Kurzinhalt:
Gerade wurde Mark Zuckerberg von seiner Freundin verlassen. Seinen Frust schreibt er sich zuerst in seinem Blog von der Seele, und entwickelt daraufhin gemeinsam mit seinem Freund und Zimmergenossen Eduardo Saverin einen Algorithmus und entwickelt binnen weniger Stunden eine Homepage, auf der man die Frauen des College's bewerten bzw. miteinander vergleichen kann. Als er den Link zur Seite an seine Freunde verschickt, und sich dieser wie ein Lauffeuer verbreitet, überlastet man schließlich gar den Server der Universität - wofür sich Zuckerberg am nächsten Tag einen Rüffel von der Direktion abholen kann. Nichtsdestotrotz ist in ihm nach diesem rasanten Erfolg die Idee geboren, eine solche Seite in größeren Rahmen aufzuziehen. Doch auch außerhalb des College's ist man auf Zuckerberg mittlerweile aufmerksam geworden. Die Winklevoss-Zwillinge heuern ihn an, für sie eine Mitgliederseite zu kreieren, die exklusiv den Studenten von Harvard zur Verfügung stehen und Kontaktdaten, Photos etc. der Studenten enthalten soll. Zuckerberg nimmt ihr Angebot an, arbeitet aber in Wahrheit an einer eigenen Homepage, wo er die Idee eines Studentennetzwerks noch einen Schritt weiterführen und für mehrere Colleges öffnen will. Wenige Woche später geht seine Seite "The Facebook" online, und erweist sich als Goldgrube. Doch nun haben es nicht nur die Winklevoss-Zwillinge auf ihn abgesehen, sondern auch mit Eduardo kommt es zunehmend zu Konflikten…
Review:
"The Social Network" war wohl der absolute Kritikerliebling 2010, und galt lange Zeit als der große Favorit der diesjährigen Oscar-Verleihung. Wirklich nachvollziehen kann ich diese zahlreichen „gefällt mir“‘s von Kritikern und Kinobesuchern aber irgendwie nicht. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich fand "The Social Network" keinesfalls schlecht, und es war durchaus interessant, ein paar Hintergründe zur Entstehung des aktuell populärsten sozialen Netzwerks zu erfahren. Auch habe ich kein Problem damit, wenn ein Film der auf wahren Ereignissen beruht das eine oder andere dramatisiert – immerhin ist "The Social Network" ja nach wie vor ein Spielfilm, und keine Dokumentation. Mein Problem liegt eher darin, dass mich die Handlung nie wirklich gepackt hat.
Der Hauptgrund dafür ist wohl, dass ich mich mit keiner der Figuren identifizieren konnte. Zuckerberg wird als emotional minderbemittelt dargestellt und hat trotz einiger hämischer Kommentare und seiner Schrulligkeit bei mir nie als Sympathiefigur funktioniert – wobei man durchaus argumentieren kann, dass er als solche auch nie gedacht war. Aber auch die Winklevoss-Zwillinge haben mich so wie sie dargestellt wurden nicht überzeugt, wirkten sie doch auf mich wie verwöhnte, arrogante Schnösel die es gewohnt sind alles zu bekommen, und Zuckerberg den Erfolg einfach nicht gönnten; vor allem, nachdem ihnen ihr eigener verwehrt blieb. Jedenfalls machten sie auf mich einen kleinlich-neidisch-boshaften Eindruck, weshalb ich mich in der Verhandlung weder auf Zuckerbergs noch auf ihre Seite stellen konnte – was notwendig gewesen wäre, um mitzufiebern. Am ehesten hätte wohl noch der von Zuckerberg ausgebootete Eduardo Saverin das Zeug zum Sympathieträger des Films gehabt, doch die entsprechende Handlung litt darunter, dass uns Fincher leider nie wirklich ihre Freundschaft gezeigt und sie damit zumindest mir nicht begreiflich gemacht hat – wodurch Zuckerberg’s Verrat für mich doch sehr an Wirkung eingebüßt hat.
Alle anderen Aspekte abseits der Handlung sind gut, aber aus meiner Sicht auch nicht überragend. Am besten haben mir persönlich noch die schauspielerischen Leistungen gefallen, wobei neben Jesse Eisenberg und Andrew Garfield in erster Linie noch Armie Hammer hervorsticht, der – auch mit der Unterstützung von digitaler Tricktechnik – beide Winklevoss-Brüder derart überzeugend spielt, dass man glauben könnte, er stand mit seinem eigenen Zwillingsbruder vor der Kamera. Der Soundtrack von Trent Reznor und Atticus Ross war sehr atmosphärisch, erschien mir aber für einen derartigen, nicht gerade mit Spannung übersprudelndem Film fast schon wieder zu viel des Guten zu sein. Für einen packenden Thriller wie z.B. Fincher’s anstehendes Remake zu "Verblendung" hätte er wie die Faust aufs Auge gepasst, aber so wollte sich die Stimmung, die mir die Musik vermitteln wollte, kaum in den Bildern bzw. der Handlung wiederfinden lassen.
Das vor allem was die Dialoge betrifft hochgelobte Drehbuch von Aaron Sorkin traue ich mich nur bedingt zu beurteilen, da durch die Synchronisation hier unweigerlich – gerade was allfälligen Wortwitz betrifft – einiges verloren geht. Durch das Erzählen von mehreren parallelen Handlungssträngen in unterschiedlichen Zeitebenen schafft er es zwar, die Geschichte interessanter zu machen als sie ohne diesen dramaturgischen Kniff gewesen wäre, aber wirklich gepackt hat sie mich – wie oben bereits erwähnt – leider nicht. David Fincher’s Inszenierung ist jedoch erneut ungemein stilvoll und wie bei allen seinen Filmen – selbst den weniger gelungenen – über jeden Zweifel erhaben. Alles in allem leidet "The Social Network" sicherlich darunter, dass mich die im Zentrum stehende Handlung nicht wirklich interessiert. Nun könnte man argumentieren, dass ich das dem Film nicht vorwerfen darf, nur – ist es nicht eigentlich genau seine Aufgabe, mein Interesse dafür zu wecken? Es gibt unzählige Filme die ich auf dem Papier für langweilig gehalten hätte, und die es dann trotzdem geschafft haben, mich zu begeistern. "The Social Network" gehörte nur halt leider nicht dazu…
Fazit:
Ich fürchte, ich muss die Freundschaftsanfrage von "The Social Network" leider ablehnen. Zwar beileibe kein schlechter Film, ist es dieser von David Fincher inszenierten Gründungsgeschichte einer der bekanntesten und beliebtesten Website der Gegenwart nie gelungen, mich zu packen. So verfolgte ich den Film eher interesse- und teilnahmslos, was vor allem auch damit zusammenhängen dürfte, dass zumindest ich keinen Sympathieträger ausfindig machen konnte. Auch die hochgefeierten Dialoge von Aaron Sorkin haben mich nicht unbedingt zu Begeisterungsstürmen hingerissen - wobei dies durchaus auch an der Synchronisation liegen könnte. Gut gefallen haben mir die schauspielerischen Leistungen, der Soundtrack (wenn er auch für diesen doch recht unspektakulären Film teilweise etwas unpassend schien) sowie Finchers gewohnt stilvolle Inszenierung. Aber wirklich angesprochen hat mich "The Social Network" leider nicht.