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X-Men 2 Drucken E-Mail
Mehr Mutanten, mehr Handlung, mehr Action! Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 08 Juni 2011
 
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X-Men 2
(X2, USA 2003)
 
X-Men 2
Bewertung:
Studio/Verleih: Marvel/20th Century Fox
Regie: Bryan Singer
Produzenten: U.a. Avi Arad, Richard Donner, Kevin Feige, Stan Lee & Lauren Shuler Donner
Drehbuch: David Hayter, Michael Dougherty & Dan Harris
Filmmusik: John Ottman
Kamera: Newton Thomas Sigel
Schnitt: John Ottman & Elliot Graham
Genre: Comic-Verfilmung/Action
Kinostart (Deutschland): 01. Mai 2003
Kinostart (USA): 02. Mai 2003
Laufzeit: 133 Minuten
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Trailer: klick
Kaufen: Blu Ray, DVD, Soundtrack
Mit: Patrick Stewart, Ian McKellen, Hugh Jackman, Anna Paquin, Famke Janssen, James Marsden, Halle Berry, Rebecca Romijn-Stamos, Brian Cox, Alan Cumming, Shawn Roberts, Bruce Davison, Aaron Stanford, Kelly Hu u.a.


Kurzinhalt: Ein bisher unbekannter Mutant verübt einen Anschlag auf den Präsidenten der USA. Zwar kann er in letzter Sekunde gestoppt werden, dennoch ruft dies die radikaleren Elemente innerhalb der Regierung auf den Plan, denen die Mutanten seit jeher ein Dorn im Auge waren. An vorderster Front: Colonel Stryker, der nun vom Präsidenten damit beauftragt wird, zurückzuschlagen. Von Magneto lernt er den Aufenthaltsort von Professor X‘ Schule für Mutanten, und rückt mit einer Sondereinheit des Militärs ein. Dies ist jedoch nur der erste Schritt einer groß angelegten Kampagne, die nichts weniger als die Vernichtung aller Mutanten der Erde zum Ziel hat: Charles X. Xavier wird während seines Besuches bei Erik Lehnherr gefangen genommen und zu einer von Colonel Stryker’s Geheimbasen gebracht, wo er eine Nachbildung von Cerebro gebaut hat, die so wie der Professor bei seinen Plänen eine Schlüsselrolle spielt. Magneto gelingt indes die Flucht aus dem Gefängnis, und bietet den X-Men ein vorübergehendes Bündnis an, denn nur gemeinsam könne man die drohende Ermordung aller Mutanten doch noch abwenden…

Review: ImageNachdem "X-Men" im Jahr 2000 das Genre der Comic-Verfilmungen wiederbelebt hat, galt es nun für Bryan Singer & Co., an das Versprechen des ersten Teils anzuknüpfen und das dort teilweise nur angedeutete Potential auszunutzen. Dies bedeutete zugleich – in bester hollywood’scher Fortsetzungs-Tradition – in so ziemlich allen Belangen eins draufzusetzen: Mehr Mutanten, mehr Action, mehr Handlung, mehr Dramatik, und vor allem: Mehr Laufzeit! Nachdem der Vorgänger unter der mit gerade mal leicht über 90 Minuten doch sehr knapp bemessenen Dauer doch recht stark gelitten hat, nahm man sich diesmal ausreichend Zeit, um eine epische, wendungsreiche und teils durchaus komplexe Geschichte mit wieder einmal einem herausragenden Figurenensemble zu erzählen. Dabei wird konsequent auf die Vorarbeit aus "X-Men" aufgebaut und die Handlung gelungen weitergeführt.

Die wohl beste Szene des Films gibt es dabei gleich zu Beginn zu bestaunen: Der Angriff von Nightcrawler auf den Präsidenten. In grandioser, ungemein packender, adrenalinsteigender Art und Weise inszeniert und mit Mozarts "Dies Irae" (übersetzt "Tag des Zorns") aus seinem "Requiem" kongenial unterlegt, sorgt man für einen bombastischen, beeindruckenden Start in das zweite Mutanten-Abenteuer. Dass man die Hintermänner dieses Attentats bereits sehr früh erahnen kann, tut der Spannung dabei keinen Abbruch. Danach geht es wieder zurück zu den bekannten Figuren: Wolverine ist auf der Suche nach seiner Vergangenheit, und Charles besucht, nachdem er Nightcrawler ausfindig gemacht hat, Erik im Gefängnis. Nun kommt der Film erst so richtig in Fahrt, als sich Strykers teuflischer Plan langsam offenbart. Der Angriff auf die Schule ist ein weiterer herausragender Moment des Films, mit tollen Einstellungen und packenden Szenen. Nach einem weiteren Highlight – Magneto’s Ausbruch – und einer zwar nett getricksten, aber nicht besonders packenden Actionszene rund um den Angriff des X-Jets finden schließlich beide Gruppen – Magneto’s Bruderschaft und die X-Men – zusammen, um sich gegen Stryker zu verbünden. Der Angriff auf dessen Basis am Ende ist ebenfalls voller großartiger Momente; allen voran natürlich alles rund um den diesmal etwas in den Hintergrund rückenden Professor X, sowie der mit Abstand beste Kampf des Films: Wolverine gegen Deathstrike.

ImageTrotz aller grandiosen, packenden Actionszenen vergisst Singer jedoch auch bei X-Men 2 nicht darauf, seine Figuren in den Mittelpunkt des Geschehens zu rücken. Angesichts des großen Ensembles lässt es sich zwar trotz der längeren Laufzeit auch diesmal nicht gänzlich vermeiden, dass einige von ihnen – allen voran erneut Storm; aber auch von Cyclops ist angesichts seiner Entführung kaum etwas zu sehen – auf der Strecke bleiben, trotzdem ist es ihm hoch anzurechen, dass er den überwiegenden Teil der längeren Spielzeit für Charakterentwicklung bzw. –vorstellung verwendet. Mit Kurt Wagner aka Nightcrawler hat er hier auch gleich eine schräge, denkwürdige neue Figur im Ensemble, die für zahlreiche gelungene Momente sorgt. Ebenfalls gelungen ist erneut alles rund um Rogue, sowie ihrem Freund Iceman. Nicht nur ihre gemeinsamen Szenen, in denen ihr zunehmender Frust ob der mangelnden körperlichen Nähe deutlich wird, wissen zu gefallen. Auch sein Gespräch mit Wolverine fand ich klasse, wie auch die Szenen bei seinen Eltern, die wieder einmal deutlich machen, mit was für Vorurteilen die Mutanten zu kämpfen haben.

Bei Wolverine steht neben dem weitergeführten Techtelmechtel mit Jean Grey – das mich leider erneut nicht wirklich überzeugt hat – vor allem die Erforschung seiner Vergangenheit im Mittelpunkt. Nach den kurzen, wenig aussagekräftigen Flashes aus dem ersten Teil erfahren wir hier nun endlich mehr über den "einsamen Wolf" der X-Men, wobei nach wie vor genug Fragen offen bleiben, dass es sich dennoch einen Hauch des Geheimnisvollen bewahren kann. Auch die Entwicklung von Magneto gefällt mir sehr gut. Auch wenn er sich als Verbündeter der X-Men präsentiert und sie gegen einen gemeinsamen Feind kämpfen, wird selbst in diesen Szenen immer wieder klar, dass er doch auch eigene Ziele verfolgt; z.B. als er (erfolgreich) versucht, Pyro auf seine Seite zu ziehen. Und falls es ihm zuvor trotz aller diabolischer Züge gelungen sein mag, den einen oder anderen Sympathiepunkt zu erwerben, darf er am Ende schließlich seiner Boshaftigkeit freien Lauf lassen, als er den von Stryker nachgebauten Cerebro 2.0 sowie seinen ehemaligen Freund dazu benutzen will, die gesamte Menschheit auszulöschen. Angesichts der Erfahrungen seiner Kindheit mit dem Holocaust mangelt es dieser Wendung auch nicht an Ironie. Nicht nur, dass er jene Grausamkeiten welche der den Menschen vorwirft in sogar noch viel größerem Ausmaß durchführen will, erinnert seine Argumentation rund um die Mutanten als die besseren Menschen wohl nicht von ungefähr an ganz ähnliche Töne aus dem dritten Reich.

ImageDer Haupt-Bösewicht von "X-Men 2" ist jedoch Neuzugang William Stryker, der von Brian Cox wunderbar dargestellt wird. Trotz seiner finsteren Pläne, die nicht weniger als die Vernichtung aller Mutanten zur Folge haben würde, ist auch seine Motivation gut dargebracht und zumindest ansatzweise nachvollziehbar. Trotzdem ist es natürlich absolut erschreckend mitzuerleben, wie er sein Ziel ohne Rücksicht auf Verluste verfolgt, und dabei auch nicht davor zurückschreckt, seinen eigenen Sohn – der von seinem Plan ebenfalls betroffen wäre – auszunutzen. Deathstrike hat zwar leider nur sehr wenige, kurze Auftritte, erweist sich jedoch im Verlauf des Films als coole, würdige Gegenspielerin, von der ich in Zukunft gern mehr gesehen hätte; weshalb ich es doch etwas schade fand, dass man sich ihrer – scheinbar – gleich wieder entledigt hat. Zumindest durften aber auch diesmal wieder Magneto und die wieder einmal beeindruckende (und bezaubernde) Mystigue überleben.

Die Spezialeffekte können – wie es sich für solch einen Blockbuster gehört – absolut überzeugen. Wie schon beim Vorgänger versteht es Bryan Singer, das vorhandene Effekt-Budget mit Bedacht einzusetzen, und Qualität vor Quantität zu stellen. Zwar gibt es – nicht zuletzt aufgrund der längeren Laufzeit – deutlich mehr Effektszenen als im Vorgänger, im Vergleich zu einigen anderen Effekt-Spektakeln ist „"X-Men 2" aber verhältnismäßig zurückhaltend. Geschichte und Figuren stehen halt nichtsdestotrotz immer im Mittelpunkt, und nicht das zur Schau stellen schöner Special Effects. Wie schon beim Vorgänger können auch die schauspielerischen Leistungen wieder einmal gefallen. Halle Berry bleibt zwar weiterhin enorm unterfordert – und wirkt dementsprechend unmotiviert – vor allem aber Hugh Jackman geht wieder einmal in der Rolle des Wolverine auf, und prägt den Film mit seinem Charisma. Patrick Stewart veredelt den Film wieder einmal in jeder Sekunde, in der er zu sehen ist. Umso bedauerlicher, dass er diesmal doch recht stark in den Hintergrund rückt; vor allem die gemeinsamen Szenen mit Ian McKellen, die im Vorgänger zu den ganz großen Highlights des Films gezählt haben, vermisst man hier teilweise schmerzlich. Dafür genießt es Ian McKellen wieder einmal, seiner diabolischen Seite freien Lauf zu lassen, und Magneto mindestens so bedrohlich wie charmant zu machen. Anna Paquin und Shawn Ashmore sorgen mit ihrer Leinwand-Beziehung für die nötige Portion Romantik, und wissen ebenfalls erneut zu gefallen. Über Aaron Stanford als Pyro kann ich das hingegen leider nur bedingt sagen; sein Wechsel zur "dunklen Seite" wird von ihm doch nicht immer überzeugend dargebracht. Über jeden Zweifel erhaben sind jedoch die anderen beiden großen Neuzugänge Brian Cox und Alan Cumming.

ImageAlles in allem war "X-Men 2" somit auf dem besten Weg, den ohnehin schon gelungenen Vorgänger sogar noch einmal zu übertreffen. Dass ihm dies trotz der längeren Laufzeit und einer deutlich weniger gehetzten Handlung nicht gelingt, liegt vor allem am Ende. (Achtung, es folgen große Spoiler! Wer den Film noch nicht gelesen hat, sollte erst beim Fazit weiterlesen!) So gelungen ich dieses grundsätzlich auch finden mag, jeder, der "Der Zorn des Khan" gesehen hat, wird an dieser Stelle gleich mehrere Deja vu’s erleben. Nicht nur, dass sich Jean Grey opfert, um alle anderen zu retten. Spätestens, wenn am Ende ihre Stimme zu hören ist, wie sie den von Captain Picard, öhm, ich meine natürlich Professor X im ersten Teil gesprochenen Einleitungssatz wiedergibt, während unter dem Wasser die Umrisse eines Phönix auszumachen sind, kann ich das einfach nicht mehr als nett gemeinte Hommage an den Star Trek-Klassiker durchgehen lassen. Hier hat man sich aus meiner Sicht doch eindeutig zu sehr vom 2. Star Trek-Film "inspirieren" (drücken wir es mal vorsichtig aus) lassen.

Noch viel schwerer wiegt für mich allerdings, dass mich dieser (Schein-)Tod einer der Hauptfiguren völlig kalt gelassen hat. Im Gegensatz zu Rogue und einigen anderen bekam Jean Grey halt leider bisher nicht viel zu tun, außer ihre Kräfte einzusetzen und Wolverine anzusabbern. Auch ihre angeblich so innige Beziehung zu Scott bekam man nie wirklich zu sehen und/oder zu spüren. All dies führte dazu, dass ich trotz der düsteren Vorahnungen (ein Stilmittel, dass im Blockbuster-Sommer 2003 auch in Matrix: Reloaded verwendet wurde) und der an und für sich guten schauspielerischen Leistung von Famke Janssen nie eine Beziehung zu Jean Grey aufgebaut habe. Jedenfalls fand ich die mangelnde emotionale Wirkung dieser Szene schon sehr bedauerlich. Als letzten Kritikpunkt muss ich schließlich noch den Soundtrack erwähnen. Ich weiß, dass Singer John Ottman als Filmkomponisten sehr schätzt – nicht umsonst ist er dessen Stamm-Komponist – aber ich persönlich fand den Beitrag von Michael Kamen für den Vorgänger um einiges gelungener. Seine Melodien und Kompositionen waren einprägsamer, ausgefallener. Ottman’s Filmmusik verkommt im Gegensatz zu kaum wahrnehmbaren Hintergrundrauschen. Schade fand ich auch, dass er fast sämtliche musikalische Themen aus dem Vorgänger über Bord geworfen hat; nur sehr selten, wie z.B. bei den Szenen mit Mystique oder dem X-Men-Thema, lehnt er sich zumindest rudimentär an die Arbeit von Michael Kamen für den Vorgänger an. Trotzdem führt diese fast völlig neue Filmmusik mit überwiegend neuen Themen zu einem starken akustischen Bruch mit dem Vorgänger; vor allem angesichts der Tatsache, wie man abseits der musikalischen Untermalung auf den ersten Teil aufbaut, schon etwas befremdlich, und aus meiner Sicht wirklich sehr schade…

Fazit: ImageBei "X-Men 2" haben Bryan Singer und alle anderen Beteiligten fast alles richtig gemacht – wieder einmal. Nicht zuletzt dank der deutlich längeren Laufzeit und der damit einhergehenden ausgefeilteren, komplexeren und epischeren Handlung sowie einem gemächlicheren Erzähltempo wirkt er um einiges runder, vollständiger und ausgereifter als der Vorgänger. Zwar wurde mit der Anzahl an Filmminuten auch die Action hochgeschraubt, dennoch sind es in erster Linie die Figuren bzw. die Handlung, die von der längeren Laufzeit profitieren. "X-Men 2" baut konsequent auf dem ersten Teil auf, und führt die dort erzählte Geschichte gelungen weiter. Es gibt einige neue Erkenntnisse und Offenbarungen, und die Handlung schlägt auch den einen oder anderen Haken und wirkt deutlich komplexer und vielschichtiger als noch beim Vorgänger.

Auch auf die Darsteller ist wieder einmal Verlass; mit wenigen Ausnahmen vermag das komplette Ensemble erneut zu überzeugen. In erster Linie sind es aber grandiose Einzelszenen, die zu begeistern wissen; wenn auch diesmal die Handlung einen deutlich runderen Eindruck macht und diese Momente daher besser miteinander verknüpft sind als noch beim Vorgänger. Und dennoch, trotz aller Verbesserungen zu "X-Men", gelingt es dem Nachfolger nicht, sich von diesem abzusetzen. Neben dem meines Erachtens weniger gelungenen Soundtrack liegt dies in erster Linie am Ende, dass nicht nur fast 1:1 aus "Der Zorn des Khan" geklaut ist, sondern es zudem an jeglicher emotionaler Wirkung vermissen ließ und mich unverzeihlich kalt gelassen hat. Nach zwei Schritten vorwärts und zwei zurück kommt "X-Men 2" damit wieder am Ausgangspunkt an – was jedoch angesichts des höchst unterhaltsamen und sehr gelungenen Vorgängers nun wahrlich kein Grund zum Jammern ist…

Wertung:8 von 10 Punkten



Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox)


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Weiterführende Links:
X-Men
Star Trek II - Der Zorn des Khan
Matrix: Reloaded


    



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