Mit: Raymond Massey, Edward Chapman, Ralph Richardson, Margaretta Scott, Cedric Hardwicke, Maurice Braddell, Sophie Stewart u.a.
Kurzinhalt:
Schauplatz der Handlung ist die (fiktive) Stadt Everytown. Hier leben die Familien Cabal, Passworthy sowie der junge Mediziner Harding. An Weihnachten 1940 bricht der 2. Weltkrieg aus, die Stadt wird schwer bombardiert. In den 1960er Jahren geht der Krieg schließlich zu Ende, die Bevölkerung ist nahezu vollständig ausgerottet, die wenigen Überlebenden werden von einer Seuche dahingerafft. Die Gesunden schützen sich, indem sie die Infizierten erschießen. 1970 ist die Everytown vollständig zerstört, es gibt keine Technologien mehr, und die Bevölkerung wird von dem Diktator "Chief Boss" beherrscht. Eines Tages kehrt Cabal, der mittlerweile einer Friedensarmee angehört, in einem futuristischen Flugzeug in die Stadt zurück. Er verspricht den technischen Fortschritt und das Ende allen Elends. Der Frieden wird mit dem sog. "Friedensgas", wodurch sämtliche Aggressionen ausgelöscht werden, gesichert. 2036 schließlich hat sich aus Everytown eine Hochkultur entwickelt. Die Menschen leben in unteriridischen Großstädten. Doch während der erste Weltraumflug vorbereitet wird, kommt es zu einer Revolte gegen den technischen Fortschritt.
Review:
1933 veröffentlichte H.G. Wells seinen Roman "The Shape of Things to Come", den er als 100-jähriges Chronik der Stadt Everytown anlegte. Das Drehbuch für die Verfilmung verfasste er selber und hatte so maßgeblichen Einfluss auf die "Verwirklichung" seiner Utopie. Wells verstand den Film als Antwort auf Fritz Langs "Metropolis" (1926), den er hasste und geht ergo in seinem Äquivalent dementsprechend weitaus differenzierter und weniger pessimistisch als Lang vor. Denn hier wird die Menschheit nicht von der Technologie unterjocht, sondern sogar befreit; der daraus resultierende Frieden führt zu Wohlstand für jedermann, gleich welcher Gesellschaftsschicht zugehörig. So plädiert "Things to Come" nicht nur für eine pazifistische Gesinnung, sondern auch für den Glauben an den Fortschritt, der den Menschen sich fortentwickeln lässt.
Weiterhin diskutiert Wells auf kontroverse Weise, welche technologische Errungenschaften der Menschheit noch nützlich sind. Die Gesellschaft in diesem Jahr 2036 wird von Wissenschaftlern, der intellektuellen Elite, geführt. Der Fortschritt ist unaufhaltsam, alles was machbar ist, wird realisiert. Zwar verdankt die Bevölkerung dem ihren unendlichen Wohlstand, jedoch stellt diese soziale Struktur letztendlich eine weitere Diktatur dar, in welcher die Wissenschaft Grenzen überschreitet, die dem Menschen keinen Nutzen bringen und die desweiteren kaum noch zu kontrollieren sind. In Erinnerung bleibt die Brandrede des Künstlers, der zum Aufstand gegen den Fortschritt, explizit den ersten bemannten Weltraumflug, aufruft - mit geradezu massenhypnotischer Wirkung. Eine Revolte folgt, der Mob stürmt die Raketenbasis und versucht (vergeblich), den Start aufzuhalten. Es geht dabei allerdings nicht nur um die Auflehnung gegen den Fortschritt, sondern auch gegen das Diktat durch die Wissenschaft. Der Film trifft schlussendlich die Aussage, dass dieses Diktat notwendig ist, um die Evolution nicht aufzuhalten. Und diese Verantwortung übernimmt nicht der Mensch für sich selbst, sondern die elitäre Führung.
"Things to Come" ist nicht nur auf Grund seiner Vorhersagen und futuristischen Details bemerkenswert. Es ist interessant, wie Wells sich 1936 unsere Gegenwart vorstellte, und es ist erstaunlich, welche Annahmen tatsächlich eingetreten sind oder auch, welche eben nicht eingetreten sind. Auch handwerklich ist der Film brilliant. Die Bildkulisse des zukünftigen Everytown ist faszinierend ausgearbeitet, die Modellarbeiten sind erstklassig. Auch die kraftvolle Musik, die basierend auf dem Drehbuch komponiert wurde, verdient eine lobende Erwähnung. "Things to Come" gilt in dieser Hinsicht völlig berechtigt als Meilenstein des SF-Films. Heute wirkt er dramaturgisch aber stark überholt und langatmig, auch die Botschaft des Films erscheint aktuell eher fragwürdig. Weiterhin agieren die Darsteller oftmals überzogen theatralisch, die ihnen auferlegten Dialoge wirken angesichts der gewichtigen Ansprüche des Films trivial.
Seit kurzem liegt der Film auf DVD erstmals in deutscher Sprache und in Farbe vor und ist damit einer neuen Generation von Film-Fans zugänglich. Ich muss jedoch gestehen, den Fehler begangen zu haben, den Film in der Farbversion und in deutscher Sprachfassung anzusehen. In Farbe büßt er einiges an Wirkung ein und wirkt zudem weitaus antiquierter, als er eigentlich ist. Die Bildqualität ist soweit in Ordnung, der Ton eher mäßig, denn die Unterschiede zwischen Original- und Neuaufnahmen sind allzu auffällig. Die deutsche äußerst teilnahmslose Synchronisation kann man eigentlich nur vergessen, weshalb ich jedem ans Herz legen möchte, sich den Film in S/W und im Originalton anzusehen. Dem Film an sich gebe ich (inkl. eines wohlverdienten Klassiker-Bonus) 7 von 10 Punkten.