Mit: Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, Robbie Coltrane, Maggie Smith, Michael Gambon, Alan Rickman, Brendan Gleeson, Robert Pattinson, Tom Felton, Matthew Lewis, Bonnie Wright, Katie Leung, Stanislav Ianevski, Clémence Poésy, Oliver Phelps, James Phelps, Julie Walters, Mark Williams, David Tennant, Miranda Richardson, Jason Isaacs, Gary Oldman, Adrian Rawlins, Geraldine Somerville, Timothy Spall, Ralph Fiennes u.a.
Kurzinhalt:
Harry, Ron und Hermine besuchen gemeinsam mit Ron's restlicher Familie sowie Cedric Diggory, einem anderen Schüler aus dem Hause Gryffindor, die Quidditch-Weltmeisterschaft - welche jedoch durch einen Angriff von Lord Voldemort's Todesessern jäh (und brutal) unterbrochen wird. Es ist klar, dass der dunkle Lord inzwischen viel von seiner früheren Stärke zurückgewonnen hat - und Harry's Alpträume sowie die Schmerzen seiner Narbe lassen ihn glauben, dass er schon bald einen Angriff auf ihn selbst plant. Doch das ist längst nicht die einzige Sorge, die Harry in seinem 4. Schuljahr plagt, ist doch Hogwarts dieses Jahr der Austragungsort des trigamischen Turniers. Eben deshalb heißt man im Schloss auch die Schüler und -innen von Durmstrang und Beauxbuttons willkommen. Aus jeder Schule wird ein Kandidat antreten, wer teilnehmen will muss seinen Namen auf einen Zettel schreiben und in den Feuerkelch werfen. Einige Tage später findet dann die Auslosung statt - doch nachdem die 3 Kandidaten gezogen wurden, wirft der Feuerkelch plötzlich noch einen Zettel mit einem Namen aus, und völlig schockiert ruft Dumbledore den letzten Teilnehmer des Turniers auf: Harry Potter. Niemand ist darüber überraschter als er – hat er doch seinen Namen nie in den Feuerkelch geworfen. Anfangs mag ihm das kaum jemand glauben, und viele sehen seine Teilnahme als Verrat an Cedric Diggory an - selbst Ron glaubt ihm nicht. Erst, als sich die erste Aufgabe als äußerst gefährlich herausstellt, wird allen bewusst, dass wer auch immer Harry's Namen in den Feuerkelch geworfen hat, keine guten Absichten dabei verfolgt haben kann…
Review:
Nach dem rückläufigen Einspielergebnis und dem Aufschrei einiger Potter-Fans entschloss man sich, die Regie für "Harry Potter und der Feuerkelch" wieder an einen anderen Regisseur zu übergeben. Ich muss gestehen, anfangs skeptisch gewesen zu sein, ob Mike Newell (u.a. "Donnie Brasco", "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" und "Mona Lisa's Lächeln") der Richtige für diese Aufgabe wäre, alles in allem hat er seine Sache aber zugegebenermaßen recht gut gemacht. Positiv finde ich an der Inszenierung vor allem, dass er sich stark an der von Alfonso Cuarón im Vorgänger etablierten Optik orientiert, statt am unverzeihlich muggelischen Inszenierungsstil von Chris Columbus. Positiv auch, dass er nicht vor den düstereren Elementen der Handlung zurückschreckt sondern diese vielmehr forciert. Nicht zuletzt aufgrund des ersten großen Filmtods der Reihe ist der "Feuerkelch" noch einmal um eine ganze Ecke düsterer geworden als der diesbezüglich ohnehin schon beachtliche Vorgänger.
Auch eine weitere von mir nach dem Trailer noch gehegte Befürchtung hat sich nicht bewahrheitet – im Gegenteil: Denn jene Teile der Handlung, die sich mit dem Erwachsenwerden der Protagonisten beschäftigen, haben sich für mich nicht als Schwäche, sondern sogar als eine der größten Stärken des Films erwiesen. Die Ängste, Zweifel, und Herausforderungen, welche die Pubertät mit sich bringen, werden hier so anschaulich wie spürbar vermittelt. Zudem verleiht es diesem phantastischen Film etwas Reales, Echtes, Glaubwürdiges. Uns wird bewusst, dass selbst diese Figuren, auch wenn sie Magie beherrschen, von den gleichen Problemen geplagt werden, die auch uns in unserer Jugend beschäftigt haben, was es uns wiederum sehr leicht macht, sich mit ihnen – trotz des magisch-phantastischen Umfelds – zu identifizieren. Es hat sowohl etwas Amüsantes als auch Beruhigendes, zu sehen, wie selbst ein Harry Potter damit zu kämpfen hat, seine Angebetete zu fragen, ob sie ihn nicht zum Schulball begleiten will – und er sich noch dazu einen Korb abholt. Zugleich erinnert man sich an eigene, ähnliche Erlebnisse und fühlt sich mit den Charakteren auch gleich wieder viel stärker verbunden. Diese abstrakte, fiktive Figur auf der Leinwand erscheint auf einmal echt, und erwacht quasi zum Leben. Jedenfalls ist der Schulball definitiv eine meiner Lieblingsszenen des Films, angefangen vom Hermine's zauberhaftem Auftritt, den neidischen Blicken von Ron (in Richtung Viktor Kum) und Harry (in Richtung Cedric Diggory), wie sie sich enttäuscht und desinteressiert hinsetzen und von ihren Begleitungen versetzt werden, bis hin zum Streit, nachdem Hermine aufgebracht den Tanz verlässt, und man gar nicht anders kann als mit ihr mitzufühlen.
Doch die entsprechenden Elemente zeigen uns die Figuren nicht nur einmal von einer anderen Seite und führen dazu, dass wir uns stärker mit ihnen identifizieren. Sie bieten zudem den jungen, immer besser werdenden Darstellern die Gelegenheit, ihre größer werdenden schauspielerischen Fähigkeiten zu nutzen uns zur Schau zu stellen. Es ist großartig, zu sehen, wie sie immer mehr in ihre Rollen hineinwachsen, wobei vor allem bei Daniel Radcliffe wieder einmal eine deutliche Steigerung zu erkennen ist (Rupert Grint konnte mir ja eigentlich von Anfang an gefallen), und Emma Watson ihren männlichen Kollegen wieder einmal klar die Show stiehlt. Vor allem ihr verlegen-ungläubiges Lächeln in Richtung Harry, als sie die Treppen herunterkommt und Viktors Arm ergreift, hat es mir angetan. Auch der Rest der Besetzung ist natürlich wieder einmal über jeden Zweifel erhaben, wobei vor allem Michael Gambon und Brendan Gleeson aus dem ebenso großen wie hochkarätigen Ensemble hervorstechen.
Die bereits angesprochene düstere Optik ist wirklich großartig, und macht den Film angenehm atmosphärisch. Patrick Doyle's Filmmusik mag zwar nicht an jene von John Williams heranreichen, aber vor allem das Potter-Thema in Moll passt wirklich perfekt zur düsteren Grundstimmung des Films. Es gibt einige wirklich packende und spannende Szenen, wobei hier für mich insbesondere der Kampf gegen den Drachen und der geniale Showdown hervorstechen, der absolut perfekt inszeniert wurde. Auch die bei der Erstsichtung durchaus überraschende, üble Wendung am Ende vermag durchaus zu schockieren – wenn auch leider nicht zu berühren, denn dafür haben wir die Figur meines Erachtens dann doch nicht gut genug kennengelernt. Die Handlung ist zwar nicht ganz so komplex wie beim Vorgänger und demnach auch nicht mit ähnlich vielen Wendungen gespickt, ist jedoch auch weit von den doch noch eher einfach gestrickten und geradlinig verlaufenden Handlungen der ersten beiden Teile entfernt. Nur das mit Mad Eye Moody war ab einem gewissen Zeitpunkt sehr vorhersehbar, hier hätte man ev. doch ein wenig subtiler vorgehen sollen. Den Eindruck, ohne Kenntnis des Buches könnte man der Handlung nicht folgen, kann ich jedenfalls definitiv nicht bestätigen. Großartig dann auch der Ausklang des Films: Hermine's traurig-resignierendes "Jetzt wird sich alles verändern, hab ich recht?", und Harry's ehrliche, bestimmte und dies akzeptierende Antwort ("Ja"), und wie die drei daraufhin in eine ungewisse Zukunft aufbrechen, entschlossen, sich ihr – gemeinsam! –zu stellen, was auch immer sie bereithalten mag…
Soweit zum Positiven, nun zu den Gründen, warum "Harry Potter und der Feuerkelch" trotzdem hinter meinen Erwartungen etwas zurückgeblieben ist, und sich auf meiner internen Skala dem 3. Teil der Reihe (doch recht deutlich) geschlagen geben muss. So angenehm es auch ist, dass Mike Newell bei seiner Inszenierung einen sehr düsteren Ansatz verfolgt, auch bei ihm hat mir etwas die persönliche Note gefehlt. Gut, ok, er ist kein reiner, völlig visionsloser Regisseur wie Columbus, jedoch hat er sich im Ton des Films, der Inszenierung bzw. auch dem Szenenaufbau eben – wie bereits erwähnt – unheimlich an Cuarón orientiert, jedoch ohne eigene Ideen einzubringen und irgendetwas zum Potter-Universum beizusteuern. Dadurch fehlt es dem Film an Eigenständigkeit, und an einer persönlichen Note. Zudem erreicht er, so sehr er sich auch bemühen mag, dann doch nicht ganz die Brillanz von dessen Inszenierung – das Original ist eben doch besser als die Kopie.
Der Hauptgrund ist jedoch der Handlungsaufbau bzw. der Erzählfluss. Angesichts der bibelhaften Ausmaße der Vorlage mussten Kloves und Newell vieles kürzen - was grundsätzlich kein Problem ist, nur wenn dadurch Handlungslöcher und/oder Ungereimtheiten entstehen, wird's ärgerlich. So fragte ich mich gleich mal zu Beginn, warum Harry eigentlich bei Ron ist, wie's ihm bei den Dursleys ergangen ist, ob er überhaupt dort war, und was zum Teufel eigentlich Hermine bei Ron macht? Selbst wenn man sich aus Zeitgründen entschließt, den (klassischen) Einstieg bei den Dursleys zu streichen, für zwei bis drei klärende Sätze wäre ja wohl Zeit gewesen. Generell fällt während der Handlung vor allem das schlechte Pacing auf: Newell muss leider größtenteils (mit Ausnahmen, wie dem bereits angesprochenen Showdown) wild durch die Handlung hetzen und unzählige teils doch recht harte Sprünge vornehmen, um bei einer halbwegs vertretbaren Laufzeit zu bleiben. Leider entsteht dadurch ein etwas überhasteter und auch zerfahrener Eindruck. Gutes Beispiel hierfür ist die Quidditch-Weltmeisterschaft. Wir kommen im Stadion an, sehen wie die beiden Mannschaften aufs Feld fliegen – und fertig. Als nächstes zeigt man uns ein Feuerwerk und wir dürfen nur hören, aber eben nicht sehen und miterleben, wer das Spiel gewonnen hat. Zugegeben, es wäre für die weitere Handlung kaum von Belang gewesen, aber wenn man schon solch ein großes Aufhebens drum macht, hätte man doch zumindest noch 2-3 Minuten für das Spiel entbehren können, oder? Derartige sprunghafte Entwicklungen gibt es leider zuhauf, und sie stören den Fluss des Films ungemein.
Ein weiteres Problem ist der Spannungsaufbau. Bei Teil 3 war dieser wirklich perfekt, man ist langsam in die Handlung eingestiegen, hat jedoch die zentrale, bestimmende Geschichte rund um Sirius Black früh (und anfangs noch recht subtil, damit Interesse beim Zuschauer geweckt wird) angesprochen und dann kontinuierlich ausgebaut, und sich zunehmend darauf konzentriert - bis sie dann schließlich am Ende in einem angenehm langen Showdown kulminierte. Beim "Feuerkelch" hat mir aufgrund des sprunghaften Verlaufs der Handlung ein eben solcher Spannungsaufbau irgendwie gefehlt. Wir beginnen den Film mit Voldemort, danach kommt lange nix und es geht wieder ums trimagische Turnier, bei dem leider ebenfalls jedweder Spannungsaufbau fehlt. Das geht dann leider immer so weiter, kontinuierlich hangelt man sich von Episode zu Episode… und so überzeugend und auch spannend einige dieser Episoden auch sein mögen, das Zusammenspiel dieser Elemente bzw. auch der Übergang von einem zum nächsten funktioniert einfach nicht so recht.
Es hilft auch nicht, dass wir lange Zeit nicht wissen, wo sich das alles eigentlich hinbewegt. Beim ersten Film war man noch zu sehr durch die neue, phantastische Welt abgelenkt und damit beschäftigt, diese kennenzulernen, was dies zumindest ansatzweise kompensieren konnte (wenn es mir auch dort bereits negativ aufgefallen ist). Der zweite und der dritte Teil der Reihe haben dann jeweils sehr früh klargemacht, worum es geht, und was auf dem Spiel steht. Demgegenüber ist die Handlung von "Harry Potter und der Feuerkelch" so aufgebaut, dass man die Wendung am Ende ja gar nicht erahnen soll – es soll einen überraschen und schockieren und völlig unerwartet, quasi aus dem nichts, treffen. Dadurch wird zwar diese Wendung am Ende aufgewertet – jedoch auf Kosten der 1-1/2 Stunden zuvor. Hinzu kommt noch, dass mich einzelne Elemente der Handlung nicht wirklich überzeugen konnten. Vor allem der Streit zwischen Harry und Ron wirkt enorm konstruiert. Ich liebe zwar Hermine's "Ich bin keine Eule!" – aber dieser eine kurze Moment kann meines Erachtens auch nicht dafür entschädigen, dass der Streit sehr konstruiert erscheint, so als wollte Rowling unbedingt die Harmonie zwischen den beiden kurzzeitig trüben. Dem Roman gelingt es zwar etwas besser, Ron's Beweggründe zu vermitteln, aber auch dort fand ich den Streit sehr gezwungen und wenig überzeugend. Und auch Ron's Grund, warum er Harry dann doch glaubt, ergibt einfach keinen Sinn. Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass ich es sehr schade finde, dass wir viel Zeit mit einer Figur verbringen - diese jedoch nur scheinbar kennenlernen. Was die zahlreichen mit ihr verbrachten Minuten zuvor doch irgendwie sinnlos und verschwendet erscheinen lässt…
Fazit:
Trotz meiner Skepsis bezüglich der Verpflichtung von Mike Newell als Regisseur kann "Harry Potter und der Feuerkelch" inszenatorisch – auch wenn er Cuarón wohl schon wieder etwas zu deutlich nachahmt, jedoch ohne wirklich dessen Klasse zu erreichen – durchaus überzeugen. Der Film ist überraschend düster, und durchaus atmosphärisch in Szene gesetzt. Auch die "coming of age"-Elemente konnten mir besser gefallen als ich das erwartet hatte; tatsächlich halte ich sogar für eine der größten Stärken des Films. Der Soundtrack von Patrick Doyle mag zwar nicht ganz an die früheren Werke von John Williams heranreichen, ist aber ebenfalls recht gut, zumal er einige bekannte Themen auf gelungene Art und Weise neu interpretiert. Die "erwachsenen" Schauspieler sind wieder einmal über jeden Zweifel erhaben, wenn sie diesmal – ev. von Neuzugang Brendan Gleeson abgesehen – auch nur verhältnismäßig wenig zu tun bekommen. Dafür können die jungen Darsteller und –innen diesmal so richtig glänzen, wobei vor allem bei Daniel Radcliffe wieder einmal eine deutliche Steigerung erkennbar ist. Erneut ist es aber Emma Watson, die mit ihrem gelungenen Schauspiel verzaubert und ihre männlichen Kollegen im direkten Vergleich etwas alt aussehen lässt.
Die einzige nennenswerte Schwäche des Films ist leider die Handlung, bzw. wie bruchstückhaft und damit zerfahren diese erzählt wird. Alles entwickelt sich ungemein sprunghaft; teilweise wirkt "Feuerkelch" wie eine Ansammlung mehr oder weniger voneinander unabhängiger Episoden. Ein Problem, dass man direkt aus dem Roman übernommen hat ist, dass man sich diesmal etwas zu sehr auf überraschende Wendungen verlegt, und dadurch etwas auf die Geschichte zuvor vergisst. Vor allem die Tatsache, dass diesmal keine klare Richtung erkennbar ist, in die sich die Handlung bewegt, drückt auf die Spannung und die Dramaturgie. Zudem fehlt diesmal ein spannendes, mysteriöses Rätsel, welches im Zentrum des Films steht und das Interesse des Zuschauers hochhält, wie es bei den vorangegangenen Filmen mit dem jeweils titelspendenden Stein der Weisen, der Kammer des Schreckens und/oder dem Gefangenen von Askaban der Fall war. Ein sportlicher Event ist halt doch längst nicht so packend wie ein geheimnisvolles Rätsel, oder gar die Bedrohung durch Lord Voldemort. Die grandiose letzte halbe Stunde, die spannender und dramatischer ist als alles, was wir bisher in den "Harry Potter"-Filmen gesehen haben, sowie der gelungene Ausklang, können zwar ansatzweise – aber eben nicht gänzlich – über diese Schwächen hinwegtrösten. Den "Stein der Weisen" sowie die "Kammer des Schreckens" mag der "Feuerkelch" hinter sich lassen, aber dem "Gefangenen von Askaban" muss er sich meines Erachtens dann doch recht deutlich geschlagen geben…