Mit: Margaret Sheridan, Kenneth Tobey, Robert Cornthwaite, Douglas Spencer, James Young, Dewey Martin, Robert Nichols, William Self, Eduard Franz, Sally Creighton, James Arness u.a.
Kurzinhalt:
Nahe einer Forschungsstation am Nordpol stürzt ein unbekanntes Flugobjekt ab. Gemeinsam mit einer Gruppe von Wissenschaftlern und seiner Kompanie bricht Captain Patrick Hendry am darauffolgenden Morgen zur Absturzstelle auf, und findet eine im Eis gefangene fliegende Untertasse. Durch ein Missgeschick beim Versuch, das Eis aufzutauen und das Raumschiff zu bergen, wird dieses zerstört, doch kurz darauf findet man in der Nähe der Absturzstelle ein fremdes Wesen, das ebenfalls im Eis gefangen wurde. Das "Ding" wird aus dem Eis geschnitten und – in einem Eisblock sicher verwahrt – in die Basis gebracht. Doch in der Nacht passiert einem der Wachposten ein Missgeschick, das Eis taut auf und der Außerirdische kann entkommen. Von der Außenwelt durch einen Sturm abgeschnitten, müssen sich die in der Basis gefangenen Soldaten und Wissenschaftler der Bedrohung stellen…
Review:
"Das Ding aus einer anderen Welt" ist eindeutig ein Kind seiner Zeit. In den 50ern, mit dem sich langsam anbahnenden kalten Krieg, mit dem Schrecken des 2. Weltkriegs noch im Nacken und in Furcht vor dem großen Feindbild Kommunismus, waren Angst und Paranoia in den USA auf einem neuen Höhepunkt. Was nicht nur von McCarthy sowohl für seine Zwecke benutzt als auch geschürt wurde, sondern auch von Hollywood. Da es zudem die Zeit war, als der Mensch begann langsam seine Fühler Richtung Weltraum auszustrecken, und mit neuen Augen in den Himmel zu blicken und sich zu fragen, was wohl in den Weiten des Alls auf uns lauern mag, hatten Filme über eine außerirdische Invasion/Bedrohung Hochkultur. Nur wenige Genrevertreter – wie "Der Tag, an dem die Erde still stand" – stellten sich der Furcht entgegen und wagten, eine gänzlich andere Message zu vermitteln. "Das Ding aus einer anderen Welt" folgt hingegen dem damals gängigen Trend, und ist ein durchaus solider Vertreter – wenn er es auch keinesfalls mit dem Klassenprimus "Kampf der Welten" aufnehmen kann…
Einer der größten Stärken des Films sind die grandiosen Dialoge, die vor kameradschaftlichem Witz (zwischen dem Captain und seiner langjährigen, treuen Gefolgschaft) und romantischer Neckerei nur so übersprudeln. Wie man sich gegenseitig auf die Schippe nimmt, macht nicht nur die große Freundschaft unter den Soldaten deutlich, sondern sie bringt uns auch die Figuren näher und macht sie uns auf Anhieb sympathisch. Captain Hendry ist ein charismatischer Anführer, der von Kenneth Tobey hier grandios dargestellt wird. Zudem stimmt die Chemie zwischen ihm und Margaret Sheridan, die hier eine angenehm selbstbewusste und clevere junge Frau spielen darf, statt einfach nur einem hübschen, aber hohlen "love interest" oder gar die übliche "damsel in distress" abgeben zu müssen. Ihre verspielt-romantischen Szenen und Dialoge mit Tobey gehören definitiv zu den besten Szenen des Films, und jeder der intelligente Frauen mag, die nicht auf den Kopf gefallen sind (und noch dazu bezaubernd aussehen) wird verstehen können, warum Captain Hendry ihrem Charme schon bald erliegt.
Auch die anderen Schauspieler verkörpern ihre Rollen sehr überzeugend, wobei aus dem Ensemble vor allem noch Robert Cornthwaite als Archetyp des verrückten Wissenschaftlers positiv hervorsticht. Auch wenn ich damit, wie seine Rolle angelegt ist einige Probleme haben mag (dazu gleich mehr), seine Darstellung weiß zu gefallen. Auch das Konzept des "Dings" fand ich gelungen. Die Idee mit dem Blut erinnert zwar etwas an Dracula, und Make-Up und Darstellung wirken wie eine verzerrte Version von Frankenstein’s Monster, aber die Idee, dass es sich dabei um eine Art intelligente Pflanze handelt, fand ich durchaus originell. Zwar wirken die Effekte mittlerweile natürlich ziemlich veraltet, und wenn man das "Ding" dann mal deutlich sieht, vermag es kaum in Angst und Schrecken zu versetzen, jedoch ist dies erst in den letzten Minuten so richtig der Fall – davor hält man sich an die uralte Faustregel des Horrorfilms, die Bedrohung möglichst spärlich einzusetzen und sie eher zu verbergen, und damit die Vorstellungskraft des Zuschauers anzuregen.
Möglicherweise meine Lieblingsszene des Films ist jener Moment, als die Expedition das Raumschiff im Eis entdeckt und man sich entlang dessen Silhouette aufstellt – und erkennt, dass es sich um eine fliegende Untertasse handelt. Ich weiß nicht warum, aber irgendwas daran gefällt mir einfach unheimlich gut; es ist irgendwie eine sehr clever eingefädelte Auflösung. Eine weitere unvergessliche Szene ist jene, als man das Ding mit Kerosin und Feuer zu bekämpfen versucht; oder auch jener Moment, als Captain Hendry die Tür öffnet und unverhofft das Monster direkt dahinter steht. Ja, es mag ein recht billiger Schockmoment gewesen sein, aber er war wirklich gut umgesetzt. Für das SF-Horrorgenre als wegweisend sollten sich auch zwei weitere Aspekte von "Das Ding" erweisen: Die Idee, eine recht kleine Gruppe von Menschen in beengtem Raum, von der Außenwelt abgeschnitten und mit beschränkten Mitteln gegen einen scheinbar übermächtigen Feind antreten zu lassen, sowie die Idee, sein Erscheinen mittels eines technischen Geräts (hier ein Geigerzähler) quasi anzukündigen, was die Spannung in einigen Szenen in die Höhe schraubt. Beides sollte dem geneigten Genrefan u.a. aus Ridley Scott’s Meisterwerk "Alien" wohlbekannt sein…
Was Kritikpunkte betrifft, muss man bei einem so alten Film natürlich immer vorsichtig sein, ihn nicht unfair zu behandeln; gibt es doch einige negative Aspekte, die sich schlicht und ergreifend aus dem Alter des Films ergeben. Sich z.B. über die eher spärlichen und nur bedingt überzeugenden Effekten zu beschweren ist in etwa so sinnvoll als wenn man sich darüber aufregt, dass der Film in Schwarz Weiß gedreht ist. Gleiches gilt für die wenig atmosphärische Inszenierung oder die Tatsache, dass es schon allein aufgrund des eher locker-amüsanten Tons kaum gelingt, die Bedrohung durch das Ding spürbar zu machen. (wobei z.B. auch Szenen wie jene, als man das Monster mit einer Karotte vergleicht, natürlich nicht gerade helfen). Und auch was die von Angst vor dem Unbekannten geprägte Message des Films betrifft, muss man beim Urteil etwas Milde walten lassen – wie oben schon erwähnt, wird nun mal jeder Film von den Zeiten, in denen er produziert wird, mehr oder weniger geprägt.
Nichtsdestotrotz gibt es natürlich für alles Grenzen. Die letzte Radioübertragung des Journalisten überschreitet diese z.B., da sie selbst wenn man alle Hühneraugen zudrückt unverzeihlich pathetisch ausgefallen ist, und die Warnung „Watch the skies!“ an typische „Be afraid, be very afraid“-Panikmache erinnert. Viel schlimmer finde ich aber sogar noch, wie man die – durchaus vernünftigen und angenehm gemäßigt-besonnen-pazifistischen – Ansichten des Wissenschaftlers durch sein zunehmend naiv bis verräterisches Verhalten völlig diskreditiert. Absoluter Tiefpunkt ist jener Moment, als Carrington die Pläne der Soldaten, das "Ding" auszuschalten, sabotiert, und danach voller Ehrfurcht auf das Monster zuläuft, nur um von diesem eine verpasst zu bekommen. Damit soll wohl auch dem letzten Zuschauer, der vielleicht mit seinen Ansichten sympathisiert haben mag, klar werden, wie falsch er doch lag, und dass die gute „Erst schießen, dann fragen“-Politik natürlich von Anfang an die richtige war. Militär hui, Wissenschaft(ler) pfui. Eben diese Aussage ist es dann auch, die mir wirklich sauer aufgestoßen und ist und verhindert hat, dass ich diesen Klassiker des Genres so richtig ins Fan-Herz schließen konnte…
Fazit:
Schade, dass mir die mit dem Holzhammer servierte Message, die zudem überhaupt nicht mit meinem persönlichen Weltbild zusammenpasst, den Film zum Ende hin noch ziemlich verdorben hat. Denn davon sowie einigen im Anbetracht des Alters vernachlässigbaren bis akzeptablen Schwächen mal abgesehen, fand ich "Das Ding von einer anderen Welt" eigentlich sehr gelungen und durchaus charmant. Das Konzept hinter dem "Ding" ist recht originell, die Figuren sehr gut ausgearbeitet, und die Dialoge sprühen nur so vor Witz und Charme. Zudem gibt es einige wirklich gelungene, denkwürdige Szenen. "Das Ding" schafft es stellenweise zu faszinieren, und ist vor allem sehr unterhaltsam. Doch wie hier das Militär verherrlicht und die Wissenschaft(ler) verteufelt wird, fand ich schon sehr bedenklich. Die unheimlich pathetische Rede am Ende sorgt dann endgültig dafür, dass der Film einen etwas fahlen Nachgeschmack hinterlässt…