Mit: Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, Robbie Coltrane, Maggie Smith, Richard Harris, Alan Rickman, Kenneth Branagh, Toby Jones, Tom Felton, Jason Isaacs, Matthew Lewis, John Cleese, Warwick Davis, Bonnie Wright, Richard Griffiths, Fiona Shaw, Harry Melling, David Bradley, Oliver Phelps, James Phelps, Julie Walters, Mark Williams u.a.
Kurzinhalt:
Dobby, ein Hauself, stattet Harry Potter einen Besuch ab und warnt ihn eindringlich, nicht nach Hogwarts zurückzukehren, da ihm dort Gefahr drohe. Doch für Harry ist der Gedanke, nicht mehr die Schule für Zauberei zu besuchen und auch seine Freunde nicht mehr wieder zu sehen, unerträglich. Dobby's Überzeugungsversuche bringen Harry schließlich ordentlich Ärger mit den Dursleys ein - er wird in seinem Zimmer eingesperrt, die Fenster vergittert. Wie soll er nun nach Hogwarts zurückkehren? Da schwirrt auf einmal ein (offenbar verzaubertes) Auto an seinem Fenster vorbei: Ron ist mit zwei seiner Brüder vorbeigekommen, um Harry aus den Fängen der Dursleys zu befreien. Doch die Freude über die Rettung währt nicht lange - ist doch Ron und Harry ein paar Tage später am Bahnhof der geheime Durchgang zum Gleis 9-3/4 versperrt. Wie sollen sie nun nach Hogwarts kommen? Man entschließt sich daraufhin kurzerhand, erneut das fliegende Auto zu benutzen - doch die Landung in Hogwarts verläuft nicht gerade reibungslos, und die Schelte ob dieser Ankunft bietet den beiden schließlich ein weniger erfreuliches Willkommen als sie es sich erhofft hatten. Doch damit fangen die Probleme in Harry's zweitem Schuljahr gerade erst an, denn wenig später wird die gesamte Schule in helle Aufregung versetzt, als ein Schriftzug aus Blut die Schüler und Lehrer davon in Kenntnis setzt, dass die Kammer des Schreckens geöffnet wurde - nun droht Schlammblütlern (d.h. Zauberern und Hexen mit Muggle-Eltern) große Gefahr, und wenig später finden sich tatsächlich die ersten versteinerten Opfer. Welches Monster haust in der Kammer des Schreckens? Und wer ist der Erbe Slytherins, der diese geöffnet hat und das schreckliche Monster nun auf Muggle-Geborene hetzt?
Review:
Harry Potter und die Kammer des Schreckens hat einen großen Vorteil: Die Vorstellung des Potter-Universums ist bereits im Vorgänger (erschöpfend?) von statten gegangen, weshalb sich der Nachfolger stärker auf die zugrundeliegende Handlung rund um die Kammer des Schreckens konzentrieren kann. Das soll natürlich nicht heißen, dass wir im 2. Teil der Potter-Reihe nicht neue Aspekte des Potterversums kennen lernen würden, ganz im Gegenteil. Mit Dobby, Lucius Malfoy, den Weasley-Eltern und Gilderoy Lockhart ist die Liste der neuen Figuren sogar relativ lang. Trotzdem ist der Aufbau diesmal ein anderer: Stand bei "Harry Potter und der Stein der Weisen" das Vorstellen der Orte und Figuren im Mittelpunkt und war das titelspendende Rätsel um diesen sagenumwobenen Stein lediglich schmückes Beiwerk, verhält es sich diesmal genau umgekehrt. Lediglich der Einstieg ist noch ein bisschen langsam und gemahnt an "Harry Potter und der Stein der Weisen", doch sobald die Kammer des Schreckens dann einmal geöffnet wurde, dominiert diese Handlung auch wirklich den Rest des Films, während die (weitere) Vorstellung der neuen Orte, Figuren etc. eher beiläufig und nebenbei passiert.
Das Ergebnis ist eine im Vergleich zum Vorgänger deutlich bessere Dramaturgie und eine spannendere und interessantere Handlung. Wir beobachten Harry, Hermine und Ron bei ihren (im Vergleich zum "Stein der Weisen" deutlich ausführlicheren) Nachforschungen und erhalten so immer wieder neue Hinweise zur Kammer des Schreckens. Besonders gut gefallen hat mir hierbei das Tagebuch von Tom Riddle, welches Harry in die Vergangenheit führt. Generell ist das Rätsel rund um die Kammer des Schreckens wirklich gelungen und gut geschrieben, da weder zu komplex noch zu durchschaubar. Jeder Hinweis liefert ein weiteres kleines Puzzlestück, und wenn man dann mal das Gesamtbild zusammengesetzt hat, ergibt auch alles wirklich Sinn. Dabei bleibt Rowling auch während des ganzen Mysteriums über sehr fair, und macht es dem Zuschauer (wie auch dem Leser) nie zu leicht, aber auch nicht zu schwer, die Auflösung zu erahnen. Neue Hinweise werden genau in der richtigen Frequenz erteilt und bringen langsam aber sicher Licht in dieses Rätsel, der Weg zur Lösung ist dabei mit einigen überraschenden und packenden Wendungen und auch einigen gelungen eingestreuten roten Heringen gepflastert. Die Handlung von "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" ist also insgesamt doch eine ganze Spur besser gelungen als beim Vorgänger.
Leider jedoch weist "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" auch eine wesentliche Schwäche auf, die im Vorgänger noch nicht da war, und die den großen Vorteil der besseren Dramaturgie sowie der spannenderen und interessanteren Handlung im Endeffekt wieder ausgleicht: Dobby. Als ich im Jahr 1999 "Star Wars Episode I" gesehen habe, dachte ich, mit Jar Jar hätte ich alles gesehen, was es bezüglich nerviger CGI-Kreaturen zu sehen gibt - aber Dobby hat mich eines besseren belehrt. Selbst in den schlimmsten Szenen war Jar Jar erträglicher als dieser masochistisch veranlagte Hauself. Für Kinder mag das ja eventuell witzig sein (wobei ich bezweifle, dass ich mit 10 Jahren wirklich über ihn gelacht hätte, dafür ist mir die Darstellung doch etwas zu dämlich und nervig), aber für mich waren die Szenen mit ihm einfach nur mehr nervenaufreibend bis richtiggehend schmerzhaft. Einfach nur grauenvoll…
Die restlichen Stärken und Schwächen hat die "Kammer des Schreckens" soweit mit dem Vorgänger gemein. Erneut fällt vor allem das tolle Casting, insbesondere natürlich der "Erwachsenen"-Rollen, auf. Neuzugang Kenneth Branagh liefert dabei eine wirklich herrliche Performance ab und beweist als überheblich-arroganter Gilderoy Lockhart, dass er durchaus auch in humorvollen Rollen überzeugen kann. Jason Isaacs wiederum spielt Lucius Malfoy herrlich bedrohlich und abstoßend, mit ihm stellt sich im Potterversum ein neuer, gelungener Antagonist vor. Auch die bereits bekannten Schauspieler überzeugen wieder. Neben dem wieder einmal grandiosen Alan Rickman sticht dabei vor allem Richard Harris als Dumbledore positiv hervor, der sein schauspielerisches Können diesmal in deutlich mehr und längeren Szenen zur Schau stellen darf. Vor allem sein Abschlussdialog mit Harry nach dem Showdown weiß zu gefallen und zu überzeugen. Auch bei den Kinderdarstellern ist im Vergleich zum "Stein der Weisen" eine deutliche Steigerung zu erkennen. Vor allem Daniel Radcliffe überzeugt diesmal mit einer lebhafteren und charismatischeren Performance als noch im Vorgänger – wenn er auch weiterhin von den Kinderdarstellern am wenigsten überzeugen kann. Rupert Grint und vor allem auch wieder Emma Watson füllen ihre Rollen sehr gut aus, während Tom Felton diesmal etwas mehr zu tun bekommt als im Vorgänger und dadurch einen stärkeren Eindruck hinterlässt. Ebenfalls erwähnenswert erscheint mir Bonny Wright, die nach einem kurzen Gastauftritt im ersten hier nun als Ginny Weasley stärker ins Zentrum rückt und ebenfalls mit einer herrlichen Performance zu überzeugen vermag.
Der größte Nachteil ist auch bei "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" wieder mal Columbus Inszenierung, der Rowlings Vorlage einfach zu gewöhnlich und ohne das kleinste Fünkchen eigener Kreativität/Vision/Inspiration und ohne den geringsten Hauch von Magie auf die Leinwand bringt (zaubert wäre in diesem Fall leider unangebracht). Und auch der 2. Potter-Film war mir, trotz der deutlich ernsteren Handlung und einiger düsteren Szenen insgesamt doch wieder zu sehr auf Kinder zugeschnitten. Was Ausstattung, Design und Musik betrifft, hat sich ebenfalls nichts Wesentliches verändert - es gilt daher grundsätzlich das beim Vorgänger gesagte, wobei diesmal bei John Williams das Kopieren der eigenen Kompositionen noch einmal um einiges stärker auffällt – vor allem beim Quidditch-Match, wo die Musik fast 1:1 aus "Star Wars Episode II – Angriff der Klonkrieger" zu stammen scheint. Die Effekte haben sich zwar um einen Hauch verbessert, der nervige Hauself Dobby muss sich dann allerdings doch sehr deutlich dem schizophrenen Gollum geschlagen geben, was den (Photo)Realismus der Animation betrifft.
Bezüglich des Showdowns bin ich etwas zwiegespalten. Einerseits ist dieser in "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" natürlich wesentlich spannender, da die Handlung rund um die Kammer und den Erben Slytherins klar im Mittelpunkt stand und, im Gegensatz zum Mysterium des Steins der Weisen im 1. Teil, laufend forciert wurde. Dadurch ist der Spannungsaufbau wesentlich größer und das Interesse an der Auflösung deutlich höher als im Vorgänger. Was die Wendungen am Ende betrifft, schenken sich jedoch beide nichts - sowohl die Auflösung im 1. als auch im 2. Teil sind wirklich äußerst gelungen und wissen zu überzeugen, da sie den Handlungsunkundigen beim 1. Sehen durchaus überraschen sollten, zugleich jedoch auch vollkommen Sinn ergeben. Auch die Art und Weise, wie Harry den abschließenden Kampf gewonnen hat, hat mir in "Die Kammer des Schreckens" deutlich besser gefallen als das "Bösewicht verbrennt sich an Potter die Hand, da er durch Liebe gebranntmarkt wurde" des 1. Teils. Andererseits ist der Showdown diesmal sehr auf Harry konzentriert. Während beim letzten Mal alle 3 Freunde ihre unterschiedlichen Fähigkeiten unter Beweis stellen durften, besiegt er diesmal das Böse quasi im Alleingang. Hier hat mir das Zusammenspiel mit seinen Freunden doch etwas gefehlt – wie einem überhaupt Hermine abgeht, nachdem sie mal versteinert wurde. Und das mit der Rettung durch den Phoenix war mir aufgrund der ausführlichen Vorstellung des Vogels und seiner Fähigkeiten doch ein wenig zu offensichtlich und vorhersehbar. Alles in allem sehe ich den Showdown also weder besser noch schlechter als im Vorgänger.
Gleiches gilt auch für das unmittelbare Ende, dass meines Erachtens, wie schon bei "Harry Potter und der Stein der Weisen", weniger gut gelungen ist. Und dabei sah es anfangs noch so vielversprechend aus, durch das Weglassen des Haus-Cup-Ergebnisses, das großartig inszenierte Wiedersehen mit Hermine (wobei mir vor allem ihre gemeinsame Szene mit Ron hier unheimlich gut gefällt, die bereits eine spätere Entwicklung sanft andeutet), sowie ihre Reaktion darauf, dass die Abschlussprüfungen gestrichen werden. Doch dann kam der Moment, als die ganze Schule (na ja, bis auf die Slytherins, natürlich) die Rückkehr von Hagrid feiert und Harry, Ron und Hermine ihn überschwänglich umarmen. Nun mal ehrlich, SO übertrieben kitschig hätte man das dann auch wieder nicht in Szene setzen müssen. Und so werden für mich leider die positiven Aspekte des Endes von dieser viel zu schmalzigen Szene - welche im Übrigen NICHT Rowling zuzuschreiben ist (war doch im Roman Hagrid's Rückkehr nur ein Ereignis von vielen) - deutlich überschattet…
Fazit:
Angesichts der Tatsache, dass die Einführung ins Potterversum soweit abgeschlossen war, standen die Chancen eigentlich gut, dass "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" den meines Erachtens nicht ganz so gelungenen Vorgänger übertrumpfen würde können. Dem haben jedoch Dobby und das übertrieben kitschige Ende einen Riegel vorgeschoben. Generell mag zwar die Dramaturgie diesmal besser sein, doch was die Inszenierung betrifft hat Columbus leider nichts dazu gelernt und ist seinem angesichts der magischen Vorlage unpassenden und unverzeihlichen gewöhnlich-bieder-muggelischen Stil treu geblieben. Trotz aller Schwächen gilt jedoch auch hier wieder das bereits beim Vorgänger gesagte: Für (insbesondere Potter-unkundige) Erwachsene mag "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" ein eher fehlerbehafteter Film sein und daher nur leicht überdurchschnittliche Fantasy-Unterhaltung bieten, doch Kinder, insbesondere natürlich wenn sie bereits Potter-Fans sind, werden über die Schwächen ohne jeden Zweifel wohlwollend hinwegsehen (bzw. diese gar nicht erst bemerken) und von Harry Potters zweitem, deutlich düsteren und spannenderen Abenteuer begeistert sein…
Man merkt den Reviews sehr deutlich an, das hier jemand erst die Filme gesehen und dann die Bücher gelesen hat. Fast durchweg leute die erst die filme gesehen haben, finden Dobby nervig. Kennt man aber seinen hintergrund aus den Büchern besser und sieht ihn dann im film, so hat man einen ganz anderen eindruck.
Stimmt, ich habe zuerst die Filme gesehen. Allerdings fand ich ihn auch im Roman zu "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" schrecklich. Viel zu sehr und zu übertrieben auf das getrimmt, was Rowling meint, dass Kinder lustig finden würden. Ich gebe jedoch zu, dass er sich in den folgenden Romanen rehabilitiert hat (gilt ja auch für Kreacher im 7.). Schade, dass die Filme diesem Beispiel nicht gefolgt sind und man Dobby erst wieder in 7.1 zu Gesicht bekam, was dann längst nicht so stark gewirkt hat...