Mit: Denzel Washington, Mila Kunis, Gary Oldman, Ray Stevenson, Jennifer Beals, Michael Gambon u.a.
Kurzinhalt:
In einer postapokalyptischen Welt zieht Eli quer durch die USA, in der Überzeugung, ein Buch an die Westküste bringen zu müssen, wo sich die letzte Bastion zivilisierter Menschen zurückgezogen haben sollen. Auf seinem Weg verschlägt es ihn in eine Stadt, die von einem Tyrann namens Carnegie terrorisiert wird. Als er von Eli’s Buch hört, wird Carnegie’s Interesse am Wanderer geweckt – er möchte dieses unbedingt in die Finger bekommen, um seinen Einflussbereich auszudehnen. Als Eli sich weigert, Carnegie das Buch zu überlassen, hetzt dieser seine Handlanger auf ihn. Mit Hilfe der jungen Frau Solara gelingt es ihm zwar, aus der Stadt zu fliehen, doch werden sie nun beide von Carnegie’s Schergen unerbittlich verfolgt…
Review:
Mit Reviews direkt nach dem Kinobesuch bin ich mittlerweile vorsichtig geworden. Allzu oft passiert es, dass man unmittelbar nach der Erstsichtung noch durchaus wohlwollend auf einen Film zurückblickt, aber je mehr Zeit vergeht desto stärker bleiben einem die Schwächen in Erinnerung. Man ist froh, zumindest mal gut unterhalten worden zu sein (heutzutage ja leider wahrlich keine Selbstverständlichkeit mehr), und bemerkt erst später, dass man aufgrund einer oder mehrerer negativen Aspekte eigentlich wenig bis gar keine Lust verspürt, sich den Film nochmal anzusehen. Und wo der Wunsch nach mehrmaligen Sichtungen bei anspruchsvolleren Filmen kein Maßstab sein mag (da diese einfach oft weniger unterhaltsam, aber dennoch großartig ist – mein Paradebeispiel dafür ist immer "Schindlers Liste"; sicherlich kein Film, den man sich alle paar Wochen aus Spaß an der Freude ansieht), ist es bei Unterhaltungsfilmen ein umso wichtigerer Gradmesser.
Neben dem Remake zu "Der Tag, an dem die Erde still stand", der mich damals wohl vor allem aufgrund meiner geringen Erwartungen so begeistern konnte, und dem ich heute maximal noch eine Wertung von 6-7/10 geben würde, ist auch "Book of Eli" ein gutes Beispiel dafür. In den letzten 15 Minuten gibt es gleich zwei Wendungen, die mir sauer aufgestoßen sind. Damals dominierte noch der positive Gesamteindruck der rund 90 Minuten davor; aber diese Twists am Ende haben mir den Film im Nachhinein betrachtet doch ziemlich verdorben. (Achtung, Spoiler!) Einerseits ist dies die Tatsache, dass es Eli trotz Bauchschuss geschafft hat, seine heilige Mission zu erfüllen. Und es tut mir leid, aber die zynische Weltsicht von Carnegie ist mir halt doch irgendwie näher als jene von Eli, die in den letzten paar Minuten überdeutlich bestätigt wird. Dass er noch dazu den ganzen Film über blind war, setzt dem Fass dann schließlich die Krone auf. Das war ja wohl einfach nur dämlich. (Spoiler Ende)
Was vor allem angesichts einiger deutlich originellerer Vertreter der post-apokalyptischen Unterhaltung in den letzten Jahren (z.B. "V wie Vendetta", "Children of Men" und "The Road", um nur einige zu nennen) auffällt, ist das "Book of Eli" zwar ein solider Vertreter ist, bis auf die christliche Symbolik dem Subgenre aber keine neuen Impulse liefert. So wie der Film sind auch die schauspielerischen Leistungen ok, aber keineswegs überragend. Denzel Washington ist in der Hauptrolle zwar ok, bekommt aber wenig Gelegenheit, wirklich zu glänzen. Lediglich jene Szene, als er erkennen muss, dass er vielleicht doch nicht unverwüstlich ist und sein Glaube an Gott ungerechtfertigt gewesen sein mag, sticht hervor. Mila Kunis gefällt in einer damals für sie noch ungewohnt ernst-dramatischen Rolle, und es tat gut, Gary Oldman nach einigen Auftritten als Held auch wieder Mal im Bösewicht-Modus zu erleben.
Was definitiv gefallen kann, ist die Inszenierung der Hughes-Brüder. Wie schon ihr letzter Film "From Hell" ist auch "Book of Eli" visuell bestechend in Szene gesetzt, mit einer bewussten Farbgebung, in denen Grau- und erdige Brauntöne dominieren, und die Farben – bis auf den giftig-grünblauen Schimmer am Himmel – wie ausgewaschen wirken. Auch von der Optik abgesehen ist "Book of Eli" handwerklich gut gemacht. Vor allem die Actionszenen können überzeugen, wobei insbesondere der erste Kampf, wo wir nur die Silhouetten der Kontrahenten sehen, sowie der Schusswechsel gegen Ende am Haus (der von der Inszenierung her Erinnerungen an eine ganz ähnliche Szene aus "Bad Boys II" weckt) hervorstechen. Generell ist die Action sehr dynamisch in Szene gesetzt, ohne sich dem Hollywood-Trend nach völlig "zerschnittener" und zu nah herangezoomter Action zu beugen. Insofern ist es wirklich schade, dass sich die Brüder für ihren ersten Film seit fast 10 Jahren kein besseres Drehbuch finden konnten…
Fazit:
"Book of Eli" ist visuell bestechend und mit einigen beeindruckenden Bildern und packenden Actionszenen bestückt. Den Hughes-Brothers gelingt es hier ausgezeichnet, ein glaubwürdiges, düsteres post-apokalyptisches Szenario umzusetzen. Auch die Dynamik innerhalb der von Carnagie beherrschten Stadt weiß zu gefallen. Womit ich jedoch leider meine Probleme hatte, sind die extreme christliche Symbolik, und dass die Aussage des Films zu klar ausfällt und daher einigen – so wie mir – nicht gefallen wird. Die Interpretation von Carnagie rund um das "Buch der Bücher" und seine Bedeutung fand ich halt um einiges faszinierender (und zutreffender) als jene tiefgläubige Message, die der Film dann letztendlich transportiert. Fans des Subgenres sollten dennoch schon allein der optisch imposanten Inszenierung wegen Eli auf seine Reise begleiten…