Mit: Helen Mirren, Tom Wilkinson, Ciarán Hinds, Jessica Chastain, Marton Csokas, Sam Worthington, Jesper Christensen u.a.
Kurzinhalt:
Drei junge Mossad-Agenten werden 1966 nach Ost-Berlin geschickt um einen untergetauchten ehemaligen Nazi-Arzt gefangenzunehmen und ausser Landes zu schmuggeln, damit der für seine Verbrechen in Israel vor ein Gericht gestellt werden kann. Nach der Mission werden sie in der Heimat als Helden empfangen und noch 30 Jahre später hallen ihre Taten nach. Aber was geschah damals in Berlin wirklich? In zwei Zeitrahmen baut sich der Spannungsbogen auf und fördert die ein oder andere Überraschung zu Tage.
Review:
Seit "Die Dolmetscherin" habe ich keinen so großartigen Politthriller mehr gesehen. "Eine offene Rechnung" hat etwas mehr Action zu bieten als Sydney Pollacks Film, aber es hat nicht die Ausmaße von "München". Es ist eine extrem gute Mischung aus beiden. Haben während der Mission in Ost-Berlin Marton Csokas ("Alice im Wunderland"), Sam Worthington ("Avatar - Aufbruch nach Pandora") und Jessica Chastain ("The Tree of Life") mit den psychologischen Tricks des gefährlichen Dr. Vogel (Jesper Christensen, "Mr. White" in den letzten beiden Bond-Filmen) ihre Mühe, schlagen sich 1997 Tom Wilkinson ("The Green Hornet"), Ciarán Hinds ("Caesar" in HBOs Serie "Rom") und Helen Mirren ("R.E.D.") mit ihren Entscheidungen von damals herum.
Dieser erstklassige Spionagethriller fand offenbar lange keinen Verleih, denn er kommt sehr viel später heraus als andere Projekte der Darsteller, so war Ciarán Hinds zuletzt als Aberforth Dumbledore im letzten Harry-Potter-Streifen zu sehen, der nach "Eine offene Rechnung" gefilmt wurde. Für mich ist dies völlig unverständlich, denn er hat eine einnehmende Geschichte, die beide Zeitebenen und die drei Hauptcharaktere in ihnen glaubhaft miteinander verbindet. Sowieso ist die Triebfeder des Films die Beziehung der drei Agenten zueinander und das Geheimnis, das sie verbindet. Vielleicht merkt man, wie ich um das Thema herumschreibe, aber die Gefahr zu spoilern ist hier sehr groß und verdirbt u.U. die Spannung. Die Geschichte von Stephan, Rachel und David wurde u.a. von Matthew Vaughn und Jane Goldman geschrieben, die uns zuletzt "Kick-Ass" und das X-Men Prequel "Erste Entscheidung" beschert haben. Regisseur John Madden zeichnet sich u.a. für das 2.WK-Drama "Corellis Mandoline" und das Drama "Der Beweis" mit Gwyneth Paltrow verantwortlich.
Trotz relativer Nähe zu einen wahren Bild von Ost-Berlin zu jener Zeit, gibt es auch faktische Fehler, die zwar nicht die Geschichte groß stören , aber v.a. Berlinern auffallen werden. Wie es eben oft so ist, wenn bekanntes Terrain zum Schauplatz von Kinofilmen wird. Die im Film verwendeten Barkasse sind zwar Original, aber auch in der Ostzone hiess die Deutsche Post, Deutsche Post und nicht "DDR Post". Lustig war der Akzent der Darsteller, wenn sie Deutsch reden müssen, für den es in der Geschichte sogar eine Ausrede gibt. Tatsächlich ist es erfrischend zu sehen, dass Sam Worthington auch solche ruhigeren Rollen spielen kann und nicht immer der Actionheld sein muss. Hoch erfreut war ich auch über Jessica Chastain, die in "The Tree of Life" ja nichts zu tun bekam, hier aber die Rolle übernimmt, die am meisten durchstehen muss. Als Frau und als Agentin. Gleichermassen schlüpft Frau Mirren in die selbe Rolle - mit 30 Jahren Abstand und 30 Jahren Leben mit den Vorfällen in Berlin.
Fazit:
Wer sich mal wieder so richtig von einem Film fesseln lassen möchte und ein paar kalte Schauer ob der Durchtriebenheit des Widersachers spüren möchte, sollte diesen psychologischen Thriller mit seinen zeitlich perfekt platzierten Wendungen auf keinen Fall verpassen!