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16.07.2015 23:12
Ich weiß, dass es sich diesmal besonders lang gezogen hat; aber wie schon gesagt liegt das halt auch daran, dass dein Kommentar entsprechend lang war. Auf kurze Kommentare mit 2-3 relevanten Punkten lässt sich halt doch leichter/schneller antworten. Und in den letzten Wochen war eben sowohl das Review-Aufkommen als auch der "Freizeitstress" bei mir besonders hoch.
Aber, gute Nachrichten: Wenn du seit dem Verfassen des letzten Kommentars noch 27h überlebt hast, ist es jetzt endlich soweit .
Zuerst einmal: Ich hab den Film seit dem Kino nicht mehr gesehen, finde es aber nach wie vor Spannung, wie meine – zumindest damalige Meinung – mit anderen Kritiken (insbesondere aus Übersee) auseinanderklafft. Das erinnert mich an "Terminator: Genisys", wobei ich TAS2 ja noch völlig unbelastet gesehen hatte, weil der erst 1-2 Wochen später in den USA rauskam, während TG die negativen Kritiken vorausgingen. Da wie dort ist mir – trotz klarer Schwächen, die ich auch in meinem Review erwähnt habe – nicht klar, was an den Filmen soooo viel schlechter sein soll als den ganzen anderen Blockbustern. Wobei ich zugebe, dass mir rückwirkend betrachtet zumindest ein Kritikpunkt bewusst wurde, den ich in meinem Review noch nicht erwähnt habe (weshalb ich ihn wohl nachträglich doch auf 7/10 abwerten würde): Angesichts der Tatsache, dass damals ohnehin noch weitere Filme geplant waren (dass aus denen nichts mehr wurde, wusste man damals ja noch nicht) hätte ich es vorgezogen, wenn Peter nicht am Ende schon wieder ins Spinnenkostüm geschlüpft wäre, sondern man damit auf den nächsten Film gewartet hätte. Ich weiß, dass zwischen Gwens Tod und der Szene am Ende mit Rhino ein paar Wochen lagen, dennoch ging mir diese Entwicklung zu schnell – und hätte sie viel Potential für einen dritten Film geboten, wo Peter Parker seine Angst hätte überwinden und wieder ins Spinnenkostüm zurückkehren müssen, da er der einzige war, der eine bestimmte Bedrohung aufhalten kann. Davon abgesehen stehe ich aber grundsätzlich zu meiner Meinung von damals – wenn ich auch nicht ausschließe, dass ich ihn nach der (noch ausständigen) Zweitsichtung vielleicht kritischer sehen mag.
Nun zu deinem Kommentar. Zuerst einmal: Den ersten (den ich mir vor TAS2 noch einmal angesehen hatte) finde ich nach wie vor sehr charmant – was zugegebenermaßen in erster Linie an der gelungenen Romanze zwischen Gwen und Peter liegt, die IMVHO die Liebesgeschichte zwischen Peter und MJ weit in den Schatten stellt. Ich mag einfach auch den "aufgedrehten" und gut gelaunten Spider-Man. Letztendlich war das Hauptproblem beider Filme wohl, dass man sich zu sehr darauf konzentrierte, auf Teufel komm raus ein Franchise aufzubauen, anstatt einfach tolle (Einzel-) Filme zu machen. Hier zeigt sich auch der von dir vorgebrachte Kritikpunkt des "Trends" hinterherhecheln, wobei Sony nicht die einzigen sind/waren, die versuch(t)en, auf den Marvel-Zug des "Shared Universe" aufzuspringen. Tonal sehe ich weniger TDK u.ä. als Einfluss (schon allein wegen des sprücheklopfenden Spideys) sondern denke eher, dass man sich damit von der hellen Optik der ersten Filme abgrenzen wollte. Und trotz der tragischen Hintergrundgeschichte (das mit dem Onkel gab's ja im ersten schon genau so ) finde ich nicht, dass der Film viel mit Nolans Batman-Filmen gemein hat. In der Romanze sowie den Spidey-Szenen geht es doch deutlich lockerer zu. Zudem sehe ich auch tonal keinen so großen Unterschied zwischen dem ersten und den zweiten wie du, der andeuten würde, dass man sich im ersten von der düsteren Batman-Trilogie und im zweiten vom fluffigen Avengers inspirieren ließ. Immerhin hat der zweite auch immer noch eine ordentliche Portion Düsternis und "teenage angst". Und die comichafte Action am Ende, mit dem Kampf zwischen Elektro und Spider-Man, hob sich in meinen Augen auch nochmal deutlich von Avengers & Co. ab. Das war für mich schon ein Alleinstellungsmerkmal von TAS2.
Jedenfalls: Einen derart starken tonalen Bruch von 1 auf 2 wie du habe ich nicht wahrgenommen. Wo ich dir aber definitiv recht gebe, ist damit, dass man sich beim zweiten zu sehr darauf konzentriert hat, ein "Shared Universe" aufzubauen, als einen eigenständigen, gelungenen Film zu machen. Darunter leidet der Film zweifellos. Wobei er da nicht der einzige ist; "Iron Man 2" hatte ein ganz ähnliches Problem. Auch Marvel bekommt das demnach nicht immer makellos hin . Was die Bösewichte betrifft: Also Putin habe ich bei Rhino eigentlich überhaupt nicht gesehen, und auch wie du bei Osborn auf Hitler kommst, ist mir nicht ganz klar. Ich finde auch nicht, dass jeder Film, der einen afroamerikanischen Bösewicht ausweist jetzt gleich rassistisch ist. Eine gewisse problematische Tendenz in diese Richtig ist aber nicht von der Hand zu weisen.
Interessant sind die von dir genannten Ähnlichkeiten zu Spider-Man 2 und 3. Teilweise waren mir diese auch aufgefallen (leerer Sitzplatz, Liebes-Hin-und-Her zwischen Gwen und Peter, "Spider-Man No more!"), teilweise waren sie mir bislang nicht bewusst (dein Gegner-Vergleich). Keine Anbiederung an Raimi sehe ich hingegen im "Spider-Man"-Klingelton. Das war einfach, so wie bei Raimi, eine Anspielung auf die Zeichentrickserie. Bloß weil Raimi das gemacht hat, heißt das doch nicht, dass das jetzt nie wieder jemand tun darf . Zumal man es recht unauffällig und als nettes kleines Gimmick eingebaut hat, statt Raimi etwas zu "on the nose" mit der singenden Lady in Teil 2.
Dass im zweiten alle Spidey zujubeln, ist doch eigentlich nur logisch, oder? Im ersten wusste man ja nicht, was das mit diesem Spinnentypen soll, dann rettete er die Stadt. Seither war er scheinbar ebenfalls weiterhin als Verbrechensbekämpfer aktiv. Natürlich wird er da jetzt im zweiten von allen gemocht – alles andere würde wenig Sinn machen . Das sah ich jedenfalls überhaupt nicht als Kritikpunkt. Gleiches gilt für den sprücheklopfenden Spidey – weil genau das hat mir bei Raimi so gefehlt. Spidey hat SPASS dabei, in seinem Kostüm durch New York zu fliegen. Das kam bei Raimi kaum rüber.
Was Stacy's Tod betrifft, der hat für mich 100%ig funktioniert so wie er war. Ich finde es auch hart, zu sagen, sie ist selbst schuld, bloß weil sie nicht nach England abgehauen ist, sondern sich entschlossen hat, Spidey zu helfen. Jedenfalls könnte man das gleiche Argument bei so ziemlich jedem Heldentod anbringen. Kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Ihren Tod im zweiten zu bringen passt zudem zum üblichen Trilogie-Modell des "düstereren" zweiten Teils (Empire Strikes Back, The Dark Knight). Den dritten mit so einem Runterzieher abzuschließen – ich weiß nicht. Wie gesagt finde ich lediglich, man hätte mit Spideys Rückkehr bis Teil 3 warten sollten. Ich finde aber, es machte Sinn, diese Wendung im zweiten zu bringen und Peter dann im dritten MJ kennenlernen zu lassen. Was nun die Umsetzung ihres Todes generell betrifft: Ich finde nicht, dass es einen nennenswerten Unterschied macht, ob Spider-Man ihr beim Rettungsversuch das Genick bricht, oder einfach zu spät dran ist und sie aufschlägt. In beiden Fällen schafft er es nicht, sie zu retten, Punkt.
Interessant – und positiv – finde ich aber, dass du ihn trotz deiner ausführlichen Kritik jetzt auch nicht verteufelst, und ihm immer noch ne 6/10 gibst . Wenn man bedenkt, dass ich die Todesszene deutlich besser umgesetzt fand als du, erklärt sich dadurch allein eigentlich schon die Wertungsdifferenz (wenn wir von meiner "aktuellen" 7/10-Wertung ausgehen). Soooo uneins sind wir uns demnach also gar nicht .
Insgesamt finde ich es jedenfalls, trotz der unbestreitbaren Kritikpunkte, schade, dass Sony quasi aufgegeben hat. Immerhin hätten sie das gleich ein paar Jahre früher entscheiden können . Und ich mochte Andrew Garfield in der Rolle sehr gern. Aber mal schauen, wie es mit Spider-Man weitergeht. In erster Linie hoffe ich dabei, dass man uns die dritte Origin-Story in rund 15 Jahren ersparen wird. Dass Spidey aber nun ins MCU stoßen kann, sehe ich grundsätzlich positiv.
So, ich hab jetzt für die Antwort auch knapp 1-1/2h gebraucht. Ich hoffe du verstehst nun, warum ich das nicht mal schnell zwischendurch erledigen konnte .