Mit: Michael J. Fox, Christopher Lloyd, Lea Thompson, Crispin Glover, Thomas F. Wilson, Claudia Wells, James Tolkan u.a.
Kurzinhalt:
1985 in der amerikanischen Kleinstadt Hill Valley: Als der Teenager Marty McFly seinen guten Freund, den verrückt-kauzigen Wissenschaftler Emmet "Doc" Brown besuchen will, meldet sich dieser über Walkie Talkie bei ihm. Er spricht von einem sensationellen Experiment, dass er in der darauffolgenden Nacht auf dem Parkplatz eines Einkaufzentrums durchführen will – und Marty müsse diesem unbedingt beiwohnen! Nach einem recht normalen Schultag, mit den üblichen Reibereien mit dem Direktor und der Aussicht auf ein romantisches Picknick mit seiner Freundin Jennifer, schnappt sich Marty schließlich kurz vor Mitternacht sein Skateboard, um sich mit Doc Brown zu treffen. Dieser erzählt ihm, dass er eine Zeitmaschine gebaut hat – in einen DeLorean! Doch nach einer kurzen – erfolgreichen! – Demonstration, für die Emmet’s Hund Einstein als Versuchskaninchen herhalten muss, bleiben Marty und dem Doc nicht viel Zeit zum Feiern. Denn die lybischen Terroristen, denen Doc Brown ihr Plutonium geraubt hat, um damit den Mini-Reaktor für den für Zeitreisen essentiellen Flux-Kompensator zu betreiben, haben ihn nun doch ausfindig gemacht und greifen an. In Panik flüchtet sich McFly in den DeLorean – und findet sich, als er eine Geschwindigkeit von 88 Meilen die Stunde erreicht hat, plötzlich im Hill Valley des Jahres 1955 wieder…
Review:
Zeitreisen waren zwar in der Filmgeschichte spätestens seit George Pal’s Verfilmung von "Die Zeitmaschine" ein alter Hut, dennoch bot "Zurück in die Zukunft" einen neuen, innovativen Ansatz: Statt eine recht bierernsten SF-Geschichte zu erzählen, nutzten Robert Zemeckis und Bob Gale das Konzept für eine abgedrehte, originelle Komödie voller witziger Einfälle. Im Zentrum steht dabei die Idee, dass ein Teenager 30 Jahre in die Zeit zurückreist und dort auf seine Eltern – in ihren "wilden" Teenager-Jahren – trifft. Daraus ergeben sich einige köstliche Szenen, wie z.B. als Marty erkennen muss, dass seine Mutter früher – entgegen dem, was sie ihm gegenüber behauptet – auch kein unschuldiger Engel war. Vieles am Humor verdankt "Zurück in die Zukunft" auch dem Einfall, dass sich seine Mutter in ihn verliebt – was beim Zuschauer wohl vor allem bei der Kuss-Szene für mindestens so viel Gelächter wie Unbehagen sorgen dürfte.
Eben aus dieser Idee ergibt sich aber nicht nur viel Komik, sondern auch ein Großteil der Spannung, die "Zurück in die Zukunft" zu bieten hat. Denn unbeabsichtigt verhindert Marty nach seiner Ankunft in der Vergangenheit, dass seine Mutter seinen Vater kennen- und eben auch lieben lernt. Während sie es also offenkundig nun auf Marty abgesehen hat, muss dieser alles in seiner Macht stehende tun, damit Lorraine Gray und George McFly doch noch ein Paar werden – denn sonst werden er und seine Geschwister nie existieren! Das sich langsam verändernde Photo mag zwar ein paar Fragen zur Logik aufwerfen (aber mal ehrlich, welcher Film über Zeitreisen wird nicht von solchen geplagt?), schafft es aber gut, die Bedrohung mit der Marty konfrontiert ist bildlich darzustellen. Auch sonst bemüht man sich, auch dem SF-Ungeübten Zuschauer die Regeln dieser Zeitreisen, was es dabei zu beachten gibt, und die Probleme die daraus entstehen, leicht verständlich und nachvollziehbar zu machen. Wer möchte, kann sich also zurücklehnen, entspannen, nicht groß über den Film nachdenken, und kann ihn trotzdem genießen (und verstehen). Wer sich jedoch die Mühe macht, "Zurück in die Zukunft" aufmerksamer zu verfolgen, wird mit einigen netten Gimmicks und cleveren Gags im Hintergrund belohnt (so ändert das Einkaufszentrum z.B. durch Marty’s Eingriff in die Geschichte seinen Namen – nur ein Beispiel von vielen, in denen die Macher gekonnt mit den Möglichkeiten des Genres spielen).
Es erstaunt mich immer wieder, wie schnell (und gut) es den Filmemachern hier gelingt, in den ersten 15 Minuten nicht nur die wichtigsten Figuren darzustellen, sondern uns auch das nötige Hintergrundwissen zu vermitteln. Wir bekommen sehr schnell einen Einblick in das Leben von Marty McFly – der uns mit seinem jugendlichen Enthusiasmus von Anfang an sympathisch ist – und seiner Familie. Wesentliche Eckpunkte ihrer Vergangenheit, die im weiteren Verlauf der Handlung noch wichtig werden, werden hier geschickt vermittelt, ohne dass es je aufdringlich wirkt. Und sobald wir mal gemeinsam mit Doc Brown auf dem Parkplatz stehen, nehmen Spannung und Dramatik ohnehin schnell zu. Ein kurzes vorläufiges Highlight ist der Angriff der lybischen Terroristen, der ein deutlich tragischeres Ende nimmt als man das heutzutage von ähnlichen familiengerechten Filmen gewohnt ist.
Nichtsdestotrotz dreht "Zurück in die Zukunft" natürlich erst nach der Reise in die 50er so richtig auf – vor allem, was den Humor betrifft. Neben den oben bereits erwähnten Aspekten überzeugt vor allem der Kulturschock bzw. Generationenkonflikt zwischen dem Kind der 80er und der Welt der 50er. Auch zahlreiche parodistische Elemente und kulturelle Anspielungen tragen viel zum Unterhaltungswert des Films bei. Gleichzeitig ist Robert Zemeckis aber auch klug genug, sich nicht allein auf solche Gags zu verlassen, sondern in erster Linie immer seine Figuren in den Mittelpunkt zu stellen. Hier überzeugen neben der Freundschaft von Marty McFly und Doc Brown vor allem natürlich die Szenen mit seinen Eltern; auf der einen Seite sein Bemühen, die Annäherungsversuche seiner Mutter abzuwehren, auf der anderen die wachsende Freundschaft zu seinem Vater. Der Tanz "Enchantment Under the Sea" bietet dann gleich mehrere vorläufige Höhepunkte. Zuerst die herrliche "Park"-Szene, dann George McFly’s heroischer Auftritt, als er Biff ins Reicht der Träume schickt. Als Marty kurz darauf auf der Bühne steht und sich aufzulösen beginnt ist die Spannung auf dem Höhepunkt – bis zum erlösenden Kuss. Danach darf Marty sich seinen Traum erfüllen und auf der Bühne mal so richtig die Sau rauslassen. Während Vulkanier bemerken, dass diese Szene mit der Logik des Films bricht (ist es doch das einzige Mal, dass man versucht, durch Marty’s Eingreifen Ereignisse aus der ursprünglichen Zeitlinie zu erklären – nämlich Chuck Berry’s "Erfindung" des Rock’n’Roll), erfreuen sich alle anderen an der herrlich-ratlosen Reaktion seines Publikums.
Direkt darauf folgt dann wohl der absolute Höhepunkt des Films: Um Marty wieder in die Zukunft (bzw. Gegenwart) zurückschicken zu können, muss der DeLorean genau in jenem Moment mit einem Tempo von 88 Meilen die Stunde eine an die Turmuhr angeschlossene Stromleitung berühren, als diese vom Blitz getroffen wird. Zuviel nachdenken sollte man darüber zugegebenermaßen nicht – besser ist es, sich einfach zurückzulehnen und diese herrlich überzogene Actionszene genießen, die für mich immer noch zu den besten "Showdowns" der Filmgeschichte zählt. Mir gefällt vor allem, dass hier einmal nicht einem Bösewicht der Garaus gemacht werden muss, sondern Marty und der Doc stattdessen gegen den wohl größten Feind der Menschheit kämpfen: Die Zeit. Dass gerade in einem Film über eine Zeitmaschine, die einen ja eigentlich vor den Regeln der Zeit befreien sollte, ein derart auf die Sekunde exaktes Timing notwendig ist, verleiht dieser Szene eine zusätzliche, herrlich ironische Note…
Jedenfalls ist diese Szene absolut perfekt inszeniert und ungemein spannend – vor allem als das Verbindungskabel aus der Verankerung reißt und Doc Brown hinaufklettern muss, um dieses wieder anzustecken. Dabei hat er immer die Uhr direkt über ihm, die zugleich zeigt, wie ihm die Zeit langsam aber sicher davonzurinnen droht. Wie er es dann doch noch in allerletzter Sekunde schafft, das Kabel zu reparieren, ist einfach nur großartig. Im Vergleich zur hier präsentierten Perfektion verblasst dann leider auch der nachfolgende Showdown in der Gegenwart ein bisschen – dem es zudem dadurch, dass Marty nun ja wieder Plutonium für eine weitere Zeitreise zur Verfügung stehen würde, etwas an Spannung verliert. Trotzdem ist die Auflösung der Szene, mit Doc’s wieder zusammengeklebtem Brief, sehr gut gelungen. Das Ende an sich überrascht dann mit einer Aussage, die mit dem Rest des Films in Widerspruch zu stehen scheint. Wurden wir nicht die ganze Zeit davor gewarnt, dass es gefährlich sei, die Vergangenheit zu ändern? Genau das hat Marty getan – und nun wird er quasi auch noch dafür belohnt, in dem sich sowohl für ihn als auch für seine Familie alles zum Besseren gewendet hat? Etwas seltsam mutet dies ja schon an, andererseits gönnt man ihm dieses Happy End durchaus. Doc Brown’s Rückkehr, und wie er sich gemeinsam mit Marty und seiner Freundin Jennifer in nun fliegenden DeLorean "Zurück in die Zukunft" begibt, ist dann ein herrlicher "over the top"-Abschluss, der mich jedes Mal aufs Neue zum Schmunzeln bringt…
Michael J. Fox war schon immer der Wunschkandidat für die Rolle des Marty McFly, musste jedoch ursprünglich aufgrund seiner Verpflichtungen für eine TV-Serie absagen. Stattdessen wurde Eric Stoltz besetzt, doch nach ein paar Wochen musste Zemeckis erkennen, dass der Humor mit ihm in der Hauptrolle einfach nicht so recht zünden wollte. Zwar gibt es bisher immer noch nur wenige Ausschnitte von Stoltz als Marty zu sehen (klick), doch wenn man diese mit Michael J. Fox’s Leistung vergleicht, wird deutlich, wie viel ein richtiges Casting zum Erfolg eines Films beitragen kann. Wo Eric etwas ernst und verkrampft wirkt, überzeugt Michael J. Fox durch sein wunderbares komödiantisches Timing und eine bewusst-übertriebene Mimik, die perfekt zum "over the top"-Charakter des Films passt. Dass er "Zurück in die Zukunft" gedreht hat, während er zugleich für "Family Ties" vor der Kamera stand, und dadurch jede Nacht nur in etwa 2-3 Stunden Schlaf bekam, macht seine energiegeladene, enthusiastische und spielfreudige Performance nur um so bemerkenswerter…
Ein weiterer Glücksgriff war Christopher Lloyd als schrullig-überdrehter "Doc" Brown. Wild gestikulierend und bei Aussprache und Mimik herrlich übertreibend, mimt er den verrückten Wissenschaftler absolut perfekt, und macht diesen trotz aller Schrulligkeit sowohl liebenswert als auch glaubwürdig. Tom Wilson bekommt hier im Vergleich zu den Fortsetzungen noch recht wenig zu tun – sein Biff ist hier noch mehr ein Ärgernis denn eine echte Bedrohung – doch auch seine Darstellung eines verabscheuungswürdigen Schultyrannen trägt viel zum Gelingen des Films bei. Crispin Glover hatte die wohl undankbarste Rolle des Films. Sein zwar gutherziger, aber übermäßig schüchterner, hilflos und verängstigter George McFly zehrt fast 60 Minuten lang an den Nerven des Zusehers – umso erfüllender dann aber sein Triumph gegen Biff. Die neben dem zentrale Duo mit Abstand wichtigste und beste – und zugleich wohl leider im Bezug auf den Film am meisten unterschätzte – Performance kommt aber von Lea Thompson. Sie verleiht Lorraine dieses gewisse Etwas, dass dafür gesorgt hat das damals als der Film herauskam alle in meinem Freundeskreis in sie verknallt waren (mich eingeschlossen). Einerseits verkörpert sie das süße, liebe und herzliche Mädel von nebenan, zugleich verleiht sie ihrer Rolle aber auch einen Hauch von Verruchtheit. Dies wird insbesondere in ihren Szenen mit Marty deutlich, wo sie absolut perfekt zwischen einem schüchternen und einem verführerisch-verlangenden Blick wechselt. Viele Schauspielerinnen der Gegenwart, die bis auf ihr hübsches Aussehen nicht viel zu bieten haben, könnten sich von ihrer vor verführerischer Ausstrahlung nur so sprudelnder Performance jedenfalls einiges abschauen!
Robert Zemeckis’ Inszenierung ist gewitzt, energievoll und überzeugt vor allem mit einem zwar hohen, aber nie zu schnellen Tempo. Er weiß, dass der Film mit den Figuren steht und fällt, und gibt ihnen daher ausreichend Zeit, damit sie uns ans Herz wachsen können. Einzig den plötzlichen, recht großen Sprung zum Tanzabend finde ich etwas störend; nachdem wir Marty’s ersten beiden Tage in den 50er Jahren recht ausführlich miterlebt haben, bleibt uns danach alles was bis zum großen Showdown passiert ist, verborgen. Eine kurze Montage hätte hier Abhilfe schaffen und die verstrichene Zeit besser vermitteln können. Wenn wir schon dabei sind: Die Popsongs am Anfang und Ende des Films überzeugen mich ebenfalls nicht unbedingt. Trotz des Settings in den 80er bzw. 50er Jahren erzählt "Zurück in die Zukunft" eine universelle, zeitlose Geschichte – die durch die "80er!"-schreienden Popsongs unnötig in dieser Filmepoche verankert wird.
Die Effekte haben sich im Großen und Ganzen gut gehalten und können auch heute noch gefallen; einzig die Einstellung mit den brennenden Reifenspuren zwischen den Beinen von Doc Brown und Marty McFly offenbart ihre Trick-Herkunft dann doch überdeutlich. Dies stört aber auch insofern nicht weiter, da "Zurück in die Zukunft" nie eine Effektorgie war, sondern diese immer nur zum Wohle der Handlung eingesetzt hat – und diese weiß eben auch heute noch genauso zu gefallen wie vor 25 Jahren. Dies gilt übrigens auch für die Filmmusik. Alan Silvestri’s Soundtrack zu "Zurück in die Zukunft" gehört zweifellos zu den bekanntesten musikalischen Themen der Filmgeschichte. Da Robert Zemeckis kein überragend großes Budget zur Verfügung stand und er seiner im Grunde sehr charakterorientieren Geschichte dennoch eine gewisse Epik verleihen wollte, lag es an Silvestri, dem Film eben diese durch einen großen, vielschichtigen und bombastischen Score zu verleihen. Um dies zu erreichen, verwendete man das bis dato größte Orchester, das jemals für Filmmusik-Aufnahmen herangezogen wurde. Und auch wenn das wohlbekannte Hauptthema sowie die mehr als 10-minütige Sequenz rund um den Uhrturm sicherlich das Herzstück seiner Komposition bilden, so kann seine Musik auch in den ruhigeren Momenten absolut überzeugen. Damit ist es Silvestri gelungen, "Zurück in die Zukunft" nicht nur um die von Zemeckis gewünschte Epik zu bereichern, sondern auch einiges an Herz beizusteuern – und insgesamt durch seinen Beitrag einen ohnehin schon sehr gelungenen Film noch einmal eine Spur besser und unvergesslicher zu machen…
Fazit:
"Zurück in die Zukunft" ist auch 25 Jahre später immer noch ungemein unterhaltsam. Neben der originellen Handlung, deren Grundidee allein schon zu faszinieren vermag, verdankt er dies vor allem den tollen schauspielerischen Leistungen aller Beteiligten. Michael J. Fox und Christopher Lloyd haben hier die Rollen ihres Lebens gefunden, doch auch die anderen Schauspieler, die ihre Figuren teilweise auch in unterschiedlichen Lebensstadien überzeugend darstellen müssen, können überzeugen, wobei vor allem Lea Thompson mit einer be- und verzaubernden Darstellung begeistert. Die sehr charakterorientierte Geschichte wird mit hohem Tempo erzählt, nimmt sich aber dennoch ausreichend Zeit, damit uns die Figuren ans Herz wachsen. Alan Silvestri’s einprägsamer, epischer Score ist ein weiteres Zahnrad im Uhrwerk, das viel zum Gelingen des Films beiträgt. Dank des herrlichen, vielschichtigen Humors und den immer wieder eingestreuten spannenden Szenen bleibt "Zurück in die Zukunft" vom mit einer Hommage an "Die Zeitmaschine" aufwartenden Einstieg bis zum grandiosen Herzschlagfinale stets unterhaltsam. "Zurück in die Zukunft" ist und bleibt ein großer Spaß für die ganze Familie, der zu Recht zu den ganz großen Klassikern des 80er Jahre-Kinos zählt!