergnügen, ihm "zuzulesen"…
Fazit:
Mit "Gebranntes Kind" bringt Peter David die "New Frontier"-Reihe nun endgültig wieder auf Kurs. Die bei den letzten Romanen teils etwas störend-dominanten Beziehungsdramen wurden stark zurückgefahren, und machen einer sehr charakterorientierten und stellenweise hochdramatischen Geschichte Platz. Peter David's gewitzter, wortgewandter Schreibstil kommt in der Ich-Erzählform sogar noch einmal um einiges besser zur Geltung, die uns zudem einen wunderbaren Einblick in die wohl interessanteste Figur der "New Frontier"-Reihe gewährt. "Gebranntes Kind" liest sich ungemein flott und flüssig, jedoch ohne jemals oberflächlich zu wirken, und vermochte mich von der ersten bis zur letzten Seite fabelhaft zu unterhalten. Lediglich das für "Star Trek"-Verhältnisse doch etwas untypisch-übersinnliche Grundkonzept hinter dem "Captain's Table" hat mich leicht gestört, davon abgesehen kann jedem Star Trek-Fan dieser Roman – durchaus auch als Einstieg in die "New Frontier"-Reihe – nur empfohlen werden!
Christian Siegel
Bewertung: 4/5 Punkten
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