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Geliebtes Leben Drucken E-Mail
Preisgekröntes Drama über das Leben in Südafrika Kategorie: Filme - Autor: Michael Spieler - Datum: Freitag, 29 April 2011
 
Geliebtes Leben
(Südafrika/Deutschland 2010)
 
Geliebtes Leben
Bewertung:
Studio/Verleih: Senator Film
Regie: Oliver Schmitz
Produzenten: U.a. Oliver Stoltz & Helge Sasse
Drehbuch: Dennis Foon, nach dem Roman von Allan Stratton
Filmmusik: Ali N. Askin & Ian Osrin
Kamera: Bernhard Jasper
Schnitt: Dirk Grau
Genre: Drama
Kinostart (Deutschland): 12. Mai 2011
Kinostart (USA): -
Laufzeit: 100 Minuten
Altersfreigabe: Ab 16 Jahren
Trailer: klick
Kaufen: Blu Ray (noch nicht verfügbar), DVD (noch nicht verfügbar), Roman
Mit: Khomotso Manyaka, Keaobaka Makanyane, Harriet Lenabe, Lerato Mvelase , Tinah Mnumzana, Aubrey Poolo u.a.


Kurzinhalt: Südafrika. Township Elandsdoorn. Eine Gemeinde, wie viele in Südafrika - geprägt von Armut und Gottesfürchtigkeit. Hier lebt Chanda, ein 12jähriges Mädchen, zusammen mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und dessen zwei Kindern. Chanda erledigt an diesem Tag etwas, dass keinem Kind zugemutet werden sollte. Sie muss einen Sarg kaufen, denn ihre kleine Schwester ist an diesem Morgen kurz nach der Geburt verstorben. Sie kämpft aufgrund der Apathie ihrer Mutter nicht nur mit dem Haushalt und den beiden Halbgeschwistern, die vom Tode des Babys nichts erfahren sollen, sondern auch mit dem trunkenen, stehlenden Stiefvater, von dem sie das Geld wiederholt, das für die Beerdigung benötigt wird.

Review: ImageSo beginnt die berührende Geschichte um das Stigma AIDS und die AIDS-Waisen in Südafrika, anhand des Schicksales von Chanda, ihrer Familie und ihrer besten Freundin. Der krasse Wiederspruch zwischen der Allgegenwart und dem Todschweigen der Krankheit, um den Ruf in der Gemeinde nicht zu gefährden ist zentrales Thema. So bedeutet die Diagnose AIDS nicht nur den sicheren, schleichenden Tod, sondern der kleinste Verdacht auch den Sozialen. Hinter dem vorgeschobenen Zusammenhalt im Township verbirgt sich tatsächlich eine so tiefe Angst gegenüber der Krankheit, das Freunde und Nachbarn ganz schnell zu einem feindseeligen Mob werden. Der Taktik, der sich dort bedient wird, ist, andere Krankheiten und Unfälle vorzuschieben und sich ja nicht die Blöße zu geben. Mrs. Tafa (Harriet Manamela, "Hotel Ruanda"), die resolute Nachbarin der Familie, ist mit Chandas Mutter befreundet und versucht mit allen Mitteln diese Fassade, auch aus persönlichen Gründen, aufrechtzuerhalten.

Es geht also nicht so sehr um die Krankheit selbst, sondern um die sozialen Gefüge, in denen Menschen mit AIDS leben und deren Stigmatisierung durch die Gemeinschaft. Dabei gilt dieses Stigma weltweit und nicht nur in einem südafrikansichen Township, dass sich zunächst sehr weit weg anfühlt für Europäer. Mögen auch die Umstände andere sein, bedeutet AIDS immer auch Ausgrenzung. Diese wird im Film natürlich auf die Spitze getrieben, aber es handelt sich ja auch um ein Drama und keine Dokumentation. Chanda ist in der Tat ein aussergewöhnliches junges Mädchen, da sie es als einzige wagt, offene Geheimnisse laut auszusprechen und den ihr nahestehenden Menschen die Würde zuzugestehen, die ihnen die Gemeinschaft aberkennt. Der Film ist erfrischend wenig melodramatisch umgesetzt, einzig ganz am Ende gibt es eine Szene die ich aufgrund ihrer übermäßigen tränendrüsendrück-Fnktion für unnötig halte.

ImageChanda wird eindrucksvoll von Khomotso Manyaka in ihrer ersten Rolle überhaupt gespielt. Sie spielt die Erwachsenen in der Tat an die sprichwörtliche Wand. Die Chemie zwischen ihr und Lerato Mvelase, die Chandas Mutter Lilian verkörpert, stimmt sofort und begleitet glaubwürdig den ganzen Film. Die Arbeit von Regisseur Oliver Schmitz, die deutsche Zuschauer wohl am ehesten kennen, ist die, an Folgen der Serien "Doctor's Diary" und "Türkisch für Anfänger". Sein deutscher Name ist jedoch irreführend, Schmitz ist tasächlich Südafrikaner. Er hat das richtige Ensemble aus Laiendarstellern und hauptberuflichen Schauspielern zusammenbekommen, das es schafft, dieses Thema auf sehr persönliche Weise, der breiten Öffentlichkeit ausserdokumentarisch zugänglich zumachen. Die Ehrungen in Cannes und in Südafrika wurden hier völlig zu Recht vergeben. Der Film basiert auf dem Roman "Chanda's Secrets" (dt. "Worüber keiner spricht") von Allan Stratton, einem Kanadier, dem Schmitz zuvor bei Recherchen zu einem anderen Buch über Ugandas Kindersoldaten half.

Fazit: Oliver Schmitz gelingt es diese komplexe Thematik, die das Leben Vieler in Südafrika bestimmt, ohne große Theatralik einzufangen. Glaubwürdig und mitreißend erzählt, durch die Augen eines kleinen Mädchens, die in einer Umgebung, in der alle mehr oder weniger gegen sie sind, unglaubliche Stärke demonstriert. Ihr Gefühl für Richtig und Falsch wankt aufgrund der ständigen Bombardierung von Aussen schon einmal, jedoch schafft sie es im Gegensatz zu allen Erwachsenen, die Phase zu überwinden. "Geliebtes Leben" läuft ab dem 12. Mai 2011 in den deutschen Kinos und ist definitv einen Blick wert.

Wertung:8 von 10 Punkten



Michael Spieler
(Bilder © Senator Film)


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