Ein Ausflug ins Reich der VampireKategorie: Kolumnen - Autor: Alexander Lutz - Datum: Sonntag, 09 Januar 2011
Am 10. Januar 2011 startet auf ProSieben die 2. Staffel von "The Vampire Diaries" (wir berichteten). Dann sehen die Fans endlich, wie es mit den Salvatore-Brüdern weitergeht. Dies wollen wir zum Anlass nehmen, um auf die bisherige Entwicklung der Serie zurückzublicken. Zuerst laden wir euch aber zu einem Ausflug ins Reich der Vampire ein. Dabei könnt ihr erfahren, welche vielfältigen Wandlungen diese blutdurstigen Wesen im Laufe der Film- und Seriengeschichte bereits durchgemacht haben.
I. Die Entwicklung der Vampire in Filmen & Serien Der Vampir - eine der wohl klassischsten Gestalten des Horrorfilms.
Noch vor Frankensteins Monster, der Mumie und dem Werwolf ist diese auf
südosteuropäischen Mythen beruhende Figur die wohl beliebteste
Horrorfigur der Kinogeschichte. Seit nun mehr 98 Jahren wurden weit mehr
als 300 Vampir-Filme und über 30 Vampir-TV-Serien gedreht, wobei die
Figuren der Vampire sehr unterschiedlich interpretiert wurden. So gibt
es eine Vielzahl von Vampir-Komödien genau so wie von
Vampir-Liebesfilmen, Vampir-Gruselfilmen bis hin zu bluttriefenden
Vampir-Slasherfilmen.
Waren die Vampire zunächst entstellte Monster, wie zum Beispiel im
Stummfilmklassiker „Nosferatu" wurden sie in den 1930er Jahren, durch Bela Lugosis Darstellung, zu blutsaugenden
Gentlemen. In den 1960er Jahren veränderten sich
die Vampire erneut: Durch Christopher Lees Dracula-Darstellung zeigten
die Gentlemen-Vampire nun auch ihre animalische Seite.
Als 1997 Buffy - Im Banne der Dämonen startete wurden erneut neue Regeln für die Vampire aufgestellt: Fortan waren Vampire seelenlose Dämonen in menschlichen Körpern, die
im Blutrausch ihr Menschliches Aussehen ablegten und ihre hässliche
Dämonenfratze zeigten. Zwar war für diese neuen Vampire das Tageslicht
immer noch tödlich, aber sie mussten am Tag nicht mehr Ihren Sarg mit
„Heimaterde" aufsuchen uns verfielen auch nicht mehr (bis zum nächsten
Abend in einen todesähnlichen Schlaf. Überhaupt schliefen diese neuen
Vampire eher in menschlichen Betten, als in Särgen.
Auch die Umwandlung
von Menschen in Vampire wurde neu definiert. Reichte in den alten Filmen
die Tötung des Opfers durch Aussaugen um einen Vampir zu schafften,
musste es nun selber tätig werden: Kurz vor eintritt des Todes
musste das Opfer des Vampirs dessen Blut trinken um die Umwandlung nach
dem Tod zu erfahren. Außerdem wurde auch die Regel eingeführt, dass
Vampire fremde Häuser nur auf Einladung betreten konnten.
Nur Angel, später auch Spike (ein Charakter aus „Buffy - im Banne der Dämonen" und
„Angel - Jäger der Finsternis") besaßen, auf Grund eines
Zigeuner-Fluchs, eine Seele und mussten deshalb mit einem Gewissen und
Gefühlen zurecht kommen. Allerdings war diese Seele sehr flüchtig, denn
„in einem Moment vollkommenen Glücks" verschwand sie wieder und Angel
wurde zu der gnadenlosen Bestie, die er einst war.
Die durch Buffy etablierten Regeln wurden erst durch die
Twilight-Bücher und -Filme erneut geändert. Und zwar in der Weise, dass
nun alle Vampire eine Seele haben und damit Gefühle erleben können.
Dadurch sind Vampire heute nicht mehr die Monster von einst, sondern
Wesen die unbemerkt unter den Menschen leben und es weitestgehend
vermeiden Aufsehen zu erregen. Dadurch, dass die Vampire nun ein ganz normales Leben führen, und dazu
sehr oft auch noch sehr jugendlich aussehen, werden sie in den neueren
Verfilmungen wie Twilight oder Vampire Diaries in Liebesgeschichten mit
menschlichen Mädchen oder Frauen gezeigt.
Und nach diesen Regeln leben auch die Vampire aus Vampire Diaries (VD)...
II. Vampire Diaries: Teenager Horror mit Biss
Nachdem ich bereits als kleiner Junge zusammen mit meinem Vater die
alten Vampir-Filme aus den 1960er und 1970er Jahren
im TV gesehen habe, sah ich mir natürlich auch Buffy und Angel auf DVD
an. Später
folgten die „Blade-Trilogie" und die dazugehörige Serie sowie die sehr
kurzlebige Serie Moonlight, die sich für mich zu sehr an Angel
orientierte um mich rückhaltlos zu begeistern. Den Tiefpunkt meiner
Vampir-Begeisterung erreichte ich mit „Twilight - Biss zum
Morgengrauen", den ich persönlich einfach nur als langweilig empfand.
Daher ging ich an die Vampire Diaries ohne allzu große Erwartungen
heran. Jetzt, nach der 1. Staffel kann ich aber sagen, dass mich die
Serie nicht enttäuscht hat (Vorsicht, es folgen nun Spoiler zur 1. Staffel). Obwohl Stefan Salvatore mit seiner hohen Stirn und Frisur doch sehr
stark Edward Cullen aus Twilight ähnelt (und dieser wiederum an Angel
erinnert) wirkt sowohl er, als auch die weiteren Figuren sympathisch und dennoch geheimnisvoll. Selbst der „böse" Damon wirkt auf
mich nicht wirklich böse und abstoßend.
Sowohl die Geschichte um Elena Gilbert, die Stefans und Damons
Erzeugerin der Vampirin Katherine Pierce wie aus dem Gesicht geschnitten
ist, als auch die Geschichte um die junge Hexe Bonnie Bennett, und ihre
Ur-ur-ur-Urgroßmutter Emily, bringen weitere mysteriöse Elemente in
die Serie.
Besonders vielschichtig wird VD noch dadurch, dass sich um die
Stefan/Elena-Liebesgeschichte nicht nur die bereits genannten Mysterien
ranken, sondern auch noch die von Sheriff Forbes angeführten
Vampirjäger. Ständig droht die Gefahr, dass diese Jäger die Identität von Stefan und Damon aufdecken
und ihnen so zum Verhängnis werden.
III. Vampire Diaries: Die Charaktere Obwohl alle Charaktere insgesamt sehr gut rüberkommen, muss ich gestehen, dass ich ein Damon-Fan bin. Stefan ist mir zu sehr der große leidende Gut-Vampir, wie es schon Angel und Mick St. John (Moonlight) waren. Damon hingegen ist sehr vielschichtig und bereits in der 1. Staffel konnte er sich wirklich
entwickeln. Zuerst trat er als das reine Böse auf. Aber schon sehr bald
konnte man erkennen, dass Damons Handlungen nicht nur davon motiviert
sind, Böses zu tun, sondern dass er damit Ziele verfolgt, die für
ihn und Stefan eigentlich gut sind und ihnen Sicherheit versprechen.
Was die menschlichen Charaktere angeht, denke ich, ist wohl vor allem für jeden Jugendlichen etwas dabei: Elena ist das süße anständige Mädchen, während Vicki Donovan die
heiße Maus ist, die so gar nicht „politicly correct" wirkt. Die Hexe
Bonnie ist das große Mysterium, das durch ihre Hautfarbe etwas
Exotisches in die Show bringt.
Jeremy Gilbert ist der durch den Tod seiner Eltern völlig aus der Bahn
geworfene kleine Bruder von Elena und auch seine Figur wirkt sehr
überzeigend auf seiner hilflosen Suche nach Halt und Liebe.
Caroline Forbes ist für mich die wohl blasseste Figur unter den
Mädchen. Sie ist eben das stylische Girly, das mit gutem Aussehen und
ohne großen Tiefgang durchs Leben kommt.
Ähnlich wie Caroline Forbes haben auch Matt Donovan und Tyler Lockwood
keinen großen Eindruck hinterlassen. Aber möglicherweise wird Vickis
Tod/Verschwinden Matts Figur noch etwas Tiefgang verschaffen. Für Tyler,
als dem leidenden Ex von Elena, wird es jedoch schwer werden mehr als
nur der Eifersüchtige zu sein, da seine Rolle bisher auch noch nicht viel zu Bieten hatte.
Die Gastcharaktere Vampirin Lexi und Zach Salvatore fand ich sehr
gelungen und wirklich ansprechend. Leider wurden beide sehr früh von
Damon getötet und damit viel Potential für die Serie verschenkt.
Elenas Tante Jenna Somers und Alaric Saltzman, der neue
Geschichtslehrer sind zwei sehr schön gestaltete Figuren, wobei Alaric
zunächst von einem großen Mysterium umgeben ist. Es wäre schön, wenn
beide der Serie noch recht lange erhalten bleiben uns sich zwischen
Ihnen auch eine (Non-Teeny-)Liebesaffäre entwickeln würde.
Was die Charaktere der Vampirjäger angeht, so sind sie bisher
überraschend bedeutungslos geblieben. Sie waren vor allem in der ersten Hälfte der 1. Staffel bestenfalls als kurzfristige Bedrohung zu betrachten.
IV. Vampire Diaries: Fazit zur 1. Staffel
Insgesamt halte ich "Vampire Diaries" für eine sehr gute, unterhaltsame
Vampirserie, die vielleicht bei ProSieben bisher einen zu späten Sendeplatz hatte. Ich hoffe, dass die Serie noch einige Staffeln bekommen wird, sich
dabei aber nur soweit verändert wie es absolut notwendig ist und auch
die Schauspieler möglichst bei der Stange gehalten werden können. Denn
Veränderungen in der Stammbesetzung schaden jeder Serie. Desweiteren wäre es schön, wenn einige der bisher noch recht blassen
Charaktere im weiteren Verlauf der Handlung etwas mehr Tiefgang
bekommen und so aus dem Hintergrund heraustreten können.