Mit: Nathalie Kelley, Nick Eversman, Klaus Stiglmeier, Max Riemelt, Catherine de Léan, Brenda Koo, Andreas Wisniewski u.a.
Kurzinhalt:
Eine Gruppe junger Berlin-Touristen macht sich unter Leitung des deutschen Kris (Max Riemelt, bekannt geworden durch "Napola") auf, den geheimnisvollen und verwinkelten Untergrund der Stadt zu erkunden. Der wortkarge Kris tut sehr geheimnisvoll und und bietet der Gruppe an, sie zum sog. Fahrerbunker zu bringen, einer verschlossenen ehemaligen Nazi-Kultstätte tief unter der Stadt. Auf dem Weg dorthin geraten sie mehr oder weniger orientierungslos an Halbstarke und begeben sich auf gefährlich Wege, doch das alles bereitet sie nicht auf den Horror vor, der sie noch erwartet.
Michael Spieler
Review von Michael Spieler:
Ich habe schon lange kein solches B-Movie mehr gesehen und bin echt verwundert, dass es in Deutschland - wenn auch limitiert - ins Kino kommt. Solche Produktionen landen normalerweise direkt auf DVD und können so von der geneigten Zuschauerschaft erworben werden. Ich gehöre nicht zu dieser Zuschauerschaft. Der Film nimmt sich für das was er ist leider viel zu ernst, ähnliche Filme habe ich auf dem Trash-Film-Festival schon gesehen, doch da hatte alles eine Prise Humor, so dass man über das blutige Geschnetzel lachen musste. Hier gibt es einen armen Irren, der seinen alten Posten als DDR-Grenzsoldat wieder eingenommen hat und Touristen, die sich auf seinem Territorium herumtreiben (Achtung, Spoiler!) zu Gulasch verarbeitet (Spoiler Ende). Wirkliche Spannung kommt indes nicht auf, es reihen sich eher Ekelmoment an Ekelmoment. Slasher ohne Humor sind dann meistens wirklich creepy oder brutal und folgen einer inneren Filmlogik. Hier jedoch weiß man halt leider sofort was die Gruppe umbringen wird. Neben ihrer eigener Dummheit bleibt da nicht viel. Er macht aber in der Tat ganz am Ende etwas anders, das nicht den "Regeln" eines Slasher-Films entspricht und obwohl man kaum mitfiebert und mehr die Augen verdreht war ich doch für einen Moment überrascht.
Es gibt leider kaum Dialoge, die schnelle Entwicklung eines der Pärchen im Untergrund ist relativ unglaubwürdig, da sie sich gerade einmal ein paar Stunden kennen. Dann hat der Film überraschenderweise ziemliche Längen, in denen gar nichts passiert - die Action kommt mehr oder weniger in den letzten 20 Minuten. Vermutlich soll die Kulisse des Berliner Untergrunds Erfurcht oder Unbehagen einflößen, aber eine Kulisse aus austauschbarem Beton mit oder ohne Rohre erschöpft sich dann doch sehr schnell und trägt nicht über lange Zwischensequenzen. Der ist eben was für ne Fotoserie über Urban Decay. Film kann das meiner Meinung nach nicht so gut einfangen. So hat man durch die schwerliche Reise zum eigentlichen Ziel der Exkursion, eine überhöhte Erwartungshaltung an das, was im "Fahrerbunker" so für Malereien hängen und wie der wohl ausgestattet sei oder was an den Gerüchten dran ist, die sich um ihn ranken, nur um mit einer viel banaleren "Wahrheit" konfrontiert zu werden.
Fazit:
Langweiliger Slasher-Film, der versucht ähnlich dämliche Filme wie "Hostel" nachzuahmen. Er ist weder besonders gruselig, noch lustig. Er is ne Werbeveranstaltung für den Berliner Untergrund und ab einem gewissen Punkt für die Fähigkeiten des Maskenbildners und der Prothesenabteilung. Sowas hat auf den einschlägigen Festivals sicher seinen Platz, wird aber ein Mainstreampublikum nicht hinterm Ofen hervorlocken. Die Geschichte ist an den Haaren herbeigezogen und hat so viele Logiklöcher wie ein schweizer Käse. Die Momente, in denen man in amerikanischen Teenie-Horror-Streifen immer schreien möchte: "Geh da nicht lang, Du blöde Kuh!"? - gibt es hier en Masse, besonders aber an einer Stelle fast am Ende des Films, die so wenig Sinn ergibt, dass man den Film aus dem Projektor reißen möchte. Es is eigentlich nur eklig. Kein Humor, keine Logik und die Schauspieler… nunja… ausser Klaus Stiglmeier mit der richtig fiesen Visage für die Rolle des Durchgeknallten, hat keiner hier wirklich groß was zu schauspielern. Die Mädels dürfen viel schreien und Max Riemelt die Gruppe Touris führen. Den Film im Kino anzusehen kann ich nur eingefleischten Trash-Fans empfehlen, allen anderen würde ich raten das Geld zu sparen.
Wertung:1 von 10 Sternen
Michael Spieler
Review von Marcel Wetzel:
In Andy Fetschers Regiedebüt Urban Explorer geht es um eine junge international zusammengesetzte Jugendgruppe, die einen Tourguide angeheuert hat, um im Untergrund Berlins ein Abenteuer zu erleben. Dabei soll die Besichtigung von Nazirelikten als Ziel der Führung auf dem Programm stehen. Als der Führer Dante (Max Riemelt) während der Tour verunglückt und die vier Jugendlichen keine Ahnung haben, wie sie aus dem Labyrinth unter Berlin wieder herauskommen treffen sie zum Glück auf den ehemaligen DDR Grenzwärter Armin (Klaus Stiglmeier). Recht schnell wird aber klar, dass mit ihm irgendetwas nicht stimmt Für Fans des gepflegten Horrors könnte so ein durchaus brauchbarer Film beginnen. Und schaut man sich die Orte an, wo die Handlung stattfindet, so wird die beabsichtigte beklemmende Stimmung des Films auch wunderbar verstärkt. Der Grund hierfür ist, dass Andy Fetscher und seine Crew komplett auf Studioaufnahmen verzichtet und jede Szene teilweise illegal an Originalschauplätzen im Untergrund von Berlin gedreht haben.
Ansonsten ist der Film aber eine Abfolge von deutschen Klischees, die eins nach dem anderen im Film eingebaut werden. So sind die vier Jugendlichen nicht nur jung und gutaussehend, sondern vor allem an Sachen aus der Nazizeit interessiert, die es überall unter Berlin zu geben scheint. Und auch der allseits beliebte Ich bin euer Führer - Witz darf hier, sowie auch Neonazis, die sich ebenfalls in den Katakomben Berlins herumtreiben, natürlich nicht fehlen. Darüber könnte man noch hinwegsehen, wenn der Rest des Films wenigstens halbwegs glaubhaft dargestellt werden würde. Untypisch für solch einen Film stolpern die Figuren zwar nicht blindlings in jede Falle, jedoch gibt es eine ganze Reihe anderer Schwächen, so dass man sich recht schnell fragt ob sich der Film eigentlich selbst so wirklich ernst nimmt, was meiner Meinung nach das Schlimmste ist, was einem Film passieren kann. So hat z.b. der Grenzwärter Armin, obwohl er mehrfach augenscheinlich lebensgefährlich verletzt wurde, kurz danach trotz allem kein Problem ohne Beeinträchtigungen weiter durch die Katakomben Berlins zu laufen. Oder auch die Situation, in der eine der Hauptfiguren trotz der erfolgreichen Flucht aus dem Untergrund kurze Zeit später nichts Besseres zu tun hat, als in selbigen zurück zu flüchten. Beispiele wie solche gibt es in dem Film einfach zu oft, als dass man ihm die genretypischen Logik- oder Plotlöcher verzeihen könnte. Somit ist der Film allenfalls für Freunde des Trash-Horrors einen Blick wert.