Mit: John Boyega, Jodie Whittaker, Luke Treadaway, Alex Esmail, Leeon Jones, Nick Frost u.a.
Kurzinhalt:
Gerade hat eine Gang von Jugendlichen eine junge Krankenschwester ausgeraubt, da kracht direkt neben ihnen etwas in ein Auto. Als Gang-Leader Moses nachsieht, wird er von einem außerirdischen Wesen angegriffen – doch das Biest hat gegen die Gang keine Chance. Wie eine Jagdtrophäe schleppt man das Ungetüm bis zum "Block" – ihrem Wohnhaus, wo sie es im sichersten Bereich des ganzen Viertels aufbewahren wollen: in Ron's Grashöhle. Während man überlegt, wie man aus dem Alien am besten Profit schlagen kann – an die Wissenschaft verkaufen, oder doch besser zur Klatschpresse damit gehen? – fallen weiteren Objekte nahe ihres Wohnblocks vom Himmel herab. Moses und seine Gang beschließen, ihren "Block" zu verteidigen und sich dem Kampf gegen die "Big Alien Gorilla-Wolf-Motherfuckers" zu stellen…
Review:
"Attack the Block" hat Donnerstag Abend im Wiener Filmcasino als Eröffnungsfilm des /Slash Filmfestivals unter Anwesenheit des Regisseurs Joe Cornish Premiere gefeiert – das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen! Leider hat mich der Film, wie ich es vorab schon befürchtet hatte (es kam zuletzt einfach zu oft vor, das mich hochgelobte Genrefilme eher enttäuscht hatten – neben "District 9", der zwar gut aber längst nicht so überragend war er damals vorab einigenorts hingestellt wurde, fällt mir vor allem noch "Scott Pilgrim" als Negativ-Beispiel ein), nicht zu Begeisterungsstürmen hingerissen – dennoch ist er ein interessanter, gefälliger Genre-Mix, der vor allem aufgrund des Settings in einem heruntergekommenen, von Gangs beherrschten Londoner Wohnblock dem Alien-Invasionsfilm frisches Leben einhaucht. Dabei konnte mich vor allem das Design der Aliens überzeugen, dass sich ganz bewusst von diesen selbst wenn man sie genau sieht kaum zu erfassenden Tentakeldingern á la "Cloverfield" und "Super 8" unterscheidet. Die in der Inhaltsangabe aus dem Film zitierte Beschreibung ("Big Alien Gorilla-Wolf-Motherfucker") trifft's perfekt.
Positiv auch, dass Joe Cornish bis auf die leuchtenden Zähne überwiegend auf CGI verzichtet, und stattdessen auf den guten alten "Mann im Kostüm"-Zugang setzt – nicht nur deshalb verströmt "Attack the Block" trotz aller moderner, zeitgemäßer Elemente wie der Londoner Jugendkultur doch auch einen Hauch von Nostalgie. Positiv auch, dass der Film was Sprache (also Schimpfworte) und Gewalt betrifft keine Kompromisse eingeht – es jedoch auch nie dermaßen übertreibt, dass es zum Selbstzweck verkommen bzw. der Realismus des Geschehens darunter leiden würde. Einen interessanten Zugang wählt er auch bei der Darstellung der Figuren: Denn vor allem zu Beginn, wenn sie eine junge Frau ausrauben, wirken Moses und seine Gang nicht gerade wie Sympathieträger. Im Lauf des Films erlaubt Joe Cornish seinen Figuren zunehmend, ihre Masken fallenzulassen, so dass wir einen Blick unter die Kapuze erhaschen können, und sie uns langsam aber sicher doch ans Herz wachsen. Die Charakterentwicklung wirkt dabei immer natürlich und nie aufgesetzt – wobei vor allem Gang-Boss Moses im Lauf des Films geläutert wird und eine typische "Heldenreise" durchläuft. Weiteres Lob gibt's von mir für den Slang der Jugendlichen – wenn man aufgrund diesem auch vor allem zu Beginn teilweise mit Fragezeichen über dem Kopf auf die Leinwand starren wird (zumindest im O-Ton, den ich trotz allfälliger Verständnisprobleme definitiv empfehlen würde), den grandios inszenierten Showdown, den immer wieder eingestreuten auflockernden Humor, sowie die mitschwingende Sozialkritik, die "Attack the Block" trotz aller Unterhaltung auch einen Hauch von Tiefe verleiht, den viele ähnliche Filme aus Hollywood vermissen lassen.
Weniger gut gefallen konnte mir hingegen die Inszenierung der Action - vom bereits erwähnten, grandios in Zeitlupe zelebrierten Showdown mal abgesehen, der hier die positive Ausnahme darstellt, welche leider die Regel bestätigt. Denn von diesem kurzen Moment abgesehen war die Action – möglicherweise auch bedingt durch das geringe Budgets – derart hektisch inszeniert, dass ich dem Geschehen teilweise nicht mehr folgen konnte, und sie dadurch mit der Zeit richtiggehend ermüdend wurde. Wohl auch deshalb stechen für mich vor allem die ruhigeren Momente und die Gespräche der Figuren hervor – da die Action hier zumindest für mich nicht mithalten kann. Und auch mit dem Soundtrack hat Joe Cornish leider absolut nicht meinen Geschmack getroffen. Insgesamt würde ich ihn doch unter dem thematisch ähnlichen (wenn auch tonal sehr konträren) "Super 8" einreihen, der zwar um einiges weniger originell war und das schlechtere Monster-Design zu bieten hatte, dafür jedoch über deutlich mehr Charme verfügte und mich einfach stärker angesprochen hat.
Fazit:
Auch wenn mich die Inszenierung der Action (mit einer Ausnahme) und der Soundtrack weniger überzeugt haben mögen und ich insgesamt dem zwar gewöhnlicheren, aber für mich stimmigeren und charmanteren "Super 8" den Vorzug geben würde, kann ich Genrefans den Besuch in diesem "Block" nur empfehlen. Vor allem für jene, die vom immer gleichen Hollywood-Alien-Invasionsfilm nach Schema F die Nase voll haben, sollte dieser gelungene, unterhaltsame, interessante und ansatzweise originelle Genre-Mix aus Gangster-, Horror- und SF-Film einen Pflichttermin darstellen. Dafür sorgen neben der abwechslungsreichen Handlung und der originellen Mischung verschiedenster Genreelemente vor allem die gut gezeichneten (jedoch nie verharmlosten) Figuren, der packende Showdown, das gelungene Monster-Design, die sozialkritischen Untertöne sowie der fabelhafte Humor, der "Attack the Block" trotz kleinerer Schwächen sehr unterhaltsam macht!
Kinobesuch ist bei mir wohl eher unahrscheinlich. In der Vorschau ging mir schon dieses Ghetto-Ge****se auf die Nerven. Ich habe gehört, das er sehr an Schinken wie die Monsterbusters erinnern soll. Und zusammen mit Super 8 nun folgenden Frage: wieso müssen eigentlich ständig die 80er wiederbelebt werden? Kann man die nicht allmählich mal ruhen lassen?
@Illuminat Da erlaub ich mir doch gleich mal eine Gegenfrage: Zwingt dich jemand dazu, die 1980er-Retrofilme anzuschauen? Sooo viele sind es ja nun wirklich nicht. Da sollte es doch nicht schwer sein, sie einfach zu ignorieren und schon kannst du das Thema für dich komplett ruhen lassen. Filme, die in einer anderen Ära spielen, sind übrigens keine Modeerscheinung unserer Zeit. Denk nur mal an die alten Western. Als die gedreht wurden, waren die echten Cowboys auch schon längst Geschichte.