Originaltitel: Winter is Coming Episodennummer: 1x01 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 17.04.2011 Erstausstrahlung D: --- Drehbuch: David Benioff & Dan Weiss
Regie: Tim Van Patten
Hauptdarsteller: Sean Bean als Eddard Stark, Mark Addy als Robert Baratheon, Lena Headey als Cersei Lannister, Nikolaj Coster-Waldau als Jamie Lannister, Peter Dinklage als Tyrion Lannister, Emilia Clarke als Daenerys Targaryen, Harry Lloyd als Viserys Targaryen, Iain Glen als Ser Jorah Mormont, Michelle Fairley als Catelyn Stark, Kit Harrington als Jon Snow, Richard Madden als Robb Stark, Maisie Williams als Arya Stark, Sophie Turner als Sansa Stark, Isaac Hempstead-Wright als Bran Stark, Alfie Allen als Theon Greyjoy, Rory McCann als Sandor Clegane, Jack Gleeson als Joffrey Baratheon, Jason Momoa als Khal Drogo Gastdarsteller: Roger Allam als Magister Illyrio Mopastis, Joseph Mawle als Benjen Stark, Art Parkinson als Rickon Stark, Jamie Sives als Jory Cassel, Ron Donachie als Ser Rodrik Cassel, John Standing als Jon Arryn, Bronson Webb als Will, Rob Osterle als Ser Waymar Royce
Zitat: „The Things I do for love.“ – Jamie Lannister
Kurzinhalt: Nachdem der Stellvertreter des Königs unter mysteriösen Umständen verstorben ist, macht sich Robert Baratheon, König von Westeros, auf die beschwerliche Reise in den Norden um seinen alten Freund Eddard Stark als Nachfolger für das Amt der Hand des Königs zu ernennen. Mit dabei ist auch die Familie Königin Cerseis – die Lannisters, ein machthungriges Haus mit eigenen Plänen.
Auf einem anderen Kontinent suchen die letzten beiden überlebenden Nachkommen des durch Robert Baratheons Revolution 17 Jahre zuvor vom Thron gestoßenen Herrschergeschlechts Targaryen eigene Wege, um die Herrschaft über die sieben Königreiche von Westeros wieder zu erlangen. Eine arrangierte Hochzeit zwischen der jungen Prinzessin Daenerys und dem brutalen Anführer eines nomadischen Reitervolkes soll Prinz Viserys mit einer Armee versorgen und ihm so den Weg zum Eisenthron ebnen.
Review: Langsam, laut knatternd öffnet sich ein schweres Eisentor. Drei Reiter,
in schwarze Mäntel gehüllt, durchschreiten einen finsteren Tunnel und
erreichen das Tageslicht hinter einer 700 Fuß hohen Mauer aus Eis. So
beginnt die meist erwartete Serie 2011, basierend auf der Buchreihe „A
Song of Ice and Fire" von George R. R. Martin.
Auch für HBO öffnet sich mit „Game of Thrones" ein Tor, denn der
amerikanische Fernsehanbieter betritt für sich selbst Genreneuland. Zwar
hat man bereits mit True Blood und dem leider zu Unrecht
untergegangenen Carnivàle bereits Erfahrungen mit Serien mit
übernatürlichen, fantastischen Elementen gesammelt, aber nur die Zeit
wird zeigen, ob „Game of Thrones" das ist, was „Rome" für das
Historien-, „Deadwood" für das Western- oder „The Sopranos" für das
Mafiagenre waren. Große Fußstapfen, die nicht so einfach zu füllen sind.
Zwei Enthauptungen später nehmen die verbliebenen 45 Minuten der Pilotfolge
fast ausschließlich die Exposition des Szenarios und vor allem der fast
zwei Dutzend Haupt- und Nebencharaktere ein. Ich denke für Nichtleser
kommt das Verständnis des „Who's who", sowie einige Hintergründe über
das Szenario und Handlungsmotivationen der Figuren erst mit der Zeit.
Dies schon während der ersten Folge zu verlangen wäre aufgrund der
Vielzahl der Handelnden und der doch recht komplex aufgebauten Welt in
den 60 Minuten Laufzeit nicht möglich gewesen. Das ist auch bei anderen
HBO-Serien oder Serien allgemein mit einer großen Darstellerriege nicht
anders. Deswegen ist es ganz clever gemacht, nicht jeder Nebenfigur
sofort Namen und Hintergrund gegeben zu haben, zumal im Laufe der
Staffel noch viel mehr Akteure auf den Plan treten werden. So versucht
der Pilot nur eine Übersicht zur Situation und den Figuren, die anfangs
im Mittelpunkt stehen, aufzustellen. Ich kann jetzt allerdings nur aus
Lesersicht urteilen, aber das grobe Bild hat man trotz (zu) hohen Tempos
eigentlich ganz gut hinbekommen. Die Figuren sind jedenfalls, teils mit
leichten Änderungen, alle wieder zu erkennen.
Aufgrund der zwangsläufigen stark dialoglastigen Einführung ist rein auf
der Handlungsebene eigentlich nicht unmenschlich viel passiert.
Trotzdem hätte ich mir gewünscht, die Kamera würde etwas länger in den
Szenen verharren und der Handlung bzw. den Charakteren etwas Zeit zum
Atmen gewähren. So aber hangelt man sich recht schnell durch viele
Szenen und besonders als Buchkenner vermisst man so manche Dialogzeile.
Zudem gibt es einige inhaltliche Veränderungen zur Vorlage, von denen
manche gelungen (deutlichere Charakterisierung einiger Figuren, die im
ersten Buch eher Charakteren im Hintergrund entsprechen, u. A. Jamie
Lannister) sind, andere weniger (keine Schneelandschaft in der
Wolfsfundszene etc.) und welche, die man noch nicht so richtig einordnen
kann. Beispielsweise fühlt sich Daenerys Hochzeitsnacht hier in der
Verfilmung nach einer Quasi-Vergewaltigung an, während sich im Buch nach
anfänglichem Zögern doch irgendwie eine Art romantischer Moment daraus
entwickelt. Ins Filmmedium übertragen hätte diese Szenen unverändert
möglicherweise viel von der Beziehung und Charakterentwicklung zwischen
Daenerys und ihrem ungewollten "Ehemann" vorweggenommen. Wenn man diese
Handlung nun richtig anpackt (die Dothraki-Hochzeit mutete trotz vieler
Statisten im Hintergrund doch etwas trashig an), könnte sich diese
Änderung durchaus positiv auf das Handlungsbild auswirken.
Mit dem zu hohen Tempo, geht leider ein etwas unruhiger Szenenfluss
einher. Als besonders fehlgesetzt empfand ich den Schnitt bei dem Besuch
der Grüfte in Winterfell. Das Zwischengeplänkel mit Tyrion Lannister,
dem kleinwüchsigen Bruder der Königin, im Freudenhaus konnte an keiner
unpassenderen Stelle vorkommen, auch wenn Peter Dinklage seine Figur mit
dem Nagel auf den Kopf trifft. Ich hoffe, dass man sich für die
folgenden Episoden einfach etwas mehr Zeit nimmt, die vereinzelt
hölzernen (Fantasy-) Dialoge etwas zurück schraubt und weiter so schön
nah an der Vorlage bleibt. Trotzdem, vielleicht 2 Episoden mehr oder
deutlichere Überlänge im Pilotfilm hätten durchaus gut getan, denn
Darsteller, Produktionswerte und Handlung sind vielversprechend.
Noch ein Wort zum Vorspann: Der mag zwar stilistisch nicht so ganz zum
Rest der Serie passen und es haben sich ein paar Fehler in der
Wappenkunde eingeschlichen, aber optisch ist das Ding eine Wucht. Das
Main Theme geht im Gegensatz zum Rest der musikalischen Untermalung, die
durchaus atmosphärisch ist, aber bei weiten kein Highlight, ins Ohr und
als besonderer Bonus wird sich laut diversen Beiwohnern der
Vorabscreenings die Titelsequenz den jeweiligen Handlungsorten der
Folgen anpassen. Tolle Idee und es wird vielleicht das erste Intro, was
ich nicht mit der Zeit überspringen werde.
Fazit:
Auch wenn sich im Hintergrund ein paar Geschwindigkeitsprobleme und
teilweise plumpe Dialoge bemerkbar machen, so ist die Auftaktfolge
„Winter is Coming" im Großen und Ganzen gelungen und macht aufgrund von
sehr gut gewählten Darstellern, hohen Produktions- und Schauwerten,
sowie das durch die Vorlage bedingte interessante Szenario Lust auf
Mehr.