Mit: John Travolta, Barry Pepper, Forest Whitaker, Kim Coates, Sabine Karsenti u.a.
Kurzinhalt:
Wir schreiben das Jahr 3000 nach Christus: Vor ungefähr 1000 Jahren sind die Psychlos auf unseren Planeten gekommen, und haben binnen weniger Minuten den Großteil der Menschheit ausgelöscht. Der Rest hat sich in Höhlen verkrochen und lebt seither wie in der Steinzeit, während die Psychlos die Ressourcen unseres Planeten plündern – insbesondere auf Gold haben sie es abgesehen. Leider ist unser Planet offenbar derart voller Ressourcen, dass sie trotz ihrer fortschrittlichen Technologie ganze 1000 Jahre mit dem Abbau beschäftigt sind – und wer weiß, wie lange noch. Also beschließt eine Gruppe von Menschen rund um Jonnie Goodboy Tyler, sich gegen die tyrannischen außerirdischen Herrscher trotz deren überlegener Technologie aufzulehnen. Den Schlüssel zur Rebellion gibt ihnen der Anführer der Psychlos auf der Erde quasi selbst in die Hand, als er Goodboy ins Wissen der Psychlos einweiht, ihn ihre Sprache lernen lässt, und ihm sogar beibringt einige der fortschrittlichen Geräte wie Flugmaschinen zu steuern. Kurz darauf ist es dann soweit, und die "Tiermenschen" erheben sich…
Spoilerwarnung!
Im nachfolgenden Review befinden sich Spoiler zum Film; u.a. wird das Ende verraten. Bei einem Film wie "Battlefield Earth" halte ich ja die Bezeichnung "Spoiler" für unangebracht, da es nichts zu verderben gibt, aber allen, die sich dieses Machwerk tatsächlich freiwillig und möglichst unvorbereitet ansehen wollen sei empfohlen, das Review zu überspringen und erst beim Fazit weiterzulesen.
Review:
Filme wie "Battlefield Earth" erinnern einen daran, dass es durchaus auch ein Dienst an der Allgemeinheit – und nicht nur ein reines Hobby – ist, Filme zu reviewen. Ja, ich rette keine Kinder aus in Flammen stehenden Häusern, und heile keine schwer kranken Menschen, aber trotzdem… manchmal muss man auch in meiner Position ganz bewusst dort hingehen, wo es weh tut. Z.B. 1000 Jahre in die Zukunft (bzw. 10 Jahre in die Vergangenheit), zu einem Film, von dem man immer wieder gehört hat, wie schlecht er doch sein soll – doch als Filmreviewer (ich vermeide ganz bewusst die Bezeichnung "Kritiker") darf man sich nicht auf die Worte anderer verlassen, sondern muss eben manchmal selber in den sauren Apfel beißen, um auf Nummer sicher zu gehen, dass er auch wirklich sauer ist. Nun, "Battlefield Earth" ist in der Tat ein saurer Apfel – so sauer wie eine Zitrone.
So viele negativen Berichte ihr über diesen Film auch gehört haben mögt, nichts kann euch ausreichend auf dieses Erlebnis vorbereiten. Ist er der schlechteste Film, den ich je gesehen habe? Sicher nicht. Da gibt es noch einige schlimmere Kandidaten (allen voran "Clever & Smart" – bis heute der einzige Film, den ich nicht bis zum Ende ertragen konnte). Aber "Battlefield Earth" ist definitiv ein Haufen filmischen Sondermülls, der sich locker mit so Kalibern wie "Hart am Limit" oder auch den zahlreichen Bollwerken messen kann. Leider ist er jedoch auch keiner jener Filme, die so schlecht sind, dass sie schon wieder gut sind. "Battlefield Earth" ist einfach nur schlecht – und das in allen Belangen. Die Regie ist absolut billig und konfus, ohne jegliche Raffinesse und erkennbaren Stil. Selbst einige SF-Filme der 50er waren beeindruckender in Szene gesetzt – und hatten zudem deutlich mehr Charme. Und wenn Regisseur Roger Christian dann doch mal versucht, den Scorsese raushängen zu lassen und mit einer etwas ausgefeilteren Einstellung zu glänzen, wirkt es einfach nur klischeehaft und absolut peinlich (wie bei der Flucht Goodboy‘s vor den Psychlos gleich zu Beginn des Films im Kaufhaus).
Was auf die Dauer auch ziemlich nervt ist die Neigung von Regisseur und Kameramann zur, nun, Neigung der Kamera. Ihr werdet in "Battlefield Earth" irrsinnig viele Szenen sehen, in denen die Kamera etwas nach rechts oder links geneigt ist, und kaum mal die Figuren "gerade" einfängt. Dadurch soll der Film wohl dynamischer wirken – stattdessen ertappt man sich dabei, wie man ständig den Fernseher links- oder rechts anheben will, um endlich mal ein gerades Bild zu haben. Dieses Stilmittel hin und wieder einzusetzen, mag ja ok sein, aber wenn man fast einen gesamten Film so dreht, beginnt es mit der Zeit wirklich zu nerven, und wirkt vor allem sehr amateurhaft. Ebenfalls arg misslungen sind das Design, die Dreadlock-Frisuren und die Kostüme. Die Idee mit diesen Metall-Rotzattrappen wird lediglich von den Riesen-Kronjuwelenschützern übertroffen, welche die (ge)mächtigen Psychlos zwischen den Beinen tragen. Und ich war doch tatsächlich so naiv anzunehmen, das mit dem Nippel-Anzug aus "Batman & Robin" schon der Bodensatz des schlechten Kostümgeschmacks erreicht sei…
Es gibt derart viele unfreiwillig komische Szenen, dass ich gar nicht damit anfangen will, diese aufzuzählen – sonst bin ich morgen noch nicht fertig. Vor allem ist der Film extrem unausgewogen, was den Ton betrifft. Manche der Szenen sind dermaßen absurd, dass man schon fast das Gefühl hat, Roger Christian hätte diesen Film selbst nicht 100%ig ernst gemeint, sondern sich vielmehr über die Geschichte lustig gemacht. Doch kurz darauf kommt schon wieder die nächste extrem pathetische und völlig ernste, hochdramatische Szene, und diese Hoffnung löst sich in Luft auf. Was dem geneigten Filmfan ebenfalls auffallen (und sauer aufstoßen) dürfte, sind einige recht offensichtlich von deutlich besseren Filmen geklaute Szenen (wie z.B. als Goodboy durch die Scheiben im Kaufhaus stürzt – "Blade Runner" lässt grüßen). Das Beste am Film sind noch die Effekte, und selbst die können nur gelegentlich überzeugen (wie z.B. bei den Energiewirbeln, die die Waffen der Psychlos abfeuern).
Die schauspielerischen Leistungen sind absolut grauenhaft. Barry Pepper’s Johnnie Goodboy Tyler ist die wohl uncharismatischste Filmfigur seit Prinz Valium aus "Spaceballs". John Travolta ist das genaue Gegenteil: Als Terl stellt er derart grässliches Overacting zur Schau, dass er zu einer reinen Karikatur verkommt. Wenn nicht gerade ein Roman seines Helden L. Ron Hubbard verfilmt worden wäre, könnte man ja glauben er hätte nur wegen des Geldes mitgemacht und wäre nicht so recht bei der Sache gewesen (damit würde sich wohl Forest Whitaker versuchen herauszureden), aber so muss man doch davon ausgehen, dass er dem Film alles gegeben hat was er zu bieten hatte – und das war scheinbar nicht viel – oder auch zu viel, je nachdem, wie man’s sieht. Sicherlich, kein ernsthafter Filmfan wird ihn je in die Liste großer Schauspieler aufnehmen, aber wenn er will – und es die Rolle erlaubt – kann er mit seiner Coolness einen Film doch ordentlich aufwerten. Hier gibt er leider die Witzfigur, und personifiziert damit die Lachnummer, die dieser Film darstellt.
Apropos Lachnummer: Jene Szenen in denen entweder Terl oder ein anderer Psychlos ein Bösewicht-Lachen zur Schau stellt, dass selbst Dr. Evil die Schamesröte in sein bleiches, kahlgeschorenes Köpfchen treiben würde, gehören zu den Schlechtesten die ich in meinem ganzen Leben gesehen habe. Absolut grauenhaft. Ich würde mich ja fast versucht fühlen, zu einem Trinkspiel aufzurufen, und immer dann einen zu heben wenn eine der Figuren einen derartigen Lacher vom Stapel lässt – muss aber aus schweren gesundheitlichen Bedenken ernstlich davon abraten; die Gefahr ist einfach zu groß dass ihr noch vor dem Abspann mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werdet. Und wenn ihr glaubt, diese Szenen wären schon das Schrecklichste, mit dem "Battlefield Earth" aufwarten kann, dann wartet erst mal den Auftritt von Kelly Preston’s Zunge ab!
Das mit Abstand Hirnrissigste an "Battlefield Earth" ist aber das Drehbuch, bzw. wohl die Romanvorlage vom Scientology-Gründer Hubbard, auf dem dieser Mist basiert. Eine Gruppe von Höhlenmenschen erlernt binnen weniger Tage die Steuerung von außerirdischen Fluggeräten und selbst nach 1000 Jahren noch lupenrein funktionierenden Düsenjets, und macht dazu auch noch eine Atombombe scharf – ja, ne, is klar. Darf ich bitte auch was von dem Zeug haben, das du da zu dir nimmst? Muss ja wirklich ‘n Hammerstoff sein. Das Schönste daran ist ja, dass die Menschen zwar einerseits so superschlau sind, Düsenjets und ähnliches bedienen und einen ausgefeilten Plan ausklügeln können – aber auf die Idee, diese ganzen Jets gleich dazu zu verwenden um die Glaskuppel in Schutt und Asche zu legen kommt gerade mal ein einziger Pilot, und auch das erst, als der ursprüngliche Plan, diese durch eine Explosion am Boden bzw. in einem Dom zu zerstören (?!?!) scheitert. Wäre das nicht von vornherein die logischste Vorgehensweise gewesen?
Doch unglaublich aber wahr: die Psychlos agieren sogar noch dämlicher. Nicht nur, dass am Ende einer von ihnen freudig an der Seite der Tiermenschen agiert – nachdem diese gerade seinen Heimatplaneten ausgelöscht haben – aber… soll ich jetzt wirklich ernsthaft glauben, dass es diese hochentwickelte Rasse es in 1000 Jahren nicht nur nicht schafft, die Rohstoffe unseres Planeten zu plündern, sondern noch dazu auf der Suche nach Goldreserven ein Lager wie Fort Knox übersieht?!?! Hallo?? Geht's noch? Das war mit Abstand eines der dümmsten Dinge, die ich in meinem bisherigen Leben gesehen habe – eine Aussage, die man durchaus auch auf den gesamten Film beziehen darf. Und als Kenner diverser Boll-Werke sage ich das wahrlich nicht leichtfertig!
Trotz aller Kritikpunkte, meiner alles andere als wohlwollenden Meinung zum Film sowie der katastrophalen Wertung würde ich euch dennoch empfehlen, ihn euch einmal bei Gelegenheit anzusehen (aber bitte gratis, denn er ist definitiv nichtmal einen Cent wert). So oft hört man "Film xy ist der schlechteste, den ich je gesehen habe!" und denkt sich: Ich freu mich für dich. Ich freue mich, da du tatsächlich noch keinen schlechteren Film als dieses mittelmäßig bis schwache Machwerk gesehen hast. „Battlefield Earth“ hilft dabei, die eigene Perspektive zurechtzurücken. Selbst schwache, langweilige und absolut durchschnittliche Filme wirken im direkten Vergleich auf einmal wie "Der Pate". Wie heißt es doch so schön: Erst wenn man einen wirklich schlechten Film gesehen hat, lernt man die Meisterwerke der Filmgeschichte so richtig zu schätzen…
Fazit:
Da haben wohl Autor, Drehbuchautor und Regisseur auf ihrer Suche nach Erleuchtung etwas übertrieben und irrtümlich ihr Hirn frittiert. Was wohl für die meisten an diesem Film Beteiligten gilt, denn anders lässt sich dieser radioaktive Weltraumschrott eigentlich nicht erklären. Neben dem extrem schwachen Drehbuch voller Logikfehler in der Größe des schwarzen Lochs in der Mitte unserer Milchstraße, der dilettantischen Kameraarbeit (kann denen bitte mal jemand eine Wasserwage leihen?), der stilfreien Inszenierung von Roger Christian sowie den katastrophalen schauspielerischen Leistungen – allen voran von John Travolta – sind es vor allem die unzähligen unfreiwillig komischen bis hin zu in ihrer Dummheit richtiggehend schmerzenden Szenen, die „Battlefield Earth“ zu dem Desaster machen, das er ist. Erklärtes Ziel von Scientology ist es ja (lt. Wikipedia), „das Leben des Einzelnen zu verbessern, insbesondere sein eigenes körperliches und geistiges Wohlbefinden zu steigern“. Mit "Battlefield Earth" haben Hubbard’s Jünger genau das Gegenteil erreicht…