Mit: Michael "Bully" Herbig, Walter von Hauff, Christian Tramitz, Rick Kavanian, Hartmug Neugebauer, Carin C. Tietze, Klaus Sonnenschein u.a. (deutsche Stimmen)
Kurzinhalt:
Es ist soweit: Andy ist schon fast erwachsen, und wird demnächst aufs College gehen. Seine Spielzeuge sind verzweifelt, und fragen sich unentwegt, welches Schicksal ihnen nun blühen wird. Eingesperrt in einer Kiste für immer auf dem Dachboden rumstehen? An ein Kinderheim weitergeschenkt? Oder gar in den Müll geworfen? Durch ein Versehen landen die meisten Spielzeuge tatsächlich fast auf der Mülldeponie. Erzürnt und enttäuscht schmuggeln sie sich daraufhin in die Kiste fürs Kinderheim. Woody, der als Einziger dazu auserkoren wurde Andy aufs College zu begleiten versucht zwar, sie umzustimmen, doch ihr Entschluss steht fest. Anfangs scheint das Kinderheim auch tatsächlich einem Paradies zu entsprechen, doch schon bald müssen Buzz & Co. erkennen, dass sie in eine Falle geraten sind. Nur Woody kann sie jetzt noch retten…
Review:
Die ersten beiden "Toy Story"-Filme, die ich erst kurz vor dem Kinostart des 3. zum ersten Mal gesehen habe, sind zwar gut gemachte Animationsfilme, haben mich aber nicht gar so angesprochen wie ich das nach den Lobeshymnen erhofft hatte. Bei "Toy Story 3" kann ich der allgemeinen Begeisterung aber nur zustimmen. Schon allein der Einstieg ist genial, erleben wir doch ein höchst phantasievolles Abenteuer, das sich Andy ausdenkt während er – noch als kleiner Junge – mit seinen Spielsachen spielt. Diese eine Szene, die noch recht gewöhnlich beginnt und dann immer absurder und abgedrehter wird, hat im Prinzip schon gereicht, um mich in den Film hineinzuziehen – hat es mich doch gleich an meine eigenen erfundenen Geschichten beim Spielen erinnert, wo aus allen möglichen Gegenständen schon mal Raumschiffe, Monster etc. wurden…
Schon kurz darauf macht der Spaß – und die Kindheit – aber Ernüchterung – und dem Erwachsenwerden – Platz, als die in "Toy Story 2" vorgestellte düstere Prophezeiung, dass Andy eines Tages seine Spielzeuge hinter sich lassen wird, wahr zu werden scheint. Die nachfolgende Geschichte ist nicht nur angemessen sentimental, sondern auch sehr abwechslungsreich, witzig, turbulent und unterhaltsam. Vor allem Barbie und Ken haben es mir angetan, aber auch Lotso hat mich überzeugt; definitiv der beste Bösewicht, den die Reihe aufzubieten hatte, zumal man im weiteren Verlauf der Handlung für ihn auch durchaus Sympathien hegt. Das Einzige, was man an der Handlung kritisieren kann, ist ihre mangelnde Kreativität – ist das doch schon das 3. Mal im 3. Teil der Reihe, dass eines oder mehrere Spielzeuge gerettet werden müssen – ein Plotkonstrukt, dass doch schon leichte Abnützungserscheinungen zeigt. Wenn jedoch die Geschichte so turbulent, amüsant, abwechslungsreich und auch durchaus spannend erzählt wird wie in "Toy Story 3", ist dies wirklich nur ein marginaler Kritikpunkt, den ich leicht verschmerzen kann, gilt doch für mich die Regel: Man kann sich gerne selbst wiederholen, solange man es dabei wenigstens besser macht. Und dies war bei "Toy Story 3" aus meiner Sicht definitiv gegeben.
Die Schlüsselszene des Films betrifft aber nicht die wieder einmal berührende Kameradschaft und Freudschaft der Spielzeuge, sondern ihre Beziehung zu Andy. Die letzte Szene des Films ist ungemein bewegend, da es um so viel mehr geht als das, was auf der Leinwand passiert. In dieser Geste von Andy steckt so viel Bedeutung und Aussagekraft. In erster Linie geht es darum, loszulassen, sowohl zu unserem eigenen Wohl (um Wachsen und uns Weiterentwickeln zu können) als auch zum Wohle jener, die wir lieben. Es ist ein ungemein kraftvoller, bewegender Moment, der für mich auch deshalb so wirkungsvoll war, als dass es solch eine Szene meines Wissens noch nie gegeben hat. Wir haben schon zahlreiche Filmmomente erlebt, in der die Hauptfigur tränenreich von der großen Liebe seines/ihres Lebens Abschied nehmen musste. Aber noch nie hat sich ein Film so sehr auf jenen Moment konzentriert, in dem wir unsere Kindheit ein für allemal hinter uns lassen. Wer behauptet, er hätte dabei keine Träne im Auge gehabt, ist entweder ein herzloser Bastard, oder – was deutlich wahrscheinlicher ist – er lügt wie gedruckt…
Abschließend ein paar Worte zur deutschen Snychronisation, die ja im Vorfeld für einen Wirbel gesorgt hat. Zuerst sollte man festhalten, dass ich in der Besetzung des Trio Infernale aus der "Bullyparade" mehr sehe als nur Stuntcasting – alle drei haben bereits mit Sprechrollen Erfahrung. "Ein Königreich für ein Lama" wäre ohne Bully gerade mal halb so lustig gewesen, und Christian Tramitz ist nun schon seit Jahren die Standardstimme von Matt Dillon (und war bereits in „Findet Nemo“ brillant). Da ich zudem ein großer Fan der drei bin, sah ich dieser Besetzung also recht wohlwollend gegenüber – und ich finde, sie haben ihre Sache im Großen und Ganzen auch gut gemacht. Ja, Bully’s Stimme ist sehr markant, und unterscheidet sich stark von Peer Augustinski, was zu einem doch recht harten Bruch im Vergleich zu den Vorgängern führt. Dennoch hat er mich in der Rolle durchaus überzeugt – zumal es ihm gelang, auch die emotionaleren Momente des Films überzeugend zu vermitteln. Christian Tramitz ist ebenfalls sehr prägnant und drückt Ken definitiv seinen Stempel auf – da es sich hierbei um eine neue Figur handelt, sollte sich daran aber eigentlich niemand stören. Und Rick Kavanian ist als Rex praktisch unerkennbar – er verschwindet völlig hinter seiner Figur und beweist erneut seine Wandlungsfähigkeit, vor allem was seine Stimme betrifft. Alles in allem kann ich zwar verstehen, wenn einige gerade auch mit Woody’s neuer Stimme nicht glücklich sind; aber meiner Meinung nach haben wir bei der Besetzung von Animationsfilmen in den letzten Jahren definitiv schon deutlich schlimmeres erlebt…
Fazit:
Mit "Toy Story 3" ist Pixar nicht einfach nur ein würdiger Abschluss, sondern das Grande Finale ihrer richtungsweisenden Animationsfilm-Trilogie und zugleich einer ihrer bisher besten Filme überhaupt gelungen. Zugegeben, mit dem ständigen "irgendjemand muss von irgendjemandem vor irgendetwas gerettet werden" offenbaren sich einige bekannte Muster, die nun schon zum mittlerweile 3. Mal innerhalb der Trilogie durchgekaut werden, aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Die Figuren sind wieder einmal liebevoll umgesetzt, wobei neben den altbekannten "Stars" vor allem Barbie und Ken für zahlreiche Lacher sorgen. Doch auch Bösewicht Lotso schafft es im Verlauf des Films, Sympathien zu gewinnen, als wir die Gründe für seine Bitterkeit erfahren. Auch die Qualität der Animation ist über jeden Zweifel erhaben. Und für einen in erster Linie auf Kinder ausgerichteten Film gibt es doch einige beängstigende (ich sag nur Baby-Puppe!) als auch enorm spannende (am Ende in der Fabrik) Szenen. Damit bietet "Toy Story 3" Kinderunterhaltung der allerbesten Sorte: Höchst unterhaltsam, mit einer packenden Geschichte und liebevollen Figuren, jedoch auch mit einer – schick verpackten und nie aufdringlichen – Message… und ist deshalb nicht nur für die Jüngsten, sondern auch für Junggebliebene absolut empfehlenswert!