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Der Käfig Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: The Cage
Produktionsnummer: 1x00
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 04.10.1988
Erstausstrahlung D: 25.10.1993
Drehbuch: Gene Roddenberry
Regie: Robert Butler
Hauptdarsteller: Jeffrey Hunter als Captain Christopher Pike, Leonard Nimoy als Spock, Majel Barrett als Number One, John Hoyt als Doctor Philip Boyce, Peter Duryea als José Tyler, Laurel Goodwin als J.M. Colt.
Gastdarsteller: Susan Oliver als Vina, Robert C. Johnson als Erster Talosianer (Stimme), Georgia Schmidt als Erster Talosianer, Serena Sande als Zweiter Talosianer, Felix Silla als Dritter Talosianer, Mike Dugan als Kalar

Denkwürdige Zitate: "You bet I'm tired. You bet. I'm tired of being responsible for 203 lives. I'm tired of deciding which mission is too risky and which isn't, and who's going on the landing party and who doesn't. And who lives. And who dies…"
(Bereits in den ersten Minuten der Serie hält uns Gene Roddenberry die Tücken des Kommandos vor Augen.)

"A man either lives life as it happens to him, meets it head-on, and licks it, or he turns his back on it and starts to wither away."
(Doctor Boyce' Rat an seinen Captain.)

"It's funny. It's about twenty four hours ago I was telling the ship's doctor how much I wanted something else not very different from what we have here. An escape from reality. Life with no frustrations. No responsibilities. Now that I have it, I understand the doctor's answer. You either live life, bruises, skinned knees and all, or you turn your back on it and start dying."
(Pike's Erkenntnis während seiner Gefangenschaft.)

Kurzinhalt: Die U.S.S. Enterprise unter dem Kommando von Captain Christopher Pike empfängt ein Notsignal vom Planeten Talos IV, wo vor 18 Jahren ein Kolonialschiff der Erde abgestürzt sein soll. Ein Außenteam beamt sich auf die Oberfläche des Planeten, wo man auch tatsächlich Überlebende vorfindet – oder zumindest scheint es zunächst so. Denn kurz darauf stellt sich dies als Illusion heraus, geschaffen von den Talosianern, um Captain Pike in eine Falle zu locken. Dieser findet sich daraufhin in einem Käfig aus Fels und Glas wieder. Die Talosianer erforschen seine Gedanken und Erinnerungen, und führen ihn zurück an bekannte Orte, wo er immer wieder auf ein und dieselbe junge blonde Frau trifft. Es stellt sich heraus, dass auch sie real ist – die Talosianer wünschen sich offenbar, dass er sich mit ihr paart. Doch worin genau besteht der Zweck dieser Menagerie?


Review: Episodenbild (c) CBS Lange hat es gedauert, bis man als Star Trek-Fan den ursprünglichen Pilotfilm "Der Käfig", der damals von den Verantwortlichen von NBC abgelehnt wurde – wobei sie in einer wohl einzigartigen Entscheidung in der Geschichte des Fernsehens genug Potential in der Idee und dem Konzept der Serie sahen, um einen weiteren Pilotfilm in Auftrag zu geben – in seiner ungeschnittenen Fassung zu Gesicht bekam. Natürlich war die Handlung daraus seit dem Zweiteiler "Talos IV – Tabu" aus der ersten Staffel bereits bekannt (auf den man damals aus einem akuten Mangel an Drehbüchern zurückgriff), doch die ursprüngliche Fassung wurde erst am 04. Oktober 1988 im Zuge eines von Patrick Stewart moderierten Fernsehspecials (dass ein paar Jahre später dank Sat.1 auch in Deutschland zu sehen war) zum ersten Mal ausgestrahlt – und bot den mittlerweile zahlreich vertretenen Trekkies endlich die Gelegenheit, sich selbst ein Bild vom abgelehnten Pilotfilm zu machen.

Es wäre ein leichtes, sich "Der Käfig" anzuschauen und angesichts der damaligen Entscheidung von NBC den Kopf zu schütteln – doch damit allein würde man es sich aus meiner Sicht zu leicht machen, muss man doch auch die damalige Gesellschaft sowie die TV-Landschaft berücksichtigen. Mitte der 60er war das US-Fernsehen fest in der Hand von Western, Polizeiserien und Seifenopfern (Ausnahmen wie "Twilight Zone" bestätigen die Regel). Science Fiction wurde damals von kaum jemandem ernst genommen und überwiegend als "Kinderkram" abgetan (eine Ansicht, die ja leider selbst 45 Jahre später immer noch nicht gänzlich aus der Welt geschafft wurde). Roddenberry's "Der Käfig" stemmte sich gleich gegen mehrere TV-Konventionen: Er präsentierte eine Frau als zweite Befehlshaberin nach dem Captain, ließ die Episode statt eines actionreichen Showdowns zwischen Gut und Böse mit einer philosophischen Diskussion ausklingen, und bot generell erstaunlich viel fürs Hirn. "Der Käfig" war Science Fiction in Reinkultur, und in erster Linie darauf bedacht, eine faszinierende Geschichte zu erzählen und zum Nachdenken anzuregen. Dann noch der Schauplatz im Weltall, der dämonisch aussehende Mr. Spock – und das alles zu einer Zeit, als noch keine einzige Episode der beliebten und durchaus erfolgreichen TV-Serie "Lost in Space" (welche gemeinsam mit dem ein Jahr später folgenden "Star Trek" den Markt für Science Fiction-Unterhaltung im Fernsehen langsam geöffnet hat) ausgestrahlt wurde. Heutzutage mag ihre damalige Entscheidung kurzsichtig wirken – doch mit all dem im Hinterkopf fällt es schon deutlich leichter, sie zu verstehen.

Episodenbild (c) CBS Das soll jetzt aber natürlich nicht heißen, dass sie "Der Käfig" zu Recht abgelehnt hätten (!), finde ich den ursprünglichen Pilotfilm doch nach wie vor sehr gelungen. Die Effekte sind in Anbetracht der damaligen Möglichkeiten und des geringen Fernsehbudgets wirklich beachtlich, wobei es mir vor allem der erste Zoom auf die Enterprise, der uns direkt auf die Brücke bringt, schon immer angetan hat (auch wenn der Anschluss nicht 100%ig gelungen sein mag; aber schon allein die Tatsache, dass sie so etwas überhaupt versucht haben, gehört ihnen hoch angerechnet). Auch die Matte Paintings sind sehr gut gelungen, wobei vor allem die Einstellung der Burg auf Rigel VII mit dem riesigen Mond im Hintergrund wohl noch lange in Erinnerung bleibt, wie auch die gelungene Einbettung von Pike und Vina (eine Anspielung auf den George Pal-Klassiker "Die Zeitmaschine?!?!) in diese Szene. Doch auch die Sets, allen voran auf Talos IV, sind gelungen und vermögen es durchaus, ein glaubwürdiges Bild eines fremden Planeten zu vermitteln.

Was mich ebenfalls nach wie vor immer wieder in Erstaunen versetzt, ist die unheimlich gut gelungene Maske der Talosianer. Vor allem die pulsierenden Venen waren ein genialer Einfall, und tragen viel zur Plausibilität von Design und Maske bei. Deren Fremdartigkeit wird auch dadurch unterstützt, dass sie teilweise von Schauspielerinnen dargestellt wurden, ihnen jedoch ein eher männliches Aussehen (und eine männliche "Stimme") verliehen wurde. Ebenfalls gefallen können die eigens kreierten Soundeffekte, wobei dem geneigten Star Trek-Fan einige interessante Details auffallen werden (so klingt der "Gesang" der blauen Pflanzen auf Talos IV verdächtig nach dem späteren Beam-Geräusch aus der Serie). Eine der größten Stärken ist für mich aber der Soundtrack von Alexander Courage. Neben der legendären Titelmelodie haben es mir dabei vor allem noch das romantisch-zärtliche Liebesthema für die Szenen mit Vina sowie das mysteriöse Thema für die Talosianer angetan. Mit seinen Soundtracks zu "Der Käfig" und später "Die Spitze des Eisberges" hat er den Ton von "Raumschiff Enterprise" jedenfalls enorm geprägt; neben Fred Steiner ist er wohl jener "Star Trek"-TOS-Komponist, der sich die meisten eingängigsten und oft wiederholten musikalischen Themen auf die Fahnen heften kann.

Episodenbild (c) CBS Auch die Schauspieler tragen viel zum Gelingen der Episode bei, wobei in erster Linie Jeffrey Hunter in der Hauptrolle des Christopher Pike positiv hervorsticht, dank seines Charismas und seiner starken Ausstrahlung. Jedenfalls glaubt man sofort, dass er Vina's Wunschvorstellung entspricht – wobei er trotz allem auch nicht darauf vergisst, uns auch einen Hauch von Verletzlichkeit zu vermitteln. Vor allem sein Gespräch mit dem Schiffsarzt finde ich dahingehend absolut grandios; toll geschauspielert und geschrieben; sie ist wohl meine Lieblingsszene aus "Der Käfig". Dabei weckt die Freundschaft zwischen Pike und Boyce, der von John Hoyt sehr warmherzig dargestellt wird, durchaus Erinnerungen an Kirk und Pille. Auch die anderen Schauspieler und –innen wissen zu gefallen, wobei Leonard Nimoy den geneigten Star Trek-Fan mit einem erstaunlich emotionalen Spock überrascht, und Susan Oliver dafür sorgt, dass die Essenz von Vina in jeder Inkarnation erhalten bleibt.

Was mir ebenfalls immer wieder aufs Neue gefallen kann, ist der geschickte Aufbau der Handlung. Über weite Strecken der Episode wirken die Talosianer wie die typischen bösen Außerirdischen, wie sie in den 50ern und 60ern die Science Fiction-Unterhaltung dominierten. Und auch wenn ihre Motivation selbst gegen Ende hin nicht gänzlich selbstlos und ehrbar erscheint, sieht man sie dann dennoch in einem deutlich positiveren Bild, nachdem sich die Tragweite ihrer Handlungen offenbart. Positiv auch, dass am Ende nicht alles auf einen letzten Showdown zwischen Helden und Schurken hinausläuft, sondern eine Übereinkunft erzielt wird – womit "Der Käfig" eine der wichtigsten Botschaften aus "Star Trek", nämlich die friedliche Koexistenz, propagiert. Etwas zwiespältiger sehe ich hingegen die Message, was unsere Gewaltbereitschaft betrifft. Ganz ist mir nämlich nicht bewusst, was Roddenberry hier aussagen wollte. Zwar werden die aggressiven Gedanken von Pike mit dem Freiheitsdrang der Menschheit begründet, dennoch sichert er sich diese in erster Linie dadurch, dass er seinem Zorn und seinen primitiveren Instinkten nachgibt – was eine allfällige Kritik doch deutlich untergraben würde. Der einzige echte Kritikpunkt ist für mich aber der Kampf auf Rigel VII. Nicht nur wurde er nicht gerade überzeugend inszeniert und sieht der gegnerische Krieger doch etwas lächerlich aus, will es so überhaupt nicht zum Rest der Folge passen. Mir ist natürlich klar, was man hier bezweckt hat, nämlich NBC zu besänftigen und ihnen zumindest für ein paar Minuten genau das zu geben, was sie haben wollten. Trotzdem ist es für mich er einzige Aspekte von "Der Käfig", der mich so gar nicht überzeugen kann…

Fazit: Episodenbild (c) CBS "Der Käfig" ist dahingehend ein eher ungewöhnlicher Pilotfilm, als dass die Vorstellung der Figuren und des Universums eher nebenbei passiert. In erster Linie möchte er eine komplexe, interessante und wendungsreiche Geschichte erzählen, die zum Nachdenken anregt. Dabei gelingt es "Der Käfig" dennoch mit erstaunlich wenig Text, uns wichtige Informationen zu vermitteln – oftmals, in dem man es uns einfach zeigt, statt es lang und breit vor uns auszubreiten. Dadurch gelingt es ihm, viel Hintergrundwissen zu vermitteln, ohne dass dieses je von der interessanten Hauptgeschichte ablenken würde. Darüber hinaus gefällt mir vor allem die Ausrichtung von "Der Käfig". Es findet sich erstaunlich wenig Action wieder, und das wenige an Spannung, über das dieser Pilotfilm bezieht, erhält er ausschließlich aus der Gefangennahme von Pike, seinen Versuchen zu entkommen, sowie dem Mysterium rund um die Talosianer und ihre Absichten. Unter der Riege der Darsteller sticht dabei vor allem Jeffrey Hunter mit einer tollen Performance hervor. Des Weiteren fallen vor allem auch Ausstattung, Sets, Spezialeffekte sowie die Musik von Alexander Courage positiv auf. Lediglich den Kampf auf Rigel VII hätte man sich meines Erachtens sparen sollen – davon abgesehen erzählt "Der Käfig" aber eine (vor allem für damalige TV-Verhältnisse) angenehm tiefgründige Geschichte, bei der ein faszinierendes Rätsel sowie die Figuren im Mittelpunkt stehen, und dessen Auflösung beim ersten Ansehen durchaus zu überraschen und bei den weiteren Sichtungen nach wie vor zu gefallen vermag.

Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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