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Star Trek - TNG: Von Magie nicht zu unterscheiden Drucken E-Mail
Ein Relikt aus der Vergangenheit gibt Rätsel auf Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 05 Juli 2011
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek - The Next Generation: Von Magie nicht zu unterscheiden"
Titel: "Star Trek - The Next Generation: Indistinguishable From Magic"
Bewertung:
Autor: David A. McIntee
Übersetzung: Kerstin Fricke
Umfang: 512 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: Dezember 2013 (D) bzw. März 2011 (USA)
ISBN: 9783-8642-5293-8 (D), 9781-4516-0615-7 (E)
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 
Kurzinhalt: Zweihundert Jahre, nachdem sie als zerstört gemeldet wurde, taucht die NX-07 Intrepid plötzlich wieder auf. Offenbar ist ihre Crew bei einem schrecklichen Zwischenfall völlig unverhofft und scheinbar augenblicklich ums Leben gekommen. Doch die Enterprise hat nicht lange Zeit, um das Rätsel zu lüften. Stattdessen wird die U.S.S. Challenger unter dem Kommando von Montgomery Scott damit beauftragt, das Schiff näher zu untersuchen. Dieser fordert Commander LaForge für sein Team an, und auch wenn Georgi der Enterprise nur ungern den Rücken zukehrt, ist das Angebot zu verlockend um es abzulehnen. Da es sich bei der Challenger um ein Schiff der Galaxy-Klasse handelt, fühlt er sich schon bald wie zu Hause – zurück auf der guten alten Enterprise D. Neben Scotty gibt es auch mit zahlreichen weiteren Personen aus seiner Vergangenheit ein Wiedersehen – einige höchst willkommen, andere weniger. Doch kaum ist es Geordi und seinem Team gelungen, die Intrepid wieder ansatzweise zu reaktivieren, werden sie von einer Gruppe von Freibeutern unter dem Kommando des Ferengi's Bok angegriffen. Dieser benötigt die Intrepid für eine sehr persönliche Mission…


Review: Ok Leute. Schaut euch nochmal genau das Cover an, und sagt mir: War es unvernünftig von mir, zu erwarten, dass man mit "Von Magie nicht zu unterscheiden" zur guten alten "Next Generation"-Zeit zurückkehren und uns ein "historisches", bisher unbekanntes Abenteuer der Enterprise D mit Picard, Riker, Data, Worf, Geordi, Crusher und ja sogar Troi erzählen würde? Auch wenn ich von allen neuen Crews die aktuell im Star Trek-Roman-Universum herumschwirren jene auf der Enterprise (E) am gelungensten finde, so kommt sie dennoch an die gute alte Crew nicht heran. Als ich das Cover sah, hatte ich wirklich die Hoffnung, man würde mal aus dem Muster der letzten Romane ausbrechen und statt die Geschichte von Picard & Co. weiterzuführen, einen Blick in die Vergangenheit wagen und uns ein bisher unbekanntes Abenteuer der TNG-Crew erzählen – ähnlich, wie man das zuletzt bei "Träumen Kometen?" (der jedoch grottenschlecht war und damit einen absolut unwürdigen Abschied der Enterprise D auf dem Papier darstellte) gemacht hat. Zugegeben, ganz unschuldig bin ich an dieser Enttäuschung nicht, bin ich doch schon vor einiger Zeit dazu übergegangen, mir die Klappentexte und Inhaltsbeschreibungen nicht mehr durchzulesen, da hier doch oftmals schon einiges verraten wird, und ich mich von den Romanen zuletzt lieber überraschen lasse. Im Falle von "Indistinguishable from Magic" war dies nun leider eine äußerst unangenehme Überraschung. Noch schlimmer wurde es dann schließlich, als sich herausgestellt hat, dass der Roman noch nicht mal auf der Enterprise spielt, sondern stattdessen auf der U.S.S. Challenger (ein Galaxy-Class-Schiff, was auch das Cover erklärt), und sehr auf Geordi fokussiert ist, während wir Picard und dem Rest der alten und neuen Crew der NCC 1701-E so gut wie gar nicht zu Gesicht bekommen. Stattdessen gibt es ein Wiedersehen mit verschiedensten anderen Figuren, wobei einige davon gelungen und andere extrem verkrampft und konstruiert wirken.

So trifft Geordi auf der U.S.S. Challenger nicht nur auf Scotty (Aye!), sondern auch auf Reginald Barclay (von mir aus), Leah Brahms (öhm… ok) und Guinan (WTF?). Der Auftritt von letzterer wirkt dabei am Konstruiertesten und damit Störendsten. Die völlig vage Erklärung sie hätte das Gefühl gehabt, sie würde auf dieser Mission gebraucht werden (aber Picard hätte sie während der Borg-Krise auf der Enterprise nicht brauchen können?!?!) wirkt wie ein völlig verzweifelter Versuch, eine halbwegs logische Erklärung für ihr Auftauchen zu finden – was es natürlich auch ist (also ein verzweifelter Versuch, und nicht eine halbwegs logische Erklärung. Nur um Missverständnissen vorzubeugen). Jedenfalls erfüllt sie im weiteren Verlauf der Handlung keinen wichtigen Sinn und Zweck, außer am Ende in der Kommunikation mit den Aliens, für die der Autor aber genauso gut jede andere Figur als Deus Ex Machina herbeibeamen hätte können – aber halt unbedingt Guinan haben wollte, ganz egal, wie verkrampft dies auch wirken mag. Apropos herbeibeamen: Reginald Barclay sollte ja eigentlich zu dieser Zeit den Delta-Quadranten unsicher machen. Das war dem guten Herrn McIntee aber egal, er wollte ihn unbedingt dabei haben, und lässt daher mal mir nichts dir nichts einen neuen Transporter erfinden, mit dem man sich nun quer durch die Quadranten beamen kann – eine Technologie von der wir, da bin ich mir sicher, nie wieder etwas hören werden, und die nur dazu da war, damit sich David A. McIntee seinen Wunsch erfüllen und Barclay auftreten lassen konnte. Hier zeigt sich leider genau jene Gleichgültigkeit für Kontinuität, welche die Serien damals schon immer wieder enorm geplagt haben, und die man zuletzt innerhalb der Star Trek-Romanreihen eigentlich vermeiden wollte. Eine Kleinigkeit, an der das auch deutlich wird, ist wie schnell sich McIntee Tamala Harstad's entledigt, mit der Geordi im letzten TNG-Roman "Paths of Disharmony" (aus der "Typhon Pact"-Reihe) noch fleißig angebandelt hat.

So sehr ich mich auch nach den guten alten TNG-Tagen sehnen mag, in denen die Erforschung des Weltalls und faszinierende Idee statt irgendwelcher ständiger Bedrohungen im Zentrum standen, es gibt eben auch die eine oder andere Schwäche, die man gemeinsam mit dem Wrack der Enterprise-D besser auf Veridian III zurückgelassen hätte. Das Opfern der Story-Logik und/oder der Kontinuität und das Ignorieren von dem, was frühere Autoren erzählt haben, nur um die eigene Geschichte so erzählen zu können wie man sich das vorstellt, gehört hier für mich definitiv dazu. Doch mit dem Wiedersehen mit den oben angegebenen Figuren ist es noch nicht mal getan, denn darüber hinaus haben auch noch u.a. Rasmussen (aka "Der zeitreisende Historiker" und damit eine völlig unwichtige Figur, wo man sich fragt, was David A. MacIntee an ihm so faszinierend fand, um ihn hier unbedingt nochmal auftreten lassen zu wollen), Daimon Bok (der sich an Picard für den Tod seines Sohnes in der "Schlacht von Maxia" rächen wollte) und Sela einen Auftritt. Außerdem wird das mysteriöse Verschwinden der U.S.S. Hera ("Das Interface"), jenem Schiff, auf dem Geordi’s Mutter ihren Dienst verrichtet hat, wieder aufgegriffen, und in weiterer Folge auch aufgeklärt. Es gab eine Zeit, in der solche Verknüpfungen zu früheren Ereignissen und Auftritte von aus der Serie bekannten Figuren die Ausnahme, und nicht die Regel, waren. In den Frühzeiten der Star Trek-Romane, sei es nun für die Classic-Reihe oder auch TNG, erzählten die Autoren zumeist voneinander sehr unabhängige, eigenständige Geschichten, die kaum auf früher erzähltes aufbauten und/oder darauf Bezug nahm – der damaligen Vorgangsweise in den Serien nicht unähnlich. Dann kam Peter David und hat mit seinen Romanen, in denen er immer wieder höchst geschickt verschiedenste Elemente aus früheren Episoden und teils sogar mehreren Serien zu einem kongenialen Ganzen verknüpft hat, große Erfolge gefeiert. Seither scheint leider jeder Star Trek-Autor zu glauben, er braucht nur genug bekannte Figuren zusammenschmeißen und sich auf Ereignisse aus der Serie beziehen, und schon hat er einen tollen Roman.

FALSCH. Mal ganz abgesehen davon, dass Peter David's Romane noch ganz andere Stärken vorzuweisen haben, nach denen man in "Von Magie nicht zu unterscheiden" vergeblich sucht (gehobener Schreibstil, tolle Charakterzeichnung, viel Sprachwitz), wirkt die Zusammenstoppelung früherer Elemente hier völlig unmotiviert; wie ein reines, billiges Gimmick, um den eigenen Roman aufzuwerten, bzw. teilweise sogar wie dessen einzige Daseinsberechtigung. Was ebenfalls sehr unangenehm auffällt, ist die sehr deutliche Zweiteilung des Romans, der eher das Gefühl zweier voneinander relativ unabhängiger Kurzgeschichten denn eines koheränten Romans vermittelt. So geht es zuerst um ein seltsames Raumphänomen, das Zeitreisen ermöglicht, sowie Daimon Bok's Wunsch, eben genau das zu tun (wie genau er das Leben seines Sohnes durch eine Reise ins 22. Jahrhundert zu retten gedenkt, verrät man uns indes nicht), und im zweiten Teil um die Trans-Slipstream-Verwerfungen, das Verschwinden der U.S.S. Hera sowie ein weiteres, seltsames Raumphänomen. Generell entwickelt sich "Von Magie nicht zu unterscheiden" ungemein sprunghaft. Nach einen kurzen Rückblick auf das Verschwinden der Interpid findet die Enterprise das Wrack dieses alten Schiffes. Man besucht es, findet einige Hinweise, wodurch die Katastrophe ausgelöscht worden sein könnte, jedoch noch bevor man die Lösung des Rätsels gefunden hat, wird die Enterprise abkommandiert. LaForge wird allerdings von Scotty angefordert, um ihn auf der Challenger zu unterstützen, das Rätsel der Intrepid zu lüften. Es wird nun eine Weile weitergeforscht, ehe Daimon Bok und sein Plan ins Spiel kommt, und sich der Schwerpunkt des Romans wieder mal völlig verändert. Nun geht es nicht mehr um die Intrepid und die seltsamen Trans-Slipstream-Strömungen, sondern das Raumphänomen namens "Split Infinite", von dem man bisher noch nie etwas gehört hat. Es gibt mehrere Raumkämpfe und zahlreiche Wendungen rund um Gefangennahmen, Befreiungsaktionen etc., ehe die Schose dann endlich vorbei ist.

Im zweiten Teil setzt man die Erforschung fort, kommt dann aber schon bald einem Schiff der Romulaner zu Hilfe, dass hilflos durchs All treibt. Kurz darauf wird die Challenger selbst von dieser Anomalie erfasst und bis weit außerhalb der Galaxis geworfen. Nun geht es darum, die Energie wiederherzustellen und einen Weg nach Hause zu finden. Doch halt – was ist das? Genau am gleichen Punkt findet man die U.S.S. Hera wieder, nur ist es nicht wirklich die Hera, sondern ein weiteres faszinierendes Raumphänomen, in dessen Zentrum sich ein "Hirn-Planet" befindet. Man hat kaum ein Außenteam hingeschickt da treffen schon seltsame Raumschiffe ein, die wohl für die Rauminterferenzen, welche der Intrepid und Hera zum Verhängnis wurden verantwortlich sind, und bittet sie ganz lieb darum, das doch bitte in Zukunft zu hinterlassen. Dann trifft ein neues Schiff der Romulaner ein, man kämpft gegen Antikörper des Hirn-Planeten und muss in all dem Chaos irgendwie nach Hause gelangen. Das Ganze ist auf 483 Seiten leider deutlich weniger unterhaltsam und abwechslungsreich, wie es in diesen zwei Absätzen klingen mag. In erster Linie vermittelt "Von Magie nicht zu unterscheiden" einen konfusen Eindruck – eine willkürliche Zusammenstellung verschiedenster Ideen und Handlungen, die einfach kein koheräntes Ganzes ergeben wollen, und wo keine der Einzelteile genug Zeit hat, um das volle Potential entfalten zu können. Es wirkt so, als hätte McIntee – zu Recht? – zu wenig Vertrauen in seine Fähigkeiten als Autor gehabt, Spannung und Interesse an der Handlung länger aufrecht zu erhalten, wenn es nicht alle paar Seiten eine neue Wendung und/oder Entwicklung gibt. Und so fährt er, statt sich in erster Linie in eine Richtung zu bewegen, kreuz und quer, nur um im Endeffekt nach 483 Seiten ohnehin erst recht wieder praktisch dort anzukommen, von wo aus er losgefahren ist. So wird Geordi zwar im Laufe des Romans Captain und übernimmt das Kommando über die Challenger, am Ende kehrt er aber erst recht wieder als Chefingenieur auf die Enterprise zurück. Gut, ok, zugegeben, mit Leah im Schlepptau, und Scotty's weiteres Schicksal ist ungewiss, aber dennoch…

Trotz all dieser zahlreichen und störenden Schwächen – das größte Problem von "Von Magie nicht zu unterscheiden" ist der unterdurchschnittliche Schreibstil. Die Fan Fiction-Szene, nach dem Aufkommen des Internets noch so euphorisch, ist in den letzten Jahren ja, vor allem was Star Trek betrifft, wieder eher eingeschlafen. Aber eine Zeit lang, so um die Jahrtausendwende, schlich sich zunehmend die – meiner bescheidenen Meinung nach – Unart ein, statt richtiger Erzählungen diese Fan-Geschichten nur mehr als Drehbuch zu verfassen, und sich somit fast ausschließlich auf die Dialoge zu konzentrieren. Dies hat natürlich einen nicht unerheblichen Vorteil, gerade auch für weniger begabte und/oder geübte Autoren: Man kann die Geschichte recht flott und ohne große Umschweife erzählen, und braucht sich weder um große Beschreibungen, noch Charaktertiefe durch das Aufzeigen von (inneren, nicht ausgesprochenen) Gedanken und Gefühlen, noch der Vermittlung einer bestimmten Atmosphäre oder einer Stimmung, zu kümmern. "Von Magie nicht zu unterscheiden" ist zwar nicht wie ein Drehbuch geschrieben, aber er ist zwischendurch immer wieder enorm dialoglastig, ein Satz auf den nächsten, ohne Beschreibung von Gefühlen, Gedanken, der Mimik und/oder Gestik der Figuren, dass der Roman insgesamt einen sehr oberflächlichen Eindruck vermittelt. Nur selten liefert uns McIntee Einblick in die Gefühlswelt der Figuren, und selbst dann vermag das was wir dort vorfinden meist nicht zu überzeugen. Es kommt zwar innerhalb des Romans zu einigen Entwicklungen, wie der Beziehung zwischen Georgi und Leah, aber da uns viele davon nur durch die Gespräche der Figuren nähergebracht werden und uns ein tieferer Einblick in ihre Persönlichkeit (zu) oft verwehrt wird, kann man die meisten davon kaum bis gar nicht nachvollziehen. Dass er sich im Gegenzug teilweise in wissenschaftlichen Details und Beschreibungen verliert, die zumindest mich und zumindest auf Englisch überfordert haben, ist da vergleichsweise nur mehr eine Lappalie.

Fazit: "Von Magie nicht zu unterscheiden" rückt endlich wieder einmal die Erforschung des Weltalls und faszinierende Mysterien und Phänomene – statt Bedrohungen, Action und politische Intrigen – in den Mittelpunkt. Leider ist das aber auch schon ziemlich das einzig Positive, dass ich über ihn festhalten kann, vermag es David A. McIntee doch leider nicht, aus der interessanten Grundidee einen mindestens ebenso interessanten oder gar rundum gelungenen Roman zu formen. Neben den sehr konstruiert wirkenden Begegnungen mit bekannten Personen, wo sich Kontinuität und Sinnhaftigkeit seinen eigenen Wünschen nach einem Auftritt seiner (wohl) Lieblingsfiguren beugen müssen, sowie der sehr sprunghaften und zerfahrenen Handlung, die es an einem klaren Fokus vermissen lässt, ist es in erster Linie sein oberflächlicher Schreibstil, bei dem sich oftmals Dialogzeile auf Dialogzeile reiht, ohne uns die Gedanken- und Gefühlswelt der Figuren näherzubringen (geschweige denn eine Atmosphäre aufzubauen), der "Von Magie nicht zu unterscheiden" trotz – oder wohl gerade auch wegen – aller guter Ansätze (wie die interessante Grundidee, die Schilderung einiger faszinierender Phänomene, das willkommene Wiedersehen mit Scotty, einzelne gelungene Dialoge, sowie der überzeugende und wirklich schön geschriebene Epilog) so ungemein enttäuschend macht.

Christian Siegel

Bewertung: 2/5 Punkten


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