Mit: Michael J. Fox, Christopher Lloyd, Thomas F. Wilson, Lea Thompson, Elisabeth Shue, James Tolkan u.a.
Kurzinhalt:
Marty McFly ist gerade erst aus den 50ern zurückgekehrt und auf dem Weg zu einem romantischen Ausflug mit seiner Freundin Jennifer, da erhält er Besuch von Doc Brown. Marty müsse sofort mit ihm Zurück in die Zukunft kommen – seine Familie sei in Gefahr. Im Jahr 2015 angekommen, erfährt Marty, dass sein jüngster Sohn in Kürze verhaftet wird – ein Ereignis, dass die gesamte McFly-Familie über Generationen aus der Bahn werfen wird. Um dies zu verhindern, soll Marty in die Rolle seines eigenen Sohns schlüpfen und Biff’s Sohn zu sagen, dass er bei der Aktion nicht mitmachen wird. Die Mission glückt sogar noch besser als erwartet, dennoch darf sich Marty vom Doc einen Rüffel anhören, hat er sich doch einen Sportalmanach mit den Ergebnis aus den Jahren 1950-2000 gekauft, um diesen in die Vergangenheit mitzunehmen. Der Almanach landet im Papierkorb, und nachdem man Jennifer, die in der Zwischenzeit in ihr zukünftiges zu Hause gebracht wurde, abgeholt hat, reist man zurück ins Jahr 1985.
Doch irgendetwas ist scheinbar gründlich schief gegangen, denn das Hill Valley des Jahres 1985 hat sich in eine Horrorvision verwandelt. Biff Tannen ist Millionär, und – nach dem mysteriösen Tod von Marty’s Vater – mit Lorraine verheiratet. Hill Valley ist ein heruntergekommener Ort, in dem das Verbrechen regiert, und der von Jugendbanden terrorisiert wird. Des Rätsels Lösung: Von allen unbemerkt hat sich der Biff aus 2015 den Sportalmanach geschnappt und ist mit dem DeLorean in die Vergangenheit gereist, um seinem früheren Ich diesen zu übergeben. Marty und Doc Brown brechen auf, um den dadurch entstandenen Schaden in der Zeitlinie zu reparieren. Ihre Reise führt sie dabei just ins Jahr 1955 zurück…
Review:
Mit dem Ende von "Zurück in die Zukunft", das eigentlich nur als Gag gedacht war, hatten sich Robert Zemeckis und Bob Gale in eine kreative Sackgasse geschrieben – was sich rächen sollte, als man sie beauftragte, eine Fortsetzung zu ihrer erfolgreichen SF-Komödie zu schreiben. Mal ganz abgesehen davon, dass man offensichtlich nicht wusste, was man jetzt mit Jennifer anstellen soll (weshalb sie nicht viel tun darf außer ohnmächtig zu sein) fanden sie leider generell keine vernünftige und logische Erklärung, warum Doc Brown Marty und Jennifer in die Zukunft entführt. Der Zukunfts-Teil des Films mag aufgrund einiger witziger Ideen und ironischer Anspielungen (z.B. "Der weiße Hai 19") sowie der rasanten Erzählweise zwar durchaus unterhaltsam sein, aber nachdenken darf man nicht zu viel über ihn. Generell ist die Idee, dass Marty in die Rolle seines eigenen Sohnes schlüpft, der ihm wie ein Ei dem anderen gleicht, schon etwas gar albern.
Auch Doc Brown’s Behauptung, die Familie McFly wäre durch dieses Ereignis in die Krise gestürzt, erscheint angesichts Marty’s bevorstehenden Unfalls fragwürdig. Warum nicht gleich diesen verhindern, und dadurch möglicherweise auch Marty Jr.‘s Zukunft ändern? Schon seltsam, dass er Marty partout nicht vor dem bevorstehenden Unfall warnen will, aber kein Problem damit hat, in sein weiteres Schicksal (bzw. das seine Familie) in der Zukunft einzugreifen. Wenn wir schon bei logischen Fehlern sind: Warum ist Biff wieder in die gleiche Zukunft zurückgekehrt, die er verlassen hat? Ja, ich weiß schon, die Antwort darauf lautet natürlich „Da Marty und Doc sonst nicht in der Vergangenheit zurückreisen hätten können, um den angerichteten Schaden zu reparieren“. In der FAQ auf der Blu Ray versucht man es zwar so zu erklären, dass sich die Zukunft sehr wohl – unmerklich – verändert hat, aber angesichts der weitreichenden Veränderungen in der Gegenwart überzeugt mich diese Erklärung nicht wirklich. Zumal sich diese Zukunft wenn überhaupt dann schon zu jenem Zeitpunkt hätte verändern müssen, als Biff sie verlässt, und nicht erst, als er zurückkehrt.
In diesem Mittelteil wird auch ein weiteres großes Problem des Films deutlich: So folgte man für "Zurück in die Zukunft II" dem damals beliebten Konzept der düsteren Fortsetzungen á la "Das Imperium schlägt zurück" und "Indiana Jones und der Tempel des Todes". Was die beiden Bob’s dabei jedoch nicht bedacht haben: Star Wars und Indiana Jones mögen zwar Unterhaltungsfilme sein, sind aber nicht in erster Linie eine Komödie, sondern erzählen eine spannende, packende Geschichte, die halt durch gelegentlich eingestreute Gags aufgelockert wird. "Zurück in die Zukunft" ist jedoch sehr wohl in erster Linie eine Komödie. Natürlich mit einer spannenden, mitreißenden Geschichte, aber nichtsdestotrotz lebt die Trilogie in erster Linie vom Humor. Aufgrund der extrem düsteren Handlung im Mittelteil bleibt einem aber das Lachen leider selbst bei den wenigen Gags, die dieser Teil des Films zu bieten hat, eher im Hals stecken, worunter der Unterhaltungswert enorm leidet.
Erst als Doc Brown und Marty McFly – erneut – im Jahr 1955 ankommen, dreht "Zurück in die Zukunft II" so richtig auf. Nicht nur, dass ab hier der Humor wieder deutlich zunimmt und der Film damit wieder um einiges amüsanter und unterhaltsamer wird. Die Idee, quasi in den ersten Teil zurückzureisen, ist absolut genial, und eine der größten Stärken des Films. Durch diesen höchst originellen Kniff bietet sich die Möglichkeit, Schlüsselstellen noch mal zu zeigen, und damit die Highlights des ersten Teils nochmal zu erleben bzw. teilweise sogar sie aus einer interessanten neuen Perspektive zu sehen. Höhepunkt ist dann die Verfolgung von Biff bzw. die Versuche, ihm den Almanach abzuknöpfen. Wenn sich Marty aufs Hoverboard (eine der coolsten Ideen der Fortsetzung überhaupt) begibt um sich langsam an ihn ranzuschleichen, steigert sich die Spannung enorm. Vor allem die Szenen im Tunnel sind sehr gut umgesetzt und von Zemeckis packend inszeniert. Alan Silvestris peitschender Score trägt ebenfalls wieder seinen Teil zum Gelingen dieser Szene – und des gesamten Films – bei.
Das Ende kommt dann ziemlich plötzlich und kann noch mit einigen Überraschungen aufwarten. Zuerst wird der DeLorean vom Blitz getroffen, und Doc Brown reist ungewollt durch die Zeit. Gerade als Marty einsam und verzweifelt auf der Straße steht, im Glauben Doc Brown wäre beim Blitzeinschlag getötet worden, sieht man im Hintergrund, wie sich ein Auto nähert. Ein etwas zwielichtiger Mann kommt auf Marty zu – und stellt sich als harmloser Postbote heraus, der Marty einen Brief von Doc Brown aus dem Jahr 1885 überbringt. Es ist zwar nur eine sehr kleine Rolle, aber Joe Flaherty gelingt es hier wirklich, dem Film für einen kurzen Moment seinen Stempel aufzudrücken. Als Marty schließlich zurück zum Doc eilt und ihm erklärt, dass er „zurück aus der Zukunft“ ist, fällt dieser in Ohnmacht – und mit diesem Cliffhanger endet der Film; jedoch nicht, ohne uns noch einen kleinen Vorgeschmack auf den Abschluss der Trilogie zu liefern!
Die Handlung mag etwas durchwachsen sein, was hingegen den ganzen Film hinweg überzeugen kann, sind die Effekte. Zwar mögen vor allem auf der Blu Ray einige davon – insbesondere den Hoverboard-Szenen – recht deutlich zu erkennen sein, aber dies fällt nur bei ganz genauer Betrachtung oder wenn man den Film anhält wirklich negativ auf. Und was selbst heute noch uneingeschränkt begeistern kann, sind jene Szenen, in denen ein und derselbe Schauspieler in einer Szene mehrmals zu sehen ist – und teilweise sogar mit seinem Gegenüber interagiert (wie z.B., als Biff seinen jüngeren Ich den Almanach gibt)! Und auch die Szenen aus der Zukunft, in denen Michael J. Fox gleich 3x nebeneinander zu sehen ist, in unterschiedlichen Rollen, wissen zu gefallen. Auch Robert Zemeckis‘ Inszenierung ist wieder einmal sehr gelungen. Erneut konzentriert er sich auf die Figuren und findet genau den richtigen Mittelweg aus einer flott erzählten Handlung und ausreichenden Charaktermomenten. Lediglich den Mittelteil des Films hätte man eventuell noch etwas straffen können – dieser Eindruck mag aber auch an meiner generellen Unzufriedenheit mit diesem Teil des Films liegen.
Die Schauspieler können hingegen wieder uneingeschränkt überzeugen. Michael J. Fox zeigt erneut sein perfektes komödiantisches Timing, und darf diesmal auch gleich in mehrere Rollen schlüpfen, wobei vor allem seine Darstellung von Marlene im Gedächtnis bleibt. Christopher Lloyd zeigt sich genauso spielfreudig wie im ersten Teil und drückt als hibbeliger Doc Brown dem Film wieder einmal in einigen Momenten seinen Stempel auf. Vom Rest des Ensembles sticht insbesondere Tom Wilson hervor, der diesmal deutlich mehr zu tun bekommt als im Vorgänger, und von einem Ärgernis zu einem waschechten Bösewicht befördert wird – und die Gelegenheit, so richtig schön böse sein zu dürfen, sichtlich genießt. Schade nur, dass Lea Thompson – von einem kurzen, grandiosen Auftritt als Biff’s unglückliche Ehefrau mal abgesehen – sehr wenig zu tun bekommt. Noch schlimmer hat es allerdings Elizabeth Shue erwischt, die zwar für Claudia Wells einspringt, aber so gut wie nichts zu tun bekommt und daher verschwendet wirkt. Schade!
Fazit:
Auch wenn ich mich in meinem Review sehr ausführlich mit den Schwächen des Films – der sehr düstere Mittelteil sowie einige logische Schwächen – konzentriert habe: "Zurück in die Zukunft II" ist durchaus eine würdige Fortsetzung, die es größtenteils versteht, gut zu unterhalten. Im Vergleich zum Vorgänger fehlt es ihm aber nun mal etwas an Witz, Charme und vor allem Herz. Während der in der Zukunft mit einigen netten Ideen und lustigen Anspielungen noch über die teils eklatanten Logikfehler hinwegzutäuschen vermag, drückt der düstere Mittelteil doch recht stark auf den Unterhaltungswert. Erst wenn Marty und der Doc nach 1955 zurückgekehrt sind, versteht es "Zurück in die Zukunft II" wieder, den Zuschauer mit genau jenem Mix aus Humor, Spannung und originellen Einfällen zu unterhalten, der uns schon beim Vorgänger so verzaubert hat - wobei vor allem die Idee begeistert, bestimmte Schlüsselmomente des ersten Teils erneut aus leicht veränderter Perspektive zu zeigen. Auch Robert Zemeckis‘ souveräne Inszenierung, Alan Silvestri’s wieder einmal packend-epischer Score sowie die erneut tollen schauspielerischen Leistungen des Ensembles helfen dabei, über die weniger gelungenen Aspekte hinwegzutrösten. Die Qualität des grandiosen Vorgängers mag "Zurück in die Zukunft II" zwar nicht mehr ganz erreichen, dafür ist er eine durchaus originelle und spannende Fortsetzung, welche die Geschichte einfallsreich und - überwiegend - unterhaltsam weitererzählt…