Originaltitel: Mudd's Women Produktionsnummer: 1x03 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 13.10.1966 Erstausstrahlung D: 21.09.1987 Drehbuch: Stephen Kandel Regie: Harvey Hart Hauptdarsteller: William Shatner als Captain James T. Kirk, Leonard Nimoy als Mr. Spock, DeForest Kelley als Dr. Leonard McCoy, James Doohan als Scotty, George Takei als Hikaru Sulu, Nichelle Nichols als Lt. Uhura Gastdarsteller: Roger C. Carmel als Harcourt Fenton Mudd, Karen Steele als Eve McHuron, Maggie Thrett als Ruth, Susan Denberg als Magda, Gene Dynarski als Ben, Jon Kowal als Herm, Seamon Glass als Benton, Jim Goodwin als Farrell
Kurzinhalt:
Die Enterprise verfolgt ein nicht registriertes Frachtschiff, welches offenbar der Inspektion durch die Enterprise entgehen will. Der Captain flüchtet sich in ein Asteroidenfeld, überlastet dabei jedoch seine Triebwerke. In letzter Sekunde gelingt es Scotty, den Captain und seine "Fracht" an Bord zu beamen: 3 wunderhübsche Frauen, welche die Enterprise-Crew verzaubern und selbst Spock "faszinieren". Der Captain stellt sich als Leo Walsh vor, bei der angesetzten Anhörung (inklusive Lügendetektor) stellt sich jedoch heraus, dass er in Wirklichkeit Harry Mudd (genauer: Hartcourt Fenton Mudd) heißt, und bereits in mehreren Raumsektoren wegen Schmuggels und anderer Vergehen gesucht wird. Am liebsten würde Kirk den Kerl gleich bei der nächsten Raumstation abliefern, damit man ihn verhaften kann – leider hat die Rettung des Frachters einige Dilithiumkristalle gefordert. Nur mehr einer dieser wertvollen und für den Betrieb des Raumschiffs essentiellen Kristalle ist noch funktionstüchtig – fällt auch dieser aus, droht die Enterprise im Weltraum zu stranden. Widerwillig befiehlt Kirk einen Abstecher zu einer Kolonie, wo Dilithium abgebaut wird. Als er dort ankommt, erlebt er eine unangenehme Überraschung: Scheinbar hat sich Harry Mudd mit den dortigen Kolonisten (3 sehr einsame Männer) bereits in Verbindung gesetzt, und diese verlangen nun als Gegenleistung für die Kristalle Mudds Frauen – und Harry’s Freilassung…
Denkwürdige Zitate:"Captain, this is draining our batteries further. If we only had those crystals…" "But we don’t. I didn’t get them. I should have found a way. Satisfied, Mr. Scott?"
(Eine höchst aggressive, verletzte und von Selbstzweifeln geplagte Reaktion von Kirk, die so gar nicht in das so oft portraitierte Bild des Macho-Captains passen will.)
Review:
Wie heißt es doch so schön: Das Gegenteil von "gut" ist "gut gemeint". Irgendwo im Schlamassel namens "Die Frauen des Mr. Mudd" steckt eine kritische Betrachtung von Schönheitswahn, der Rolle der Frau in der Gesellschaft, etc. Leider jedoch werden diese guten, vielversprechenden und grundsätzlich lobenswerten Ansätze in einem Meer von Widersprüchlichkeiten ertränkt – und die oftmals sehr billige und teils arg überzogene Umsetzung hilft auch nicht gerade. Letzteres macht sich vor allem bei der Darstellung der Männer an Bord bemerkbar, die kaum gelungener ist als jene von Mudds Frauen. Venusdroge hin oder her, wie diese hier als (verzeiht mir den Ausdruck) schwanzgesteuerte Vollidioten dargestellt werden, die in der Gegenwart dieser drei Frauen jedwede Fähigkeit verlieren, ihr Gehirn einzusetzen, ist einfach nur lächerlich. Wenn die Enterprise ein Gefangenentransporter wäre und die Leute am Bord schon seit Lichtjahren keine Frauen mehr gesehen hätten, könnte ich diese Herangehensweise ja noch ansatzweise nachvollziehen (und selbst dann wäre es noch peinlich), aber so?!?!
Ebenfalls recht peinlich wirkt die Szene, als Eve aus der Kolonie wegrennt und schließlich von Kirk gesucht wird – trashiger als in jener Szene, als Kirk laut "Eve! Eve!" in den Wind schreit, war "Star Trek" selten – und zwar in allen (bisherigen) Inkarnationen. Das größte Problem sind für mich aber die Inkonsistenzen in der Darstellung der Frauen, die dazu führt, dass man sich am Ende unweigerlich die Frage stellt, welche Message uns die Macher denn nun eigentlich mitgeben wollen. 40 Minuten hinweg scheinen die drei vom Gedanken geradezu besessen zu sein, die drei Minenarbeiter zu heiraten und ein glückliches Leben als Hausfrau führen zu können. Offenbar gibt es für sie nichts schöneres, als zu Hause am Herd zu stehen und für ihre Männer zu kochen, zu putzen, abzuwaschen und als fleißige Arbeitsbienen ihren "Herrn" zu dienen. Erst am Ende, wo Eve scheinbar am Ziel ihrer Träume angelangt ist, wird sie auf einmal aufmüpfig und tut so, als hätte sie jetzt nicht genau das Leben, dass sie sich die ganze Zeit über gewünscht hat. Und dann vollzieht man eine weitere Kehrtwendung, als Eve ihren "Mann" fragt, was er denn haben will: Eine eingebildete, selbstverliebte Frau, die ständig nur auf sich und ihre Schönheit achtet, oder eine brave Sklavin Hausfrau – und dabei angedeutet wird, dass die zweite Option doch erstrebenswerter sei und auch ihr lieber wäre. Möglicherweise verstehe ich das ganze ja auch falsch, aber mir bietet sich einfach keine andere, schlüssige Interpretation an. Und gerade für eine Serie wie "Star Trek", die sich sonst in vielen Bereichen darum bemüht hat, TV-Neuland zu betreten und Diskriminierung an allen Fronten – unter anderem auch bei Frauen – zu bekämpfen, finde ich das nicht einfach nur schade, sondern schon fast eine Schande…
Die Aussage betreffend des Schönheitswahns ist leider mindestens genauso widersprüchlich. Mal ganz abgesehen davon, dass ich solch falsche Schlangen die eine Droge nehmen und damit Männer hereinzulegen, damit diese sie heiraten, auch nicht unbedingt als "innerlich" schön bezeichnen würde, versucht man uns gegen Ende hin zwar auf einmal einzureden, dass es auf die inneren Werte ankommen würde – um diese Message zu transportieren greift man aber erst recht auf Eve's sich plötzlich auf wundersame Weise durch die Kraft des Selbstvertrauens verwandelndes Äußeres zurück. Und nicht nur, dass man damit die eigene Aussage konterkariert, ist die Umsetzung noch dazu extrem überzogen und lächerlich. Selbstbewusstsein, innere Werte und Ausstrahlung in allen Ehren, aber eine derartige Wirkung, wie sie am Ende gezeigt wird, bewirkt das alles nicht – und die Frisur wird davon auch nicht auf einmal wieder gerichtet! Mal ganz abgesehen davon, dass sich "Star Trek" in dieser Episode in den Minuten zuvor – und auch zahlreichen weiteren Folgen – genau jenes Schönheitswahns schuldig macht, den man hier mit der Venusdroge wohl kritisieren wollte…
Der letzte Kritikpunkt mag zwar kleinlich wirken, ist für mich aber exemplarisch für die mangelnde Sorgfalt, die bei der Umsetzung dieser Episode an den Tag gelegt wurde: Da philosophiert Harry Mudd fröhlich darüber, wie er die Enterprise übernimmt –und hinter ihm stehen zwei Sicherheitsleute, die sofern sie nicht schwerhörig sind alles mitbekommen haben sollten. Selbst wenn wir jetzt mal davon absehen, dass scheinbar keiner der beiden es für nötig erachtet hat, über Mudds Absichten Bericht zu erstatten (möglicherweise da man ihn nicht ernst genommen hat), scheint es doch von Harry etwas unvorsichtig, seinen Plan vor ihren Augen (und Ohren) preis zu geben. Zum sonst so ausgefuchsten Schlitzohr will das jedenfalls nicht im Geringsten passen. Die wenigen positiven Aspekte, welche "Die Frauen des Mr. Mudd" auf ihrer Seite verbuchen kann, sind der eine oder andere gelungene Gag, das oben angegebene denkwürdige Zitat Captain Kirks (wo wieder einmal seine Selbstzweifel und die Last des Kommandos durchscheinen darf), sowie Roger C. Carmel's gefällig-verschlagene Darstellung des Harry Mudd (wobei der sprechende Name dieser Figur schon fast wieder etwas zu übertrieben und damit peinlich wirkt). Zudem ist das eine der wenigen "Raumschiff Enterprise"-Folgen, wo ich die Remastered-Fassung vorziehe – vor allem die "Verfolgungsjagd" zu Beginn im Asteroidenfeld ist dort sehr gut gelungen. Trotz dieser (wenigen) gelungenen Aspekte gehört sie für mich aber definitiv zu den schlechtesten Episoden der Original-Serie…
Fazit:
Ganz egal, wie oft ich die Episode sehe, ich werde aus ihr einfach nicht schlau. Was genau haben die Macher hier beabsichtigt? Denn wenn sie Kritik am Schönheitswahn und/oder dem Bild der Frauen in den späten 60ern üben wollten, sind sie meines Erachtens damit phänomenal gescheitert. Denn man braucht wahrlich kein/e Feminist/in sein, um die Darstellung der Frauen in dieser Folge als bestenfalls fragwürdig und schlechtestenfalls erniedrigend zu empfinden. Hauptgrund dafür ist die enorm widersprüchliche Message, durch die "Die Frauen des Mr. Mudd" so ziemlich an allem Scheitern, von dem ich glaube, dass die Macher es aussagen wollten. Die dadurch, dass sie so übertrieben ist ins Lächerliche abgleitende Umsetzung, allen voran bei der peinlichen Darstellung der bezirzten Männer sowie in Einzelszenen (wie der Wirkung der "Schein-Droge" am Ende, oder auch Kirk's verzweifeltes "Eve!"-Gerufe), tut ihr übriges, um "Die Frauen des Mr. Mudd" trotz eines interessanten Grundgedankens, einzelner gelungener Szenen, dem gelegentlich zündenden Humor und der interessanten Figur des Harry Mudd zu einer der schlechtesten Episode der klassischen Serie zu machen.