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Splice - Das Genexperiment Drucken E-Mail
Guter SF-Horror von Vincenzo Natali Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 23 Dezember 2010
 
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Splice - Das Genexperiment
(Splice, USA 2009)
 
Splice - Das Genexperiment
Bewertung:
Studio/Verleih: Dark Castle Entertainment/Senator Film
Regie: Vincenzo Natali
Produzenten: U.a. Steven Hoban, Don Murphy & Guillermo del Toro
Drehbuch: Vincenzo Natali, Antoinette Terry Bryant & Doug Taylor
Filmmusik: Cyrille Aufort
Kamera: Tetsuo Nagata
Schnitt: Michele Conroy
Genre: Science Fiction
Kinostart (Deutschland): 03. Juni 2010
Kinostart (USA): 04. Juni 2010
Laufzeit: 104 Minuten
Altersfreigabe: Ab 16 Jahren
Trailer: klick
Kaufen: Blu Ray, DVD, DVD (Special Edition), Soundtrack, Roman
Mit: Adrien Brody, Sarah Polley, Delphine Chanéac, Brandon McGibbon, Simona Maicanescu, David Hewlett u.a.


Kurzinhalt: Nach zahlreichen Fehlversuchen gelingt zwei jungen Wissenschaftler endlich der Durchbruch: Es gelingt ihnen, aus der DNA verschiedener Tiere einen neuen, lebensfähigen Hybriden zu erschaffen. Man erhofft sich dadurch wissenschaftliche Erkenntnisse, aber auch Fortschritte in der Medizin, da man so Wesen erschaffen könnte die wichtige Proteine und andere medizinische Inhaltsstoffe herstellen können, mit denen sich Krankheiten heilen lassen. Nun wollen Clive und Elsa die nächste Stufe erklimmen, und menschliche DNA in den Prozess einbinden. Doch die Gesellschaft für die sie arbeiten schiebt dem einen Riegel vor und weist sie an, lieber die nun geschaffenen Kreaturen genauer zu untersuchen und so viele Erkenntnisse aus ihnen zu gewinnen wie möglich. Von der Aussicht, die nächsten Jahre nur mit Untersuchungen statt weiteren Experimenten zuzubringen, sind die beiden gar nicht begeistert. Und so beschließen sie, entgegen die ausdrückliche Anweisung ihrer Arbeitgeber in geheimen Experimenten einen menschlichen Hybriden zu erschaffen, was ihnen schließlich auch gelingt – jedoch mit ungeahnten Konsequenzen…

Review: ImageVincenzo Natali mag zwar dem Mainstream-Publikum noch eher unbekannt sein, innerhalb des Gernes hat er sich jedoch in den letzten Jahren mit Filmen wie "Cube", "Cypher" und "Nothing" durchaus einen Namen gemacht. Was bei seinen Filmen immer besonders besticht, ist die Optik; schon seit seinem Erstlingswerk setzt er auf kräftige Farben und zeigt sehr stylische Bilder, die gefallen können. Umso bedauerlicher, dass ich die optischen Qualitäten von "Splice" nicht wirklich beurteilen kann. Nachdem Constantin Film in Österreich doch noch Erbarmen hatte und den Film einige Monate nach dem Kinostart in Deutschland auch bei uns in die Lichtspielhäuser brachte, habe ich ihn mir zwar auf der großen Leinwand angesehen, doch die Filmrolle die dort vorgeführt wurde war voller Defekte und ausgewaschener Farben. Ich kann zwar nicht 100%ig ausschließen, dass das von Natali so gewollt war, aber es wäre für ihn doch ein starker Stilbruch; vielmehr vermute ich, dass ich Opfer einer abgenutzten Filmrolle wurde, die zuvor schon wochenlang in Deutschland ihren Dienst verrichten durfte.

Ich schreibe dies nicht, um Werbung fürs digitale Kino zu machen – auch wenn ich mich nach dieser optisch völlig indiskutablen Präsentation ernsthaft gefragt habe, ob früher alle Filme im Kino so schrecklich ausgesehen haben, und es uns nur nicht aufgefallen ist, da wir es einfach nicht besser wussten und noch nicht so verwöhnt waren – sondern um deutlich zu machen, dass ich "Splice" leider nicht unter optimalen Bedingungen sehen konnte – ich denke, da wäre ich sogar besser beraten gewesen, auf die Blu Ray zu warten, und ihn mir dann zwar auf dem Fernsehschirm aber dafür in optisch bestechender Qualität ansehen zu können (so viel zum Thema "Kino, dafür werden Filme gemacht"!). Da zudem gerade bei Natali die Inszenierung üblicherweise eine der größten Stärken ist, muss ich mich hier umso mehr auf die inneren Werte konzentrieren – und die sind bei "Splice" zwar recht nett, aber nicht überragend. Inwieweit es Natali durch seine optisch beeindruckende Inszenierung gelungen sein mag, darüber hinwegzutäuschen, kann ich aber eben leider nicht wirklich beurteilen…

ImageUnd es gäbe durchaus den einen oder anderen Aspekt, über den hinwegzutäuschen sich lohnen würde. So geht es in "Splice" nicht nur einem Hybriden, er selbst wirkt auch wie ein Hybrid, nämlich aus einem klassischen, durchschnittlichen und typischen Vertreter des "verrückte Wissenschaftler erschaffen ein Monster und müssen sich mit den Konsequenzen daraus auseinandersetzen"-Genres sowie originelleren, frischen und teils bizarren Elementen, die schon deutlich besser gefallen können. Am überzeugendsten ist für mich der Mittelteil: Alles ab jenem Zeitpunkt, als Dren an Fieber leidet – gefolgt von einer Szene die sich auf mehrere Arten interpretieren lässt und den Zuschauer dazu einlädt, die wahre Motivation von Clive in diesem Moment zu hinterfragen – bis hin zum Streit zwischen Clive und Elsa und ihrem letzten Aufbruch zum Farmhaus ist voller faszinierender Ideen und Implikationen. In diesem Teil dominiert zudem der psychologische Horror, als sich die beiden langsam den Konsequenzen ihrer Taten so richtig bewusst werden.

Da genau dieser Teil nicht nur jener ist, der mit Abstand am besten gefallen kann, sondern zudem über einige Wendungen und Szenen verfügt, die zumindest ich so nicht erwartet hätte, will ich nicht allzu sehr darauf eingehen; ich will euch ja nicht den Film verderben, in dem ich grade die besten Momente vorwegnehme. Belassen wir es dabei, dass "Splice" im Mittelteil ein paar Wege einschlägt, die zumindest für mich innerhalb des Monster-Genres neu waren. Es gibt sowohl ein paar wunderschöne als auch enorm spannende, bedrohliche bis bizarre Szenen, was diesen Teil des Films sehr abwechslungsreich macht. Generell gelingt es Natali hier wirklich hervorragend, zwischen unserer Faszination für Dren, ihrer zwar bizarren aber nichtsdestotrotz erotischer Ausstrahlung und ihrer Bedrohlichkeit hin- und herzupendeln, so dass wir – so wie die beiden Protagonisten – selbst für lange Zeit zwischen Hass und Liebe für dieses Wesen schwanken. Was das betrifft kann auch Delphine Chanéacs beeindruckende, teils durchaus mutige Performance nicht genug gelobt werden, ist es doch in erster Linie ihr zu verdanken, dass sich etwas, dass sein Leben als CGI-Effekt beginnt, zu einem vollwertigen, realen Wesen entwickelt, zudem wir auch Gefühle – egal ob nun Abscheu oder Zuneigung – entwickeln können.

ImageLeider ist im Vergleich dazu der Anfang etwas zäh, und am Ende verläuft der Film dann in zunehmend gewöhnlichen und nur allzu bekannten Bahnen – was angesichts der frischen, originellen Elemente zuvor nicht nur um so bedauerlicher ist, sondern auch um so deutlicher auffällt. Auch hier möchte ich nicht zu viel vorwegnehmen, doch für jeden dem das Genre des Monster-Horrors nicht neu ist wird der Großteil der letzten halben Stunde – inklusive der genretypischen Wendung am Ende – sehr vorhersehbar sein. Über jeden Zweifel erhaben sind allerdings die Effekte, bzw. generell das Monster-Design. Dren sieht in jedem Stadium ihrer filmischen Entwicklung, egal ob rein CGI oder als Mensch mit digitalen Masken-Effekten, absolut überzeugend aus. Auch das Monster-Design ist gelungen, durchaus originell, und hält zudem die eine oder andere Überraschung bereit. Die Schauspieler machen ihre Sache zwar auch ordentlich – vor allem Adrien Brody und Sarah Polley können in ihren für Genre-Verhältnisse durchaus anspruchsvollen Rollen überzeugen – doch der wahre Star des Films ist und bleibt Dren. Eine originelle, denkwürdige filmische Kreation, die sich jedoch einen etwas besseren Film drumherum verdient hätte…

Fazit: Im Mittelteil hält "Splice" all das, was ich mir von ihm erwartet und erhofft habe. Der zähe Anfang zerrt jedoch etwas am Geduldsfaden, und der gewöhnliche, genretypische Abschluss will so gar nicht zum originellen, einfallsreichen und teilweise gewagten Mittelteil passen, und fällt diesem gegenüber deutlich ab. Trotzdem ist "Splice" vor allem Fans von Vincenzo Natali und/oder dem Genre des Monster-Horrors durchaus zu empfehlen. Dren ist eine gelungene und überzeugende Kreation, die von Delphine Chanéac superb dargestellt wird. Zwar werden teilweise die üblichen Klischees bedient, dennoch gelingt es "Splice" durch eine psychologische Komponente und einige bizarre Untertöne, sich vom Rest des Genres abzuheben. Dren ist, genauso wie es sein sollte, einerseits eine erschreckende und andererseits eine faszinierende Kreatur, und als Zuschauer schwankt man ständig zwischen Mitleid und Entsetzen, zwischen Abscheu und Zuneigung. Zumindest was das betrifft war Vincenzo Natali mit seinem Anspruch, an den großen Klassiker "Frankenstein" anknüpfen zu können, definitiv erfolgreich…

Wertung:6 von 10 Punkten


Christian Siegel
(Bilder © Senator Film)


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