Kurzinhalt:
Nun da der Krieg zwischen den Peacekeeperin und den Scarranern verhindert wurde, nimmt Moya Kurs auf Hyneria, wo Rygel XI. seinen Cousin Bishan vom Thron stoßen und seinen rechtmäßigen Titel als Dominar wieder annehmen will. Doch die vermeintliche Armee, die darauf wartet, in seinem Namen gegen seinen Konkurrenten zu kämpfen, stellt sich als Falle heraus, und er sowie seine Begleiter Chiana und Jothee werden gefangen genommen. Als sie nach dem Rechten sehen, werden schließlich auch Crichton und Aeryn – mit ihrem Sohn Deke im Gepäck – erwischt. Wie sich herausstellt, hat Scorpius die Rolle als Kriegsminister für Bishan übernommen. Davon überzeugt, dass sie nicht einfach nur zum Planeten gekommen sind, um Rygel zu helfen, verhört er sie, und bedroht dabei ihren Sohn. Dieser zeigt zudem zunehmend geheimnisvolle Kräfte; immer dann, wenn er verängstigt ist, scheint sich die Zeit um sie herum zu verlangsamen. Und was hat es mit der dunklen Gestalt auf sich, die es scheinbar auf Deke abgesehen hat?
Review von Christian Siegel:
Zwar gaben die "Peacekeeper Wars" Rockne S. O'Bannon die Gelegenheit, die wichtigsten Handlungsstränge der Serie zu einem zufriedenstellenden Abschluss zu führen, dennoch war die Geschichte damit aus seiner Sicht noch nicht zu Ende. Nachdem er ein paar Jahre lang erfolglos versucht hat, "Farscape" zurück auf den Fernsehschirm zu bringen, nahm er schließlich das Angebot der BOOM! Studios an, die Story in Comic-Form weiterzuerzählen. Insofern handelt es sich hier um eine offizielle Fortsetzung, deren Geschichte direkt aus der Feder von Serienschöpfer Rockne S. O'Bannon stammt, während der Comic selbst von Keith R.A. DeCandido geschrieben wurde – man darf somit davon ausgehen, dass allen, welche die Comics lesen, ein ähnliches Debakel wie bei den literarischen Fortsetzungen von "Star Trek" und "Star Wars" erspart bleibt (mal abgesehen davon, dass mittlerweile die Chance auf ein direktes TV- oder Film-Sequel relativ gering sein dürfte; andererseits, angesichts der aktuellen Retro-Welle: Sag niemals nie). In jedem Fall war ich von "Der Anfang vom Ende des Anfangs" aber sehr angetan – insbesondere inhaltlich. Mit Rygels Rückkehr nach Hyneria greift man einen offenen Handlungsstrang aus der Serie auf, und schließt diese praktisch seit der Pilotfolge im Hintergrund schwelende Story hier nun endlich ab. Mit dem Mysterium rund um Deke, und die schwarze Gestalt, die es auf ihn abgesehen hat, etabliert man aber zugleich einen neuen Handlungsstrang, und wirft neue Fragen auf, denen man sich im weiteren Verlauf der Comic-Reihe wohl widmen wird. Einzig die Rückkehr von Scorpius wirkte auf mich ein bisschen aufgesetzt, zumal es mir etwas konstruiert erschien, dass der die Rolle des Kriegsministers auf Hyneria spielen würde (sprich, sich für so eine vergleichsweise geringe Aufgabe hergibt). Erwähnt werden sollte zudem, dass von Sikozu, obwohl sie prominent am Cover prangert, hier erstmal noch jede Spur fehlte (während vom prominent vertretenen Rygel wiederum jede Spur fehlt; verstehe das, wer will).
Neben der Story hat es mir insbesondere auch der Schreibstil von Keith R.A. DeCandido angetan, der den Ton der Serie perfekt einfängt. Die Figuren sprechen und agieren genau so, wie man sich das von ihnen angesichts ihrer Darstellung in der Serie erwarten würde. Die Dialoge sind zudem teilweise witzig geschrieben, und im Gegensatz zu so mancher Gelegenheit in der Serie selbst, haben die Gags bei mir hier auch überwiegend gezündet. Und auch künstlerisch macht "Der Anfang vom Ende des Anfangs" einen guten Eindruck. In der Vergangenheit war ich diesbezüglich von den BOOM! Studios ja nicht immer übermäßig angetan; ich denke da nur an ihre "Firefly"-Comics, wo die Figuren teilweise kaum zu erkennen sind. Das Problem ergibt sich hier nicht (auch wenn mich Noranti in einzelnen Bildern, wo sie eher im Hintergrund zu sehen war, aus mir unerfindlichen Gründen irgendwie an Oliver Kalkofe erinnert hat). Das schönste Artwork haben die BOOM! Studios zwar soweit ich es bisher beurteilen kann eher nicht, und auch "Der Anfang vom Ende des Anfangs" kann sicherlich nicht mit den optisch beeindruckendsten Comics die ich in meinem Leben gesehen habe zweifellos nicht mithalten, wobei ich die Illustrationen hier wie gesagt überwiegend gelungen fand, die Farbgebung ist aber halt doch eher "nur" ok. Und doch, insgesamt kann sich der Comic durchaus sehen lassen – auch wenn ich jeden "Farscape"-Fan verstehen kann, der diese Fortsetzung lieber auf dem TV-Schirm gesehen hätte. Wo sich "Der Anfang vom Ende des Anfangs" zweifellos (auch) sehr gut gemacht hätte.
Fazit:
Ich verstehe natürlich, dass sich "Farscape"-Fans gewünscht hätten, dass auf die "Peacekeeper Wars" noch eine weitere gefilmte Fortsetzung entweder im Fernsehen oder Kino folgt. Mit "Der Anfang vom Ende des Anfangs" erhalten Fans aber zumindest in Comic-Form eine gelungene Fortführung der Story. Dabei knüpft man hier praktisch direkt an "Peacekeeper Wars" an, und erzählt von Rygels Versuch, seinen rechtmäßigen Platz als Dominar von Hyneria anzunehmen – wobei typischerweise wieder einmal längst nicht alles nach Plan verläuft. Den Auftritt von Scorpius im Geschehen fand ich etwas konstruiert; nicht zuletzt, als es mir unplausibel erscheint, dass er in dieser vergleichsweise unwichtigen Rolle auftreten würde. Davon abgesehen war ich aber inhaltlich von "Der Anfang vom Ende des Anfangs" betrifft sowohl was die Story als auch den Schreibstil betrifft durchaus angetan; zumal zu meiner Freude der Humor (im Gegensatz zur Serie) hier größtenteils für mich gezündet hat. Einzig optisch muss man leider ein paar Abstriche machen. Zwar sind die Figuren größtenteils erkennbar, und die Zeichnungen insgesamt absolut ok, zu den allerschönsten Comics würde ich "Der Anfang vom Ende des Anfangs" aber nicht zählen. Ein Manko, über das "Farscape"-Fans aber wohl gerne und wohlwollend hinwegsehen werden.
Bewertung:
3.5/5 Punkten
Christian Siegel
Inhalt & Kritik von Michael Spieler:
Sechseinhalb Jahre nach dem Ende der Serie mit dem Fernsehfilm The Peacekeeper Wars, bringt Panini Comics die Comicbuchreihe von Boom Studios übersetzt in Deutschland heraus. Den Anfang macht Buch 1: Der Anfang vom Ende des Anfangs. Im englischen Original erschienen zunächst 4 Einzelhefte bei Boom Studios und später dann, das nun seit 12. April 2011 auch in Deutsch vorliegende, Comicbuch, dass diese vier Hefte in sich vereint. Das Buch beginnt direkt nach der letzten Szene des Fernsehfilms, in der Aeryn Sun und John Crichton mit ihrem Sprössling auf der Aussichtsplattform von Moya stehen. Sofort schleicht sich eine neue dunkle Bedrohung über das folgende Panel, denn ein schwarzes Schiff mit einem nicht wenger düster aussehden Piloten verfolgt Moya. Derweil hat Rigel Kontakt zu seiner letzten noch verbliebenen Ehefrau Mmyna aufgenommen und hofft nach dem Abzug der Scarraner, nun endlich auf seinen Thron zurückkehren zu können. Bishan, Rigels Cousin und Thronräuber, war jedoch nicht untätig und hat ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt um ihn gefangenzunehmen und hinzurichten, sollte er jemals in hynerianisches Territorium zurückkehren. Eigentlich sollte die Herrschaft nach inzwischen 50 Zyklen und der Besatzung durch die Scarraner nach Unterzeichung der Waffenruhe, an Rigel zurückfallen, doch Bishan weigert sich. Jothee wird unterdessen von der nymphomanischen Chiana auf Trab gehalten. Aeryn fühlt sich glaubwürdig von ihrer neuen Rolle als Mutter überfordert und denkt immer, dass sie nicht besser sein wird als ihre Eigene. Dass John mit dem Säugling scheinbar mühelos umgeht und dieser sich in seiner Obhut immer beruhigt, trägt nicht zu einer Besserung von Aeryns Stimmungslage bei. Noranti versucht mit ihren Tränken zu helfen. So macht sich Moya gesteuert von Pilot auf nach Hyneria. Dort angekommen muss die Crew von Moya feststellen, dass ein alter Bekannter hinter den Kulissen die Strippen zieht…
Soviel zum Einstieg in diese erste Fortsetzung der Geschichte um den ehemaligen Gefangenentransport und seine bunte Besatzung, der natürlich leider unglaublich lieb gewonnenen Charaktere fehlen. Dennoch, man merkt der Geschichte an, dass sie aus der Feder des Serienschöpfers Rockne S. O'Bannon stammt und von einem erfahrenen Genre-Autor in ein Dialogskript für die Panels umgesetzt wurde. Als Serienfan findet man sofort Anschluss und trauert dem Bewegtbildende doch ganz schön hinterher. Die Dialoge, die Art und Weise, wie die Figuren in der Serie miteinander redeten ist 1A getroffen - mit ein wenig Vorstellungskraft hört man die Stimmen von Claudia Black oder Ben Browder. Auf 100 Seiten bekommt man hier eine würdige, detailliert gezeichnete, FarScape-Geschichte präsentiert, die ebenso wie die Serie mehr als einen Handlungsstrang aufgreift. Dabei wird mit der dunklen Figur vom Anfang scheinbar ein größerer Storybogen begonnen, der die Bücher über längere Zeit begleiten wird, zu dem parallel die Geschichte um Hyneria und Rigels Schicksal das Hauptthema dieses ersten Bandes ist. Der einzige Kritikpunkt, den ich habe, ist die Darstellung von Actionszenen im All, denen man auf 2-3 Panels nicht besonders gut folgen kann. Die Choreografie und der Überblick über solche Szenen, ist schon bei bewegtem Bild eine technische Herausforderung und auf begrenztem Raum durch Zeichnungen wird es sicherlich nicht einfacher, soetwas zu präsentieren. Eigentlich spielen diese für die Geschichte an sich, auch nicht wirklich eine große Bedeutung. Einen einzigen Rechtschreibfehler hab ich gefunden und ich werde ihn behalten. Ansonsten kann ich an der Übersetzung nichts aussetzen. Ich kenne das englische Originalskript nicht, aber habe die Serie im Original gesehen und mir ist kein größerer Faux Pas aufgefallen - Peacekeeper heissen auch hier weiterhin Peacekeeper.
Für knapp € 15,- bekommt ihr also eine echte FarScape-Story mit den Figuren, die ihr seit dem Ende der Serie vermisst. Dieses Buch ist aber tatsächlich nur was für Leute, die die Serie gesehen haben. Neueinsteiger können sicherlich der Hauptstory mühelos folgen, haben aber keine Ahnung, wer die handelnden Personen sind, wo sie herkommen und was sie gemeinsam durchgemacht haben. Es ist eben eine echte Fortsetzung. Den Fans wie mir, kann ich den Comic ans Herz legen. Bei Boom Studios in den USA erscheint neben den Buchbänden, derer es inzwischen sieben Stück gibt, auch eine fortlaufende Einzelheftreihe. In welchem Zusammenhang diese beiden Veröffentlichungen stehen ist mir leider nicht bekannt. Je nach Erfolg wird Panini vermutlich die bisher erschienen Bände weiterhin übersetzen und veröffentlichen - im Oktober 2011 soll Band 2 erscheinen. Auf myComics.de findet ihr eine kostenlose Leseprobe und ihr könnt euch vom Stil und den Dialogen selbst ein Bild machen.
Bewertung:
4/5 Punkten
Michael Spieler
Kommentare (2)
1. 04.06.2011 11:46
Also, das verlinkte Leseprobe-Icon finde ich richtig cool !
Die Link-Location hatte sich scheinbar inzwischen geändert. Ich hab jetzt eine neue Verlinkung für die Leseprobe eingetragen. Und die ist nun hoffentlich wirklich richtig cool.