Kurzinhalt:
Nachdem sie ein verlassenes Farmhaus angezündet hat, wird Kristen in eine Irrenanstalt eingeliefert. Dort kam es vor kurzem zu einer Tragödie, wurde doch eine Insassin ermordet. Kristen wird nun in ihre Zelle gebraucht – und glaubt nach einigen seltsamen Vorkommnissen und Erscheinungen, ebenfalls in Gefahr zu sein. Treibt etwa der Geist einer ehemaligen Insassin der Anstalt sein Unwesen? Die anderen Patientinnen behaupten zwar, sie für verrückt zu halten, scheinen aber ebenfalls verängstigt zu sein. Was genau ist in der Anstalt vorgefallen, dass sich Alice aus dem Grab heraus dafür zu rächen sucht?
Review:
Nach dem finanziellen und künstlerischen Flop "Ghosts of Mars" hat sich John Carpenter lange Zeit aus dem Filmgeschäft zurückgezogen, und stand lediglich für zwei Episoden der "Masters of Horror"-Reihe hinter der Kamera. Nachdem man "The Ward" gesehen hat, fragt man sich unweigerlich, was ihn an diesem Filmprojekt nur so gereizt haben könnte, um just dafür aus der selbst verordneten Frühpension zurückzukehren. Denn auch wenn "The Ward" nicht unbedingt ein schlechter Film ist, so ist er doch ungemein gewöhnlich und 08/15, ein Versatzstück aus bekannten Elementen (allen voran "Gothika" und [Achtung, Spoiler!] "Identität" [Spoiler Ende], ohne einen Funken Originalität. War er alt und brauchte das Geld? Juckte es ihm nach derart langer Abstinenz etwa schon so sehr in den Fingern, dass er sich das nächstbeste Horror-Projekt gekrallt hat, dass er in eben diese bekommen konnte? Jedenfalls: Sollte es sich bei der filmischen Umsetzung von "The Ward" tatsächlich um ein persönliches Anliegen von ihm gehandelt haben, merkt man es dem Film – leider – nicht an.
Ich mag nicht der größte Carpenter-Fan sein, aber seine Handschrift ist vor allem bei seinen Klassikern selbst für mich als Nicht-Fan unverkennbar. "The Ward" hätte hingegen genauso gut von jedem x-beliebigen austauschbaren Jungregisseur gedreht werden können – dass er ein Carpenter-Film ist merkt man lediglich durch dessen prominent vertretenen Namen im Titel bzw. im Abspann. Die Inszenierung ist ohne jegliches Flair und auch nicht sonderlich atmosphärisch ausgefallen (letzteres war jedoch – meiner blasphemischen Meinung nach – ohnehin noch nie seine Stärke). Demgegenüber strotzt "The Ward" nur so vor billigsten Schockmomenten, bei denen die Lautstärke der Musik auf gefühlte 120db hochgedreht wird, damit es auch wirklich Jeden aus dem Sitz reißt – was insofern auch notwendig ist, als dass man als Horror-Fan jeden einzelnen davon schon meilenweit voraussehen kann. Die Darstellerinnen wirken insofern völlig verschwendet, als dass sie weder ihr schauspielerisches Talent noch ihre optischen Vorzüge zur Geltung bringen dürfen – warum den Film mit drei so schnuckeligen Häschen wie Amber Heard, Danielle Panabaker und Lyndsy Fonseca besetzen, wenn dann selbst die (kurzfristig Hoffnung auf nackte Tatsachen schürende) Duschszene genauso zeitgemäß-harmlos ausfällt wie der Rest des Films (nicht mal einen sekundenbruchteile langen "Janet Jackson-Gedächtnis-Nippler" gönnt man uns)? Gut, ok, letzterer Kritikpunkt ist natürlich nicht ganz ernst gemeint, aber etwas schade fand ich es insofern, als dass "The Ward" somit nicht einmal als "guilty pleasure" taugt; mit vollen Körpereinsatz hätte er wenn schon nicht die Grusel-Liebhaber wenigstens noch den Exploitation-Fan befriedig… öhm… zufriedenstellen können. So hat er meines Erachtens leider keinem Horror-Fan etwas (besonderes) zu bieten.
Es hilft "The Ward" auch nicht, dass ein wie aus dem nichts kommender, geklauter und absolut entbehrlicher Twist gegen Ende des Films, sowie der aufgesetzt wirkende und viel zu genretypische Schlussgag in der letzten Sekunde, den Gesamteindruck noch einmal deutlich (und unnötig) nach unten drücken. Trotzdem möchte ich den Film jetzt auch nicht krampfhaft schlecht reden – er bietet ansehnliche Horror-Unterhaltung mit ansehnlichen Schauspielerinnen, die ansehnliche schauspielerische Leistungen zeigen. Vor allem Amber Heard sticht, nachdem sie in "Drive Angry 3D" sehr blass geblieben ist, hier wieder positiv hervor, und weckt zarte Erinnerungen an ihr (gelungeneres) Horror-Debüt "All The Boys Love Mandy Lane". Darüber hinaus fällt vor allem noch Jared Harris als Anstaltsleiter positiv auf. Auch die Filmtode sind durchaus gelungen in Szene gesetzt. Aber trotz vereinzelter guter Szenen, es fehlt einfach das Besondere, das den geneigten Horror-Fan zu Begeisterungsstürmen hinreißen würde. Für John Carpenter's Rückkehr auf die große Leinwand ist und bleibt er jedenfalls eine Enttäuschung.
Fazit:
Nach dem "Ghosts of Mars"-Debakel und der wohl dadurch ausgelösten langen Leinwand-Abstinenz liefert John Carpanter mit "The Ward" einen Horrorfilm ab, wie er gewöhnlicher nicht sein könnte. Aus einem ehemaligen Vorreiter des Horror-Genres, der dieses mit Filmen wie "Halloween" maßgeblich geprägt hat, ist ein reiner Mitläufer geworden. "The Ward" mag zwar besser sein als sein Ausflug auf den roten Planeten, ist aber absolut durchschnittlich, mit so ziemlich allen Klischees, die das Genre zu bieten hat, und zu allem Überfluss auch noch in einigen wichtigen Aspekten (wie dem entbehrlichen Twist, oder auch dem viel zu genretypischen Schlussgag) schamlos von anderen Filmen geklaut. Die Inszenierung ist zwar ansatzweise stilvoll, aber weder atmosphärisch, noch gruselig. Stattdessen setzt John Carpenter auf billige (und peinlich genau vorhersehbare) Schockmomente, um Angst und Schrecken zu verbreiten – terrorisiert damit jedoch im Endeffekt aufgrund der hohen Lautstärke dieser Szenen lediglich unsere Ohren. Jedenfalls macht man sich als ehemaliger Horror-Altmeister mit einem Film wie "The Ward" selbst obsolet; bietet er doch darin nichts, dass ein durchschnittlich begabter Jungregisseur nicht genauso gut abliefern könnte. "The Ward" mag zwar grundsätzlich kein schlechter Film sein, und ansprechende Horror-Unterhaltung bieten, aber von einem John Carpenter erwarte ich mir, neue Impulse zu setzen, statt einfach nur den Status Quo zu zelebrieren, und sich mit einem Film zufrieden zu geben, der sich in seiner Durchschnittlichkeit suhlt.