Gehhilfe für von der Hüfte abwärts gelähmten MannKategorie: Wissenschaft & Technik - Autor: Björn Flügel - Datum: Dienstag, 07 Juni 2011
Es war eine Sensation, wenn nicht gar ein Wunder, als der 22-jährige
Austin Whitney Mitte Mai an der Berkeley University die Bühne betrat,
um sein Abschlussdiplom in Empfang zu nehmen. Denn der Student ist seit 4
Jahren von der Hüfte abwärts gelähmt. Trotz dieses Handicaps war er
imstande, ohne fremde Hilfe einige Schritte zu gehen und unter tosendem
Applaus für seine herausragenden Leistungen ausgezeichnet zu werden.
Dieses medizinische bzw. mechanische Wunder wurde durch ein
roboterhaftes Exoskelett ermöglicht. Im Sommer 2007 verursachte Whitney
bedingt durch Alkohol am Steuer einen schweren Verkehrsunfall, bei dem
seine Wirbelsäule oberhalb seiner Hüfte durchtrennt wurde. An der
Universität in Berkeley lernte er den Maschinenbauprofessor Homayoon
Kazeroon kennen, der schon seit einigen Jahren an einem Exoskelett
gearbeitet hatte, das dem Militär zur Verfügung gestellt werden sollte.
Die knapp 50 kg schwere Konstruktion war ursprünglich für Soldaten
gedacht, um schwere Lasten zu tragen. Das Gesamtgewicht der Ballast
sollte dabei auf weniger als 3 kg reduziert werden. Ein Computer berechnet kontinuierlich die erforderlichen Bewegungen des
Exoskeletts, so dass es sich dem menschlichen Körper anpassen kann.
Austin Whitney hatte maßgeblichen Einfluss auf das Design der
Konstruktion, so z.B. die vergrößerte Füße, die Riegel für die
Handsteuerung und die Stützen mit den Teleskopbeinen. Die Zeugnisvergabe
war nun die Gelegenheit, um der Öffentlichkeit die Entwicklung des ca.
15.000 Dollar teuren Exoskeletts zu präsentieren.
Als Vorbild mag vielleicht der Superheld "Iron Man" hergehalten haben,
aber auf jeden Fall haben die Entwickler etwas Heldenhaftes vollbracht,
das vielen Betroffenen sicherlich Hoffnung un Mut gibt.