Neue Erkenntnisse über das menschliche GehirnKategorie: Wissenschaft & Technik - Autor: Björn Flügel - Datum: Donnerstag, 02 Juni 2011
Wissenschaftlern an der "University of Texas" in Austin ist es gelungen,
einen Computer mit Schizophrenie zu "infizieren", um so mehr über die
Funktionsweise des menschlichen Gehirns zu herauszufinden. Die Versuche
stützen sich auf die These, dass das Gehirn eines Menschen, der an
Schizophrenie leidet, nicht mehr vergessen bzw. unwichtige Informationen
nicht ignorieren kann. Experten nennen diesen Zustand "hyperlearning".
Der an der Studie beteiligte Uli Grasemann erklärt: "Man geht davon aus,
dass das Glückshormon Dopamin dem Gehirn dabei hilft, wichtige und
unwichtige Informationen voneinander zu unterscheiden. Gibt es einen
Überschuss an Dopamin, nimmt das Gehirn schließlich Informationen auf,
die es gar nicht aufnehmen sollte und verliert dadurch die Fähigkeit,
Erlebnisse zu verarbeiten." Das Computer-Modell trägt den Namen DISCERN
und simuliert die Nervenbahnen des menschlichen Gehirns. Für den Versuch
programmierte man das Netzwerk mit einer Reihe von verschiedenen
einfachen Geschichten, die auf ähnliche Weise wie im menschlichen Gehirn
abgespeichert wurden. Indem man DISCERN dieselben Geschichten immer
wieder neu "erzählte" und zugleich einen erhöhten Dopaminausschuss
simulierte, gelang es den Forschern, ein Abbild der Schizophrenie zu
schaffen. Der Computer konnte die Informationen nicht mehr selektieren
und fügte sie schließlich sogar falsch wieder zusammen. Nicht nur, dass
er die Geschichten als seine "Erlebnisse" betrachtete, er übernahm sogar
die Verantwortung für einen Terroranschlag.
Die Ergebnisse dieser
Versuche könnten eine große Chance für der Medizin darstellen. In der
Literatur ist das Motiv des lernfähigen Computers kein Neuland.
Beispielsweise erzählt der Schriftsteller Roger Zelazny in der
Kurzgeschichte "Der Henker ist heimgekehrt" (1976) von einem Roboter,
der schließlich sogar die Wertvorstellungen und Emotionen seiner
Schöpfer erlernt. Nachdem man ihn zu einem Banküberfall, bei dem auch
ein Wachmann getötet wird, missbraucht hat, zerbricht er an seinen
Schuldgefühlen.